Und jetzt? Irgendwie alles doof und langweilig

Hallöchen,

mein Sommerurlaub geht zu Ende und nun sitzt man hier bei Regenwetter und denkt über sich und sein Elend nach :-)

Irgendwie ist alles so öde und überhaupt ist alles doof... Ich habe so den Eindruck irgendwie wars das jetzt.

Ich habe früher viel und gerne gelesen. Mache ich eigentlich immer noch. Aber irgendwie läuft es doch immer auf dasselbe hinaus. Entweder Krimi, oder Liebesroman und bei beiden weiß man schon auf Seite 3 wie es ausgeht. Dann bin ich auf Biografien umgestiegen und ja, wenn man vorher nicht depressiv war, wird man es dann. Kein "normaler" Mensch schreibt sein Leben lauf. Sind ja doch nur die, die was schlimmes erlebt haben... So also lass ich das mit dem Lesen sein, spätestens auf Seite 20 leg ich das Buch zu Seite, weil es mich zu Tode langweilt.

TV schauen ist im Prinzip das gleiche. Es gibt nur Krimis, LoveStories usw. Egal ob TV oder Streaming Dienste.. also lass ich das auch sein.

Mit Fantasy kann ich überhaupt nix anfangen, da fehlt mir dann wirklich irgendein Gen oder so :-)

Mit Freunden und/oder Bekannten treffen nervt mich auch an. Diese sind natürlich alle in meiner Altersklasse. Und immer die gleichen Gespräche. Wie kann ich in Frührente gehen? Wer hat noch wie lange zum Vorruhestand und überhaupt wie kann ich mein restliches Leben mit möglichst wenig Arbeit verbringen... Ich kann da nicht mitreden. Ich will da nicht mitreden. Ich arbeite in einem Start-Up und freue mich, wenn ich auf der Arbeit junge Leute treffe. Also halte ich mich bei Treffen zurück und schweige die "alten" Herrschaften an, wie sie ihre Rente planen :-(

Kind ist jetzt auch groß, schließt demnächst ihre Ausbildung ab und will dann vermutlich das elterliche Haus verlassen.
Dann bliebe noch auf Enkelkinder zu warten. Aber ganz ehrlich? Hab ich keine Lust, bin ja dann eigentlich froh, dass ich aus dem Kindererziehungs-Zeug erstmal raus bin. Sie macht im Moment auch keine Anstalten, dass sie heute oder morgen eine Familie planen möchte.

Ja, bleibt noch die Arbeit. Wie oben schon geschrieben, macht sie eigentlich Spaß. Aber ich habe so gar keine Ambitionen "mehr" zu wollen. Ich bin einfache Angestellte dort. Und ganz ehrlich ich möchte auch nicht mehr sein und mich dann noch mit Untergebenen rumschlagen müssen. Da beneide ich keinen drum.

Aber was kommt denn nun noch im Leben ? Ich weiß das hört sich alles ziemlich depri an, bin ich eigentlich gar nicht. Es ist einfach nur das Gefühl, alles erledigt zu haben. Wisst ihr was ich meine?

Habt ihr auch das Gefühl? Wie geht ihr damit um ?

LG
Tiffy

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Hallo,

nein, mir ist nicht langweilig und meine Freunde nerven mich nicht, wir sprechen auch ziemlich selten über die Arbeit.
Es liegt vielleicht auch daran, dass meine/unsere Freunde allesamt jünger sind. (Mein Mann ist 43, ich 49, Freunde 31-36).
Ich definiere mich nicht über die Arbeit und während meiner Freizeit hat sie auch nichts zu suchen.

Verreist du gern, was unternimmst du gern?
Hast du einen Partner oder gleichgesinnte Freunde, mit denen du diese Unternehmungen machen kannst?
Kannst du dich mit den jüngeren Arbeitskollegen anfreunden und mit ihnen Spaß haben, ausgehen?

Ich strebe nächstes Jahr eine 4-Tage-Arbeitswoche an und habe vor noch mehr Sport zu machen und evtl. einen Goldschmiedekurs zu besuchen.

Tja, Regenwetter ist auch nicht so meins aber was will man machen? Deshalb sich einer schlechten Stimmung hingeben ist nicht so mein Ding.

LG

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Das Schönste kommt zu Schluss!

