Ungefragte Ratschläge, wie geht ihr damit um?

Puuh, ich glaub ich muss mir das hier einfach von der Selle runterschreiben…

Wir sind gerade über Weihnachten bei meiner Mutter und ich musste in der Zeit schon einiges anhören. Das heute Abend hat aber alles übertroffen 🙈

Wir waren alle bei anderer Verwandtschaft eingeladen, zum Schluss gab‘s viel Kuchen und Co. Unsere Tochter (2.5) kriegt sehr selten was richtig süßes, wir backen zuhause viel aber eher dezent süß. Zu besonderen Anlässen und im Urlaub gibt’s Ausnahmen… aber das ist hier nicht der Punkt.

Am Abend zuhause bei meiner Mutter angekommen hatten wir sobald Zuckerspiegel wieder runter ging ein Wutausbruch vom Feinsten. Klar viele Eindrücke mussten verarbeiten werden, aber man merkt halt auch den Unterschied bei eigenem Kind. Ohne Kuchen wäre es schon etwas anders.

Meine Mutter meinte aber das hätte gar nichts damit zu tun, sie versteht eh nicht das Problem, damals hat man es voll locker gesehen mit Süßigkeiten (aha… ich hatte als Kind aus gesundheitlichen Gründen ein sehr strenges Diät, Zucker war unter Anderem komplett tabu).

Und jetzt der Highlight - sie meinte unsere Tochter kommt wohl schlecht mit neuen Eindrücken klar, damals wurde empfohlen wenn man gerade was Aufregendes geplant hat, den Kindern im Vorfeld was zu Beruhigung zu geben (Baldrian und Ähnliches). Wir sollen das mal probieren… Ich schätze es ging damals weniger um die Gefühle der Kinder, sondern eher um eine ruhige Party… aber das lassen wir so mal stehen.

Versteht mich nicht falsch - eigentlich haben wir ein tolles Verhältnis mit meiner Mum. Aber solche Tipps bringen mich schnell mal auf die Palme. Übertreibe ich oder ist das echt total daneben? 🙈

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Wie viel Zucker mehr hat sie denn bekommen? Ich bin da bei deiner Mama. Ich glaube nicht unbedingt, dass es am Zucker lag sondern an den vielen Eindrücken, andere Gerüche, Stress, lichter, lieder, etc. Und es ist ok, dass Kinder dann auch mal gestresst reagieren.

Was baldrian betrifft: kurz drüber lachen und mit einem nicht ernstgemeintes "sollte icv mir fprs nächste mal überlegen" antworten.

Früher hat man vieles anders gemacht. Und deine Tochter wird mit ihrem kind vieles anders machen , als du es jetzt machst. Und auch das ist ok, und du wirst auch von früher erzählen und ihr Ratschläge geben.

Am einfachsten ist es wenn man ihnen "recht gibt" aber doch so macht wie du es willst.

Bearbeitet von dasier

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Ich glaube ich hätte einfach gesagt, "nimm du doch das Baldrian, dann kannst du sie vielleicht besser ertragen danach" 🤪

Ich messe solchen Tipps wenig zu...
Meine Oma 85 fragt immerzu warum das Neugeborene bei uns im Schlafzimmer schläft, warum ich sofort hingehe wenn es weint, ich solle es doch lassen - trainiert die Lungen blabla.
Ich sag auch bei meiner Mutter 60 Jahre, einfach "schön, ich mache es aber nicht so!" oder "nicht bei meinem Kind " und fertig. Da gibt es auch gar keine großartigen Widerworte oder Diskussion. Ich gehe weder verbal noch emotional darauf ein. Und meine Mutter und ich wir sind wie Freundinnen. Gerade deshalb sollte man sich das gegenseitig ehrlich sagen können ohne dass jemand genervt oder beleidigt ist.

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Ich kann mir auch bei aller liebe nicht vorstellen, dass ein Kind Wutausbrüche von Zucker bekommt, kann sowas immer nicht ernst nehmen.

Dein Kind war einfach völlig drüber, ist doch ganz logisch bei den neuen Eindrücken, neue Personen, ungewohnte Umgebung, Geschenke etc.
Mein Kind ist immer drüber wenn wir etwas Neues oder Aufregendes machen, egal ob es Zucker gab oder nicht. Muss man halt lernen mit umzugehen. Und ergänzend - Wutausbrüche in dem Alter sind völlig normal und nichts was auch nur im Ansatz ungewöhnlich ist.

Zum Thema Beruhigungsmittel - nein. Vor allem nicht ohne ärztliche Absprache. Was man früher gemacht hat ist ja ganz toll, früher ist man auch ohne Kindersitz und anschnallen gefahren. Heute weiß man, war dumm.


