Trocken werden

Hallo liebe Experten,
Hätte nie gedacht, dass dieses Thema mal so ein großes bei uns wird, und uns so beschäftigt, aber hier bin ich nun und mit meiner Geduld und auch nerven ziemlich am Ende…
Unser Sohn ist im Februar 4 Jahre alt geworden und macht einfach null Anstalten keine Windeln mehr zu tragen.
Bis kurz vor seinen 4. Geburtstag war er einfach nicht so weit, hat es einfach auch nicht gespürt… dann waren wir einmal mit ihm schwimmen, er trug Badehosen und wollte von da an unbedingt von selbst Unterhosen tragen. Leider hat ers aber nie rechtzeitig gespürt, es ging wirklich jedes Mal in die Hose. Somit haben wir „abgebrochen“ und sind wieder bei Windeln gelandet…
Jetzt wos warm ist haben wir einen neuen Versuch gestartet, er war den ganzen Tag lang nackig im Garten und; es hat funktioniert! Zumindest pinkeln funktionierte einwandfrei in den Garten oder in den Topf. Er weigert sich nun allerdings extrem, auch mal aufs Klo (auch mit sitzverkleinerer) zu gehen und will auch absolut keine Unterhosen tragen, beginnt bei beiden Versuchen bitterlich zu weinen…
Ich möchte es natürlich nicht schlimmer machen, aber andererseits weiß ich jetzt dass er’s kann und spürt, warum weigert er sich so??? Er meint „er kann das nicht“ - dabei wissen wir ja, dass das nicht stimmt… im übrigen sagt er oft “er kann es nicht” obwohl das Gegenteil der Fall ist - ist auch so beim zahne putzen, T-shirt anziehen, etc…
Wie sollen wir damit umgehen??
Sollen wir “hart” bleiben und ihn einfach aufs Klo setzen, oder weiter abwarten?? Ich bin so ratlos….

Danke für eure Hilfe!!

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Hallo Krisi,
das Trockenwerden stresst viele Eltern, nicht zuletzt weil ein hoher gesellschaftlicher Druck da mitschwingt. Tragen die Kinder länger als die übliche Norm die Windel, werden nicht nur sie kritisiert, sondern gleich die Eltern mit, weil es angeblich an Strenge, Konsequenz und Fürsorge mangeln kann. Die Emotionen der Kinder dabei werden häufig außen vor gelassen. Eure Situation im speziellen kann ich natürlich nicht zu 100% einschätzen und als Hebamme ist das auch nicht einer meiner "medizinischen Schwerpunkte". Dennoch ein paar Gedanken, vielleicht als Denkanstoß oder Reflexion (bitte wertungsfrei lesen)...
Habt ihr ihn mal gefragt, was er darüber denkt? Warum möchte er nicht aufs Klo? Hat er Angst davor? Was mag er an den Windeln? Gibt es da vielleicht einen (vorübergehenden) Kompromiss wie zB Windelpants oder Trainingshosen/Klingelhosen?
Manchmal haben die Kinder hinter einem "ich will nicht", "ich kann das nicht" Angst, dass sie mit einem Misserfolg ihre Eltern enttäuschen oder verärgern. Das Gefühlskarussel von "Juhuuu, schau mal, es geht ja! Das hast du super gemacht!" zu "Och nööö, du hast es doch vor 2 Stunden auch gemerkt, was soll denn das jetzt?" ist für die Kinder oft emotional sehr anstrengend, weshalb sie dann lieber resignieren. In den Fällen hilft es manchmal, sich selbst nochmal bewusst als Eltern damit abzufinden, dass es ist wie es ist und dass man die eigenen Gedanken dazu nicht auf das Kind überträgt und die Kinder zB. eher tröstet, statt genervt oder enttäuscht zu wirken, wenn es mal nicht geklappt hat. Sich vom gesellschaftlichen Druck zurück zu nehmen und erstmal wieder das Kind da abzuholen, wo es steht. Und dann vielleicht eine Möglichkeit finden, dass das Kind in sich selbst die Motivation zum trockenwerden findet und ihr stets an seiner Seite bleibt auf dem Weg dorthin.
Vielleicht braucht er auch einfach etwas länger das Töpfchen statt Toilette in der Nähe und er sucht sich bald eine eigene Sitzverkleinerung für die Toilette aus ;-)
Alles Gute, Hebamme Jana