Hallo zusammen,
seit unser Küken zum Studieren gegangen ist, bin ich ziemlich durch den Wind. Zunächst ganz krasses Empty-Nest-Syndrom - okay dachte ich mir, das ist normal, da musst Du jetzt durch, das pendelt sich ein. Wir haben eine sehr innige Verbindung, sie ist sehr heimatverbunden und jedes Wochenende da, da sie hier auch noch im Verein aktiv ist und viele Freunde hat.
Sie hat auch dort Freunde gefunden, hat ein nettes Zimmer und alles aber irgendwie ist sie noch nicht richtig angekommen. Sie hat sehr an allem gezweifelt in den ersten Monaten und tut es immer noch - zudem läuft das Studium teilweise auch nicht so wie es soll, sie tut sich schwer, den Anforderungen gerecht zu werden.
Ich bin ihr erster Ansprechpartner bei Problemen und jedem Mini-Problemchen.
Und ich bin sowas von in einem Dilemma - da bin ich auf der einen Seite, die auch leidet unter der neuen Situation - die aber loslassen muss und soll und nicht immer erreichbar sein darf (und soll) und sie soweit ins Leben begleitet hat, dass sie nun ihre eigenen Erfahrungen sammeln kann und muss - und immer wieder knicke ich ein, hab das Handy ständig an der Frau, falls irgendwas ist, und bei ihr ist immer viel. Nun stell ich das Handy lautlos bei der Arbeit und hab in schlechten Momenten ein schlechtes Gewissen.
Halt dich raus - diesen Tipp habe ich erhalten. Halt dich raus heißt bei uns dann, verweigere Dich - reagiere nicht, weise ab.
Und das bekomme ich nicht hin. Ich möchte sie unterstützen, wenn ich kann und finde da dann oft die Grenze nicht.
Seit ich das erkannt habe, merke ich einen Fortschritt auch bei mir.
Was könnte ich noch machen, damit die Beziehung zur erwachsenen Tochter besser gelingt, also besser in der Art von Erwachsener zu Erwachsener funktioniert. Und wie komme ich raus aus der Falle - oh Gott, wenn ich besser unterstützt hätte, hätte sie dieses oder jenes Problem nicht.
Ich weiß übrigens schon, dass ich ein Problem hab, also das braucht ihr mir nicht mehr sagen - aber für jede Erklärung bzw Erfahrungen, Tipps bin ich dankbar
Liebe Grüße
Loslassen, Empty-Nest, Verwirrung
Hi,
na ja......
Für Dein "empty-Nest-Syndrom", Hobbys suchen, oder wieder aufleben lassen. VHS Kurse besuchen, Kurzurlaube wenn das Geld es erlaubt, Fortbildungen, eine Sprache auffrischen/erlernen.
Die Tochter, wird immer weniger und weniger anrufen. Sie lernt ja dazu, daß kommt mit der Zeit.
Das sie dich nicht auf der Arbeit anrufen soll, außer es brennt, oder der Knochen steht komisch ab, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Meine Jungs sollen auch nur Whatsappen, wenn wirklich was ist. Bei uns ist das zwar auch: "am Rufbus Telefon geht keiner dran" Aber das hat sich nach 2x auch erledigt. Er hat jetzt alle weiteren Telefon-Nr.n, um zurecht zu kommen, daß er heim kommt.
Ich hatte vor Jahren mal gelesen, eine Umstellung, dauert 6 Monate, bis es Routine ist. Sei es ein neues Familienmitglied, neue Arbeit, andere Arbeitszeiten etc.
Das viele sich das Studium anders vorstellen, wie es dann tatsächlich läuft, ist auch normal. Da muß sie sich auch reinfuchsen. In ihr neues Leben, neues Lernen, neuer Stoff, sie wird schon ankommen.
Wenn sie merkt, Du hast mehr zu tun, wird sie auch eher mal ihren einen Kopf bemühen, als dich flott anzurufen. Das regelt die Zeit.
Alles Gute
Liebe Soraya,
ich habe grade Deinen Text gelesen und möchte Dich erstmal drücken!
Ich kann mir vorstellen, dass das aktuell super schwer ist. Auch wenn unsere Kinder noch in der Grundschule sind kenne ich den Gedanken als Mutter "hab ich alles richtig gemacht"/ "muss ich mehr unterstützen" oder gar "hätte ich ,... dann hätte er/sie es leichter".
