Hallo Christina,
ich habe gleich zwei Fragen an dich. Vorab ein paar Informationen zu unserem Stillstart und den Rahmenbedingungen: Secundäre Sectio, Brustwarzen (Schlupfwarzen) nach 5 Stunden bereits wund und blutig, nach 3 Tagen habe ich beim Anlegen ins Kissen gebissen und geschrien vor Schmerzen, und wurde zu PreMilch, und dann nach dem (späten aber starken!) Milcheinschuss zur Pumpe überredet. Seitdem bekommt meine Tochter ausschließlich Muttermilch - anfangs aus der Flasche, aber ich habe dann immer und immer wieder versucht anzulegen. Wegen der Schmerzen jedoch deutlich mehr Flasche. Milch hatte ich in Mengen - und dann eine Mastitis 2 Wochen nach der Geburt. (Musste leider sogar 2 Tage stationär zurück ins Krankenhaus.) Die Gewichtszunahme meiner Tochter war von Anfang an nicht ganz OK und ich durfte eine Weile (Auf anraten meiner Hebamme und des Kinderarztes) gar keine Brust mehr geben... eine Woche später habe ich damit aber wieder angefangen, sukzessive die Mahlzeiten an der Flasche reduziert und dafür nach Bedarf angelegt... in den letzten 14 Tagen hat sie jetzt insgesamt nur noch 3 Flaschen bekommen, und auch das nur, damit die Milch nicht schlecht wird. Sie verlangt bilderbuchmäßig zwischen 8 und 12 mal am Tag, ich lege sie frühzeitig an sobald sie Hunger zeigt, und sie KANN trinken... allerdings tut sie das nicht immer. Eine Stillberaterin war auch schon hier, im Vorführeffekt hat hat es natürlich prima geklappt. Meistens trinkt sie ca. 10 Minuten an einer Brust, dann fällt sie in das von uns sogenannte "Milchkoma" - wecken ist da nicht möglich. Nach ein paar Minuten wird sie jedoch oft auch von alleine wieder wach und ich biete ihr die andere Seite an, idR will sie diese dann aber nicht mehr, Anbieten tue ich sie aber immer. Oder Sie saugt dann nur 2 oder 3 Minuten und schläft dann wieder ein. Oft nuckelt sie aber auch von Anfang an nur so vor sich hin.
1. FRAGE WEGEN GEWICHTSZUNAHME
Sie ist jetzt 7 Wochen alt. Ob Sie die Muttermilch aus der Flasche oder aus der Brust bekommt - es ist kein Unterschied in der Gewichtszunahme zu erkennen. Ca. 170g sind es pro Woche. Maximum waren 320 g in 7 Tagen, aber das war eine Ausnahme. Startgewicht 4116g, Tiefstes Gewicht an Tag drei 3746g, und mit 7 Wochen 5060g. Mir graut es vor dem Besuch der Hebamme nachher... in den letzten 7 Tagen hat sie wieder nur 160g zugenommen, die Woche davor 210g, aber ich weiß, dass der Hebamme das nicht gefallen wird. Sie meint immer das wäre viel zu wenig für so ein großes Kind, auch wenn sie ansonsten gut aussieht. Dass unsere Tochter so schwer zu Welt kam, könnte laut Arzt auch auf meinen Gestationsdiabetes zurückgeführt werden. Auch sind weder mein Mann noch ich besonders groß, und ich war auch immer ein sehr leichtes Kind. Sie ist offensichtlich satt, nimmt dann auch nix mehr aus der Flasche, hat lange Wachphasen und sieht auch ansonsten gut aus und wirkt sehr zufrieden. Mein Mann hatte schon die Idee auf den Sauger zu drücken damit die Milch in Ihren Mund fließt wenn sie nicht weitertrinkt, aber das geht in meinen Augen gar nicht! Das wäre in meinen Augen Zwangsernährung und wenn sie will, zieht sie die 130 ml problemlos alleine in 8 Minuten weg. Kann es nicht auch sein, dass sie sich etwas später etwas weiter unten auf der Percentillenkurve einpendelt?
2. VASOSPASMEN
Ich habe noch immer Schmerzen beim Stillen, und durch Internetrecherche bin ich auf Vasospasmen gestoßen. Die klassische blutleeren, schneeweißen Mamillen habe ich immer nach dem Stillen und auch ein primäres Raynaud-Syndrom hatte ich in der Pubertät an den Händen. Meine Hebamme kannte das gar nicht, meinte aber, mehr als 200g Magnesium darf ich nicht nehmen. Ich würde gerne mehr nehmen da es mir offensichtlich hilft - wieviel ist OK, wenn keine weiteren Erkrankungen vorliegen? Was kann ich sonst noch gegen die Schmerzen tun bzw nehmen?
