Bin ich ungerecht? Befinde ich mich in einer Midlife-Krise?

Hallo zusammen,

mein Mann und ich sind seit 32 Jahren ein Paar und seit 28 Jahren verheiratet. Ich bin 57 - er 58. Wir haben zwei erwachsene tolle Kinder.

Wir hatten immer mal wieder gute und schlechte Zeiten und haben es immer geschafft wieder miteinander auszukommen. Ich hab das Gefühl ich hab mich größtenteils immer auf die Bedürfnisse meines Mannes eingestellt. Hab trotz Kindeserziehung eine Selbständigkeit angefangen und mich jahrelang abgerackert, damit wir finanziell gut über die Runden kommen. War und bin sehr erfolgreich. Die letzten fünf Jahre hab ich mehr und mehr Aufträge abgegeben, weil ich eigentlich schon seit gut 10 Jahren gemerkt hab, dass ich das Tempo und alle Aufgaben, die ich mir auflaste, nicht mehr lange bewältigen kann. Da Sohn lange studiert hat und finanziell unterstützt werden musste, Haus-Darlehen noch nicht abbezahlt war, hab ich durchgehalten. Muss sagen, mein Mann ist auch sehr fleißig und zuverlässig, ist aber durch sein Angestelltenverhältnis in einer großen Firma nicht so belastet.

Fühlte mich oft allein und zu wenig wertgeschätzt. Mein Mann hat zwar im Haushalt etwas mitgeholfen, aber das meiste blieb an mir hängen. Er war und ist sehr sportlich und in seiner Freizeit viel unterwegs. Auch am Wochenende. Ich wurde für diese Aktivitäten selten berücksichtigt, bzw. gemeinsame Zeit war kaum noch vorhanden. Trotzdem sind wir liebevoll miteinander umgegangen, haben quasi so eine Art Kuschelritual auf Couch und im Bett. Ich krabble seinen Bauch, er meinen Kopf und nebenbei haben wir gemeinsam was angeschaut oder gelesen. Sex wurde immer seltener. Mein Mann hatte vor drei Jahren ne Prostata-OP weg. Krebs und die ersten mal kam soviel Pipi beim Geschlechtsakt raus. Da konnte ich fast ein jahr nicht mehr. Inzwischen wurde das aber besser, aber irgendwie ist er immer sehr aufgeregt und fahrig und es ist für mich nicht wirklich erregend. Wir schlafen ca. 1 - 2x im Monat miteinander.

Die Entwicklung der letzten Jahre war, dass ich schrittweise, aufgrund des rückläufigen Arbeitspensums mehr Freizeit hatte und am Wochenende nicht mehr arbeiten brauchte. Da ich viel allein war - mein Mann war ja meist unterwegs - hab ich mir meine Hobbies aufgebaut. Hab alleine Ausflüge unternommen. War aber doch immer unglücklich und hab immer mal wieder angesprochen, dass ich glaub, dass das nicht lange gut geht, wenn wir so wenig zusammen unternehmen. Mein Mann hat das immer nicht so ernst genommen, da wir ja trotzdem ne harmonische Beziehung hatten. Urlaub waren auch immer ganz schön. Muss auch noch erwähnen, dass mein Mann einen Seitensprung hatte, als unsere Tochter (jetzt 30ig) ein halbes JAhr alt war. Damals ist meine Welt aus den Fugen geraten und hauptsächlich für meine Tochter, hab ich die Beziehung weitergeführt. Es gab auch in den weiteren Jahren immer mal wieder Vorkommnisse, wo mir Zweifel an seiner Treue gekommen sind, aber ich hab immer versucht dem nicht so große Bedeutung zu geben. Weh getan hat es aber sehr.

Jetzt gab zum Jahreswechsel 2023-2024 einen großen Streit, wegen seinem Desinteresse an gemeinsamen Unternehmungen meinerseits und dass er keinerlei Kritik und Anmerkungen zu irgendwas, was er macht, verträgt. Er kritisiert mich immer, dass er mehr von mir Bestätigung für sein Aussehen hätte und mehr Sex.

Wir haben uns ausgesprochen und haben kurzzeitig auch mehr gemeinsam unternommen. Ich hab versucht mich öfter zum Sex überreden zu lassen und ihm entgegenzukommen.

