Hat jemand Erfahrung mit Auslandsadoptionen?

Hallo in die Runde.
Vom Kinderwunsch Forum über den unterstützten Kinderwunsch bin ich nun in meiner Verzweiflung hier gelandet.

Mein Mann und ich haben ein gemeinsames Kind. Doch der Wunsch nach einem zweiten Kind ist so stark, daß es nicht zu beschreiben ist.
Irgendwie klappt es aber nicht. Ich bin bereit, in die Kiwu Klinik zu gehen, allerdings erfüllen wir nicht mehr die Voraussetzungen und sind damit Selbstzahler. Und damit natürlich auch Gold Esel. (entschuldigt bitte, aber so fühlt man sich).

Mein Herz schreit danach, noch ein Kind versorgen, verwöhnen und lieben zu dürfen, ich habe mir mein Leben lang nichts anderes gewünscht als eine große Familie. Nun habe ich überlegt, das wir ein Kind adoptieren könnten und vielleicht hier die Chancen geben könnten in Ruhe und Frieden aufzuwachsen. Wir sind finanziell abgesichert, haben ein Haus mit reichlich Platz und eine stabile Familie meinerseits. Ich würde ein Kind ebenso lieben wie mein eigenes, da ist mir die Herkunft egal.

Hat jemand Erfahrung wie ich vorgehen kann? Was müssen wir tun? Ich habe verschiedene Organisationen gefunden, sollte ich dort einfach vorsprechen?
Wir werden hier in Deutschland kein Kind mehr bekommen da die Voraussetzungen nicht erfüllt sind vom Alter her.

Ich danke für jeden Tipp, ich bin einfsch nur noch verzweifelt.
LG Annabelle

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Liebe Annabelle, warum nehmt ihr kein Pflegekind auf? Ihr klingt nach einer traumhaften Familie für so ein Kind! Insbesondere daß Du es lieben würdest wie ein eigenes ist genau das was diese Kinder brauchen. Wir selbst sind grad in der Bewerbungsphase und unsere Chancen stehen sein gut dass wir rasch ein Kind aufnehmen denn Pflegeeltern sind in Deutschland überall schwer gesucht! Überlegt mal und lasst euch vielleicht von eurem zuständigen Jugendamt beraten! Liebe Grüße Vanessa

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Liebe Vanessa,

Danke für Deine Antwort.
Ich habe eine Freundin, die hat zwei Pflegekinder. Die sind wirklich toll.
Mein Mann ist aber leider über der Altersgrenze. Deswegen sehen wir hier keine Chancen.
Pflegekinder haben sehr oft schon sehr großes Leid erfahren müssen. Ich habe Angst, daß ich es trotz Liebe nicht schaffe, das mitzutragen.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Glück! Lg

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Kinder die zur Adoption frei gegeben wurden oft auch ... wo ist der Unterschied?

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Direkte Erfahrung mit Auslandsadoption habe ich nicht.
Ich weiß allerdings, dass auch das sehr teuer ist. Gerade bei Kindern, die keine frischgeborenen Babys sind, liegen oft traumatische Erfahrungen vor und es ist schwer für sie, plötzlich in einem fremden Land mit fremder Sprache zu sein.

Ich habe auch mal einen Bericht gelesen über eine Organisation, die die leiblichen Eltern der Kinder betrogen hat – das kam erst raus, als das Adoptivkind schon ein Jahr bei den neuen Eltern lebte und fragte, wann es zurück dürfe (war ca. 4). Das hat mich sehr geschockt – man will ja nicht nur ein Kind für sich selber, sondern auch einem Kind, dem es schlecht geht, helfen. Deshalb würde ich mich vorher sehr genau über die Organisationen informieren. Ihr könnt auch versuchen, Kontakt zu anderen Eltern, die über diese Organisation adoptiert haben, aufzunehmen. Ich weiß nicht, ob es da vielleicht "Erfahrungsberichte" gibt.

Was für mich auch insb. bei Auslandsadoptionen eine Schwierigkeit ist, ist, dann viele der Kinder (oft gerade die, die sehr liebevolle Adoptiveltern haben) eine große Sehnsucht nach ihren Wurzeln haben. Ihr müsstet euch auch fragen, inwiefern ihr dem Kind die Wurzeln erhalten wollt – d. h. Sprache lernen? Kultur z. B. durch lokale Küche nahebringen? Wie sieht es mit der Religion des Kindes aus? etc.

