Eigene Hochzeit mit Depressionen und Ängsten überstehen

Hallo,

ich habe schon seit Kindheit Ängste und leichte Depressionen. Mich strengen soziale Zusammenkünfte, lange Gespräche usw. sehr an. Außerdem ist mein großes Problem, dass ich sehr oft angespannt bin und man mir das auch ansieht.

Eine riesen Herausforderung für mich ist, dass mein Partner und ich bald heiraten. Ich möchte ihn gern heiraten, aber das ganze Drumherum ist unglaublich anstrengend für mich.

Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, auf den Hochzeitsbildern locker zu gucken. Ich gucke immer total verkrampft. Wir hatten mit dem Hochzeits-Fotografen bereits ein kleines Pärchen-Shooting und er sagte mir dabei ständig, dass ich sehr angespannt gucke und lockerer werden soll. Ich schaffe das aber nicht, so sehr ich mich auch bemühe. Dafür müsste erst mal die Ursache (Ängste & Depressionen) bekämpft werden.

Ich habe auch Angst vor der Feier. Es kommen zwar nur 15 Leute, aber der ganze Trubel und die vielen Gespräche strengen mich sehr an. Nach kurzer Zeit bin ich völlig erschöpft und überreizt.

Ich habe leider auch keine richtige Vertrauensperson von mir bei den Gästen, nur 2-3 Bekannte von meiner Seite, die mir aber gar nicht so nahestehen.

Habt ihr eine Idee, wie ich den Tag trotz Ängsten überstehen kann?

Mein Partner baut mich zwar immer auf und sagt „du hast das gut gemacht“ (nach dem Pärchen-Shooting) und „du schaffst das schon“, aber für mich ist das trotzdem alles Stress und ich habe in meinem Leben (außer ganz früher Kindergeburtstag) noch nie eine Feier veranstaltet und bin auch fast nie irgendwo zu Gast gewesen…

Alkohol kommt leider aus gesundheitlichen Gründen nicht infrage, sonst würde ich mir etwas Mut antrinken.

Danke.

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Hmm, wolltest du die Feier so?

Es ist eure Hochzeit und ihr solltet sie so gestalten, wie es für euch schön ist.

In welcher Umgebung würdest du dich denn wohl fühlen? Mit wie vielen und welchen Gästen?

Wäre es eine Alternative, nur zu zweit zu heiraten und die Gäste nach und nach zu treffen?

Und die Fotos macht ihr auch für euch selbst als schöne Erinnerung. Nicht für die Verwandten, nicht für Insta oder sonst jemanden. Vielleicht hilft dir der Gedanke.

Bist du in Therapie? Besteht die Chance, dass du bis zur Hochzeit deine Ängste in den Griff bekommst?

Ich wünsche euch eine schöne Hochzeit und alles Liebe.

P.S. Wir haben aus anderen Gründen nur zu zweit geheiratet, erst später zu einer kleinen Feier eingeladen (mit ähnlicher Personenzahl) und wir würden es jederzeit wieder so machen.

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Ich würde auch am liebsten nur zu zweit heiraten. Wenn dann die Trauung hinter uns ist, vielleicht nach und nach mit kleineren Gruppen nachfeiern.

Mein Partner wollte aber gern ein paar Freunde zur Trauung einladen und dann wollte ich ihm das auch nicht abschlagen. Auch eine Folge meiner sozialen Ängste, dass ich meine Wünsche nicht richtig durchsetzen kann.

Mein Freund lädt seine engsten/besten Freunde ein. Ich lade 3 Bekannte ein, die mir aber nicht so nahestehen, aber sonst wäre von meiner Seite niemand dabei. Familie haben wir beide keine (mehr) bzw. keinen Kontakt mehr oder schon verstorben.

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Am Tag der Hochzeit hab ich mich ganz anders gefühlt als sonst. Ich habe eine soziale Phobie und auch kleine Gruppen an Menschen strengen mich enorm an. An dem Tag war es aber nicht so. Es war wunderschön, dennoch sehr anstrengend und um 21Uhr haben wir die Feier beendet, weil einige schon gegangen sind und ich nach Hause wollte (war auch eine kleine Feier).

