Was könnte wertvoller sein, als eine ehrliche Zwischenbilanz über das Leben und aufrichtige Worte über das, was im Leben schwer gewesen ist.
Ein Tipp vom urbia Team

Das Leben wird ernster (und wir abgeklärter?...)

Hallo,

geht es euch auch so, dass sich unter Gleichaltrigen die lebensbedrohlichen Krankheiten mehren, immer mehr Schicksalsschläge bei nahen Kollegen und Freunden einschlagen, die Eltern zarter und gebrechlicher werden oder auch schon verstorben sind...
Die Endlichkeit des Lebens ist viel näher gerückt als noch vor 10 Jahren.
Die Leichtigkeit der jungen Jahre ist einem ernsteren Lebensgefühl gewichen. Gleichzeitig haben sich aber auch einige - aus heutiger Sicht unnötige - Sorgen und Probleme relativiert oder in Luft aufgelöst.

Geht es euch auch so? Was ist anders geworden? Wie fühlt sich euer Leben an? Trauert ihr der alten Leichtigkeit hinterher oder ruht ihr in euerer erworbenen Lebenserfahrung? Wovor fürchtet ihr euch? Was erfreut euch heute mehr als früher?
Bin gespannt auf euere Gedanken...

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Hallo

lange durch eine Angsterkrankung, resultierend aus dem plötzlichen Tod meiner Mutter als ich gerade 18 Jahre alt war, war mir lange die Leichtigkeit abhanden gekommen. Ich habe einige Therapien durchlebt, die mich vieles klarer sehen ließen.

Dazu gehört auch, dass ich gelernt habe, mit dem Tod irgendwie umzugehen, dass er zum Leben gehört und ICH keinen Einfluss darauf habe.
Trotzdem habe ich jedes mal ordentlich daran zu knabbern.

Meine Mutter starb ganz plötzlich, ich kam heim und sie war im Krankenhaus, lag im Sterben. Kein wirklicher Abschied, fand und finde ich immer noch grausam für die Angehörigen, Für den Sterbenden ist es meist ein friedvoller Tod.

Meine Schwiegermutter hatte 3 Jahre lang Krebs, ein Tumor im Gehirn, das war ein Sterben auf Raten und wir konnten nur hilflos zusehen wie sie immer mehr verfiel... Der Tod war, als er dann (endlich) kam, eine Erlösung. Sie wollte nie so sterben müssen wie sie gestorben ist.
Wir konnten uns langsam verabschieden, in der Anfangszeit noch vieles besprechen was uns auf der Seele brannte, aber dann wurde es qualvoll für sie und uns weil wir ihr hilflos beim Leiden zusehen mussten.
Dennoch habe ich diesen Tod besser weggesteckt, als den meiner Mutter. Einfach weil man noch vieles miteinander bereden konnte...

Die Lebensgefährtin meines Vaters, mit der er 27 Jahre durchs Leben ging, starb im November auch wieder ganz plötzlich; geht zur Kirche und kommt nicht heim. Nach dem Abtelefonieren der Polizei, Rettungsdienst und Krankenhaus "durften" mein Vater und meine Schwester sie im Krankenhaus identifizieren... Sie ist auf dem Heimweg tot zusammen gebrochen. Ein schöner, schneller Tod für sie, für die Angehörigen unbegreiflich, mit Vorwürfen behaftet (hätte ich sie gefahren, dann...), was ganz normal ist, wie die Psychologen sagen. Wir haben alle gelitten wie die Hunde; gestern wäre ihr 76. Geburtstag gewesen. Meinem Vater ging es die ersten 3 Monate ganz schlecht, ich konnte nicht richtig trauern, weil ich mir Sorgen um meinen Vater machte. Sein Herz ist nicht das beste... Wir alle dachten, er folgt ihr kurz hinterher...
Noch gestern am Grab sagte ich zum wiederholten Male, dass es immer noch wie unwirklich erscheint, dass sie nicht mehr hier ist...

"Die Einschläge kommen immer näher", hat mal eine gute Bekannte gesagt. Dem kann ich nur zustimmen.

