Genetik/Immunologiecheck und Kortisongabe im Kryozyklus

Sehr geehrter Dr.Peet,
ich habe bisher zwei ICSI‘s gehabt 1x negativ und 1x biochemische SS. Vor der 2.ICSI hatte ich eine Endometriumbiopsie bei der Killerzellen im Wert von 450mm2 festgestellt wurden. Der Immunologe schlug Omegaven-Infusionen und ggfs.Kortison vor je nach Ergebnis des Blutbefundes nach dem Transfer. Da ich aber weitere Medikamente einnehmen muss, hatte ich auf das Blutbild nach dem Transfer verzichtet und es also nur mit Omegaven-Infusionen versucht. Jetzt frage ich mich natürlich ob es wegen der fehlenden Kortisoneinnahme zur biochemischen Schwangerschaft kam. Ich habe noch zwei Blastos kryokonserviert (BC und CC-Qualität) und weiß aktuell nicht welche Untersuchungen ich vor diesen Kryotransfers noch machen lassen soll? Macht es Sinn dass ich die Biopsie wegen Killerzellen erneut machen lasse um zu schauen ob diese sich nun ins „Normale“ verändert haben? Oder würden Sie direkt vorschlagen diesmal nach Transfer zusätzlich Kortison zu den Omegaven-Infusionen einzunehmen? Ich mache mir allerdings Sorgen, da ich auch zwei weitere Medikamente einnehmen muss. Außerdem: Kann die biochemische Schwangerschaft auch auf ein genetisches Problem hinweisen? Wir haben nur die Chromosomenanalyse gemacht, die unauffällig war. Was würden Sie mir vor den Kryozyklen als Abklärung tatsächlich empfehlen? Ich bedanke mich für Ihre Rückmeldung. Liebe Grüsse!

1

Hallo,
informativer (auch wissenschaftlich) ist die Plasmazellbiopsie oder EMMA und ALICE. Ich wundere mich immer wieder, dass nach aktueller Datenlage die uNKs untersucht werden.

Auf der Suche nach möglichen allgemeingültigen Antworten auf die immer wiederkehrenden Fragen nach der Sinnhaftigkeit von Immuntherapien finden sich in der aktuellen Fachliteratur folgende Zusammenfassungen / Empfehlungen:
The role of immunotherapy in in vitro fertilization: a guideline
Practice Committee of the American Society for Reproductive Medicine American Society for Reproductive Medicine, Birmingham, Alabama
(Fertil Steril 2018; 110:387-400. 2018 by American Society for Reproductive Medicine.)
Endergebnis übersetzt (Dr. Peet):
Immuntherapien, die darauf abzielen, die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt bei der IVF-Behandlung zu verbessern, haben sich in der Regel als unwirksam erwiesen oder wurden nicht ausreichend untersucht, um endgültige Empfehlungen für ihre Verwendung zu geben.
________________________________________
The role of immunotherapy in in vitro fertilization and recurrent pregnancy loss: 
a systematic review and meta-analysis
Chiara Achilli, M.D., Montserrat Duran-Retamal, M.D., Wael Saab, M.R.C.O.G, Paul Serhal, M.R.C.O.G and Srividya Seshadri, M.D.
Centre for Reproductive and Genetic Health, London, United Kingdom
(Fertil Steril 2018; 110:1089-100. 2018 by American Society for Reproductive Medicine.)
Endergebnis übersetzt (Dr. Peet):
Auf der Grundlage der in unserer Überprüfung vorgelegten Nachweise spielt die Immuntherapie keine Rolle bei der Verbesserung der LBR (Lebendgeburtenrate) bei Frauen, die sich einer IVF mit oder ohne RIF-Vorgeschichte unterziehen.
________________________________________
Immune modulation treatments – where is the evidence?
Malene Meisner Hviid, M.D.a and Nick Macklon, M.D., Ph.D.a,b
a Department of Obstetrics and Gynecology, Zealand University Hospital, Roskilde, Denmark; and b Department of Obstetrics and Gynaecology, University of Southampton, Princess Anne Hospital, Southampton, United Kingdom
Steril 2017; 107:1284-93. 2017 by American Society for Reproductive Medicine.)
Endergebnis übersetzt (Dr. Peet):
Die Auswertung von Studien zur Immunmodulation ist deprimierend. Auf der einen Seite fehlen echte Nachweise für die Wirkung dieser Therapien, zum anderen scheinen gelegentlich kommerzielle Interessen hinter ihnen zu stehen.
Dr. Peet, Juli 2019



Aktuelle Studie:
Immunotherapy for recurrent pregnancy loss: A reappraisal
Dt.: Die Immuntherapie bei Abortus habitualis (immer wiederkehrenden Fehlgeburten): Eine erneute Bestandsaufnahme
Autoren: Genevieve Genest,Walaa Almasri und viele andere
Veröffentlicht in „Fertility and Sterility“ 16.11.2021
Das Endergebnis der Studie unterstreicht die Einschätzung der oben angeführten Studien.
Dr. Peet Januar 2022