Ich wünsche mir so sehr, dass es doch noch klappt, DAUERHAFT voll zu stillen und das OHNE ständig Sorge zu haben, dass meinem Kind etwas fehlt oder mir alles weh tut.
Vielen Dank und Grüße
Hope
Vasospasmen und Gewichtsentwicklung
Liebe Hope,
Ich hoffe, es ist ok, dass ich dir antworte, auch wenn ich nicht Christina bin. Da ich aber ähnliche Erfahrungen gemacht habe, möchte ich diese gern mit dir teilen.
Auch ich hatte zu Beginn so wunde Brustwarzen, dass ich nicht mehr stillen sollte und Milch abgepumpt habe. Unser Kleiner ist nun 10 Wochen alt und seit etwa 7 Wochen stille ich wieder voll. (Hatte auch eine (insulinpflichtige) Schwangerschaftsdiabetes und jetzt beim Stillen leider das Raynaud Syndrom.)
Die Gewichtsentwicklung ist bei euch doch sehr normal. Meine Hebamme meinte immer, der Kleine sollte mindestens zwischen 20 und 25 g pro Tag zunehmen. Das ist natürlich auch mal deutlich mehr, aber wenn dann nach einer Woche auch mal nur "wenig" zugenommen wird ist auch ok. Je nach Phase kann das eben mal sein. (Und 160 g pro Woche sind doch völlig ok.) insgesamt gleicht sich das bei euch gut aus. Zwangsernähren müsst ihr nicht. ????
Nachdem ich wieder mit dem Stillen begonnen hatte, hatte ich meist nach dem Stillen Schmerzen in der Brust, die sich irgendwie an den Milchkanälen "hochzogen". Die Brustwarzen werden genauso wie bei dir weiß. (Wirkliche Schmerzen beim Stillen habe ich allerdings nicht, nur danach.)
Ich war dann bei einer Stillberaterin, um alles andere auszuschließen. (Meine Hebamme kannte das auch nicht.) die Stillberaterin war toll. Sie meinte, dass ich bis zu 1000 Magnesium nehmen darf. (Sollte nur schauen, dass ich das nicht zeitgleich mit Eisen nehme, da Magnesium die Eisenaufnahme behindert.) ich musste zum Beispiel auch in der Schwangerschaft Magnesium nehmen. Dann hat sie mir noch Lecithin empfohlen. Bei mir hilft das auch ein bisschen.
Vor allem hilft Wärme. Durch zwei Milchstaus zwischendurch sollte ich kühlen, das war Horror für mich. Jetzt packe ich mir regelmäßig ein Kirschkernkissen auf die Brüste und das ist wirklich die beste Hilfe.
Es gibt wohl auch ein Medikament, Nifedipin, das könnte ich mir verschreiben lassen, habe es aber bisher nicht gemacht, da ich mit viel Magnesium und vor allem Wärme bisher auch sehr viel erreichen konnte und sich meine Schmerzen nach dem Stillen mittlerweile in Grenzen halten. Bei Bedarf wäre auch mal Ibuprofen ok.
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen. Sprich ansonsten auch deine Stillberaterin nochmal an. Diese haben mit dem Raynaud Syndrom am meisten Erfahrung. (Hebammen und Ärzte haben da nicht zwangsläufig viel Erfahrung.)
Liebe Grüße
Hallo Chris,
vieeeelen lieben Dank für deine ausführliche Antwort! Dann schicke ich meinen Mann heute Abend auf dem Heimweg direkt in der Apotheke vorbei, und lasse mir Magnesium und auch Lecithin mitbringen und wegen des Nifedipin spreche ich mal meine Frauenärztin morgen an.
DANKE!
Lecithin nehme ich auch, um die Milch etwas zu pushen (wegen anfangs schlechter Zunahme) , hatte es meine hebamme empfohlen. Gibt's bei DM und ich nehme 2 Dosierlöffel morgens im joghurt ausgelöst
Hallo Hope,
bezüglich des Gewichts wäre es wichtig, sich auch einmal die Gewichtskurve genauer anzusehen zusammen mit einer gründlichen Anamnese und Untersuchung. Das ist auf die Ferne sehr schwierig. Ich bin in meiner Sprechstunde bei Mama-Kind Paaren bei denen die Gewichtszunahme des Babys ein Thema ist immer wieder erstaunt welche unterschiedlichen Details in einem Ausführlichen Gespräch zu Tage kommen. Darum würde ich dir empfehlen, mit einer Still und Laktationsberaterin IBCLC vor Ort zu sprechen, die sich dies alles genau ansieht.