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Ob es nun wirklich am Zucker lag oder nicht, spielt ja letztlich keine Rolle. Unser Kind isst an den Feiertagen oder generell bei Oma Schokolade ohne Ende und ist der entspannteste Typ der Welt. Finde es auch eigentlich gar nicht schlimm, sich mit seiner Mutter über Erziehungsfragen auszutauschen und dass das gelegentlich auch mal kontrovers läuft, ist klar. Wir sprechen und diskutieren viel über Kindererziehung früher und heute, es interessiert mich auch, wie sie Dinge beurteilt und manchmal holt sie mich auch runter durch dieses Bodenständige, was Mütter älterer Generationen oft so an sich haben😉

Ich stimme Dir zu, dass der Tipp mit dem Baldrian sehr befremdlich ist. Ich würde wahrscheinlich einfach sagen, dass das absolut nicht in Frage kommt und gut is. Wenn es allerdings ein andauernder Nervpunkt ist, dass Deine Mutter Dir ungefragt Ratschläge gibt, Ihr aber ansonsten ein gutes Verhältnis habt, kannst Du es dann nicht direkt ansprechen? Sag ihr lieb und freundlich, dass Du Dich meldest, wenn Du einen Tipp brauchst, aber es Dich etwas stresst, wenn es immer so ungefragt kommt. Das ist doch kein Ding eigentlich😊
Und rechtfertige Dich nicht. Du musst Dich weder hier erklären bezüglich des Zuckerkonsums Deines Kindes, noch Deiner Mutter gegenüber.

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Bei uns gibt es unbegrenzt Zucker... Mein Kind ist mega entspannt... Nur zu viele Eindrücke machen ihn zu schaffen...

Wenn du die Ernährung durchziehen willst mach das gern. Das ist allein deine Entscheidung. Dann musst du aber je älter sein Kind wird genau mit so Reaktionen öfter rechnen, dass andere das komisch finden. Am besten du legst die ein paar gute Reaktionen zurecht...

Zum Thema Baldrian "ach Mutti das ist keine schlechte Idee. Ich muss da mal die Beipackzettel checken ob man das heute noch darf. Mache ich gleich wenn wir daheim sind"


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Hallo Ellicat,
im Gegensatz zu den anderen verstehe ich dich schon. Ich habe ein Kind, dem Süßkram gar nichts ausmacht, so richtig null und eins, das sich vor allem aber nach Kakaoprodukten nur schwer regulieren kann. Das Kind ist generell sehr emotional und viel in Bewegung. Das wird durch Süßigkeiten verstärkt. Wir regulieren das nur in der Form, dass es das einfach am Abend ab einer bestimmten Zeit nicht mehr gibt und dann geht es, wenn ich merke die Stimmung kippt, nach Draußen. So ging Kind 2 gestern auch zum Spielplatz eine Runde, danach war es besser. Unsere Lösung ist dann raus an die frische Luft und Bewegung, bevor es eskaliert. Das Kind kann durchaus auch mit Süßigkeiten im Körper ruhig bleiben und etwas malen, basteln, spielen, braucht dann aber mehr Aufmerksamkeit. Sich selbst überlassen, dreht es schneller durch. Da hilft nur rausgehen.
Kind 1 hingegen ist schnell Reizüberflutet und neigt zu Zwängen. Das hat mit zwei Jahren sofort aus dem Großelternhaus rennen wollen wegen der Weihnachtsdeko. Die war und ist sehr üppig. Einfach total überfordernd für ein kleines Kind. Da hilft auch Rausgehen, bewegen. Wir waren dann spazieren und haben uns mit dem Kind unterhalten. Danach ging es.
Woran es bei euch lag, ist ja generell egal...Vielleicht einfach nächstes Mal eine Runde rechtzeitig rausgehen?
Beruhigungsmittel würde ich NIEMALS geben, außer ein Arzt überzeugt mich davon, dass sie notwendig sind. Sonst lernt das Kind auch nicht sich zu regulieren. So bekommt es eine Strategie mit, raus zu gehen, sich zu bewegen, bevor es explodiert.
"Gute Ratschläge" bekomme ich bisher kaum und wenn die dann doch so extrem sind, ist mir das egal. Die gehen zum einen Ohr rein, dann denk ich mir: "ok, du darfst nicht alleine mit meinem Kind sein", und zum anderen Ohr raus. Nimm dir das nicht immer so zu Herzen und mach mot deinem Kind einen Ausflug. 😉
Alles Gute.

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Ich she das jetzt nicht als Ratschlag in erster Line sondern als Meinung zu deiner Aussage, dass dein Kind wegen einem Stück Kitchen einen Wutanfall hatte. Wenn menschliches Verhalten so einfach zu erklären wäre... Nach einem Kuchenstück hat ein Kind später keinen so dramatischen Abfall des Zuckerspiegels, dass es einen Wutausbruch hat.

Wenn ich sowas hören würde, würde ich es auch anmerken.


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Ich finde, du übertreibst total. Das Kind war halt reizüberflutet, ist noch dazu im Trotzalter, dann ticken sie halt mal aus.
Dann erzählt deine Mutter von Empfehlungen, welche sie früher bekommen hat und schon springst du die Decke hoch.

Vielleicht solltest du dir dessen bewusst werden, dass das was du heute machst, in der nächsten Generation auch zu Entsetzen führen kann. Bis dahin gibt es wieder neue Erkenntnisse, die informierten und belesenen Mütter der Zukunft, werden dann auch die Hände über den Koof zusammenschlagen bzgl dem heutigen Umgang mit Kindern.

