Achtung, SiLoPo und nur zum Auskotzen gedacht. Vielleicht finden sich ja Gleichgesinnte. Wird wahrscheinlich ein längerer Post…
Mein Partner (31 Jahre) ist ein sehr liebevoller und toller Mann. Er wuchs mit seiner Schwester, ca 2 Jahre jünger als er, auf. Dazu noch Eltern, die bis heute in einer Partnerschaft leben. Der Vater ist vom Typ her wie mein Mann und die Mutter eher Typ „Griesgram/immer was auszusetzen“. Die Schwester ist eine sehr liebe Frau, ich verstehe mich eigentlich gut mit ihr, aber zur Zeit ähnelt sie sehr ihrer Mutter.
Mein Mann und ich erwarten jetzt unser erstes Kind. Die Kinderplanung haben wir nicht wirklich kommuniziert, deswegen war es für alle eine Überraschung, als wir die Schwangerschaft des ersten Enkelkindes der Familie verkündeten. Da wir in der Heimatstadt meines Mannes leben, war auch klar, dass wir dort in der Nähe (!) bleiben, da auch seine Arbeit im Speckgürtel dieser Großstadt ist. Mein Mann hängt sehr an dieser Stadt, deswegen steht etwas anderes nicht zur Debatte und ich arbeite eh im Außendienst und bin daher ortsungebunden.
Meine Schwangerschaft, jetzt glücklicherweise fast am Ende, war extrem belastend. Ich konnte meine Arbeit nicht mehr so fortsetzen, wie bisher, ich hatte trotz eines „vorbildlichen“ Lebensstils sehr viele Begleiterscheinungen und auch familiär bin ich so geprägt, dass ich guten Gewissens sagen kann: ich kann und werde nur ein Kind bekommen. Mein Mann sieht das genau so, hätte aber auch nichts gegen ein Zweites „falls es passiert“.
Hier ist das Problem: seine Familie ist extrem verstrickt (auf eine unangenehme Art und Weise) - Schwester und Eltern verlangen 2x wöchentlich Anrufe, mindestens einmal die Woche muss man sich treffen, nur damit es dann im Streit ausartet, weil die Stimmung wegen irgendwelcher Sinnlosigkeiten hochkocht. Trotzallem sind alle (sowohl Eltern, als auch Schwester) sehr vereinnahmend ihm gegenüber. Vor mir war er sehr lang Single und hat sich seit der Beziehung mit mir erst wirklich abgenabelt. Dafür wurde mir auch schon öfter die Schuld gegeben, aber das ist ein anderes Thema und darauf gebe ich schon gar nichts mehr.
Jetzt mit der Schwangerschaft suchen wir uns eine neue Wohnung. Wir haben angekündigt, aus der Stadt rauszuziehen und näher zur Arbeit meines Mannes. Zu Eltern und Schwester wären es nun statt 15 Minuten Entfernung rund 30-35 Minuten. (Zum Vergleich, meine Schwester wohnt 700 Kilometer weg und wir sind trotzdem ein Herz und eine Seele, und völlig ohne Druck immer füreinander da.)
Zu jeder Gelegenheit dürfen wir uns nun Sticheleien und Überzeugungsversuche anhören (oft auch als Witz getarnt), warum wir *so weit* wegziehen. Dürfen uns anhören, dass unser Geld ja locker reiche, um eine große Wohnung in der Stadt zu mieten. Sie kennen weder mein Gehalt, noch sind mein Mann und ich der Meinung, man müsse gefühlt die Hälfte seines Gehalts für eine kleine Wohnung opfern, nur damit es in einer Stadt, statt auf dem Land ist, wo eine größere Wohnung möglich wäre und das Kind auch besser aufwächst.
Und auch dass wir voraussichtlich ein Einzelkind haben werden, stößt auf großen Gegenwind. Weil meine Schwägerin und mein Mann ja ein ach so tolles Verhältnis haben, ist jedes andere Familienmodell zum scheitern verurteilt. Ein Kind bräuchte unbedingt ein Geschwisterkind.