Dann im Januar 24 wieder großer Streit. Er kam am frühen Nachmittag zur Tür rein. Ich war grad am Haus durchsaugen und wollte putzen und hoffte, er würde mir Hilfe anbieten. Noch die Tür hin der Hand, sagte er, er ist gleich wieder weg, weil er mit seinem Freund ausgemacht hat, dass sie eine Bergtour machen. Er war aber die ganzen letzten Tage nach der Arbeit entweder abends bei seinem Vater, oder PlayStation spielen, oder mit dem Nachbarn ein Bierchen trinken. Wir hatte auch keine gemeinsame Kuschelzeit mehr. Dann war ich etwas kurz angebunden, da verletzt, weil er schon wieder weg sein würde und ich auch noch allein putzen dürfte. Dann hat er gefragt, ob was sei und ich hab gesagt, dass es mich wundert, dass er schon wieder weg ist. Dann ist er explodiert und hat mich angeschrien, dass ich nie zufrieden sei und er es mir eh nicht recht machen könnte. Und er doch immer versucht ein guter Ehemann zu sein. Ich hatte richtig Angst vor ihm. Dann ist er raus, hat die Tür zugeknallt.

Die Tage drauf war er, wie meist nach so einem Anfall, total hilfsbereit. Da macht er plötzlich Sachen, die er sonst nie macht. Ist nett und freundlich und man merkt ihm immer das schlechte Gewissen an. Ich war totunglücklich und dachte mir, so gehts nicht weiter und hab eine Paartherapeutin angeschrieben. Bei der waren wir seit Ende Januar ca. 1x monatlich. Zwischendurch liefs ganz gut, wir haben Tipps bekommen, was wir ausprobieren können. Ich hab mir Gläser ausgedacht, wo wir beide Unternehmungswünsche reinwerfen können für Gut- und Schlechtwettertage. Hab für mich überlegt, wie ich mehr auf mich schauen könnte. Hab mir ein E-Bike gekauft und das hat mir so gut getan. Hab dadurch schon 10kg abgenommen und fühl mich aktuell sehr fit und leistungsfähig. Hab Erziehungsratgeber gekauft und ein Tantrabuch, das wir auch 2x ausprobiert haben.

Da mein Mann immer bei der Paartherapie vorgebracht hat, dass er zu wenig Lob von mir bekommt und zu oft getadelt wird, hat die Paartherapeutin vorgeschlagen, er soll Murmeln in zwei Gläsern verteilen, wo er sich freut und nicht freut. Das war irgendwie der Anfang vom Ende. Zuerst hats mich echt genervt, dass ich das jetzt auch noch machen soll. Ich fand, dass meine Anstrengungen für die Beziehung sowieso erheblicher waren, als die meines Mannes. Er hätte an seiner Kritikfähigkeit arbeiten sollen, woran ich aber nichts gemerkt hab. Das geht soweit, dass ich gar nichts sagen kann. Ich hab das Gefühl ich darf nur alles gut finden. Negatives darf ich grundsätzlich nicht sagen. Dann dachte ich mir nach einiger Überlegung, ja gut, dann tu ich ihm halt den Gefallen, wenn wer es so dringend braucht und die positiven Kugeln waren tatsächlich mehr. Wobei er einige positiven Dinge gar nicht als Kugel verewigt hatte. Z.B. hab ich mich bei ihm bedankt, dass er unseren Kindern immer sein Liebe so gut zeigen kann, sie positiv bestärkt und gut behandelt. Der Grund war, dass mein Bruder seinen Enkel geohrfeigt hatte und das tat mir so weh und ich hab gemerkt wie froh ich sein kann, dass mein Mann nicht so ist.

Sorry für das viele Gelaber.

Bei der darauf folgenden Therapiesitzung hat er dann der Paartherapeutin erzähl was er alles toll an mir findet und dass er mich so liebt und mit mir alt werden möchte. Dass ihm aufgefallen sei, dass ich ein großes Herz habe, weil ich meine Mutter immer unterstützte, obwohl sie oft sehr ungerecht und gemein zu mir ist. Dann hat er erzählt, dass ich so geweint hatte, wg. meinem Bruder und er auch unter den Kommentare meines Bruders oft gelitten hat und auch mein Vater (bereits verstorben) auch ein sehr schwieriger und ungerechter Mensch war. Und dann sagt er, dass er mich oft sehr grob finden, so wie meine Familie. Daraufhin hab ich gesagt, dass ich das nicht ok finde, dass er in einem Satz erzählt, wie sich meine Familie verhält und mich mit ihnen in einen Topf wirft. Er weiß genau wie sehr ich die ganze Kindheit unter der Erziehung und der Lieblosigkeit meiner Eltern gelitten hab. Ich hab nen totalen Heulflash bekommen und die Therapeutin wollt mir helfen.
Daraufhin hat er sich wieder an den Pranger gestellt gefühlt.