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https://www.alpinamed.at/magazin/feel-good-magazin/zu-viel-zucker-fuehrt-zu-ueberdrehten-und-impulsiven-kindern

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Das ist aber nur die Überschrift. Im Artikel steht, dass die Studie KEINE wissenschaftlichen Belege ergeben hat, dass Zucker zu überdrehten Kindern führt.

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Laut dieser Meta-Studie hat Zucker keine aufputschende Wirkung und macht auch keine gute Laune. Er kann sogar gegenteilige Effekte erzielen.
Das ist nur ein Mythos, der sich hartnäckig hält.

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0149763418309175?via%3Dihub#!

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nein, in meinen Augen übertreibst du nicht. Es ist euer kind und eure Entscheidung und trotzdem weiß ich, wie schwer es ist, was dagegen zu sagen. man möchte ja auch keinen Streit verursachen und schon gar nicht an weihnachten. wobei es eigentlich die anderen sind, die durch ihre "Ratschläge" den streit ggf. anzetteln

am ende muss man (ich vorallem) für sein kind einstehen und lernen was zu sagen.
jetzt ist der Drops eh gerutscht. Vielleicht kannst du beim nächsten Mal einfach für dein kind Muffins zuhause backen und mitbringen? dann kannst du bestimmen, wieviel Zucker drin ist

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Ratschläge sind wie Post. Du kannst das Päckchen annehmen, musst aber nicht.

Lege dir eine Art Schutzschild zu. Wenn dir jemand einen Ratschlag gibt, dann kannst du es abprallen lassen. Zwischen Ratschlag und dir darf eine Wand stehen.

Und grundsätzlich kannst du dir im Vorfeld sehr viele Kommentare zurecht legen:
„Bitte respektiere meine Ansicht. Das ist deine Meinung. Ich bitte um Hilfe, wenn ich es brauche. Danke für …., ich entscheide jedoch selbst, wie ich mein Kind erziehe.
Bitte keine Kommentare über….Ich bin nicht für eine Diskussion bereit.“


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Vom Alter her ist deine Tochter in der Trotzphase. Das es am Zucker liegt bezweifle ich. Trotzdem kennst du deine Tochter am besten, um es einzuschätzen. Viele Dinge wurden früher anders gemacht. Meine Mutter verdreht auch manchmal die Augen oder lässt einen wohl gemeinten Ratschlag los, wenn es um unseren Sohn geht. Darf sie. Letztendlich weiß ich, dass sie es gut meint. Mal reagiere ich, mal nicht. Kommt immer auf die Situation drauf an.

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Baldrian ist laut Internet für Kinder unter drei ohnehin nicht geeignet, ausserdem wird die Selbstkontrolle tendenziell besser, spätestens mit fünf geht es bei den meisten Kindern auch an aufregenden Tagen ganz gut. Mit 2.5 würde ich die Massstäbe noch nicht allzu hoch ansetzen, oder wenn, dann eher an täglich wiederkehrenden Problemen arbeiten und dort Routinen einführen, nicht an dem, was einmal im Jahr zu Weihnachten geschieht.

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Kenne ich 🙋‍♀️. Meine Mutter ist ein wichtiger Mensche in meinem Leben, aber sie kann mich auch auf die Palme bringen, ähnlich wie deine Mutter dich. Bei allen Techniken mich zu beruhigen und es locker zu sehen, länger als 5 Tage halte ich es bei meiner Mutter nicht aus. Und dass, obwohl unser Verhältnis echt gut ist.


Mit meinem ersten Kind fingen die guten Tipps an, ich habe ihr dann in einem ruhigen Gespräch gefragt, ob sie mich so erzogen hat, dass ich meine eigenen Entscheidung treffen kann. - Natürlich hatte sie das- Ja, dann Mama, trau mir dass auch jetzt zu.😁 Natürlich habe ich das in Epischer Breite ausgetreten, aber das was die Essenz.

Danach ging es deutlich besser.
Kriege ich jetzt gute Ratschläge, dann sage ich freundlich: " Ah, so denkst du also?!"

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Eben, genau das ist glaub ich der Punkt - je vertrauter und enger die Beziehung desto leichter bringt man sich gegenseitig aus der Ruhe 😅 kein anderer schafft es mich so schnell auf die Palme zu bringen als meiner Mama.

Das mit „so erzogen, dass man eigene Entscheidung treffen kann“ finde ich perfekt! Das versuche ich mal bei Gelegenheit, danke 😉

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"Aha" ist ein vollständiger Satz. Der kommt bei mir in solchen Situationen zum Einsatz. Wobei ich "Kind in der Autonomiephase tickt aus, weil es zu viel Zucker gegessen hat" auch eher so...... naja finde.

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Es ist ja nicht so, dass wir nie Wutausbrüche haben. Ich weiß, dass es normal und gesund ist und wir wissen mittlerweile gut damit umzugehen. Man kennt das eigene Kind aber gut genug um zu merken, dass es schon mal ein Unterschied macht.

Das „Aha“ kommt auch auf meine Liste der möglichen Antworten, danke! 🙃