Du bist offenbar in einer Sinnkrise in deinem Leben, das passt auch ganz gut zu deiner Altersgruppe. Kinder sind aus dem Haus, die Arbeit ist zur oft lästigen Routine geworden ebenso wie die Partnerschaft.
Eine zunehmende innere Leere breitet sich aus.
Soll das wirklich Alles in meinem Leben gewesen sein? Alles wirkt irgendwie doof und langweilig auf dich.

Das muss so nicht sein, aber nur du selbst kannst es ändern. Nur du selbst kannst dich aus diesem Loch befreien.
Guter Rat ist schwer, weil jeder Mensch andere Tätigkeiten und Hobbies als sinnstiftend empfindet.

Bei mir ist es mittlerweile so, dass ich viele für mich sinnstiftende Tätigkeiten in Vorbereitung auf meinen Ruhestand beginnen konnte und insbesondere mein privater Terminkalender langsam aus dem Ruder läuft.

Die gemeinnützigen Organisationen suchen überall händeringend Ehrenamtliche, viele dieser Vereine bluten derzeit aus. Es gibt dort erfüllende Tätigkeiten ohne Ende.

Ich beschäftige mich zum Beispiel im Tierheim mit der Sozialisierung von scheuen Kätzchen. Das ist sehr zeitaufwändig, weil man ständig am Ball bleiben muss.
Demnächst werde ich eine Ausbildung als Mitarbeiter bei der Telefonseelsorge beginnen.
Außerdem treibe ich fast jeden Tag Ausdauersport und gehe in Selbsthilfegruppen.

All diese Hobbies sind nahezu umsonst, sie geben mir aber viel positive Rückkopplung und Erfüllung in meinem Leben. Auch du kannst sicher für dich persönlich ähnliche Entdeckungen machen.

Erforderlich dafür sind allerdings einer innere Bereitschaft, Offenheit und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Und natürlich eine gewisse Beständigkeit auch bei den sinnstiftenden Hobbies.

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Wunderbar! Gerade die Arbeit bei der Telefonseelsorge ist so erfüllend. In jeglicher Hinsicht.

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Vielen Dank für Deine Antwort.

Ich musst gerade schmulzen. Auch bei Dir "in Vorbereitung auf meinen Ruhestand" - das ist so dass allumgreifende Thema in meinem Umfeld. Ich gehe gerne arbeiten und ich hab da auch keinen Nerv darfüber zu reden oder nachzudenken. Ich will überhaupt nicht in Ruhestand sein :-) / bin hier wohl ein Exot.

Du wirst lachen über die Telefonseelsorge habe ich auch schon nachgedacht. Als ich dann allerdings weitere Informationen angefordert habe und die Rahmenbedingungen gelesen habe, habe ich für mich entschieden, dass ich das nicht leisten kann/will.

Mein "Problem" ist ja nicht, dass keine Hobbies finden würde, mein Problem ist eher so das Gefühl "alles schon gemacht zu haben, was mich interessiert"

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Hi!
Thriller sind super zum lesen, spannend oft bis zum letzten Satz.
Öfter mal was mit den ganzen jungen Kollegen unternehmen.
Ein ganz neues ungewöhnliches Hobby suchen, wie zum Beispiel die Samba-Trommelgruppe oder Synchron -Schwimmer oder Nackt- Yoga.
Mit den Freunden ein ungewöhnliches Spiel spielen, wie zum Beispiel "sag mal..." um sie neu kennen zu lernen.
Eine Selbsterfahrungsgruppe besuchen.
Neue Eissorten kreieren aus ungewöhnlichen Zutaten oder Geschenke mal selbst basteln...
Oder einfach mal mit einer großen Tafel Schoki stundenlang in die Badewanne, heißes Schaumbad, laute Lieblingsmusik und sich selbst bemitleiden. Solche Tage gibt es.
Lg

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Auch Dir danke für die Antwort.

Die Sache mit dem Schaumbad ist jetzt aber auch nicht so lebenserfüllend :-) Aber ja, ich weiß was du meinst. Mache ich tatsächlich auch dann und wann. Wir haben sogar einen TV über der Badewanne. Also bei uns kann man da wirklich gut abgammeln.

