Hallo,
mein Partner und ich wünschen uns ein zweites Kind. In unsere Beziehung habe ich ein Kind (jetzt 9) mitgebracht. Das Kind lebt bei mir, mein Partner ist ca. die Hälfte der Woche bei uns. Mein Partner hat noch keine eigenen Kinder. Es besteht enger und regelm. Kontakt zum KV.
Der Kindesvater bekommt demnächst mit seiner neuen Frau ein zweites Kind, darauf freut sich unser Kind sehr. Mein Kind ist sehr liebevoll mit kleineren Kindern im Umfeld und beschäftigt sich gern und ganz toll mit seinen Cousins und Cousinen.
Andeutungen das auch wir uns Zuwachs wünschen lehnt mein Kind jedoch heftig ab. In einer ruhigen Minute meinte es mal zu mir, das es Sorge hätte das mein Partner es dann nicht mehr so lieb hätte, schliesslich hat er dann ja "sein eigenes Kind". Ausserdem hätte ich dann keine Zeit mehr usw. Solche Aussagen gab es beim KV nicht, im Gegenteil.
Hinzu kommt das mein Partner bei einer bestehenden Schwangerschaft komplett zu uns ziehen würde und wir dann auch die Zimmer so tauschen müssten, dass mein Kind dann ein kleineres bekommen wird.
Wir haben etwas Sorge wie mein Kind solche Masse an Veränderung aufnehmen würde und fragen uns wie wir es am besten sensibel vorbereiten und was wir beachten sollten.
Danke im Voraus
Liona
Familienzuwachs bei Patchwork
Hallo Liona,
ich habe etwas das Gefühl, ihr macht Schritt 2 vor Schritt eins. Warum zieht denn dein Partner nicht jetzt schon zu dir und dann, wenn alles gut läuft, plant ihr ein Kind? Ich will mich nicht in eure Angelegenheiten einmischen und es ist auch nicht böse gemeint, aber ich kenne Patchwork-Beziehungen und auch andere, die kaputt gegangen sind nachdem das Paar zusammengezogen ist, weil man sich im Alltag nicht arrangieren konnte. Wenn ihr das aber geschafft habt, dann bietet ihr auch deinem Kind schon mal ein stabiles Familienleben. Ich kann dein Kind voll und ganz verstehen. Ich hätte auch diese Ängste ... Setzt euch beide mit ihm zusammen und erklärt ihm, dass es so nicht sein wird, dass ihr es beide weiter genauso lieb haben werdet und dass ihr hofft, dass er euch mit dem Baby irgendwann mal ganz toll unterstützen wird, da es das ja jetzt auch schon so toll macht.
Wieso müssen denn die Zimmer getauscht werden? Weil ihr das größere als Elternschlafzimmer benötigt? Das, denke ich, kann man deinem Kind schon erklären. Ich einen Zimmertausch aber nicht in Zusammenhang mit dem Baby bringen ... so à la " Das Baby kriegt das große Zimmer" oder so ...
Noch kurz zu mir: Ich lebe seit über 3 Jahren in einer Patchwork-Beziehung. Mein Freund hat eine Tochter (7), die bei ihrer Mama lebt. Wir haben die Kleine aber regelmäßig bei uns. Die Mama hat mit ihrem neuen Lebensgefährten im Januar ein Baby bekommen. Ich selbst hatte im Januar eine ELSS.
Die Tochter hatte auch sehr große Angst davor, dass sie keiner mehr lieb hat, wenn das Baby kommt. Sie konnte einfach nicht einordnen, wie wenig ein Baby am Anfang kann und dachte immer, sie könne etwas verpassen, wenn sie bei uns ist und das Baby kommt. Wir haben sehr viel mit ihr gesprochen und ihr erklärt. das hat nach und nach die Angst genommen und seit das Baby da ist, ist alles entspannt, weil sie gemerkt hat, dass alle anderen sie immer noch lieb haben ...
Von unserem Kinderwunsch (und auch von der ELSS) weiß sie allerdings nichts. Wir haben entschieden, dass sie - sollte ich noch einmal schwanger werden - erst davon erfährt, wenn es relativ sicher ist. Dann ist es auch eher greifbar für Kinder, denke ich. Unsere Planung würden wir sowieso nicht über Board werden, sollte sie das mit der Schwangerschaft nicht wollen. ...
So, was ich eigentlich zum Ausdruck bringen wollte. Kinder sind in diesem Punkt häufig sehr sensibel und das ist auch nachvollziehbar. Gerade deshalb würde ich einen Schritt nach dem anderen machen und nicht die Fülle an Veränderungen auf es einstürzen lassen. Das lässt sich viel schwerer verarbeiten ...
Ich drücke euch die Daumen und bin mir ganz sicher, dass ihr das gut hinbekommt .
LG
Hallo Yvonne,
danke für deinen Beitrag.
wir leben bereits die Hälfte der Woche zusammen (So bis Mit) und sind jetzt 5 Jahre zusammen. Mein Partner hat einen körperlich beeinträchtigen Bruder mit dem er u.a. die andere Woche zusammen wohnt, so ist es bisher sehr gut gelaufen. Der Bruder hängt sehr an ihm und wird am liebsten von ihm betreut. Das müsste sich halt mit einem Baby ändern.
Mein Kind hat bisher das größte Zimmer, ich habe das kleinere Zimmer und es gibt ein gemeinsames Wohnzimmer. Da mein Partner, ich und ein Baby in dem kleineren Zimmer doch etwas eng gepackt wären.