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Wenn 15 Gäste kommen, gehe ich davon aus, dass es enge Familienangehörige und Freunde sind, die dich kennen und eventuell/hoffentlich von deiner Erkrankung wissen. Dann gehe ich weiterhin davon aus, dass sie Verständnis haben, wenn du dich während der Feier zwischendurch zurückziehst, um Kraft zu tanken.

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Nein, keine engen Kontakte, außer enge Freunde von meinem Partner.

Wir haben beide keine nähere Familie (mehr) zum Einladen. Von meiner Seite lade ich nur ca. 3 Bekannte ein.

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Dann feiert doch einfach nicht.
Wir haben nur zu dritt geheiratet: mein Mann, unser Kind und ich obwohl es noch Familie gibt. Aber da ich an dem Tag keine Lust auf wer kann mit wem usw. hatte, haben wir es unter uns gemacht. Ich habe nicht geheiratet, um zu feiern, sondern um unsere Familienkonstellation auch offiziell komplett zu machen. Und glaub mir, ich liebe es zu feiern. Es gibt keinen Geburtstag ohne Feier aber damals war mir das WIR wichtiger.

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Darf ich fragen, warum von deiner Seite nur 2-3 Bekannte da sind? Was ist mit deiner Familie? Steht ihr euch nicht nah? Oder gibt es da keinen Kontakt?

Wie wichtig ist deinem Partner die Feier?
Wäre eine Hochzeit nur zu zweit eine Option?

Wenn es bei der Feier bleibt:

Ich würde bei der Sitzordnung beachten, dass du neben deinem Partner und dir bekannten / nahen Personen sitzt.
Du musst dich ja nicht mit allen unterhalten - viele kleine Tische könnten da helfen. Oder du unterhältst dich nur mit den Leuten rechts und links von dir (einer davon wird ja wohl dein Partner sein)

Könnte statt des Fotografen nicht jemand Bekanntes Fotos von euch machen?
Vielleicht wärest du da entspannter?

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Durch meine Ängste und Depressionen habe ich generell kaum Kontakte. Nur ein paar wenige aus dem Selbsthilfe-Bereich, die aber keine engen Freunde sind.

Familie haben wir beide nicht, entweder schon verstorben, keinen Kontakt und/oder sehr weit weg wohnend.

Von den Gästen hat leider keiner eine gute Kamera, würde nur mit Handy gehen.

Auf Wunsch meines Partners haben wir schon einen großen Tisch für alle zusammen bestellt.

Bearbeitet von Schleifchen
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Ich fühle mit Dir ❤️ Ich war wegen einer sozialen Phobie und Depressionen in Therapie und habe es geschafft beides zu überwinden. Deswegen würde ich Dir auch eine Therapie nahelegen (falls Du das noch nicht machst).

Auch nach der erfolgreichen Therapie bin ich niemand, der gerne im Mittelpunkt steht. Fotos von mir machen zu lassen und Gespräche mit Leuten, die mir nicht nahe stehen, fallen mir immer noch oft schwer. Ich wollte immer irgendwann heiraten, aber auf großen Trubel hatte ich keine Lust. Zum Glück hat es mein Mann genau so gesehen und wir haben zu zweit am Strand geheiratet. Bis jetzt - 6 Jahre später - haben wir es nicht bereut! Wäre das eine Option für Euch?

Falls das Absagen der Hochzeit nicht in Frage kommt, würde ich die Flucht nach Vorne ergreifen, die Gäste über deine Verfassung informieren und konkret sagen, was Du Dir wünschst also z.B. dass sie nach x Stunden wieder fahren, keine peinlichen Spiele veranstalten, keine Fotos machen oder was auch immer. Sie können nur dann Rücksicht nehmen, wenn sie wissen, wie es Dir geht.

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Ich habe 3x Therapie gemacht, aber ich habe so viele Baustellen, das bessert sich dann immer nur minimal.

Eine Absage oder Planänderung kommt leider nicht infrage, da alles schon gebucht, bezahlt usw. ist.

Die Gäste über meine Probleme zu informieren ist schwierig. Ein paar wissen schon davon, aber es sollten auch nicht alle davon wissen. Es ist auch eine Kollegin und eine Nachbarin dabei… halt auch Leute, die mir/uns nicht so nahestehen. Wir haben leider beide keine nähere Familie mehr.