Meine Oma hätte gesagt, Dir gehts einfach zu gut. Und ja, das stimmt wohl. Man hat Träume/Wünsche, dann erfüllt man sich diese und das wars dann.

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Wenn Dich Deine bisherigen Aktivitäten langweilen, beginne etwas Neues. Das Leben ist bunt und vielfältig. Wag Dich aus Deiner Komfortzone. Lerne ein Instrument, besuche einen VHS Kurs zu einem Thema, das Dich bisher nicht interessiert hat oder oder. Erweitere Deinen Horizont.

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Ich bin 53. Meine Freunde auch in etwa, da redet niemand über Rente, wenn wir uns treffen.

Aber ich weiß, was du meinst. Ich habe angefangen in einem Chor zu singen, macht mir riesig Spaß, und nein, ohne Notenlesen, wir singen Radiosongs, da kennt man die Melodie.

Ich gehe auch alleine irgendwo hin, wenn es mein Intresse geweckt. Z.B. Kino, Orgelkonzerte, Steampunk Festivals, Extraschicht und so weiter. Einiges mache ich bestimmt nochmal, anders nicht. Ja, klar, zu zweit wäre es bestimmt netter, aber wenn niemand sonst Interesse hat, dann eben nur ich. Nur so gibt es neuen Input und mir gefallen jetzt Sachen, die ich vor kurzem noch doof fand.

Runter vom Sofa und raus, da gibt es noch mehr. Ich plane verschiedene VHS Kurse zu besuchen und weitere Kilos abzunehmen, nö bin gerade mittendrin im Leben.

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Hallo,
du hast ja noch nicht alles erledigt, sondern hältst bisher nur an dem fest, was du immer schon gemacht hast oder was "man" halt so tun sollte, obwohl es dir gar keine Freude (mehr) bringt.
War schon immer so, macht man halt mal so weiter. Aber warum eigentlich?

Lass alte Gewohnheiten ziehen und fang etwas Neues an. Was interessiert dich von dem, was du noch nie gemacht hast? Wo und wie könntest du es umsetzen?
Dafür braucht es aber auch Offenheit. Es gibt bestimmt Dinge, die du immer blöd fandest, aber vielleicht findest du sie ja genau jetzt gut, wenn du dich mal ganz vorbehaltlos darauf einlässt, denn das, was du bisher gut fandest, scheint ja nun blöd geworden zu sein.
Menschen ändern sich, Lebensabschnitte auch und damit einhergehend können sich auch die Vorlieben ändern. Einfach mal ausprobieren...

Platt gesagt: Bisher hast du nur das gemacht, was du kennst und was nicht allzu viel Aufwand und Mut erfordert. Ja, das hast du erledigt. Aber was hast du noch nicht gemacht? Zeit, darüber nachzudenken.

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Einstein sagte mal in etwa, man sei ein Idiot, wenn man immer das Gleiche tue und erwarte, dass was anderes als Ergebnis dabei rumkomme… Also: Raus aus der Komfortzone.

Worauf hast du denn Lust? Reisen, Sprache lernen, neues Hobby, Sport, nen eigenen Blog starten, Ehrenamt… da gibt es doch soooooo viel.

Ich bin mit 45 mit Crossfit angefangen und habe nen Pflanzenfimmel ausgebildet… lies doch mal was anderes, oder guck was anderes: ich empfehle dir mal von Herzen „Ein ganzes Leben“ von Seethaler, weil es einen so besonderen Blick aufs Leben beschreibt und guck „ Toni Erdmann“… der ist so schräg. Der hinterlässt bestimmt irgendwelche Spuren bei dem.

Hast du Interesse an Spiritualität? Guck dir mal das Programm vom z.B. Benediktushof an und meld dich an. Da kannst zu alle machen von Selbsterfahrung über Meditation oder Yoga oder Kräuterkunde.

Schlaf mal aufm Balkon oder zelte im Garten. Leg dich mal unter den Esstisch und guck dir dein Heim aus neuer Perspektive an oder kauf dir das Deutschlandticket und gondele irgendwo hin, trink nen Kaffee und fahr zurück…

Stillstand ist der Tod, geh voran bleibt alles anders! :-)

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Im Prinzip weiß ich das ja alles.

