Hallo zusammen,
mein Freund hat mir letzte Woche einen Antrag im Urlaub in den Niederlanden gemacht. Den Ring wollte er gemeinsam aussuchen und so sind wir zu einem Juwelier vor Ort gegangen. Der Laden war online sehr gut bewertet und wohl ein Familienunternehmen, also durchaus vertrauenswürdig. Sie hatten auch bekannte Marken, etc. wir wurden nett beraten. Habe mir dann einen Ring ausgesucht und mich unglaublich darüber gefreut. Es ist ein schmaler Goldring mit einem kleinen Diamanten. Natürlich hatte der auch seinen Preis, lag aber noch so eben im Budget. Sollte aber halt auch was Besonderes sein.
Leider kommen mir nach und nach Sorgen, dass wir viiiieeeel zu viel bezahlt haben und dass der Ring bei näherem Hinsehen gar nicht so gut verarbeitet ist. Habe online mal verglichen und man zahlt für ähnliche Ringe bei bekannten Juwelieren in Deutschland ca. 300€ weniger 🙈 Irgendwie hat er zudem jetzt schon eine Macke (nach 3 Tagen Tragen) und mir ist ein kleiner Schatten im Gold aufgefallen, der sich nicht wegpolieren lässt. Mache mir jetzt Sorgen, dass das irgendwie Betrug war bzw. minderwertige Qualität? Hat jemand von euch ähnliches erlebt? Was könnte man da machen? Zurück in den Urlaubsort fahren und reklamieren? Geht sowas? Oder einen unabhängigen Juwelier draufschauen lassen? Schäme mich für die ganze Aktion, vielleicht waren wir da zu voreilig und euphorisch… trau mich auch gar nicht, meinen Freund darauf aufmerksam zu machen, aber die Freude über das Teil ist irgendwie schon getrübt.
Reinfall beim Verlobungsring-Kauf?
Dass der Ring Macken bekommt, sobald du ihn trägst, ist normal. Das geht ruckzuck!
Ohne weitere Details zu kennen (Goldgehalt, Daten über den Stein, gute Bilder) kann man so nicht viel darüber sagen, ob der Ring zu teuer oder nicht war und ob er tatsächlich in Deutschland günstiger wäre. Gute Juweliere ziehen einen eigentlich nicht mal so eben über den Tisch. Allerdings ist auch Christ oft gut bewertet und das ist ein ganz grausiger Verein. 😬
So kann man leider kaum raten ob sich es lohnen würde nochmal zurückzufahren. Wegen was würdest du überhaupt reklamieren wollen, es ist ja nichts kaputt? Nichtgefallen ist halt schwierig.
Du kannst mir gerne eine PN schreiben, dann kann ich dir ggf. weiterhelfen. Ein wenig Ahnung von der Materie habe ich.
In den Ringen ist soo schnell eine Macke drin! Selbst wenn du nach 3 Tagen schon einen hast und auch einen Schatten siehst- über kurz oder lang ist der eh nicht mehr so glatt und "perfekt" wie am Anfang.
Ich würde mich nicht mehr ärgern, freu dich doch über die Verlobung und den persönlich Wert 🙂
Der Materialwert eines Rings ist ohnehin ein Bruchteil dessen, was du für den Ring bezahlst. Darauf kommen die Kosten der Herstellung, und dann natürlich die Kosten für den Juwelier, der im Laden steht und auf Leute wie euch wartet sowie natürlich die Marge, die gerade bei solchen Ringen, wo die Leute nicht so sehr auf den Preis schauen wie bei anderen Anschaffungen, recht erheblich sein dürfte. Der Juwelier wird sich etwa ausrechnen können, dass dein Freund nicht nein sagen wird, wenn du genau diesen Ring haben willst, selbst wenn der Preis oberhalb eines fairen Preises ist.
Der Schatten wird möglicherweise ein Rhodiumüberzug sein, der abblättert, dazu müsste man wissen, aus was für einer Legierung der Ring ist. Bei einer seriösen Beratung hätte man das euch gesagt und euch auch gezeigt, welche Farbe das Material ohne diesen Überzug hat. Betrug wäre es, wenn z.B. falsche Angaben über die Legierung gemacht worden wären, d.h. 375-Weissgold mit Rhodiumüberzug als 750-Weissgold verkauft worden wäre. Den Ring für 300€ mehr zu verkaufen als die Konkurrenz im Nachbarland ist dagegen kein Betrug. Bei Paaren beliebte Legierungen aus Gold oder Silber kriegen ausserdem schnell Macken, jede Türklinke ist aus einem härteren Material...
Wir haben seinerzeit unsere Trauringe bei einem Goldschmied selbst angefertigt. Er hat uns auch gesagt, was kleine Diamanten im Einkauf für ihn kosten, irgendwas im unteren zweistelligen Bereich. Die Kosten entstehen, weil sie jemand fassen muss. Der reine Materialwert (d.h. das, was dir jemand bezahlen würde, wenn du den Ring verkaufst), ist halt ziemlich tief. Ich würde es so sehen: Der Ring sollte einen ideellen Wert haben. Er soll euch an einen Moment erinnern, wie ihr ihn nur einmal im Leben hattet. Der Materialwert und ob der Ring Macken hat, werden mit der Zeit in den Hintergrund treten. Ein Ring aus einer weichen Metalllegierung, den du jeden Tag an deiner Hand trägst, wird ohnehin Macken kriegen.
Du sagst es ja selbst schon: Familienunternehmen vs. bekannte Juweliere. Der eine fertigt wahrscheinlich gewisse Sachen selber und hat keine großartigen Konditionen im Großhandel, der andere produziert/kauft in rauen Mengen mit entsprechenden Vergünstigungen.
Ich würde, wenn du dich wirklich unsicher fühlst, einen lokalen Juwelier mal draufschauen lassen. Eventuell gibt es tatsächlich einen Verarbeitungsfehler, dann kann man reklamieren. Möglicherweise trügt dich dein Gefühl auch nur. Ein Ring sieht nicht jahrelang wie ungetragen aus, je nach Material usw. startet der Verschleiß im Sinne von Spuren recht früh.
Mein Verlobungsring ist ein Erbstück, der neben dem Ehering immer ein bisschen schmutzig wirkt, weil die Legierung einfach anders ist, obwohl der Goldgehalt identisch ist. Mich hat das am Anfang unfassbar gestört, und ich war wirklich kurz davor meinem Mann zu sagen, dass ich eine neue Fassung will Aber es kam mir total dumm vor, der Ring ist eben uralt und hat eine Geschichte bzw. wanderte durch die Hände einiger toller Frauen. Er kann nicht wie neu aussehen. Irgendwann habe ich mich daran gewöhnt und finde es jetzt sogar ganz schön, man sieht ihm sein Alter an und das ist cool. Insofern: Wenn qualitativ vom Juwelier kein Einwand kommt, würde ich mich mehr auf die Geschichte hinter dem Ring fokussieren als auf die reine Optik. Du wirst in noch in 30 Jahren angucken und sagen "Ach, weißt du noch, damals...und wie ich danach zum Juwelier rannte, weil ich dachte, man hätte mich betrogen..."