Uneinigkeit mit meinem Mann

Hallo,

Unser Sohn ist nun fast 13 Monate alt. Er kam als Frühchen 7 Wochen eher auf die Welt. Mein Mann und ich streiten zur Zeit ziemlich viel auch gerade was den kleinen angeht.

Ich frage mich ab wann fangen wir mit dem "erziehen" richtig an. Auf ein "nein" gibt es bei meinem Sohn noch keinerlei Reaktion egal ob positiv oder negativ. Ich setze ihn dann meist fort und er krabbelt wieder hin. Das ganze geht auch gerne mal 10 mal oder mehr.

Gerade heute hatten wir wieder eine Situation in der wir uns gestritten haben. Mein Mann nahm dem kleinen eine teure Fernbedienung weg, unser Sohn der heute Nachmittag unter der Hitze echt gelitten hat und die ganze Zeit schon Immer wieder zwischen lachen und spielen geweint hat (ich hatte den Eindruck er wusste einfach nicht wie er mit der Hitze umgehen Soll), der kleine fing dann an zu weinen. Das war so ein weinen wo ich sofort geneigt war ihn in den Arm zu nehmen und bat meinen Mann dieses zu tun. Er sagte nein, der weint nur weil er ihm die Fernbedienung weggenommen hat. Ich sagte dass wir ihn auf den Arm nehmen wenn er so richtig weint, er soll wissen das wir für ihn da sind. Mein Mann gab ihm dann die Fernbedienung in die Hand um mir zu zeigen das das allein der Grund war. Der kleine hörte direkt auch auf zu weinen.

Ich verstehe meinen Mann da nicht und Frage mich wie wir uns da in Zukunft verhalten sollen. Ich meine es gibt "meckern" und richtiges weinen, das war richtiges weinen. Wie erkläre ich das meinem Mann das der kleine das noch nicht versteht? Oder muss ich mich dann gar aus der Situation Raus nehmen und den kleinen dann weinen und meinen Mann machen lassen?

Mein Mann fühlt sich von mir ständig korrigiert und wir haben da komplett unterschiedliche Sichtweisen. Ich weiß garnicht wie das in Zukunft laufen soll wenn wir uns da nicht einig sind.

Vielleicht können Sie mir mal Ihre Sicht auf solche Situationen sagen und mir Rat geben wie wir uns Verhalten sollen / bzw wie wir einen Weg finden solche Situationen gemeinsam lösen. Kommt leider immer wieder mal so in der Art vor. Was löst ein nicht in den Arm nehmen bei meinem Sohn dann aus?

Ist lang geworden..

Lieben Gruß

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Natürlich weint er, weil er die Verbindung haben möchte und es ist vollkommen ok. Aber trotzdem soll er getröstet werden.
Man kann ihn in den Arm nehmen oder etwas neues zum spielen anbieten.
Im grunde ist dein Mann selbst schuld, er hat die Fernbiedung so liegen gelassen das der kleine dran kam.
Ihr könntet eine ja Umgebung schaffen. Die kleinen verstehen nicht, dass manches eben teuer ist bzw nicht für Kinderhände bestimmt sind und das sollen sie auch gar nicht.
Ein nein sollte gut überlegt eingesetzt werden. Oft rutscht es viel zu oft heraus. Ja Umgebung macht es eimfacher, harmonischer und ihr müsst euch deswegen nicht mehr streiten. Alles liebe :)

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Hallo,

mein Gefühl ist, dass Sie Ihren Sohn gut im Blick haben. Sie schreiben z.B. dass Sie den Eindruck hatten, dass er sich unter der Hitze quält und nicht wusste, wie er damit umgehen soll. Sie schreiben auch, dass Ihr Sohn auf ein Nein noch nicht reagiert. Das ist verständlich und meines Erachtens völlig normal.

Mit 13 Monaten beginnt Ihr Kind mehr und mehr seine Umgebung zu erkunden. Er muss Dinge ausprobieren – das ist sein natürliches, sein angeborenes Streben. Aus seiner Sicht ist alles in seiner Umgebung interessant und es wert, untersucht zu werden. Besonders spannend ist alles, was für „die Großen“, also für Sie und Ihren Mann, wichtig ist. Die Fernbedienung ist so etwas, das ihn anspricht. Er weiß zwar nicht, dass sie teuer ist oder gar was teuer bedeutet. Er spürt aber mit Sicherheit, dass sie eine Bedeutung hat. Papa darf sie haben und hütet sie. Das allein ist Ansporn, dass er dieses Ding auch haben möchte.

Kleine Kinder begreifen Dinge im wahrsten Sinne des Wortes: Sie müssen sie mit ihren Händen be“greifen“.

Insofern glaube ich, dass in diesem Fall Sie beide Recht haben. Ihr Mann hat erkannt, dass sein Sohn auf die Fernbedienung scharf ist. Und sie haben erkannt, dass ihr Sohn echt leidet, wenn er die Fernbedienung nicht haben darf. Das ist ein klassischer Konflikt. Und das wird in der Autonomiephase zunehmen. Deswegen halte ich es für sinnvoll, wenn Sie sich mit Ihrem Mann über Erziehung unterhalten. Nach welchen Werten wollen Sie handeln? Was wollen Sie Ihrem Kind vermitteln?

Ich skizziere mal grob, was meine Grundlagen sind, nach denen ich versuche (!) zu handeln: Ich glaube, dass Kinder erst einmal eine gute, das heißt eine sichere Bindung zu ihren Eltern brauchen. Das ist quasi die Grundlage, auf der sich das Kind zu einem freundlichen, selbständigen Erwachsenen entwickeln kann (Das zeigen auch neue Erkenntnisse aus der Neurobiologie.). Hier braucht es Nähe und freundliche aufmerksame Zuwendung. Kurz: Liebe. ?

Darauf aufbauend braucht das Kind auch die Rückmeldung, was geht und was nicht geht. Aus der beschriebenen liebevollen Grundhaltung zeigen die Eltern das ihrem Kind. Quasi: Das Nein in der Liebe.

Ich finde, dass verschiedene Charaktere der Eltern für Kinder ein Geschenk sind. Sie sehen so verschiedene Möglichkeiten. Sie spüren: Menschen sind verschieden, reagieren und handeln unterschiedlich. Dennoch empfehle ich Eltern, dass sie eine gemeinsame Grundlage finden oder sich aufbauen, auf denen sie leben und erziehen. Wenn Sie und Ihr Mann hier noch unterschiedlicher Meinung sind, ist es vielleicht eine gute Idee zu überlegen, wie Sie eine gemeinsame Haltung finden können.

Ein Ansatz könnte sein, dass Sie sich verschiedene Erziehungsratgeber durchlesen und besprechen. Was überzeugt Sie? Was schreckt Sie ab?

Ich wünsche Ihnen, dass Sie einen guten Konsens finden, der einen liebevollen und sicheren Rahmen für Ihr Kind bildet.

Liebe Grüße

Christopher End