Wir merken unsere Lebenserfahrung und Ernsthaftigkeit an simplen Dingen:

-fahren die Kinder mit dem Auto weg, ermahnen wir "fahrt vorsichtig"
-wir suchen unsere Urlaubsorte nach Infrastruktur aus, sprich sind Ärzte und ein Krankenhaus in der Nähe
-toben Kinder auf einem Spielplatz auf Klettergerüsten & Co geht uns die Düse, man schaut sich und sagt "dass die Eltern das erlauben bzw. nicht einmal daneben stehen und aufpassen" - im Rückblick waren wir genauso und haben die Kinder toben lassen...
-etc., p.p.

An meinen oder den Tod meines Mannes denke ich nicht, ich schiebe das irgendwie vor mir her. Gedanken daran ziehen mich runter.

Ich versuche all das zu streichen was mich runterzieht, worüber ich mich aufrege, versuche ich gelassener zu sehen. Es gelingt nicht immer, aber immer öfter!
Die Geburtstage jenseits der 45 kamen und kommen gefühlt immer schneller, die Zeit rast förmlich. Gerade erst! war mein 50zigster, in 8 Wochen feiere ich meinen 52zigsten und schwupps, wo ist das Jahr geblieben? War nicht grad erst Sylvester und nun ist so gut wie die Hälfte des Jahres schon wieder herum...

Mein Mann und ich wollen die nächsten 25, 30 Jahre noch ordentlich nutzen. Bleiben wir gesund, sollte das ein realistischer Zeitraum sein heutzutage.
Wir haben uns zur Silberhochzeit einen Traum erfüllt, ein Grundstück und Häuschen am Meer. Dort zieht es und sooft es geht hin. Mein Mann, immer Workoholic, merkt, er braucht mehr Urlaub und Freizeit. Er achtet auf geregelten Feierabend und aus den sonst 14 Tagen Jahresurlaub sind volle 4 Wochen geworden. Als Firmenchef nicht einfach, aber machbar wie er nun selbst sagt. Noch vor 10 Jahren war das undenkbar...

Wir freuen uns an kleinen Dingen; dem Vogelgezwitscher im Garten; dem Blick aufs Meer, ein Spaziergang im Wald, ein zusätzlicher freier Tag in der Woche... früher selbstverständlich, heute nehmen wir das anders wahr.

Ich glaube, wir geben den Tagen mehr Leben indem wir Kleinigkeiten mehr zu schätzen gelernt haben. Wir nehmen mehr mit vom Leben; vieles das früher mitlief, rückt heute mehr in den Vordergrund und das ist gut so - für mich, für uns.

LG

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Hallo ,

ja , es ist tatsächlich so, dass sowohl im Familienkreis als auch im Bekannten- und Freundeskreis immer mehr Tod und Krankheit zum Thema wird...manchmal frage ich mich , wie meine Mama das als Ü Mitte 60-jährige das überhaupt aushält...

Das liegt eben in der Natur der Sache...umso mehr versuchen wir, den Tagen mehr Leben zu geben...

Dinge die mit Kleinkindern nicht möglich waren , neue Freiheiten...das alles hat ja durchaus auch etwas für sich...

Ich glaube dieser Umbruch ist auch das , was oft späten Kinderwunsch noch mit sich bringt - in meinem Umfeld ist das Ü40 Kind gerade der "Renner"...

Abgeklärter ...naja, keine Ahnung...

Ich leide wie ein Hund unter dem Tod meines Papas, und unter den Eindrücken seines letzten Weges, Hospiz , Abschied usw...

Das ist unfassbar schmerzhaft manchmal...und ich bin auch wehmütig und dankbar...aber abgeklärter ...nein , ich denke eigentlich nicht...

GLG,

lulu

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Liebe Silk, ich bin in einer ganz ähnlichen Situation wie du, gleiche Krankheit, gleiche Sicht darauf, nur meine Kinder sind noch zehn Jahre jünger. Ich freue mich an jedem Stück Selbständigkeit, das sie erreichen, weil ich nicht sicher sein kann, wie lange ich sie begleiten darf. Zwar stecke ich zwangsläufig noch viel mehr im Thema Kinder-Schule-Familie als du, aber ich versuche auch auf mich zu achten.

Danke, dass du geantwortet hast.
Liebe Grüße, doremi

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Ich muss sagen, dass ich eher gelassener geworden bin und vieles nicht mehr so schwer nehme wie in meinen 20ern.
Ich weiß dass ich einiges aushalten kann und dass das Leben weiter geht.
Dass ich irgendwann sterbe belastet mich heute weniger als vor 20 Jahren.

