Hallo zusammen,
Wir haben vor kurzem nach 10 Jahren Beziehung unsere Hochzeit gefeiert. Dabei waren unsere Familien und ein paar Freunde. Wir wollten es eher ruhig und gemütlich und an sich war der Tag auch wirklich schön.
Schon während der Planung der Hochzeit war mein Vater nicht wirklich interessiert wie es denn so läuft und was wir planen, das hat mich aber nicht weiter gestört da er sich sonst auch nicht so sehr für mich interessiert oder was in meinem Leben so vor sich geht. Ich denke sogar, wenn es meine Tochter, also seine Enkelin nicht gäbe, hätten wir keinen wirklichen Kontakt.
Er ist sonst eigentlich sehr gesellig und unterhält die Leute oder trinkt gern mal einen aber am Tag der Hochzeit hat er sich so abweisend und eigentlich blöd (sorry) dass ich fast ein bisschen wütend war. Er hat wenn dann nur mit seiner Seite der Familie gesprochen, hat sich sogar weggesetzt wenn jemand "Fremdes" dazukam usw. Als er mich zum Altar geführt hat, gab es keine Umarmung oder irgendwas sondern er ging einfach weg.
Und wenn ich jetzt so über ihn nachdenke muss ich leider sagen, dass es eher so ist, dass er sich gern über andere lustig macht und einem nie wirklich zu hört und deswegen auch leider nichts über seine eigene Tochter weiß.
Er verhält sich auch meiner Mutter gegenüber so aber die lächelt das immer weg und tut so als wäre nichts.
Mein Problem ist, dass mich das alles mittlerweile sehr belastet und ich am liebsten eine Zeit lang keinen Kontakt hätte weil mich das Verhalten emotional belastet und ich nicht mehr so tun will als wäre nichts.
Ich will aber meiner Tochter auch nicht den Opa wegnehmen.
Reagiere ich über? Sehe ich es zu eng und sollte über manche Dinge hinwegsehen?
Vielen vielen Dank für eure ehrlichen Antworten.
Lg Melli
Traurig über Verhalten meines Vaters... Übertreibe ich?
Na ja, es ist dein Vater. Er hat dir ja nichts getan. Wahrscheinlich wusste er am Altar nicht, dass du eine Umarmung wünscht. Da wäre ich auch vorsichtig gewesen. Das er sich nur mit seiner Familie unterhalten hat ist doch auch sein gutes Recht. Hast du vieleicht in eine "bessere Familie" eingeheiratet? Dann würde ich mir den Kontaktabbruch sehr gut überlegen. Es sind deine Eltern und du weißt nicht wie lange du sie noch hast.
Vielen Dank für die Antwort.
Naja nein ich sehe es nicht so, dass ich in eine bessere Familie eingeheiratet habe aber ich denke schon dass ich auch ein Recht darauf habe, Dinge die belastend sind zu hinterfragen... Vater hin oder her. Warum sollten immer die Kinder zurückstecken und jedes Fehlverhalten akzeptieren? Ich habe immerhin eh fast 40 Jahre gebraucht um mit einzugestehen, dass mit unserer Beziehung was nicht stimmt....
"jedes Fehlverhalten akzeptieren " - das klingt jetzt aber sehr hart. Aus dem was du geschrieben hast, kann ich beim besten Willen kein "Fehlverhalten" herauslesen.
Nicht dein Wunschverhalten, ok - aber deshalb doch kein "Fehlverhalten"? Er hat (genauso wie du) das Recht, sich mit den Menschen zu umgeben, die er mag und bei denen er sich wohlfühlt. 🤷♀️
Nur mal angenommen, du wärst auf seinen Runden Geburtstag eingeladen, den er mit allen Freunden feiert. Würdest du es gerechtfertigt finden, wenn dein Papa im Nachgang durchblicken lässt, dass "er dein Fehlverhalten nicht mehr akzeptieren" kann, weil du beim Gratulieren nicht ausgelasen genug gelacht hast (wie von ihm erhofft), bei den Partyspielen so zurückhaltend warst und dich nicht stundenlang zwischen Klaus-Dieter und Detlef gesetzt und deren Geschichten angehört hast? Und als Isolde dir erzählen wollte, welche Zipperlein sie gerade hat, bist du sogar mit einer fadenscheinigen Entschuldigung aufgestanden 😱 So rum würdest du natürlich für dich das Recht rausnehmen, so zu sein, wie du bist. Du warst auf der Party, du hast dich gefreut, aber dein Papa hätte was anderes erwartet. Und jetzt ist er sauer - und du würdest dich wohl - zu Recht- ungerecht behandelt fühlen, oder?
gelöscht weil doppelt.
Ich könnte mir vorstellen, dass das Verhalten deines Vaters dir deshalb so weh tut, weil es in eine bestehende Wunde aus deiner Kindheit stößt.
Wahrscheinlich hast du dich lange um seine Zuneigung bemüht, das macht fast jedes Kind. Hast es als Erwachsene versucht zu akzeptieren und deine Bedürfnisse zu relativieren.