Wenn das Kind eine andere Hautfarbe hätte, ist natürlich auch die Frage ob euch das – v. A. durch außenstehende Personen und deren Reaktion - stört. Ich bin allerdings mit einem Jungen zur Schule gegangen, der persische Wurzeln hatte (entsprechendes Aussehen) und dessen Adoptiveltern doch noch ein leibliches Kind bekommen haben (blond). Ich war nicht eng mit ihm befreundet, meine Schwester aber mit seiner Schwester. Da schien weder Hautfarbe noch der unterschiedliche „Status“ eine Rolle zu spielen.

Ein Pflegekind wäre sonst auch die Option, die ich als erstes vorgeschlagen hätte.
Ich kenne mich da mit den Altersgrenzen nicht aus, ich kenne allerdings eine junge Frau, die in einer Pflegefamilie aufgewachsen ist (ab ca. 8 Jahren), deren Pflegeeltern sicher schon um die 60 waren, als sie sie aufgenommen haben.

Und nur, falls falsch rüberkommt, was ich geschrieben habe: Ich finde es gut, dass ihr euren Kinderwunsch weiter verfolgt und dabei Kinder in den Blick nehmt, die eine Familie brauchen.

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Danke für deinen lieben Text.

Ja ich würde auf jeden Fall über eine seriöse Agentur gehen. Ich möchte nicht, daß ein Kind einfach so entrissen wird. Die Wurzeln wollen wir auf jeden Fall erhalten und auch immer wieder in das Land fahren. Ich weiß es ist so schwer.
Alles daran ist schwer. Ich bin wirklich so verzweifelt das ich keine andere Lösung mehr weiß.

Ich werde mal einen Termin machen bei so einer Organisation und bei denen vorsprechen.
Danke für die Aufmunterung und die Blickwinkel von der anderen Seite.

Liebe Grüße

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Wir haben darüber auch lange nachgedacht und ein wenig recherchiert: Es wird mit Sicherheit ein fünfstelliger Betrag fällig. Mit Glück nur 15k, gerne aber auch 20-30k Euro. Für die "Idealvorstellung" eines Neugeborenen, ohne FAS oder sonstige Erkrankungen/Schädigungen das uns optimalerweise noch irgendwie ähnlich sieht gibt es fast keine Chance - egal wo auf der Welt, selbst wenn man den optischen Faktor wegnimmt, wird es immer noch sehr schwierig.
Da ist es fast schon billiger und vor allem viel sicherer, wenn man sich auf eine Leihmutterschaft einlässt -wenn da nicht die moralischen Bedenken wären...

Für uns hat sich das Thema Kind mittlerweile erledigt, aber das Thema Adoption hatte sich deutlich vorher erledigt - entweder man verabschiedet sich von vielen Wünschen oder von seiner moralischen Integrität, auf jedem Fall aber von viel Geld.
An eurer Stelle würde ich wohl bei der KiWu-Klinik bleiben, ist billiger und die Chancen sind wohl am höchsten, wenn ihr einen Säugling wollt.

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Das tut mir sehr leid, das ihr das so abschließen musstest.

Ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich werden wir noch einiges probieren in der Kiwu Klinik. Danke für deine Antwort.

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Muss Dir nicht leid tun, ich habe mit dem Kinderwunsch meinen finalen Frieden gemacht. Das Leben ging währenddessen weiter und andere Optionen taten sich auf - irgendwann passte ein Kind nicht mehr zu uns.

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Hallo Anabelle,

Wir sind auch Selbstzahler in der Kiwu Klinik und du hast recht, dass dort erhebliche Summen auf einen Zukommen. Wir haben im letzten Jahr 14.000€ investiert. Im Vergleich zur Auslandadoption ist das aber nicht viel. Hier kommen schnell mal an die 25.000€ zusammen.
Natürlich sollte man solch eine Entscheidung nicht am Geld festmachen. Aber ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich sage, dass dies einen leider oft an die Grenzen führt und beim Thema Kinderwunsch ein bestimmender Faktor werden kann.

