Hallo zusammen,
ich habe von unserer Hebamme erfahren, dass es aktuell ein paar Probleme bei den Tarifverhandlungen gibt. Dementsprechend habe ich ein wenig recherchiert und folgenden Text verfasst.
Die untenstehende Variante ist neutralisiert und nicht auf mich zurückzuverfolgen.
Sollte irgendetwas in diesem Text nicht stimmen gerne als Kommentar beitragen und ich aktualisiere den Text gegebenenfalls.
Ansonsten ist dies mein Beitrag zu der Verbesserung der Hebammenbedingungen.
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Sehr geehrte Krankenkasse,
wir sind mit der Leistung unserer Hebamme sehr zufrieden und möchten uns dementsprechend mit Ihnen solidarisieren.
Wir können es nicht nachvollziehen, dass die letzte Erhöhung der Vergütung im Jahre 2017, also vor 7 Jahren! stattgefunden hat.
Auch dass seit mittlerweile 4 Jahren Tarifverhandlungen stattfinden - ohne eine Einigung erzielt zu haben - finden wir äußerst bedenklich. (1, 2)
Besuchsdauer, Kilometerpauschale und Inflationsausgleichsprämie
Meine Nachforschungen haben ergeben, dass die (freiberuflichen) Hebammen im Vergleich zu vielen anderen Branchen bisher keine Inflationsausgleichsprämie ausgezahlt bekommen haben.
Auch werden von den Kassen laut Aussage nur 20 Minuten pro Besuch bezahlt, dauert der Besuch länger - was bei uns immer der Fall ist - wird die Hebamme für diese Extraleistung nicht vergütet.
Weiterhin liegt die Kilometerpauschale seit 2017 ebenfalls bei 0,81€/km - Der Spritpreis für Super lag 2017 bei 1,34€/Liter, 2023 bei 1,79€/Liter. (2, 3, 4)
Das entspricht einem Anstieg des Spritpreises von 33,5% seit der letzten aktualisierung der Kilometerpauschale.
Nach GOÄ gelten folgende Entfernungspauschalen bei ärztlichen Besuchen von 2021:
bis zu 2km: 3,58€ (mindestens 1,78 €/km) bei Nacht: 7,16€ (mind. 3,58 €/km)
2-5km: 6,65€ (1,33 bis 3,33 €/km) bei Nacht: 10,23€ (2,05 bis 5,12 €/km)
5-10km: 10,23€ (1,02 bis 2,05 €/km) bei Nacht: 15,34€ (1,53 bis 3,07 €/km)
Im Vergleich zu den Wegegeldern bei Hebammen entsprechen nach GOÄ die Wegegelder in den meisten Fällen dem 2 bis 5-fachen der Kilometerpauschale von Hebammen.
Würden die Pauschalen der GOÄ heute erneut betrachtet werden, würden diese noch weiter steigen und die Differenz zu Hebammen weiter erhöhen. (5)
Steigende Versicherungsprämien
Für steigende Versicherungsprämien von bis zu 10% pro Jahr wird als Grund "die erhöhte Behandlungs und Pflegekosten genannt, sowie der durch die steigende Lebenserwartung gestiegene Erwerbsausfall geschädigter Kinder (8%)" genannt. (6)
Behandlungsoptionen - und deren Vergütung durch Krankenkassen
Auch sollten aus unserer Sicht die Ausweitung der Vergütung von bisher invasiven Methoden auf alternative, nichtinvasive Behandlungsoptionen überprüft und angepasst werden.
Beispielsweise bei der Neugeborenengelbsucht:
Bei erhöhtem Bilirubinwert wird dem Kind innerhalb kürzester Zeit mehrfach Blut abgenommen; Im Vergleich dazu: Der nichtinvasive Test mittels Ikterus-Messgerät im Krankenhaus.
Als Grund warum bei den Kinderärzten weiterhin Blut abgenommen wird, wurde die Vermutung dargelegt, dass die nichtinvasiven Verfahren nicht oder nicht ausreichend vergütet werden. (2, 7)
Mit freundlichem Gruß
Eure Namen
Quellen:
(1) https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.geburtshilfe-kreis-ludwigsburg-hebammen-fordern-mehr-geld.420bd9ed-9a9f-4c57-bb8f-3f3cb76235f6.html
(2) Gespräch mit unserer Hebamme
(3) https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/deutschland/kraftstoffpreisentwicklung/
(4) §4 der "Anlage 1.1 Hebammen-Vergütungsvereinbarung zum Vertrag nach § 134a SGB V" in Kombination mit "Hebammen-Vergütungsverzeichnis / E. Auslagenersatz/Wegegeld"
(5) https://blog.pvs-suedwest.de/blog/wegegeld-goae
(6) https://www.gdv.de/gdv/themen/schaden-unfall/warum-der-versicherungsschutz-fuer-hebammen-teurer-geworden-ist-17852
(7) https://www.aerzteblatt.de/archiv/149808/Gelbsucht-Messgeraet-Nichtinvasives-Verfahren
Solidarisierung mit den Hebammen
Hallo,
das ist lieb, dass du dir so viel Mühe machst und es gibt etwas Hoffnung, dass vielleicht auch anderen Frauen bewusst wird, was da in den letzten Jahren an Unmut zusammen gekommen ist. Viele Kolleginnen haben ihre Arbeit bereits nieder gelegt und attraktiv für unseren Nachwuchs klingt das auch alles nicht. Wir selbst haben recht wenig Möglichkeiten, "laut" auf uns aufmerksam zu machen, ohne dass jemand zu schaden kommt. Alleine lassen wollen wir die Frauen und Familien natürlich auch nicht. Auch haben wir in der Regel keine Trecker, um Autobahnen oder Kreisverkehre zu blockieren. Ich hoffe, den Menschen wird bewusst, was es bedeuten würde, wenn es immer weniger Hebammen gäbe. Es geht schließlich nicht nur um uns und salopp gesagt unseren Kontostand, sondern am Ende auch um den drohenden Wegfall unserer Arbeit und die Auswirkung für unsere Töchter und Enkel.
Danke für deinen Support!
Liebe Grüße, Hebamme Jana