Hallo,
Ich hab schon einiges hier gelesen. Auch, dass Erziehung schon im Mutterleib beginnt....
Mein Sohn ist 22 Monate. Er hört einfach nicht wirklich und immer öfter muss ich ihn schreiend unterm Arm wegtragen...
ZB soll er sich zum Schuhe anziehen auf seinen Stuhl setzen (und für Mütze u Jacke...). Oft guckt er mich an und rennt weg. Oder wenn ich sage "Komm bitte her".... Er guckt wie "Nö. Will ich nicht"....
Ich versuche es ihm auf Augenhöhe zu erklären. Er guckt mich selten dabei an. Manchmal rennt er auch weg. Wehrt sich richtig mit quiecken....
Er ist eh nicht so der Typ fpr Nähe :(
Ist das auch alles normal? Ich bin oft verzweifelt und auch wütend... :( es ärgert mich.
Liebe Grüße
Ich bin wohl recht Planlos... 22Monate - Erziehung!?
Hallo,
warum soll er sich auf seinen Stuhl setzen, vllt am Boden oder so.
Oder lass ihn ohne Schuhe, meine Tochter 3, zieht selten Schuhe an. Sie mag es nicht, sowie Strümpfe usw. Es scheint sie zu stören und ehrlich ich laufe auch am liebsten Barfuß, warum nicht? Klar im Winter ist es was anderes. Aber glaube mir, spätestens dann zieht er sie gerne wieder an.
Dieses Verhalten ist sowas von normal :)
Er versteht ja nicht, dass ein Tag nur 24std hat und man nicht den ganzen Tag auf dem Spielplatz verbringen kann und Mama auch noch kochen muss..zb.
Versuche dir zeitlichen druck zu ersparen. Nichg viele Termine, genügend Zeit zum vorbereiten einplanen. Versucht es vllt spielerisch, wer ist schneller oder vllt kann er dir auch mal beim anziehen helfen. Oder du nimmst ihn auf den Rücken und er reitet zum Auto oder so.
Wünsche euch alles Liebe
Hallo,
danke für deine Frage. Du schreibst, dass dein knapp zwei Jahre alter Sohn nicht hört und fragst, ob das normal ist.
Ja, das hört sich für mich normal an ? Ab dem zweiten Lebensjahr beginnt die Autonomiephase. Denn das ist das, was da passiert: Das Kind wird autonom, also selbständig. Es kann jetzt laufen und beginnt sich dann auch emotional von seiner Hauptbezugsperson (meist der Mutter) zu lösen. Typisch dafür ist, wenn das Kind Sachen sagt wie „Will ich selber machen“, „will ich nicht“ oder einfach nur „Nein!“ schreit.
Um selbständig zu werden, muss das Kind sich von seiner Hauptbezugsperson lösen! Das ist ein ganz normaler und wichtiger Schritt. Das geht allerdings oft nicht ohne Tränen und Wut. Und es ist für beide schwierig: Für Kind und Eltern. Sieh, wie verzweifelt und wütend du bist – selbst als Erwachsene noch. Jetzt überlege, wie das erst für ein kleines Kind sein muss, das seine Gefühle noch gar nicht kontrollieren kann. Das lernt es ja gerade erst. Es lernt auch seine Gefühle zu kontrollieren, indem es sie erst einmal rauslässt! Und dazu braucht es uns! Es braucht unsere Nähe und unser Verständnis.
Das heißt nicht, dass wir das Kind alles machen lassen. Natürlich nicht. Wenn es auf die Straße läuft, schreien wir „HALT“ oder halten es notfalls fest! Klar, wir wollen und müssen es beschützen.
Du schreibst, er wäre nicht so der Typ für Nähe. Wann sucht er denn deine Nähe? Und wie sucht er die? Oder wo holt er sich Nähe? Auch wenn jedes Kind unterschiedlich viel Nähe braucht, ich bin überzeugt, Kinder brauchen Nähe. Es ist eins der grundlegenden Dinge, damit wir leben und gesund aufwachsen können.
Du sagst, du erklärst es ihm auf Augenhöhe. Wie machst du das genau? Denn lange Erklärungen von Erwachsenen können für einen Zweijährigen unter Umständen sehr kompliziert sein. Sie können ihn schlicht überfordern.
