Die Bibel und Aussagen zur Geburt - Glaubwürdig?

Hallo,

ich hätte eine spezielle Frage an Hebammen:
Ich war früher sehr religiös und habe die Bibel wörtlich genommen, was aber jetzt nicht mehr der Fall ist. Trotzdem beschäftigen mich manche Bibelstellen noch immer.

In der Bibel gibt es in 1. Mose 38,27-29 folgende Geschichte:
„Und es geschah, als sie (Tamar) gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leib. Und es geschah, als sie gebar, da kam eine Hand heraus; da nahm die Hebamme einen roten Faden und band ihn darum und sprach: Der ist zuerst herausgekommen! Als dieser aber seine Hand wieder hineinzog, siehe, da kam sein Bruder heraus. Und sie sprach: Warum hast du dir einen solchen Riss gemacht? Und man gab ihm den Namen Perez (bed. »Riss«.).Danach kam sein Bruder heraus, der den roten Faden um die Hand hatte, und man gab ihm den Namen Serach (bed. »Aufgang / Glanz«.).“
Meine Frage dazu wäre, ob es rein theoretisch möglich ist, dass an dieser Geschichte etwas wahres dran ist? Also dass bei Zwillingen das Kind seine Hand hinausstreckt, dann wieder hineinzieht und der andere Zwilling zuerst geboren wird.

Und eine Frage noch zu der Bibelstelle 1. Mose 3,16 wo es heißt: „Und zur Frau sprach er: Ich will die Mühen deiner Schwangerschaft sehr groß machen; mit Schmerzen sollst du Kinder gebären“
Sind Menschen die einzigen Lebewesen, die Schmerzen beim Gebären haben, oder gibt es das auch bei Tieren?

Vielen Dank schon mal vorab. #danke

1

Schau dir Geburtsvideos von Säugetieren an. Die sind garantiert nicht schmerzfrei! Und wie auch? Da kommt etwas großes durch eine kleine Öffnung. Da muss sich erst einiges bewegen. Das hat sich in der Natur so ergeben. Und sicher hat das kein rachsüchtiger Gott (der ja an anderen Stellen in der Bibel ganz und gar liebend dargestellt wird. Ist aber ja nicht das einzige wo sich die Bibel selbst wiederspricht) so vorgegeben. Egal was Männer damals geschrieben haben (Autoren der Bibel waren lt meinem Unterricht alles Männer.)

Was bei Geburten möglich ist und was nicht kann dir nur ne Hebamme verraten. Es gibt bestimmt die Möglichkeit ein Kind wieder etwas zurück zu schieben um es beispielsweise zu drehen. Dass aber das Kind selbst die Hand zurück zieht halte ich für unmöglich. Die Presswehen drücken da schon immens dagegen. Und auch dass man einen Zwilling an dem anderen vorbei bekommt wenn der erste schon im Geburtskanal liegt halte ich für unmöglich. Wieder wgen den Presswehen.

Wie gesagt die Bibel wurde Männern geschrieben. Zu einer Zeit wo Hebammen und vielen Frauen generell misstraut wurde. Und mehr sag ich jetzt nicht dazu.

3

@Schokomilchkeksi Wer die Bibel geschrieben hat und wie Gott ist, ist für mich bei der Frage nicht relevant und soll hier auch nicht diskutiert werden. Mir geht es hier nur um die Glaubwürdigkeit dieser speziellen Geschichte.

6

Ich finde, dass die Antwort von Schokomilchkeksi die Glaubwürdigkeit schon ganz gut darstellt. Ich halte es auch für nahezu ausgeschlossen, dass ein Zwilling bereits im Geburtskanal ist und sich der andere dann noch "vorbeischieben" kann - zumindest ohne sehr große, absichtliche äußere Einwirkung.

Auch den Gedanken, dass die Geschichten der Bibel von Männern verfasst wurde zu einer Zeit, als Geburten reine Frauensache waren, halte ich für durchaus wichtig. Sicher hat sich keiner der "Autoren" sich fachlichen Rat bei einer Hebamme gesucht, um zu erfragen, wie möglich ein solches Szenario tatsächlich wären.