Und nun das Ende vom Lied:
Ich versteh nicht, wie er mich nach über 30 Jahre so sehen kann. Bin Krebs...also sehr sensibel. OK zieh mich oft zurück aus Selbstschutz. Bin nicht so der Kuscheltyp...hab mir aber das Kuschelritual angewöhnt. Auch dass wir uns einmal am Tag umarmen ist mir als neues Ritual eingefallen. Mein Mann ist Zwilling. Ich finde die 2-Gesichter-These total bestätigt. Kann ihm einfach nicht vertrauen. Liebe ihn aber, weil er viele sehr liebenswerte Eigenschaften hat und ein toller Vater ist. Fühl mich aber so missverstanden. Alle diese Punkte wurde schon so oft besprochen und beredet und trotzdem keine Verbesserung.

Deshalb hab ich mich dazu entschlossen - trotz allem was wir haben - die Beziehung zu beenden.

Fühl mich aber trotzdem schlecht und hoffe, dass das jetzt keine Midlife-Krise ist, in der ich stecke. Ich kann nicht mehr so klar denken. Er tut mir auch Leid, da er ein totales Gewohnheitstier ist. Er sagt, dass er mich nicht versteht und mich doch so liebt.

Was meint ihr? Handle ich zu vorschnell?

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Ich bin halb so alt wie du, du könntest quasi meine Mutti sein. Mir mag einiges an Lebenserfahrung fehlen, trotzdem hat mir meine Mutti etwas beigebracht an das ich mich seit jeher halte in Beziehungen: die Arbeit muss fair verteilt sein.

Eine Beziehung ist immer Arbeit, egal ob Freundschaft oder Liebe, man muss etwas dafür tun, damit es läuft.
Es ist ok wenn einer mal 80% gibt und der andere zeitweise nur 20%. Im gesunden Mittel sollten aber beide so viel in eine Beziehung stecken, dass es 50/50 ist.

Und vom Text her lese ich heraus, dass du sehr lange schon mehr gibst als er. Und wer nur gibt gibt gibt, aber niemals bekommt, der ist irgendwann leer.

Du schreibst ganz am Ende er liebt dich. Und Liebe ist etwas, dass mit den Jahren wächst und sich verändert, aber wenn sie sich ins negative verändert, dann ist es vielleicht Zeit über den Tellerrand hinaus zu schauen. Man sollte sich stets nur mit Menschen umgeben die wie Sonnenschein sind. Die sich warm anfühlen, die einem selbst gut tun. Bei deinem Mann hab ich eher das Gefühl, dass er ein Sonnenbrand ist.

Es klingt für mich nicht mehr nach einer gesunden Beziehung, auch wenn ihr schon so lange zusammen seid. Ihr habt tolle Kinder großgezogen und wart lange glücklich, aber es ist auch in Ordnung sich einzugestehen, dass die Beziehung zwischen einander nicht mehr so gut ist wie sie vielleicht einst war.

Egal ob gute oder schlechte Zeiten, wenn einem die Beziehung nur noch Kraft raubt, dann sollte man darüber nachdenken sie ziehen zu lassen. Ich finde es klasse, dass ihr beide schon in einer Paartherapie wart. Oftmals sehen Männer nicht die Tropfen, die das Fass füllen, sondern nur, dass das Fass plötzlich überläuft und wissen dann nicht warum.
Seit Januar arbeitet ihr an eurer Beziehung, du gefühlt mehr als er, also solltest du dich wirklich trennen, dann wäre es keine Kurzschluss Entscheidung. Es ist ja schon ein schleichender Prozess.

Und nicht nur dein Mann ist ein Gewohnheitstier. Wir Menschen sind alle Gewohnheitstiere und hassen meist Veränderungen. Trotzdem sind Veränderungen manchmal notwendig, damit sich etwas zum besseren wenden kann.
Liebe hin oder her. Er muss doch auch merken, dass die Beziehung euch beide nicht mehr so glücklich macht wie einst.

Und bitte lass dich nie wieder ihm zu Liebe zu Intimität überreden. Das ist emotionale Erpressung ein absolutes No-Go.

Also kurzum: ich könnte an deinem/euren Punkt eine Trennung verstehen und finde es nicht zu vorschnell. Warum weitere Jahre unglücklich verbringen wenn man nur einmal lebt und da draußen wahrscheinlich jemand ist, der dich glücklicher machen kann?