Mein Traum war z.B. immer, ein Cabrio zu haben.
So, im Frühjahr so ein Teil gekauft, steht jetzt da. Wenn meine Tochter nicht damit fahren würde, würde nichts passieren.
Es langweilt mich dann alles nach kurzer Zeit an. Das ist doch nicht normal.

Ich habe so im Innern ein Gefühl, als müsste "was Großes" passieren. Auswandern oder sowas. Aber da zieht mein Mann nicht mit. Er ist halt auch ein Stück älter als ich und so unterschwellig macht sich der Altersunterschied auch in den Ansichten und körperlich bemerkbar.

Aber ja, hab tatsächlich schon darüber nachgedacht ein Buch zu schreiben *lach*

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Hallo Tiffy,

ich bin 53, (leider) keine Kinder, verheiratet.

Kann es sein, dass dich das "leere-Nest-Syndrom" gerade voll erwischt hat?
In meinem Bekanntenkreis ging das vor einigen Jahren schon einmal um, als die nun erwachsenen Kinder das Haus verließen.
Gerade die Mütter haben darunter gelitten, bei den Männern habe ich das zumindest nicht beobachtet.

Eine Bekannte macht nun ganz intensiv Sport und Yoga, eine andere hat sich einen Hund angeschafft ("das letzte Kind hat immer Fell ..."), meine beste Freundin hat sich nach dem Auszug ihrer Kinder beruflich neu orientiert und kümmert sich intensiv um ihr 1. Enkelkind.

Also ich persönlich habe solche Gedanken eigentlich noch nie gehabt, was jetzt noch kommen soll.
Ich bin weitestgehend zufrieden mit meinem Leben, arbeite gern in meinem Job, und bin in der Freizeit u. a. durch unsere Hunde immer aktiv in der Natur unterwegs. Darüber hinaus engagiere ich mich ehrenamtlich im Tierschutz und helfe regelmäßig im hiesigen Tierheim. Ich freue mich immer, wenn wir uns im Freundes- und Bekanntenkreis treffen. Da mein Mann und einige Freunde im vollkontinuierlichen Schichtsystem arbeiten, ist es ziemlich schwer, da einen Termin zu finden, wo auch alle können. Auf die Nerven geht mir eigentlich keiner.

Wäre ich an deiner Stelle würde ich vermutlich etwas anfangen, wovon ich glaube, dass es mir Spaß machen könnte.
Das kann Sport, ein neues Hobby, eine ehrenamtliche Tätigkeit etc. sein.
Wenn du gern in der Natur unterwegs bist und Tiere magst, geh doch in euer Tierheim in der Nähe und werde ehrenamtliche Gassigängerin. Du hilfst den Mitarbeitern des Tierheims, die Hunde kommen raus aus ihren Zwingern, bekommen menschliche Zuwendung...

Ich wünsche dir alles Gute

LG

Nici

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Ich musste beim Lesen deines Textes absolut schmunzeln. In Vielem erkenne ich mich wieder, nur leide ich absolut nicht. Ich bin
Ende 40 und so ziemlich leidenschaftslos und wunschlos. Es gibt wirklich nichts, wo ich sage: "Wow, will ich unbedingt noch erleben."
Ich bin einfach nur zufrieden, dass mein Leben still und unspektakulär vor sich hinplätschert. Beruflich bin ich zufrieden. Ich bin glücklich, wenn ich einfach zu Hause sein kann und nirgends hin muss. Wenn niemand was von mir will, noch besser. Wenn ich sehe, wo sich Freunde am Wochenende so tummeln, bin ich froh, dass es mich nicht betrifft. Ich habe absolut keine Lust auf irgendeine Art von Freizeitstress. Vielleicht bin ich nach 20 Jahren intensiven Familienlebens auch in einer Art Regenerationsphase?
Auch das mit den Büchern kann ich sowas von nachvollziehen. Ich habe mir in den letzten Jahren so viele Bücher gekauft. Kein einziges hat mich irgendwie angesprochen. Jedes einzelne fand ich belanglos bzw. uninspiriert.
Ich leide nicht an meinem Zustand, ganz im Gegenteil eigentlich, es könnte immer so weiter gehen, aber normal finde ich diese Wunsch- und Ziellosigkeit irgendwie auch nicht. 🙈

Grüße
von einer (Nicht-)Leidensgenossin 😁

Bearbeitet von FrauohneTermine