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Es ist ja eine kleine Hochzeit, bei der kann nicht allzu viel gebucht und bereits bezahlt worden sein. Könntet Ihr sie nicht doch noch absagen?
Wenn neben den 3 Freunden Deines Mannes der "Rest" der Gäste offenbar nur aus Bekannten besteht, dann wäre das doch eh nicht so schlimm, oder?

Wie "siehst" Du Dich denn an deinem Hochzeitstag, wenn Du mal die Augen schließt? Welches Bild bereitet Dir ein leichtes und positives Gefühl? Eventuell nur Du und Dein Freund an einem Lieblingsort und dort Standesamt und dann zum kleinen Italiener? Abends ein Cocktail an der Hotelbar und das wars? Oder im Rahmen eines Urlaubes zuerst die standesamtliche Trauung und dann verbringt Ihr 2 den Tag am Strand?

Es ist doch schon sehr schade, dass Du eine so übermäßige Sorge und Angst beim Gedanken an Deine Hochzeit hast. Was machst Du, wenn sich die Ängste bewahrheiten sollten und Du Dich nur mühsam durch den Tag quälen kannst?

Dann doch lieber etwas Geld abschreiben durch eine Stornierung und die Hochzeit so klein und fein planen, wie es zu Euch Beiden passt.

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Hallo,
Ich habe selber eine Sozialphobie und Depressionen. Heute besser, damals bei der Hochzeit 2020 schlimmer. Ich habe mit meiner Therapeutin Strategien entwickelt wie ich den Tag gut überstehen kann. Wir haben eine Location gewählt mit Zimmer damit ich mich gegebenenfalls hin und wieder zurückziehen kann. Wir haben Atemtechniken geübt und einen inneren Sicheren Ort geschaffen. Wir haben 40 Leute eingeladen.

Am Tag der Hochzeit war alles überhaupt kein Problem. Der Tag war wunderschön und ich habe mit an diesem Tag seit Langem wieder mal "normal " gefühlt. Man ist irgendwie so unter Strom dass man gar nicht mehr an die Probleme denkt.

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Ich würde wahrscheinlich überlegen, ob man einfach alleine heiratet und dann später eine lockere Einladung zuhause macht, wo man sich dann die Bilder oder so angeguckt. Es bringt doch nichts, wenn du schon Tage vorher durchdrehst und dann überhaupt keinen Spaß hast. Mein Mann ist auch nicht so die Partymaus, deswegen war unsere Hochzeit auch vom Setting her sehr entspannt und locker - aber mir scheint, dass das bei dir nicht wirklich viel bringen würde, weil die Menschen an sich dich sehr anstrengen. Überlegt, wie für dich die ideale Hochzeit aussieht, mal völlig losgelöst von Konvention und "macht man so". Und dann baust du darauf auf.

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Ich finde den hier genannten Tipp mit dem Atemübungen, Rückzugsort und der allgemeinen, psychologischen Unterstützung gut.
Wäre das was für dich?

Und gäbe es die Möglichkeit, dass du dir Beruhigungsmittel vom Arzt verschreiben lässt? Ich habe eine Freundin mit Flugangst, die das regelmäßig vor ihrem Urlaub gemacht hat.

Alles was dir hilft, dass du dich mit positiven Gedanken an diesen besonderen Tag erinnerst ❤️

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Ich habe geheiratet, während meiner schlimmsten depressiven Phase und in der tagesklinik war. Wir haben klein geheiratet, 20 Leute mit uns.
Weißt du, an dem Tag war ich einfach nur dankbar. Ich habe ganz viel versucht an Leute zu deligieren, die mir helfen wollten. Meine Schwester hatte sich um die komplette deko gekümmert, mein Papa den brautstrauß geholt, meine Mama hat mich gefahren.
Der Fotograf klingt nach dem richtigen für euch. Ihr braucht jemanden, der es schafft, dich in einer Situation aufzufangen und nicht, dir noch mehr Druck zu machen.
Mut antrinken ist erst recht keine Lösung.
Hast du jemanden, der deine Situation kennt und dich an dem Tag supporten kann?
Außer deinem Mann natürlich.
Kennst du dich mit skills aus? Ich hatte an dem Tag ein paar Sachen in meinem brauttäschen.