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Danke Dir CiaoCiao,

danke für Deine mitfühlende Antwort. Leider bestätigt sie mein Gefühl.

Recht herzlichen Dank und für Dich alles Liebe und Gute
Glückskeks

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Hallo Glueckskeks188,

Ob du ungerecht deinem Mann gegenüber bist, spielt das so eine große Rolle, wo würdest du da den Maßstab ansetzen? Nach meiner Meinung bleibt dir da nur dein subjektiver Maßstab.

Von deinem ausführlichen Beitrag habe ich den Eindruck mitgenommen, du zergliederst alles mögliche bis ins letzte Detail und verlierst dich in vielen Alltäglichkeiten. Bleibst quasi in dieser Spirale gefangen und drehst dich um dich selbst.
Was siehst du hinter diesen Alltäglichkeiten?

Für mich wäre die entscheidende Frage, wichtiger als dein Versuch einer Bestandsaufnahme:
Was erhoffst du dir von deiner Trennung?
Was strebst du nach der Trennung an und hältst du deine Hoffnungen, Sehnsüchte und Wünsche für realistisch?
Hast du ein persönliches Ziel ohne deinen Mann, oder nur ein diffuses Gefühl des Unbehagens und des latenten Leidens, aus dem du fliehen willst?

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Hallo Christoph,

danke für Deine Antwort.

Ich erhoffe mir Ruhe, Freiheit selbst Entscheidungen treffen zu können und mein Leben so gestalten können, wie ich es möchte. Ich fühle mich eingeengt und merke, dass sich meine Tagesabläufe und mein Handeln zu sehr auf die Bedürfnisse meines Mannes abstimmen.

Trotzdem lieb ich ihn so sehr und mag gerne mit ihm zusammensein. Ein totaler Zwiespalt. Er hat auch sehr viele Charaktereigenschaften die ich an ihm schätze.

Der Gedanke eine eigene Wohnung zu haben, die ich nach meinen Wünschen einrichten kann ist für mich seit längerer Zeit sehr reizvoll. Und das obwohl ich aktuell ein schönes fast abbezahltes Einfamilienhaus und einen schönen Garten hab. Sehr vieles regeln müsste, wenn ich hier ausziehen würde und zudem das Erbe meines Mannes von ca. 1,5 Mio aufgeben würde.

Ich denke das zeigt wie groß mein Leidensdruck aktuell ist.

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Danke für deine Antwort,

du hast also ein persönliches Ziel nach Freiheit und Selbstgestaltung, das finde ich gut.

Hast dir aber selbst die Frage beantworten können:

Ist mein Ziel nur ohne meinen Mann zu erreichen und eine Trennung daher die einzige Option?
Oder wären auch Lösungen mit meinem Mann oder Kompromisse für mich gangbar?

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Ehrlich gesagt glaube ich du handelst unüberlegt.
Weil dein ganzer Text sich niemals die Frage stellt: Was willst Du für dich selbst. Also nicht was soll er machen etc. Sondern wo willst Du genau hin? Wie willst Du leben ? Welche Ansprüche stellst du an Dich selber ?

Meinst Du nicht es macht vielleicht mehr Sinn, erstmal 2 Wochen alleine einen Ort zur Besinnung aufzusuchen. Und ihn zu bitten diese Zeit auch dafür zu nutzen sich über seine Vorstellungen klar zu werden.

Natürlich soll die Arbeit von beiden geleistet werden, aber habt ihr da die gleichen Vorstellungen überhaupt?

Ich will ihn nicht entschuldigen, aber in deinem Text spüre ich eine große Unzufriedenheit - und da muss Dir schon klar sein: Liegt es wirklich in meiner Beziehung oder liegt es an meinen Vorstellungen und Träumen.

Denn Deine Träume kannst nur Du umsetzen, dafür ist dein Mann nicht da.

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Liebe Leiahenny,

ursprünglich wollte ich mit meinem Mann alt werden. Wir hatten gemeinsame Luftschlösser. Wollten viel Reisen und uns eventuell irgendwo ein kleines Ferienhäuschen gönnen. Für mich ein sehr schöner Gedanke.

Seit Jahren versuche ich meine Unzufriedenheit als "normalen Beziehungsalltag" abzutun. Gibt ja soviel schönes in unserer Beziehung und wir haben auch gemeinsame Wertvorstellungen, die nicht selbstverständlich sind. Haben den gleichen Humor.