Auch wir haben uns intensiv mit dem Thema Auslandadoption beschäftigt. Haben uns für den Verein efk entschieden gehabt, den ich auch wirklich empfehlen kann. Man muss sich bei der Auslandadoption aber von dem Wunsch nach einem Säugling verabschieden. Jedes Kind wird erst versucht im eigene Land zu vermitteln und da gehen Monate oder auch Jahre drauf, bis man sie als nicht vermittelbar einstuft und ihr letzter Weg aus den Heimen die Auslandsadoption ist. Eine Altersgrenze gibt es auch. Der Mann darf zum Adoptionszeitpunkt nicht älter als 45 sein und es muss eine natürluche Altersgrenze zum Kind gewahrt werden.

Ich hätte dir auch die Pflege ans Herz gelegt. Nachdem wir uns mit allen Varianten intensiv beschäftigt haben ist es auch der Weg, den wir gerade gehen.
Bei der Pflege gibt es keine Altersgrenze. Natürlich achtet man auch hier darauf, dass der Unterschied einigermaßen natürlich ist. Mein Mann ist 42 und wir würden auch einen Säugling bekommen, was bei der Auslandsadoption nicht möglich gewesen wäre. Wir haben unsere Altergrenze aber eh bei 2 Jahren gesetzt.
Man kann sehr genau sagen, welches Kind man sich zutraut und welches nicht. Umso enger man eingrenzt umso länger dauert es natürlich, aber die Wartezeit sollte ja nicht der ausschlaggebende Grund für ein Kind sein, welches das ganze Leben zu einem gehört.
Ich kann dir wirklich nahe legen dich mit dem Thema noch einmal zu beschäftigen. Bei der Dauerpflege gibt es so viele Konstellationen. Wenn man eine Familie kennt, ist das nur ein Bruchstück dessen was möglich ist. Und nicht zu vergessen, man tut etwas sehr gutes. Es gibt viel zu wenig Pflegeeltern und viele Kinder, die ein Zuhause brauchen. Bei der Adoption ist das anders. Hier kommen viele Bewerber, die mit Sicherheit auch fast alle tolle Eltern wären, auf ein Kind.
Inland Adoption käme für euch wahrscheinlich eh nicht in Frage, weil ihr schon ein leibliches Kind habt. In vielen JGA werden Adoptivkinder nur an kinderlose Paare vermittelt. Bei der Auslandadoption müsst ihr übrigens auch den Prozess beim deutschen JGA durchlaufen.

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Ok, das wusste ich nicht. Vielen Dank für die Infos.
Ich denke ich werde mich nochmal intensiv damit auseinandersetzen.

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Hallo Annabelle,

Wir haben unseren Sohn aus dem Ausland adoptiert. Für uns die beste Entscheidung unseres Lebens! Das nur kranke Kinder vermittelt werden mit FAS oder sonstigen Einschränkungen ist definitiv nicht der Fall. Allerdings muss ich dir auch sagen, dass eine Adoption aus Verzweiflung in letzter Not denke ich nicht der richtige Weg ist...
Wenn du aber Fragen hast, schreib mich gerne an.
Liebe Grüße

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Erfahrung habe ich damit nicht, aber günstiger wird es eher nicht. Bei Adoptivkindern weiß man nie, wie sie später reagieren. Viele haben Probleme, weil sie ihre Herkunft nicht kennen. Wenn Ihr schon ein leibliches habt, stelle ich mir das auch schwer vor, da das Adoptivkind sich dadurch vielleicht weniger wert fühlt. Mich würde auch der ganze Behördenkrieg abschrecken. Wenn eine eigene Schwangerschaft nicht ausgeschlossen ist oder man schon, sagen wir mal, 10 Versuche hinter sich hat, würde ich es weiter probieren. Es gibt ja so viele Möglichkeiten. Notfalls Fremdsperma oder Eizellspende im Ausland. Dann sind die Wurzeln zwar auch wieder woanders, aber es macht sicher nochmal einen großen Unterschied, ob das Kind in einem selbst herangewachsen ist.