Als gestern das Thema bei einem Abendessen wieder aufkam, ist mir die Hutschnur geplatzt. Nicht auf eine ausfallende, aber auf eine bestimmte Art und Weise. Mein Mann hat vorher nur ein Augenrollen und ein „ist jetzt gut damit?“ an seine Familie herausgebracht, aber ich habe dann noch hinzugefügt, dass diese Sticheleien mir langsam reichen und dass eine Schwangerschaft schon genug Stress ist und nicht noch von allen Seiten ungefragte Kommentare kommen müssen. Ich sagte außerdem, dass solche Kommentare zwecks Wohnort eher das Gegenteil erreichen — uns eher von ihnen wegtreiben. Ab da war die Stimmung im Eimer. Keiner hat mehr gesprochen und wir sind dann auch nach dem Essen gegangen. Bei meinem Mann wurden heute noch keine Kontaktversuche seitens seiner Familie unternommen, ich denke, sie sind wirklich verletzt. Ich jedoch bin froh, endlich mal meine Meinung gesagt zu haben und dabei sachlich geblieben zu sein. Mein Mann steht zwar hinter mir, aber liebt natürlich auch seine Familie. Ich glaube, ihm ist nicht bewusst, dass eine so krankhaft verstrickte Familie gar nicht so die Norm ist.
Ich werde ab heute den Kontakt reduzieren und nicht mehr zu jedem Get-Together mitgehen. Ich merke einfach, dass diese ständigen Angriffe auf uns und unsere Entscheidungen mir sehr ans Mark gehen.
Ist noch jemand in einer solchen Situation? 🤧
⚠️ SiLoPo - Ich kann diese ständigen Sticheleien nicht mehr ertragen
Noch wichtig zum Verstehen: ich habe so viele andere ungesunde Verhaltensweisen dieser Familie hier jetzt nicht erwähnt, da es den Rahmen sprengen würde. Aber das Verhalten untereinander ist teilweise sehr toxisch und verletztend. Also eigentlich das Gegenteil der heilen und engen Verbindung der einzelnen Mitglieder.
Ich bin auch eine von diesen Menschen die einfach daherkommen und den Sohn gestohlen haben 😂 Unmöglich! Samt Einzelkind im Bauch! Ich mach es genauso wie du, mit dem Wunsch nicht zuu sehr zu eskalieren und ein Minimum an Kontakt zu halten.. Unser Baby kommt im Januar und es kann sich die Familie ja nicht aussuchen. Aber so ein angemessener Abstand zu toxischen Konstrukten MUSS sein in der Schwangerschaft!! Wann gehts denn los bei dir?
Alles alles Gute für euch 🍀
Hm, ich muss mal sagen, dass es oft als Außenstehende nicht nachvollziehbar ist, ob sich eine Familie gut versteht.
Die Familie meiner Mutter hatte auch die Tendenz, Dinge zueinander zu sagen, die ich als verletzend oder provokativ betrachtet hätte - meine Mutter meinte aber, das wäre normal. Die Familie lebte gut 3 bis 4 Autostunden von uns entfernt und man sah sich meist zwei- bis dreimal im Jahr für einige Tage bis Wochen (meine Großeltern, manchmal gab es auch Familientreffen).
Dabei fielen mir zwei Sachen auf: Wenn meine Mutter mal sehr selten ihre Schwester traf, mit der sie sich offiziell nicht so gut verstand (da wurde von ihrer Seite und der meiner Oma ständig gemeckert), hatten die beiden einen besonderen Draht zueinander, konnten über das gleiche Lachen, verfielen in ihren Dialekt etc. - man hätte denken können, die wären sehr eng verbunden. Bei den Gesprächen über die Schwester hätte man das Gegenteil gedacht.
Zudem wurde ich immer wieder von Verwandten aus der Ecke verletzt oder irritiert, es fielen aus meiner Sicht schroffe, herablassende Kommentare - von denen meine Mutter oft hinterher meinte, ich würde mir das zu sehr zu Herzen nehmen, so wäre das doch gar nicht gemeint. Von Seiten meiner Oma kamen manchmal auch ungerichtete (also nicht gegen jemanden persönlich gemeinte) sexualisierte Aussagen. Auch das kannte von von meiner Kernfamilie gar nicht.