Aber durch die Paartherapie hat sich vermehrt herausgestellt, dass der Großteil der Motivation sich auf die Bedürfnisse meines Mannes einzustellen von mir kommt. Die Ideen was wir machen können, die Rituale etwas zu verbessern kamen alle von mir. Er hat versprochen an seiner Kritikfähigkeit zu arbeiten, was er sicherlich anfangs ernst gemeint hat, aber trotzdem kommt er da nicht vom Fleck.

War gestern nochmal allein bei der Paartherapie, weil mein Mann grad mit unserem Sohn im Urlaub ist. Eigentlich wollte ich vor seinem Urlaub noch einen Termin zusammen, aber den haben wir nicht mehr so kurzfristig bekommen. Die Therapeutin meinte dann, ob ich nicht nochmal alleine kommen möchte, da sie das Gefühl hat, dass es mir nicht gut geht. Sie hat dann irgendwann gemeint, dass sich das alles was ich erzählt hab nach Machtdemonstrationen von meinem Mann anhört. Und das Gefühl hab ich auch. Er möchte mich irgendwie unterbuttern und ich lass mir das aus Angst vor Eskalation, oder um den Frieden zu wahren zu oft gefallen. Ich fühl mich manipuliert, weil er genau weiß, dass ich durch sein absolutes nettes Verhalten nach einem Streit mich wieder einlullen lasse. Bin so blöd.. Eigentlich lass ich mir sonst nichts gefallen, aber in der eigenen Ehe bin ich einfach zu nachsichtig.

Sie meinte auch gestern ich soll mich unbedingt jemandem anvertrauen und nicht mit mir allein alles ausmachen. Deshalb hab ich gestern meine 30ig-jährige Tochter informiert, dass wir Probleme haben und eine Trennung kommen könnte. Die Therapeutin meinte es wäre wichtig ihr das zu sagen, da sie sonst in ein tiefes Loch fallen könnte, weil mein Mann und ich nach aussen hin ein sehr harmonisches Paar sind. Sie hat gemeint, sie hat das tatsächlich schon gefühlt. Sie liebt ihren Papa über alles und das ist auch gut so und ich hab ihr gesagt, sie soll stopp sagen, wenn ich was nicht erzählen soll und kann mich alles fragen. Trotz allem kann sie meinen Wunsch nach Trennung verstehen. Das ist für mich jetzt schon eine Erleichterung.

Wenn er nächste Woche zurück kommt, starte ich nochmal ein klärendes Gespräch. Vielleicht wechseln wir auch nochmal den Paartherapeuten und gehen zu einem Mann. Das war der Vorschlag meiner Tochter. Auch das würde ich nochmal probieren. Aber lange kann ich nicht mehr so weiter machen. Bin jetzt schon nicht mehr in der Lage mein Arbeitspensum richtig zu schaffen...zu sehr abgelenkt...schlafe sehr schlecht...ständiges Gedankenkarussel.

Danke Dir für Deine gendankliche Anregung :)

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Danke für deine Erklärung. Die Idee mit einem weiteren Gesprächspartner finde ich seht gut. Und ich verstehe Deinen Frust jetzt deutlich besser. Spontan kam mir der Gedanke - warum zieht ihr nicht auseinander. Und schaut dann auf Euch mit einem neuem Blick.

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Hallo Glückskeks,
ich gebe jetzt auch mal meinen Senf zu Deinem Thema ab und greife mal einen wichtigen Aspekt heraus: Dein Mann ist viel unterwegs, geht seinen Interessen nach und das Interesse an gemeinsamen Unternehmungen ist kaum vorhanden. Anmerkungen dazu fasst er als Kritik auf. Das ist ja im Prinzip eine sehr bequeme Einstellung, wo du ja in die Rolle der Hausfrau und Mutti geschoben wird, die zwar Zuhause alles regeln darf, mit der man sonst aber keine Zeit verbringen möchte. Was genau fällt da für Dich ab?
Du möchtest doch gemeinsam die Freizeit gestalten, die Dir jetzt vermehrt zur Verfügung steht, oder? Natürlich kannst Du jetzt gucken, dass Du Deine Freizeit und Wochenenden alleine verbringst, aber dann kannst Du auch gleich alleine sein. Ich glaube eher, dass Deinem Mann der Versorgungsaspekt fehlen würde, wenn Ihr Euch trennt. Vielleicht ist komplettes Alleine-Sein für dich echt entspannter, als wenn Du permanent die Hoffnung hast, dass Zeit für dich abfällt.
Alles Gute!

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Liebe sille,

danke Dir für Deine Meinung.