Jetzt war es aber der berühmte Tropfen zu viel, der das Fass hat überlaufen lassen und du merkst wie sehr dich deine Art verletzt und wie viel Kraft es kostet die Hoffnung auf Änderung aufrecht zu erhalten, wenn sie immer wieder enttäuscht wird.
Deshalb ist mein Rat: höre auf deine Gefühle und nimm sie ernst, auch wenn er es nicht tut.
Auch wenn es Familie ist, muss man nicht alles aushalten.
Hallo Melli
Aber was für einen Opa würdest du deiner Tochter wegnehmen? Einen, dem seine eigene Tochter nicht wirklich wichtig ist? Deine Tochter wird seine Distanziertheit auch spüren - Kinder sind da besonders sensibel, auch wenn sie es zunächst nicht einordnen können. Was wäre so schlimm daran, wenn ihr ein distanziertes Verhältnis zum Opa pflegt, so wie er es sogar lieber mag?
Er war immer so wie er ist. Ich spüre wenig Wertschätzung von seiner Seite. Deshalb würde ich eine gewisse Distanz schaffen, ja. Eine Distanz, die wohl längst überfällig war. Deine eigene Hochzeit war bloss der Anlass, das Wesen oder Verhalten deines Vaters in aller Deutlichkeit zu erleben. Vielleicht dachtest du, dass er sich wenigstens an dem Tag mehr (mit euch) freuen und engagieren würde. Und da erlebtest du ihn wieder einmal und ausgerechnet an der Hochzeit so.. Klar ist das erstmal traurig.
Deine Abnabelung hat die nächste Phase erreicht. Nimm dich und deine Familie zurück, aber nicht beleidigt und schmollend, sondern einfach weil das passender ist. Kein Drama, stillschweigend die Distanziertheit einführen, fertig. Mit deiner Mutter könnt ihr separat Dinge unternehmen. Einfach gar nicht mehr gross nach ihm fragen.
LG
glamcat
"Als er mich zum Altar geführt hat, gab es keine Umarmung oder irgendwas sondern er ging einfach weg."
Ich muss jetzt einfach mal nachfragen, weil mich das brennend interessiert.
Ich bin 46 und war schon auf sehr vielen Hochzeiten eingeladen. Ich habe es noch kein einziges Mal erlebt, dass der Vater die Braut zum Altar führt. (Ich wohne in Oberbayern, vielleicht liegt das auch daran.)
Warum war das bei dir so, zumal euer Verhältnis ja nicht ganz so innig ist?
Dazu fällt mir ein: Bei unserer Hochzeitplanung habe ich auch meinen Vater gefragt, ob er mich zum Altar führt. Seine Reaktion: Ein ungläubiger Blick und dann die trockene Frage: "Hast Du Angst dich auf den wenigen Metern zu verlaufen?"
Ich habe es ihm nicht übel genommen. Es war halt einfach nicht sein Ding.
😅😂
Hi Melli,
Ich habe tatsächlich gerade in unser Hochzeitsfotoalbum geschaut. Bei uns hat damals meine Schwiegermutter meinen Mann zum Altar gebracht und mein Vater mich zum gleichen Zeitpunkt. In den Arm genommen haben uns die 2 auch nicht zum Abschied. Aber meine Schwiegermutter und auch mein Vater waren auch ziemlich aufgeregt, genau wie wir als Hochzeitspaar. Ich weiß nicht, ob du das bei deinem Vater zu eng siehst? Er hat dich ja immerhin begleitet und dass er sich nicht mit Leuten, die er nicht kennt unterhält finde ich jetzt auch nicht so ungewöhnlich. Immerhin war er da und hat sich ja auch mit der eigenen Familienseite unterhalten. Ich glaube der Wunsch, dass man als Kind von den Eltern gesehen und geschätzt werden will ist normal, aber ich glaube gerade auf Hochzeiten staut sich da auch einiges an. Und wenn dann etwas nicht so ist, wie man sich das als Kind/Ehepaar wünscht brennt sich das eher in den Kopf ein. Auf unserer Hochzeit habe ich mich im damals furchtbar aufgeregt, dass meine Schwester, mit meiner Kusine und mit gebrochenen Fuß die Deko auf den Tischen verteilt hat. Obwohl es mit meiner Mutter und Tante so abgesprochen, dass die beiden helfen sollten. Die waren aber stattdessen meine damals noch 3 jährige Nichte bespaßen, mit einer weiteren Tante und meiner Oma. Letztes Jahr auf einer Hochzeit bei Freunden hat sich der Bräutigam sehr darüber aufgeregt, dass seine Eltern nach dem Standesamt erst mal nach Hause gefahren sind und ihm dann mitteilten, dass sie erst zum Abendessen kommen wollen anstatt zum vorbereiteten Kaffee und Kuchen. Ich glaube keine Hochzeit ist perfekt, aber deinen Vater komplett schlecht zu machen, weil er dich nicht in den Arm genommen hat und sich zu wenig mit deiner Hochzeitsgesellschaft ausgetauscht hat, ist aus meiner Sicht übertrieben.