Zudem: Die Bibel ist - wenn ich da richtig informiert bin - eine Sammlung von "Geschichten", deren Wahrheitsgehalt doch recht umstritten ist, wenn ich das mal so sagen darf. Da sind einige "Wunder" passiert, daher würde ich schon davon ausgehen, dass auch bei diesem speziellen Teil eine gute Portion Phantasie dabei war.

weitere Kommentare laden
2

Hallo nachhaltig,

bei einer Zwillingsschwangerschaft führt meist ein Kind entweder mit dem Kopf oder mit dem Po. Es braucht Kopf oder Po um den Geburtskanal so zu weiten, damit eine Geburt stattfinden kann. Ein Kind kann zwar mit Hand am Kopf geboren werden, aber der Kopf ist dann schon so tief, dass das Kind nicht mehr zurück kann.
Wenn Arme oder Beine als erstes im Geburtskanal sind, ist das geburtsunmöglich.

Nicht nur Menschen gebären unter Schmerzen. Alle Lebewesen deren Nachwuchs im Verhältnis zum Ausgang groß ist,haben Schmerzen. Auf jeden Fall alle Säugetiere ( außer Beuteltiere).

Grüße
Hebamme Sarah

4

"aber der Kopf ist dann schon so tief, dass das Kind nicht mehr zurück kann"
Auch nicht bei Frühgeburten, oder wenn die Kinder noch sehr klein sind?

"Auf jeden Fall alle Säugetiere"
Ich kenn jetzt Geburten bei Kühen, Giraffen und Elefanten. Da wäre mir das noch nie aufgefallen. Gibt's dazu Fachliteratur?

8

Jeder Veterinär und jeder Landwirt kann für das bestätigen und hat bestimmt Literatur.

weitere Kommentare laden
5

Habe ich auch schon mal gefragt, ob die Geburt beim Menschen im Vergleich zu anderen Säugetieren schwerer/schmerzhafter ist. Man sagt ja, dass es eine physiologische Frühgeburt ist. Da sich sowohl unsere Köpfe im Laufe der Zeit vergrößert haben, als auch das Becken der Frau verkleinert durch den aufrechten Gang. Eine solche Entwicklung gab es ja bei Kuh, Schaf etc. nicht. Ist bei denen also das Verhältnis von Geburtsgröße zu Ausgang optimaler und die Geburt dementsprechend einfacher? Oder ist es, weil unsere Kinder ja entsprechend früher geboren werden, wieder ausgeglichen?
Wäre ebenfalls auf eine Antwort gespannt.

12

Wäre es bei Kühen so viel einfacher, gäbe es nicht geburtshilfliche Geräte, die der Bauer einsetzt, um das Kalb zu holen, wenn die Kuh es nicht allein schafft. Ebenso gibt es auch bei Kühen einen Kaiserschnitt, der aber nicht so oft eingesetzt wird. Da spielen anders als beim Menschen leider auch noch Faktoren rein, wie: wie gut ist die Kuh betreut, ist ein Eingriff rechtzeitig möglich, gibt es einen Tierarzt mit entsprechender Ausstattung in der Nähe, wie entscheidet der Besitzer in Bezug auf wirtschaftliche Überlegungen. So traurig das klingt, es wird für Tiere nicht zwingend alles getan, was möglich ist. Weil es aber auch nicht immer Erfolg verspricht.

Bei der Dokumentation der Geburt von Kälbern wird unterschieden zwischen keiner, leichter und schwerer Hilfe-nicht ohne Grund.

Es gibt ebenfalls Kühe und Kälber, die vor/bei der Geburt versterben oder unmittelbar an deren Folgen.

Bei Menschen gibt es wohl seit Einführung des Kaiserschnitts einen Trend zu grösseren Kopfumfängen, möglicherweise, weil eben Kinder, die früher bei der Geburt verstorben/geschädigt worden wären, jetzt ihre Gene weitergeben. Ob das nur eine Theorie oder inzwischen belegt ist, habe ich nicht im Kopf, findet sich aber mit etwas Motivation im Internet.

13

Ps: Das Hauptproblem beim Kalb ist übrigens nicht der Kopf, sondern sein Becken, das als dickste Stelle raus muss. Das ist ein kritischer Moment, weil die Nebelschnur dann logischerweise abgeklemmt wird oder sich bereits vorzeitig gelöst hat.
Das Kalb ist also nicht mehr sicher darüber versorgt, kann aber noch Schleim/Fruchthülle vor/in der Nase haben.
Hängt es mit dem Becken fest, ist das für Kuh und Kalb gefährlich.