Hallo liebe Jana,
meine Geburt liegt jetzt schon über ein Jahr zurück, aber ich habe einige Fragen, auf die ich von niemandem eine Antwort bekommen habe.
Ich habe im Krankenhaus ambulant entbunden, als ich rein bin, war nur die Hebamme da, eine aus dem Ausland, die zwar sehr nett war, aber anscheinend nicht wirklich gut Deutsch konnte, was mir jetzt im Nachhinein auch ziemlich seltsam vorkommt.
Ich hatte zur Geburtsvorbereitung eine andere Hebamme, die jedoch nicht ins Krankenhaus kommen konnte, weil sich da alle an einen Plan halten müssen und nur immer eine bestimmte gerade Dienst hat. "Meine" Hebamme kam zu mir nach Hause und überprüfte meinen Muttermund, als ich schon viele, viele Stunden Wehen hatte, da es hier im Krankenhaus üblich ist, die werdenden Mütter wieder nach Hause zu schicken, bis es richtig los geht, weil nur 3 Betten zur Verfügung stehen. Als ich also etwa 22 Stunden lang Wehen hatte, riet mir meine Hebamme, jetzt ins Krankenhaus zu fahren.
Hab ich dann auch gemacht. Bis wir dort waren, verging aber nochmal ein bisschen Zeit. Die "ausländische" Hebamme hat mich dann begrüßt. Ich hab ihr gesagt, dass mich ihre Kollegin schickt und ich schon fast 24 Stunden Wehen habe. Sie brachte mich ins Zimmer und fragte mich, ob ich ein Schmerzmittel möchte. Wollte ich auch, denn die Wehen und der Schlafmangel machten mich fertig. Als ich sie fragte, welches Schmerzmittel das denn ist, bekam ich nur die Antwort "das nehmen wir immer". Wegen den Schmerzen habe ich mir nicht viel mehr dabei gedacht, im Nachhinein jedoch... Nun ja. Ich bat die Hebamme, mir zu sagen, was sie macht, da es meine erste Geburt war und ich einfach alles wissen wollte. Sie bat mich dann, meine Beine zu öffnen und ich dachte mir, sie schaut, inwieweit der Muttermund schon offen ist, als plötzlich eine ganz warme Flüssigkeit aus mir rann. Ich bin so erschrocken und hab gleich gefragt, was das war. Fruchtwasser, sagte sie. Als ich fragte, ob die Fruchtblase versehentlich geplatzt ist oder sie sie zerstochen hat, bekam ich keine Antwort. Ich war mir nicht sicher, ob sie mich überhaupt verstanden hat.
Irgendwann kam dann der Frauenarzt, weil im Zimmer nebenan noch eine werdende Mutter war. Als sie ihr Kind bekommen hat, kam der Arzt dann direkt zu mir (damit er nicht erst nach Hause fahren und später wieder reinkommen muss, denn außer mir war dann keiner mehr da). Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich schon bereit für die Geburt war. Ich sagte ihm, dass ich ambulant entbinden möchte und hoffe, dass es klappt und dass er mir bitte sagen soll, was er an mir macht, falls er etwas macht.
Während ich gedanklich mal kurz nicht da war, anscheinend war es wieder eine Wehe, kann mich nicht genau erinnern, vielleicht auch das Schmerzmittel?! Auf alle Fälle spritzte mir die Hebamme plötzlich was in den Arm, ohne es mir vorher zu sagen. Ich war richtig geschockt, sah man mir bestimmt auch an, und hab gefragt, was das denn jetzt war. Die Hebamme sagte gar nichts, dann fragte ich den Arzt, der sagte, es war Oxytocin. Anscheinend waren meine Wehen nicht stark genug, der Arzt wollte aber nach Hause. Na ja. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, bis meine Kleine dann da war, aber lang dauerte es wohl nicht mehr. Als ich dann zwei Stunden nach der Geburt das Krankenhaus verlassen hatte, sagte mir die Hebamme "15 Stunden Wehen beim ersten Kind sind aber nicht viel". Da dachte ich mir, die gute Frau hat wohl gar nichts verstanden, wenn ich schon fast 24 Stunden in den Wehen war, als ich überhaupt im Krankenhaus angekommen bin...
Meine Mutter sagte, so läuft eine Geburt halt ab, bei ihr ging es auch nach den Launen des Arztes und nicht nach ihrem Körper und ich solle es einfach vergessen. Habe ich versucht, aber so richtig ging es nicht. Als ich jetzt zufällig gelesen hab, welche Nebenwirkungen Oxytocin hat, wurde ich richtig wütend. Ich wollte das gar nicht und es wurde mir einfach ungefragt gespritzt. Stillprobleme hatten wir richtig starke, wochenlang. Ob es auf das Oxytocin zurückzuführen ist? Werde ich wohl nie erfahren, aber seitdem ich das heute gelesen habe, denke ich es.
Was sagen Sie als Hebamme zu dieser Geburt? Und ist es OK, einfach Oxytocin zu verabreichen, ohne die werdende Mutter zu fragen?
Vielen Dank!
Oxytocin
Hallo liebe geburtundvielefragen ,
Puh, das liest sich nicht schön und nein, so sollte es nicht sein. Deine Mutter brachte es ganz gut auf den Punkt: So war es bei ihr früher auch (der Rest ist auch hier grausam). Wir haben leider fürchterliche Jahrzehnte in der Geburtshilfe hinter uns und sind ganz allmählig auf dem Weg, dass Frauen selbstbestimmt die Geburt ihrer Kinder gestalten und erleben. Das Mindestmaß ist aber, dass man die Frauen über Interventionen aufklärt und gemeinsam mit ihnen die nächsten Schritte bespricht. Du darfst traurig und wütend über dein Geburtserlebnis sein und ich würde dir empfehlen, das alles in einem Brief zu formulieren, unabhängig davon, ob du ihn abschicken willst. Wenn du es emotional gut kannst könntest du die Hebamme und den Arzt auch um ein Gespräch bitten, da es ja offensichtlich Ungereimtheiten deinerseits gibt, warum du was bekommen hast und warum der Arzt dir zB das Oxytocin gespritzt hat. Vielleicht gibt es ja auch gute Gründe für sein handeln. Allgemein spritzt man in vielen Krankenhäusern den frischen Müttern Oxytocin nach der Geburt des Kindes, um eine zu schlaffe Gebärmutter und damit verbundene starke Blutungen zu verhindern.
Stillprobleme können viele Gründe haben, ohne deine ganze Geschichte zu kennen, es ist schwierig da Zusammenhänge zu benennen.
Ich wünsche dir eine gute Aufarbeitung, Hebamme Jana