Entspannter wäre mein Leben definitiv. Mein Mann ist ja gerade mit unserem Sohn im Urlaub und ich merke, wie viel Energie ich hab, weil er nicht da ist. Obwohl ich natürlich immer noch traurig bin aufgrund der Entwicklung und schlecht schlafen kann.
Kann deutlich befreiter atmen.

Inzwischen unternehmen wir ja viel mehr und es ist ihm auch wichtig geworden, seit unsere Therapeutin ihn darauf aufmerksam gemacht hat. Dachte ja zuerst, das wäre der Knackpunkt, aber nach und nach kommen weitere Probleme ans Licht.

Schaun wir mal wie es wird. Hätte tatsächlich schon Wohnung in Aussicht, möchte aber noch nicht alles hinschmeißen.

Alles Liebe
Glückskeks

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Hallo Glueckskeks188,

interessant finde ich, dass die Therapeutin dir Dinge sagt, wie mit dem Machtgefüge usw. Eigentlich sollte ein Therapeut vermitteln und einen selbst zum Nachdenken bringen und unterstützten, aber nicht den einen vor dem anderen irgendwie negativ hinstellen.

Sonst frage ich mich für wen du putzt und warum du auf deinen Mann wartest? Warum macht ihr nicht irgendwas ab und zu für einen Abend fest oder macht das mit dem Ferienhäuschen? Die Bude anders einrichten kannst du auch bei euch daheim, oder nicht?
Du bist etwas zu abhängig, davon kann man sich lösen, seinen Partner lieben und schöne Zeit alleine und mit ihm verbringen.
Du scheinst immer darauf zu warten, dass dein Mann heimkommt, ohne dass er es weiß, denn er macht am Abend gern auch andere Dinge. Warum tust du es nicht?
Putzen würde ich auch nur, wenn es nötig ist. Wenn keiner da ist, braucht man auch nicht viel putzen. Sonst macht ihr einen Putztag aus, da macht ihr beide mit, jeder hat seine Aufgaben und fertig. Schlag sonst das bei der Paarberatung vor. Du fühlst dich mit dem Haushalt allein gelassen und wünschst dir Unterstützung.

Es gibt die fünf Sprachen der Liebe. Die wichtigen Punkte stimmen für euch beide nicht miteinander überein. Jedem Partner ist etwas anderes wertvoller. Ihr müsst rausfinden was eich gegenseitig wichtig ist und danach miteinander umgehen. Dein Mann braucht wahrscheinlich mehr Lob, das ist, wie er Liebe sieht. Wenn du Kritik bringst, ist es für ihn das Gegenteil. Als würdest du ihm zeigen, dass du ihn nicht liebst. Sicherlich ist es schwer, aber man kann eine Kritik als Wunsch formulieren für die Zukunft oder eine Bitte aussprechen, neutral oder lieb zurzelnd, das muss ja kein harsche oder weinerlicher Tonfall sein. Dir hingegen ist vermutlich wichtig, was jemand für den anderen tut, also Hilfsbereitschaft. Darüber definierst du ob dich jemand liebt und wie sehr. Deinem Mann ist das so nicht bewusst, genauso wie dir das andere nicht, denn ihr seid eben anders. Es gibt ja noch mehr Sprachen der Liebe. Falls ihr darüber noch nicht euch ausgetauscht habt, versucht es damit mal.

Das Wichtigste ist aber, liebst du ihn? Erinnerst du dich wie es damals war als ihr euch kennen gelernt habt, wie du dich gefühlt hast, wie es war zu heiraten, die schönen Momente miteinander? Liebst du ihn? Dann versuche miteinander ins Gespräch zu kommen. Wenn er dich nur noch nervt, dir das alles egal ist, lass ihn seine Sachen machen und nimm dir die Zeit für dein Leben. Pass aber auf, dass du nicht in die nächste Abhängigkeit kommst.

Alles Gute.

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Hallo Elk,

vielen Dank für Deinen Beitrag.

Ja mir ging es genau wie Dir. Es kam mir seltsam vor, dass sich die Therapeutin gefühlt mehr auf meine Seite orientiert hat. Da ich auch mit meinen Problemen weiterkommen möchte, und mein Mann sich etwas an den Pranger gestellt geführt hat, haben wir beschlossen diese Therapie zu beenden und uns anderweitig umzusehen.

Hab jahrelang meine Hobbies für mich alleine gepflegt. Das war nicht das Problem. Ist nicht so dass mir langweilig ist, oder ich nur Zuhause war. Aber ich hatte das Gefühl zu einer erfüllten Partnerschaft gehört mehr.