Ich habe drei Klassenkameraden beerdigt, die im Alter von 13, 14 und 16 verstorben sind.
Seitdem ist mir klar: das Leben kann jeden Tag zu Ende sein und damit habe ich meinen Frieden gemacht.
Meine Elteen sind mit Mitte 70 noch richtig fit, sind nicht krank und nehmen beide nicht ein einziges Medikament ein.
Die Eltern einiger Freunde sind tot was ja auch nicht ungewöhnlich ist wenn man selbst die 40 überschritten hat.
Ich finde mein Leben jetzt besser als vor 20 Jahren, ich bin gesünder, psychisch stabiler und selbstbewusster.

Ich lebe im hier und jetzt.
Was belastet dich denn an der Endlichkeit?
Ich finde das Bewusstsein, dass das Leben endlich ist, macht es erst möglich dass man sein Leben zu schätzen weiß.

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Hallo,

ja, das Du hast Recht. Menschen gehen aufgrund von Krankheiten, Du siehst sie leiden und kannst kaum helfen.

Meine Tochter ist selbstständig, meine Oma bedarf meiner Hilfe, es ist wieder, wie mit einem Kleinkind und ich habe Verantwortung für Finanzen, Ihr Leben, ihr Wohlbefinden, aber zufrieden ist sie nicht. Vorallem die Krankheiten in der Familie setzen mir zu.
Ein wenig fehlt die Leichtigkeit aus vergangenen Tagen schon....

LG

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Nun, ich lebe bewusster.

Ich bin mit Krankheiten aufgewachsen. Großeltern. Dann Vater erst ab Pflegefall kennen gelernt (davor workaholic)
viele sind schon gestorben oder haben schwere Krankheiten durchgemacht.
Auch jüngere als ich sind schon gestorben.

Selbst war ich auch schon krank. Da mein Kind in einem starken Alter ist. Mich braucht, aber auch selbstständiger wird, habe ich nach meiner Krankheit neu angefangen.
Ich komme oft noch an meine Grenzen - aber habe gelernt meine Grenzen noch besser zu akzeptieren.

Das Sollte-Limit einzuhalten. Früher war es ein Zwischending zwischen Sollte-Limit und bis hierer und nicht weiter limit. Jetzt orientiere ich mich an dem was geht und möchte gar nicht "noch mehr" (somit habe ich den Puffer noch frei, falls es mal sein MUSS. Ich fühle mich aber nicht mehr ständig im MUSS. über dem "bis hierher und nicht weiter Limit" gibt es eben kein noch weiter. Hat mir die Krankheit deutlich gezeigt).

Zerbrechlich fühle ich mich nicht.
Eher realistischer. Ich setze um, was machbar ist, träume noch, aber schätze meine Träume realistischer ein (ohne sie aufzugeben) bzw. modifziere meine Träume so, dass ich sie machbar machen kann ;-)

Leichtigkeit war früher eigentlich nicht. Eher Angst und Überleben. Jetzt habe ich die Freiheit zu leben, wie es zu meinen Grenzen passt.

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Ich glaube auch, dass das Gefühl der Eigenständigkeit und Freiheit oft erst erkämpft oder erarbeitet werden muss und fühle mich in vielem jetzt auch freier als früher. Andererseits nimmt einem die Verantwortung für Kinder ja auch wieder einiges von dieser Freiheit (jedenfalls bis sie erwachsen sind).

"die Freiheit zu leben, wie es zu meinen Grenzen passt" ist eine sehr gute Einstellung, finde ich.
Liebe Grüße, doremi

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Hallo

Ja, die Leichtigkeit der jungen Jahre ist vorbei.
Der " Wanderschmerz" hat Einzug gehalten, der Körper lässt merklich nach und Verwandte, Freunde und Bekannte werden immer weniger.

Manche durch Tod, einige durch Krankheiten, aber auch welche, weil man einfach nicht mehr so mithalten kann wie früher.
Aber das Alter kann auch Vorteile haben. Obwohl mein Mann mir große Sorgen bereitet, er ist schwer Herzkrank und wird nicht mehr lange leben, genießen wir das Leben so gut es eben geht.
Wir brauchen nicht mehr arbeiten, haben keine Geldsorgen und Keiner will was von uns, was wir nicht wollen.
Schlafe ich mal Nachts schlecht, lege ich mich eben Mittags hin. Und wenn ich, wie jetzt, auf dem Sofa rumlümmel, denke ich, es geht mir doch gut.
Und welcher junge Mensch weiß schon, ob er überhaupt so alt wie ich wird.