Zum Gefäßkrampf:
Wenn du bereits in deiner Kindheit Beschwerden mit Raynaud Syndrom hattest, bist du von der Veranlagung her natürlich besonders gefährdet Vasospasmen in der Brust zu entwickeln.
Hochdosiert Magnesium, Calcium & Vitamin B6 ist auf jeden Fall etwas, was auszuprobieren wäre. Manche Frauen sprechen sehr gut darauf an, andere merken es nicht. Hierzu nimmt man erst einmal 2-3 Tage diese drei hochdosiert und schleicht sich danach nach und nach aus. Hierbei testet man welche Dosierung einem gut tut.
200mg sind hierfür aber sehr wenig.
Im ganz frühen Wochenbett haben Hebammen eventuell Bedenken wegen der Rückbildung und Magnesium. Das ist aber nach 7 Wochen eigentlich kein Thema mehr.
Es gibt zusätzlich auch noch Homöopathische Mittel und weitere Ansätze, die hier gut mithelfen können. Auch das kann dir eine IBCLC gut erklären und schauen was für dich am besten passt
Zusätzlich ist es wichtig die individuellen auslösenden Faktoren zu finden und möglichst zu reduzieren/ abzustellen. Vielleicht hast du hier bereits auch eine Idee dadurch dass du als Kind bereits damit zu tun hattest. Kälte und Stress sind klassische Auslöser
Wenn das alles nichts hilft, ist es auch eine Möglichkeit, das Medikament Nifidipin (ein Blutdrucksenker welcher die Gefäße weit stellt) einzunehmen. Dies muss dir aber vom Arzt verschrieben werden. Wenn du Fragen zu Dosierung der jeweiligen Präparate hast, besprich dies am besten mit einer IBCLC vor Ort. Sie kann ev auch eine kurze Zusammenfassung und ihren Therapievorschlag für deinen Arzt schreiben.
Lecitin kenne ich nur als Nahrungsergänzungsmittel welches man anwendet, wenn Frauen zu wiederkehrenden Milchstaus neigt. Manche haben in diesem Fall gute Erfahrung gemacht.
Zur Steigerung der Milchmenge wird es eigentlich nicht eingesetzt.
Hier gibt es als naturheilkundliche Option z.B. Bockshornkleesamenkapseln. Aber bei dem Wunsch die Menge zu steigern ist das wichtigste eine häufige, gute und effiziente Stimulation und Entleerung der Brust sowie Reduktion von Stressfaktoren.
Auch hier gibt es als letzte Möglichkeit auch noch die Möglichkeit eines verschreibungspflichtigen Medikaments welches den Prolaktinspiegel erhöht.
All dies wird auch am besten mit der IBCLC besprochen und von ihr begleitet (auch bzgl Einnahmenmengen etc.)
Grundsätzlich gibt es auch Kinder die sich immer einigermaßen entlang der unterreden Perzenten entwickelt, was absolut ok wäre. Aber wenn die Gewichtskurve dauerhaft nach unten "ausbricht" muss man schon näher hinsehen und auch mit dem Kinderarzt und IBCLC zusammenarbeiten
Liebe Grüße
Christina
Hallo Christina
ich wollte mich noch einmal bedanken und berichten, dass ich nach Berücksichtigung deiner Tipps zwar nicht komplett schmerzfrei bin, aber das bisschen was noch übrig ist an Vasospasmen - damit kann ich problemlos leben.
Wir wiegen unsere Kleine nach wie vor regelmäßig um das Gewicht im Auge zu behalten, aber nicht mehr ganz so häufig wie zu Beginn... und ich schreibe auch nicht mehr auf, wie oft und wie viele Minuten pro Mahlzeit sie trinkt, sondern ich vertraue jetzt komplett auf meinen Instinkt und mein Bauchgefühl... und oh Wunder: Die Milch fließt viel leichter und sie trinkt jetzt auch eindeutig besser!
Nach dem Besuch eines Stilltreffs mache ich mir jetzt auch keine Sorgen mehr, ob ich noch genug Milch habe. Meine Angst ob es jetzt doch zu wenig ist hat sich aufgelöst, als die Stillberaterin lachend meinte, dass meine Tochter meckert weil sie offensichtlich pappsatt ist und die noch immer fließende Milch beim nuckeln wohl nervt und sie beim einschlafen stört... Ca 48 Stunden nachdem es so heiß geworden ist diese Woche und sie ständig an die Brust wollte, ist die Produktion auch sofort Sprunghaft angestiegen und ich lief wieder aus wie in den ersten Wochen nach der Geburt. Die Nachfrage regelt also offensichtlich ganz gut das Angebot.
In diesem Sinne: Noch einmal ein herzliches