Ich schreib noch ausführlicher zum nächsten Beitrag, wie die Lage aktuell bei uns ist.

Danke und liebe Grüße
Dir auch alles Gute!

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Wie geht es dir inzwischen?
Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Ich bin 25Jahre verheiratet und habe auch eine ganz schöne Berg- und Talfahrt hinter mir. Ich frage mich auch oft, ob das gut ist wie es ist oder ob es das nicht ist. Ich finde da einfach keine Antwort auf die Frage.
Mein Mann ist ganz ähnlich wie das, was du beschreibst. Vom "alten Schlag". Er macht Garten und Technik. Haushalt und kochen fühlt er sich nicht verantwortlich. Er ist ein Eigenbrötler und seine Kommunikationsfähigkeit lässt oft zu wünschen übrig. Unsere Wahrnehmungen gehen häufig auseinander. Manchmal denke ich wirklich, dass er autistische Züge hat.
Aber er ist auch absolut verantwortungsbewusst, verlässlich und ein Familienmensch.
Auf der einen Seite ist diese Ehe nicht das, was ich unter einer wirklich erfüllten Beziehung verstehe. Auf der anderen Seite habe ich auch alle Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten. Ich kann machen was ich will, und er auch. Das ist eine Freiheit, die wir uns beide erarbeitet haben. Und wir genießen das auch sehr, seit die Kinder groß sind.
Was gewinne ich also nach einer Trennung? Was wird besser? Die Wahrscheinlichkeit sich in einer unkomplizierteren und liebevolleren Konstellation wiederzufinden, ist gering. Patchwork ist ja alles andere als easy. Da hast du auch wieder Ärger und Probleme. Wenn ich also alleine bleibe, nach einer Trennung, wovon ich ausgehe, habe ich exakt dieselben Möglichkeiten wie ich sie jetzt habe, wenn nicht weniger. Was ist also der Benefit?
Es ist ja nicht so, dass ich meinen Mann nicht leiden kann, da würde einem die Entscheidung leichter fallen, da würde sich die Frage nach einem "ob" gar nicht stellen. Ich liebe meinen Mann. Wir sind einander vertraut.
So drehe ich mich auch immer wieder im Kreis. 🙂 Man kann es so zusammenfassen: zu gut, um zu gehen, zu schlecht, um so richtig glücklich in der Partnerschaft zu sein.

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Liebe Qwertzzz,
wir sind inzwischen ein gutes Stück weiter.

Ja diese Frage hab ich mir auch immer gestellt, ob ich so zufrieden sein soll, wie es doch ist. Ist ja eigentlich nicht so schlecht. Gab ja auch sehr schöne Phasen. Aber so richtig glücklich war ich doch nicht.

Inzwischen hat sich folgendes ergeben.
War an einem Punkt, dass ich die Konsequenzen getragen hätte und eine Trennung in Kauf genommen hätte. Dachte immer, wir passen vielleicht nicht zusammen und jeder von uns könnte jetzt in unserem Alter noch sein Leben, wenns sein muss unabhängig voneinander so gestalten, dass man glücklicher werden kann. Auch für meinen Mann hab ich mir das gewünscht. Er war ja auch nicht zufrieden so wie es war.

Da er ja auf Reisen war, konnten wir das nicht persönlich aussprechen. Eigentlich wollte ich warten, bis er vom Urlaub zurück ist. Da er mich aber um ein Telefonat gebeten hatte, hab ich zu ihm gesagt, ich schreib meine Gedanken vorab schon mal auf, damit Du weißt, um was es mir geht. Damit war er einverstanden. Hab dann zwei Tage immer wieder an einem Brief gefeilt und mich richtig ausgekotzt. Da waren einige Punkte dabei, die wir schon besprochen hatten, aber auch einige, die ich noch nicht erwähnt hatte. Mir war ja praktisch an dem Punkt alles egal. Hab mich völlig geöffnet, wie es in mir ausschaut, wie sehr ich ihn liebe, warum ich aber verletzt bin, und warum ich denke, dass wir an einem Punkt sind, an dem es nicht mehr weitergeht. Hab ihm vorgeschlagen, dass ich ausziehe und wir in getrennten Haushalten leben in der Hoffnung, dass das vielleicht besser funktioniert. Hab ihn gebeten tief in sich reinzuhören, was er möchte und absolut ehrlich zu mir zu sein, auch wenn er meint, dass er mich verletzt. Und hab ihn gebeten sich auch zu hinterfragen, ob er irgendwo an seine Grenzen kommt und mir das dann auch zu sagen, damit ich ihn unterstützen kann, wenn er das möchte.