Eva

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Ich bin zwar erst 41 - aber auch hier fangen nun all die großen und kleinen Zipperlein an - eine recht kranke und gebrechliche Mutter, nahe Verwandte die verstorben sind, eine ernstzunehmende genetische Krebsdisposition meines Partners die schon behandelt werden muss.

Ich habe "meine" fiese Krankheit (MS) schon mit Mitte zwanzig durchgemacht, glücklicherweise bin ich schon lange symptomfrei aber das prägt.

Ein gewisser Fatalismus hat sich da durchaus damals schon eingestellt, auch noch lange Jahre Angst die bis heute noch ein bischen schwelt.

Dazu habe ich mir jetzt ein, zwei seltsame körperliche Anomalien zugelegt die keiner genau benennen kann, die aber auch schmerzen und lästig sind, wenn auch vermutlich nicht gefährlich.
Ich bin zwar grundsätzlich gelassener geworden, dafür explodiere ich aber manchmal bei Kleinigkeiten.

Ich bin lange nicht mehr so belastbar und energiegeladen wie vor wenigen Jahren noch und ich nehme inzwischen schnell zu - was bis vor drei, vier Jahren nie ein Thema war.

Ich trauere der Vergangenheit nur selten hinterher - nur manchmal der fehlenden Energie, ich habe vor 15 Jahren so viel möglich gemacht und geschafft - das wäre heute undenkbar.

Momentan fühle ich mich etwas schwebend, weder hier noch da - u.a. ist jetzt die letzte Möglichkeit ein Kind zu bekommen, was ich gar nicht wirklich will aber zu wissen - jetzt oder nie mehr ist schon seltsam. Diese körperlichen Veränderungen, diese Zeit in der man nicht mehr jung und noch nicht alt ist. Ich fühle mich grundsätzlich ganz wohl aber so richtig toll ist anders :o).

Ich habe Respekt vor der Zukunft, auch weil das für mich als erst recht kurz Selbständige auch schnell in Altersarmut enden könnte.
Aber Angst habe ich nicht, dazu habe ich schon zu viel recht gut überstanden.

Das Leben ist schön - meistens.
Und der Rest kann mich mal.

Da halte ich es mit dem fatalistischen Sinnspruch meiner Oma - Du kriegst nur soviel aufgeladen wie Du auch tragen kannst.

LG, katzz

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Hallo!

Bei mir ist es eher anders herum. Je älter ich werde, desto leichter fällt es mir, es so zu nehmen wie es eben kommt. So wirklich jung sterben kann ich auch nicht mehr. Ein bisschen Angst habe ich -wie wir alle wahrscheinlich- vor dem Weg dahin. Meine kluge Kollegin meinte neulich als wir am Bett eines Verstorbenen standen: "Ich bin ein bisschen gespannt wie es bei mir sein wird. Im Grunde kann man nur abwarten und sich da hinein begeben. Aber so war das mit Schwangerschaft und Geburt ja auch. Da kann einem auch keiner sagen, wie das wird und am Ende kommen die meisten doch ganz gut dadurch."

Man kann das alles nicht planen, wie man im Grunde nichts planen kann. Man kann sich immer nur fügen und versuchen, es gut zu machen.

Ich bin schon sehr dankbar für das, was ich bekommen habe im Leben und das, was war, kann mir auch keiner wegnehmen. Ich werde wirklich immer gelassener. Ausnahmen bestätigen da die Regel, aber es braucht schon eine Menge, um mich aus der Ruhe zu bringen oder bis ich was persönlich nehmen kann. Da war ich früher ganz anders.

Vernichtende Angst vor Krankheit, Sterben und Tod habe ich schon lange nicht mehr und das versuche ich auch meinen Kindern zu vermitteln.Ich glaube, das Schlimme, wenn man plötzlich mit diesen Themen konfrontiert wird, ist Hilflosigkeit. Viele reagieren über, wissen nicht, was sie tun sollen. Da versuche ich, meine Kinder und auch meinen Mann vorzubereiten. Es ist immer leichter, sich in Situationen hinein zu begeben als davon laufen zu wollen. Am Ende trifft es einen sonst umso härter.

Bis jetzt empfinde das Älterwerden also eher entspannend als Furcht einflößend. Kann sich noch ändern, wenn ernsthafte Zipperlein kommen. Mal sehen....

LG