Der Punkt ist, dass meine Mutter immer später erklärte, das wäre alles normal, harmlos, die wären halt so "rau", untereinander würden sie das gar nicht als irritierend oder gar verletzend wahrnehmen.
Von daher wäre die erste Frage: Ist "Sticheln" bei der Familie deines Mannes eventuell normal, wird gar nicht als verletzend betrachtet, so dass sie wirklich nicht verstehen können, was dich so stört? WOLLEN sie verletzen oder merken sie das wirklich nicht, weil dieser Umgang für sie normal ist?
Der andere Punkt: 35 Autominuten finde ich "normal". Das wäre für mich kein Weg. Das war jahrelang mein Schulweg mit dem Bus.
Du kannst natürlich Konsequenzen ziehen: Jedes Mal sagen, dass dich das verletzt und aufstehen/ gehen, um zu demonstrieren, dass es dich WIRKLICH verletzt, so dass sie mal anfangen, darüber nachzudenken.
Du könntest es witzig nehmen und laut zählen: "Uuund, das ist jetzt die ERSTE Erwähnung unseres Lieblingsthemas, uuuund hier folgt die ZWEITE - wow, wir haben es heute auf fünf Erwähnungen unseres Lieblingsthemas gebracht - das ist ein Rekord!
Aufgabe fürs nächste Mal: Neues Thema suchen, das keinen triggert!"
Suche dir passende Sätze: "Geschwisterkinder wünschen sich oft, Einzelkinder gewesen zu sein und umgekehrt! Alles hat Vor- und Nachteile! Ein Einzelkind hat immer mehr Ressourcen als Geschwisterkinder, die sich die Ressourcen teilen müssen." Etc.
Auf der anderen Seite finde ich, dass ein Kontakt einmal pro Woche nicht ungewöhnlich ist. Mir würde das nicht unbedingt negativ auffallen.
Ich würde mich ggf. fragen, ob ich zwingend immer dabei sein muss, wenn er sich mit Eltern und Schwester trifft, oder mich dann vielleicht mit einer Freundin treffen könnte - und sei es nur hin und wieder.
Tendenziell finde ich übrigens engen Kontakt besser als Kontaktabbruch. Das habe ich auch in meiner Familie erlebt - ein Geschwisterpaar, das schon durch die Erziehung eher gegeneinander aufgebracht wurde, sich aber immer noch zu Familienfeiern sah und dann im Alter komplett den Kontakt verlor, so dass man hätte denken können, beide Geschwister wären Einzelkinder gewesen. Da wusste am Ende einer nicht mal mehr die Kontaktdaten des anderen. Das empfand ich schon als sehr traurig.
Ich finde, Du hast das sehr gut gemacht, auch wenn es Sache Deines Partners gewesen wäre.
Grundsätzlich ist das Problem, dass du "zur Familie" dazu gekommen bist. Und nicht eine eigene Familie gegründet hast - in deren Augen. Also hast du nichts zu sagen und Deinen Mann hatten die ja immer unter Kontrolle (ohne Dich).
Dein Mann muss hier ganz klar Stellung beziehen und sich dringend abnabeln, sonst geht das immer weiter.
Man kann sich mit der Schwester perfekt verstehen und trotzdem ein eigenes Leben führen.
Zieht so weit weg wie möglich, wäre meine Empfehlung 😊
Ich weiss nicht ob du das hören willst, aber bei uns war alles bis zur Geburt noch lahmes Vorspiel. Das vorschreiben, einmischen, sticheln wurde erst richtig wild als das Kind dann da war. Insofern, ggf gar nicht so schlecht wenn du da jetzt einmal die Bremse gezogen hast.
Wir erzählen vieles gar nicht. Anzahl der geplanten Kinder. Geplanter Umzug. Hauskauf. Das läuft wie mit eurer Schwangerschaft. Irgendwann kommt die Ankündigung, dass wir xyz. Aus meiner Erfahrung lebt es sich damit leichter.
„bei uns war alles bis zur Geburt noch lahmes Vorspiel.“
Bei uns auch. Seit der Geburt von unserem Kind haben wir mit einem großen Teil der „Familie“ keinen Kontakt mehr.