Daraufhin kam von ihm zwar ein Anruf, aber er meinte, dass ist soviel das können wir in einem Telefonat gar nicht alles abarbeiten, aber er macht sich Gedanken und wenn er wieder da ist, reden wir.

Da dachte ich, der is ja lustig...ich lege meine Gefühle aufs Tablett und er gibt keine Tendenz preis, wie es in ihm ausschaut. Hab ich mich erhlich gesagt etwas geärgert. Hat mich aber bestärkt Wohnungen anzuschaun, weil ich völlig in der Schwebe war, wie meine Zukunft ausschaut. War wirklich fertig. Dachte meine Welt geht aus den Fugen.

In den ganzen Tagen bis zu seiner Rückkehr hab ich glaub ich immer wenns möglich war, Beziehungspodcasts angehört und hab oft Parallelen zu unseren Problemen gesehen. Das hat mir wirklich gutgetan, weil ich dadurch die Erkenntnis gewonnen hab, dass Meinungsverschiedenheit und Streitigkeiten nicht so negativ zu bewerten sind, wie ich sie immer gesehen hab, sondern als Chance zum Austausch.

Nach seiner Rückkehr haben wir am gleichen Abend noch etwa 5 Stunden geredet, wie wir uns fühlen und vieles mehr. Haben zusammen geheult und sind auf Möglichkeiten gekommen, was wir noch weiterhin ausprobieren können um weiter zu kommen. Zugleich ist er mir in vielen Punkten, die ich im Brief angesprochen hab, extremst entgegenkommen. Hat die Tage darauf auch vieles umgesetzt. Wir haben dann auch die erste Zeit in getrennten Zimmern geschlafen. Inzwischen sind wir uns schon wieder näher gekommen.

Wir haben jetzt zwei fixe Wochentermin. Am Mittwoch abend hören wir gemeinsam einen Podcast und versuchen daraus was mitzunehmen. Am Sonntag machen wir gemeinsam einen Ausflug. Abends sprechen wir dann ausführlich, zusammen. Er erzählt z.B. wie es ihm grad geht, auch unabhängig von unserer Beziehung. Und wir kommen dadurch auf weiter Knoten, die sich nach und nach lockern und evtl. lösen. Hab inwischen einige Onlinekurse für Paare gefunden und wir haben uns für einen Paartag im November angemeldet. Einen Onlinekurs werden wir kommende Woche starten.

Letzten Montag mussten wir leider noch unseren Hund überraschend einschläfern, das rüttelt uns grad recht durch, deshalb sind wir grade auch ganz eng...aber grad sind wir mehr mit trauern beschäftigt, aber kommenden Sonntag machen wir weiter. Wir haben uns fest vorgenommen auch in guten Zeiten nicht auf diese festen Termine zu verzichten und weiter dran zu bleiben, auch wenn man mal das Gefühl hat, dass es eigentlich passt.

Und irgendwie ist es grad viel leichter. Wir haben uns jetzt ganz offen alles gesagt. Es gibt keine Geheimnisse mehr und ich hab das Gefühl, dass ich ihm wirklich vertrauen kann. Und ich weiß, wie sehr er mich liebt und ich kann ihm aktuell auch sehr meine Liebe zeigen. Das tut uns recht gut.

Also mein Fazit:
Der Weg war wirklich hart und tränenreich. Ich war bereit alles zu beenden und das hat mich dazu gebracht alles zu offenbaren. Da mein Mann dann solche Angst hatte, dass ich gehe, war er ebenfalls total ehrlich, da er gesehen hat wie sehr ich das jetzt brauch um einschätzen zu können, obs noch Sinn macht. Diese Offenheit hat uns wieder zusammengebracht und wir haben Neues aneinander entdeckt. Im Nachhinein hat er sich schon mehrmals bedankt, dass ich da so beharrlich geblieben bin, da er merkt, dass wir jetzt auf einem anderen Level sind. Wir sind von den gegenseitigen Vorwürfen weggekommen und haben erkannt, dass unsere Verhaltensweisen auch viel mit unserer jeweiligen Vergangenheit und Kindheit zu tun hat. Also was uns geprägt hat.

Also ich wünsch Dir von Herzen, meine Liebe, dass Du es irgendwie schaffst. Hab gelernt, dass man sich nicht mit so halben Sachen zufrieden geben soll, wenn die ganze Lage mehr Potenzial hat.

Drück Dir die Daumen. Alles Gute