Ich kann ja noch nicht aus Muttererfahrung mitreden - eher vielleicht mit den Gedanken meines Auszugs und meiner heutigen Erfahrung, die ich über mich selbst gemacht habe.
Ich fand den Einstieg in das Leben weg von zuhause und Studium auch anfangs schwer. Erst super überzeugt und dann zweifelte ich schon auch ab und an. Heute weiß ich was mir damals geholfen hätte - hätte mir das nurmal einer gesagt anstatt dass ich das hätte selbst sehen müssen...
Mir hätte es total geholfen, wenn man mir mehr Selbstvertrauen und Mut zugesprochen hätte, meinen eigenen Weg zu gehen. Klar haben meine Eltern gesagt "Du kannst das, das schaffst Du". Aber mit meinen Zweifeln und Problemen fühlte ich mich alleine, da konnten sie auch nichts mit anfangen und mir wurde immer gesagt ich müsste selber schauen.
Ich wollte alles perfekt machen, hatte riesige Ansprüche an mich selbst. Bin darüber ins Zweifeln gekommen und dachte, ich sei die einzige, der es so geht. Die anderen sahen immer so selbstsicher aus bei allem.
Eventuell geht es Deiner Tochter auch so. Bei Dir scheint ja dieses Verhalten auch eingeprägt zu sein.
Ich schreibe mal was mir als junge Studentin geholfen hätte in der Annahme, Deine Tochter fühlt sich ähnlich wie ich.
Ermutige Deine Tochter dazu, Ihren Weg zu gehen. Jeder fällt auch mal hin. Wenn man scheitert, findet sich eine Lösung. Nimm Ihr die Angst, dass ein kleiner Fehler, ein Scheitern das Leben verbauen könnte. Das tut es in den meisten Fällen nicht sondern stärkt einen für den richtigen Weg.
Sie darf und soll mutig sein ihren Weg zu suchen. Wenn ein Weg nichts war, weiss sie dass er nichts war. Sie ist jung und muss sich versuchen, sie muss nicht perfekt sein, sie darf scheitern und kommt dennoch an ihr Ziel wenn sie es weiterverfolgt. Was hätten mir solche Worte geholfen...!
Dann würde ich ihr nicht mehr antworten auf Fragen wie "was meinst Du? was würdest Du tun".
Frage sie, anstatt dessen was für den einen Weg und was für einen anderen steht. Frage sie nach Alternativen, Konsequenzen. Was ihr Bauchgefühlt sagt und warum sie zweifelt. Was sie für wichtiger erachtet. Stärke sie so in ihren eigenen Entscheidungen in dem Du sie nur Fragen zu ihren Problemen fragst. Die Antworten soll sie suchen. Über so ein Gespräch müsste sie selbst ihre Antworten finden.
Bestärke sie weiter dass Du da bist. Gleichzeitig aber auch, dass sie ihren Weg gehen darf, muss und soll. Es hilft ja nichts, wenn sie Deinen Weg geht, den Du wählen würdest. Sie muss sich als Erwachsener Mensch selbst finden.
Und wenn Deine Tochter selbstbewusster wird und nicht so viele Selbstzweifel zu Dir trägt, gehts Dir sowieso besser. Glückliches Kind - glücklicher Mama - hoffe ich!
Liebe Grüsse,
shealove
Danke shealove,
das hat mir jetzt sehr geholfen. Ich verfalle leider gern in den Problemlösungsmodus - das ist noch so drin, ich hab zwei Kinder großgezogen mit allem was dazu gehört und muss da jetzt erst rausfinden aus dem Gefühl, dass alles in meiner Verantwortung liegt. Ich darf jetzt loslassen, mein neues Mantra
Ich druck mir deine Worte aus und leg sie neben mich für unsere Telefonate.
Das freut mich!
...ich seh mich schon ähnlich rotieren wenns dann bei unseren Kindern soweit ist
Alles Liebe Dir!
Also ich denke, ich werde meinen Kindern solange helfen, wie sie mich um Hilfe bitten/brauchen. Auf jeden Fall werde ich mir anhören was sie wollen. Ob das der richtige Weg ist 🤷🏻♀️