Ja, hier. Mein Mann kommt auch aus so einer Verstrickung. Inklusive emotionaler Erpressung und schwer narzisstischer und alkoholkranker Oma. (Mittlerweile verstorben).
Mutter in einer extremen Glaubensgemeinschaft (Neeeeiiiin, das ist keine Sekte!), Vater größenwahnsinniger Messie und verantwortungsloser Bruder mit Frau Nr. 3 und mittlerweile 8 Kindern.
Was soll ich sagen... Wir haben jeglichen Kontakt mittlerweile abgebrochen und mein Mann arbeitet seine Kindheit in einer Therapie auf.
Ich denke, der Abstand wird euch gut tun. Aber dein Mann sollte sich Unterstützung suchen. Er hat wahrscheinlich nie gelernt, dass er eine eigenständige Persönlichkeit haben darf. Auch für Euer Kind wird es wohl besser sein, da nicht allzu tief mit eingestrickt zu werden.
Alles Gute
Scabra
Ganz ehrlich, ich hätte schon längst mal auf den Tisch gehauen. Denn die fahren direkt über euch drüber und ihr sollt immer lächeln. Bei mir hat keiner zu fordern, wie oft ich kommen oder mich melden sollte. Es ist mein Leben und dann entscheide ich. Ich kann doch anderen auch keine Vorschriften machen. Und dann noch beleidigt sein wenn man nicht alles zu bestimmen hat. Sorry aber das hier was schief läuft muss ich dir ja nicht sagen.
Ich rufe gerne 2x an wenn es passt, aber wenns nicht so ist dann ist es eben so. Man kann sein Leben nicht nach Plan führen und schon gar nicht nach Plänen die anderen für einen machen.
Da wäre es mir ehrlich gesagt egal wenn sie beleidigt sind und das sollte es dir auch sein.
Denn wenn du jetzt was gesagt hast, war das für meinen Geschmack schon längst überfällig. Ganz ehrlich. Dann lass sie schmollen, dann ist es eben so.
Ela
Bei uns gab es auch einen Konflikt auf der Seite meines Mannes, aber zu einem anderen Thema. Schwelte immer schön, jedes Treffen war von "Hoffentlich kommt es heute nicht wieder auf den Tisch!"-Panik begleitet... Ich liebe die Familie meines Mannes wirklich sehr, kenne sie auch seit meiner Kindheit, aber das war enorm anstrengend. Und es wurde schlagartig besser, als mein Mann dann endlich an dem Punkt war, wo er den Stier bei den Hörnern packte. Es war für beide Seiten eine große Erleichterung. Natürlich war nicht sofort alles gut, aber es war der erste Schritt und jetzt ist es wirklich sehr gut. Entspannt.
Insofern kann ich euch nur ermutigen, für euch einzustehen. Jede Familie hat ihre Dynamik, ihre Probleme und ihre Stärken - das wird einen immer begleiten. Aber als Erwachsener kann und muss man Strategien finden, wie man das so ins Leben einbaut, dass es möglichst allen gut geht. Ich finde viel Kontakt nicht schlimm, wir sind auch eine sehr enge Familie und sehen uns alle einmal pro Woche, wenn nichts dazwischen kommt. Aber man merkt, wenn ein ungeklärter Konflikt vorhanden ist und sich Leute aus dem Weg gehen oder spitze Kommentare kommen. Nur gibt es da für gewöhnlich bei uns irgendeinen, der dann sagt "Könnt ihr das klären? Ihr nervt." Wir sind da nicht sehr zartfühlend 😉 Aber es hilft. Man muss sich emanzipieren, aber dann eben auch seinen Tanzbereich verteidigen und abstecken. Ich würde der Familie z.B. klar sagen, dass eure Entscheidungen ihnen nicht gefallen müssen, ihr aber darum bittet, sie zu tolerieren und nicht ständig zu sticheln - jeder darf sein Leben gestalten, wie er möchte, und ihr würdet gerne in Harmonie mit ihnen leben. Und wenn das nicht geht, würdet ihr auf Abstand gehen müssen, weil das belastet. Einfach im Guten mal sagen, nicht erst, wenn es wieder knallt.