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Wir haben 2012 ein tolles, gesundes Kind im Alter von 13 Monaten im Ausland adoptiert. Es war die beste Entscheidung unseres Lebens. Wir mussten 4 Jahre auf dieses Wunder warten, aber all das ist vergessen, wenn das Kind erst einmal da ist. Momentan warten wir seit 1,5 Jahren auf Kind Nr.2 aus dem Ausland.
Ich kann jeden nur ermutigen diesen Weg zu gehen, wenn er zu 100% dahinter steht. Adoption ist Lebenseinstellung ... Auslandsadoption erst recht.
Was die Kosten angeht: Wir haben kein Geld in eine Kinderwunschbehandlung gesteckt und dadurch vermutlich eine Menge gespart. Die Kosten fallen nicht auf einmal an, sondern über die Jahre verteilt, das entlastet. Außerdem variieren sie sehr stark von Land zu Land, es lässt sich hier keine Pauschalaussage treffen. Es ist als "Normalverdiener" wenn beide berufstätig sind finanziell zu bewältigen.

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Hallo Annabelle,

lt. VK bist Du erst 33 ... Du hast doch noch alle Zeit der Welt schwanger zu werden ;-)

Ja, ich weiß wie man sich fühlt. Wir hatten bereits 3 ICSIs und 2 Kryos hinter uns, als wir uns aufgrund der Selbstzahleroption an eine KiWu in CZ gewandt haben. Dort hat es dann zwar auch nicht wenig gekostet, jedoch bei weitem nicht so viel, wie in D.

Zum Thema Adoption kann ich leider nix beitragen.

Alles Gute !

P.S. unsere Auslands-ICSI war gleich erfolgreich ...

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Ja ich bin tatsächlich erst 33. Ich weiß aber nicht warum es nicht mehr klappt. Mein Mann ist halt älter, da mache ich mir schon Gedanken. Ich will ihn auch nicht zu sehr strapazieren.

Vielen Dank für deine Antwort

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Hallo liebe Annabelle,
ich habe über die staatlich anerkannte Vermittlungsstelle HELP a child e.V. (www.helpachild.de) zwei wundervolle Mädchen aus Haiti adoptieren dürfen (15 Jahre und 2 Jahre alt) und finde diesen Weg der Familiengründung einen ganz besonders schönen. Man selbst kann eine Familie gründen und Mama werden und gleichzeitig einem Kind, das ohne wirkliche Zukunftsperspektive in einem Kinderheim ohne Eltern aufwächst, eine Familie, Liebe, Geborgenheit und Zukunft bieten. Wir drei lieben uns so sehr und sind gemeinsam glücklich. Mit HELP a child e.V. kann man sowohl als verheiratetes Paar, aber auch als alleinstehende Frau adoptieren. Ihr würdet also die Voraussetzungen erfüllen. Besucht doch am Besten das Informations-Seminar, da erfahrt ihr alle Details. Einmal im Jahr gibt es ein großes Adoptivfamilien-Treffen mit über 100 Familien und Freundschaften über ganz Deutschland verteilt. Die Entscheidung erfordert bestimmt einen gewissen Mut und Optimismus, aber ohne den kann man eben auch nicht die wundervollen Seiten des Lebens kennenlernen. Jedenfalls verdienen es die Kinder sich voll und ganz für sie zu entscheiden. Übrigens ist Haiti seit 2014 der Haager Konvention beigetreten und die Prozesse im Land sind wirklich mehr als genau. In den meisten Adoptionsfällen gibt es leibliche Eltern bzw. meistens nur eine leibliche Mutter mit unbekanntem Vater (da die Frauen bei Schwangerschaft leider sitzengelassen wurden), die mehrmals vor Gericht erscheinen und einer Adoption ins Ausland offiziell zustimmen müssen. Das Jugendamt in Haiti, das IBESR schaut sehr genau auf die Kinderheime und die Kinder, die zur Adoption ins Ausland freigegeben werden. Die Zahlen in Deutschland sind auch extrem rückläufig. Die Reproduktionsmedizin wird immer erfolgreicher und im selben Maße haben die Auslandsadoptionen abgenommen. In 2016 gab es in ganz Deutschland nur noch knapp 200 Adoptionen aus dem Ausland... (Tätigkeitsbericht der Bundeszentralstelle für Auslandsadoption/ Bundesjustizamt).
Ich wünsche dir alles Gute für deinen / euren weiteren Entscheidungsweg!
Viktoria