Die Idee aber schon vorher komplett zusammen zu ziehen werden wir jetzt mal diskutieren, danke für deine Anregung.
LG Liona
Hallo Liona,
ja, das kann ich verstehen, dass dein Partner sich gern um den Bruder kümmert. Der Zimmertausch ist für mich auch logisch und ich denke, das wird dein Kind verstehen.
Ich drück euch die Daumen und wünsche euch alles Gute!
Liebe Grüße
Yvonne
Liebe Liona,
die Angst Ihres Kindes ist nicht unberechtigt. Es ist normal, dass Eltern ihre leiblichen Kinder mit anderen Augen betrachten als ihre "Stiefkinder" und in der Regel mehr (oder anders) lieben. Ein eigenes Kind begleiten sie vom Moment der Zeugung an, das angenommene Kind meistens erst ab einem späteren Zeitpunkt. Auch ändert sich mit der neuen Familiensituation einiges in Ihrer Patchworkfamilie, denn ein Zusammenleben stellt Sie vor andere Herausforderungen (z.B. Erziehungsfragen) als wenn Ihr Partner "nur" die Hälfte der Zeit bei Ihnen ist.
Das kleinere Zimmer könnte die Angst Ihres Kindes, sich zurückgesetzt zu fühlen, ebenfalls schüren.
Aber dennoch sind Sie es als Erwachsene, die entscheiden, ob Sie noch ein Kind haben möchten oder nicht und nicht Ihr Kind!
Wichtig ist ein authentischer Umgang mit der Situation. Sie könnten Ihrem Kind z.B. sagen: Wie ist das denn mit deinem Papa und dir? Ist das anders als mit dir und XY (Ihr Partner)? Wenn ja: So könnte es dann auch mit dem neuen Baby und XY sein. Die Liebe zwischen Vater und Kind ist vielleicht anders, aber nicht schlechter oder weniger wert als die zwischen einem Kind und einem Stiefelternteil (oder Bonus-Elternteil).
In einer Patchworkfamilie gibt es immer Unterschiede zwischen den Mitgliedern, selten lieben sich alle gleich stark. Das ist auch normal und in Ordnung. Wichtig ist nur, dass man diese Gefühle nicht verdrängt oder unangemessen ausagiert. Nach außen können Kinder immer gleich behandelt werden. Sprechen Sie am besten im Vorfeld auch mit Ihrem Partner darüber, dass es passieren kann, dass er das eigene Kind mehr liebt oder mit anderen Augen betrachtet als Ihr Kind und dass das auch für Sie okay so ist. Damit nehmen Sie ihm viel Druck von der Seele.
Sie können Ihrem Kind auch ganz klar sagen: Egal, was passiert, ob noch ein Kind kommt oder nicht, du gehörst immer zu uns und zu deinem Papa.
Es gibt tolle Bücher für Kinder, die das Thema Patchwork für Kinder aufgreifen, z.B. dieses hier:
http://www.amazon.de/Joni-kleine-Braunwei%C3%9Fb%C3%A4r-Kinderbuch-Patchworkfamilien/dp/3000500758/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1439841812&sr=1-1&keywords=miriam+volkmann
Kinder spüren durchaus die (möglichen) Unterschiede zwischen leiblichen Eltern und Kind und "Stiefeltern" und Kind. Daher ist es nur ratsam, ihnen gegenüber offen und ehrlich zu sein und nichts zu behaupten, was nicht stimmt. Vielleicht macht Ihr Partner auch wirklich keine (emotionalen) Unterschiede. Das wäre für Ihr Kind am besten, aber ist nicht zwangsläufig die Norm.
Ihr Kind könnte sich auch zwischen den Stühlen empfinden, da es nicht- wie die Halbgeschwisterchen- auch so eine "Kerneinheit" (mit Mama und Papa) hat. Geben Sie dem Kind daher von Anfang an das Gefühl, eingebunden zu sein und selbstverständlich dazu zu gehören. Binden Sie es schon während der Schwangerschaft ein und lassen Sie es später Windeln wechseln usw.
Die Patchwork-Realität ist wie sie ist. Aber Sie alle können gemeinsam das Beste daraus machen. Und es muss keinesfalls schlechter sein als in anderen Familien!
Gutes Gelingen für Sie alle,
Melanie Matzies-Köhler
Lieben Dank für ihre ausführliche Antwort. das Buch werde ich ordern
Huhu.
Also wir leben jetzt seit fast 4 Jahren zusammen. Haben es langsam angehen lassen. Wir haben öfter mal über Zuwachs geredet , dass wurde von den Kindern abgelehnt. Sie sind 12 und fast 9. Ich kann die Argumente auch verstehen. Angst , Mama nicht mehr für sich zu haben und eben die Veränderung an sich. Dazu muss ich sagen der Papa ist nicht regelmäßig präsent...und ich War von Anfang die Person die der Anker war. Nun ist es aber so , dass ich schwanger bin und als ich es erzählt habe , haben beide geweint. Wobei mein Töchterchen sich sehr ein Baby gewünscht hat. Als der erste Schock verdaut war , kam die Freude. Sie merken , es ist erstmal wie immer. Ich beziehe sie mit ein erzähle alles...es ist ziemlich entspannt...Zuviel können die Kids nicht verpacken . Darum Schritt für Schritt. Auch ein neuer Partner wird erstmal als Konkurrenz angesehen...
Lg