Wenn du mir hierzu noch mal antwortest, kann ich dir vielleicht noch etwas mehr sagen.
Ich wünsche dir alles Gute und dass du einen guten Weg findest, um deinem Sohn nahe zu sein.
Liebe Grüße
Chris
Er kommt abends beim spielen schon mal für 5sek zum kuscheln. Das ist aber auch genug.
Beim einschlafen kimmt er auch ab und zu kurz bei mir vorbei und rollt dann weiter. Wir haben Familienbett...
Ich finde nicht, dass ich ihm beim Anziehen hinterher rennen muss. Ich zieh mich ja auch an der Garderobe an... und er ist, finde ich, zu klein um selbst zu entscheiden, was er anzieht... zumal er schuhe liebt ;)
Ich knie mich neben ihn. Aber er lässt mich gar nicht zu wort kommen. Will gleich weg. Wehrt sich richtig. Ich sage immer erst "Alfred hör mir mal bitte zu. Das macht man nicht .... usw". Aber in satz 1 ist er sxhon meist wieder verschwunden....
Danke!!!
Hallo,
schön, dass dein Sohn von sich aus zum Kuscheln kommt. Kann es sein, dass er einfach nicht so viel Nähe braucht? Menschen sind tatsächlich in ihrem Nähebedürfnis sehr unterschiedlich. Wir wissen nur, dass sie Nähe und Geborgenheit brauchen – vor allem in den ersten Lebensjahren. Ich vermute, dass er bei euch im Familienbett viel Geborgenheit und Nähe erfahren hat und erfährt. Das trägt ihn.
Dein Sohn ist mit seinen knapp zwei Jahren, wie gesagt, noch sehr klein. Der Teil des Gehirns, der für das logische Denken zuständige ist, entwickelt sich gerade erst. Das heißt gerade unter Druck oder in einer Stresssituation wird er für Erklärungen und Anweisungen wenig empfänglich sein. Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, bei uns zumindest ist oder war das morgendliche Anziehen und das Hausverlassen eine Stresssituation.
Grundsätzlich bietet es sich in Stresssituationen mit Kindern an, erst einmal die emotionale Verbindung mit dem Kind aufzunehmen, statt weiter im „Ansage-Modus“ zu bleiben. So kann sich das Kind beruhigen. Dann ist im nächsten Schritt die Möglichkeit da, dass es für unsere Erklärung bereit ist.
Um eine Verbindung mit deinem Kind aufzubauen, hilft die Frage: Wieso verhält das Kind sich so? Es geht dem Kind nicht darum „Widerstand“ zu leisten oder seine Eltern zu ärgern! Zum Beispiel könnte das Bedürfnis des Kindes sein: Es möchte mitbestimmen, was es anzieht – oder es möchte spielen – oder oder oder.
Möchte dein Sohn z.B. mitbestimmen, was er anzieht, dann könntest du überlegen, wie weit er mitbestimmen kann. Eine Lösung, um Druck beim morgendlichen Anziehen rauszunehmen, ist es die Sachen abends gemeinsam raussuchen. Natürlich geht manches auch einfach nicht, da haben wir als Erwachsene eine Fürsorgepflicht (z.B: die Sandalen im tiefen Schnee oder der Wollpulli bei über 30 Grad). Vieles ist aber verhandelbar (z.B. die grünen Schuhe, die aus deiner Sicht so gar nicht zu der blauen Hose passen …).
Und: Ganz ohne Auseinandersetzung geht es nicht. Dass Kinder nicht das tun, was wir wollen, einen Wutanfall bekommen – oft passieren diese Dinge gerade zuhause oder bei Mama und Papa. Und insgeheim fragen sich viele Eltern: „Wieso rastet das Kind bei mir aus? Im Kindergarten benimmt es sich ja.“ Tatsächlich lässt sich das Kind gehen, weil es sich in der Obhut seiner Eltern wohl fühlt. Hier muss es sich nicht zusammenreißen. Es ist ein Zeichen von Geborgenheit. Mir würden fast eher Kinder Sorge bereiten, die nur kooperieren und nie in die Auseinandersetzung mit ihren Eltern gehen …
Liebe Grüße
Chris