Hallo Ihr Lieben,
da wir bereits 5.ICSIS ohne Erfolg hinter uns haben, möchten wir uns gerne ein bisschen mit dem Thema Adoption bzw. Pflegekind auseinander setzen. Bisher haben wir das Thema immer noch ausgeblendet und wissen ehrlich gesagt auch nicht, ob das was für uns ist. Daher würden wir uns sehr freuen, wenn ihr eure Erfahrungen mit uns austauscht.
Ist es immer so, dass Pflegekinder wieder aus der Familie raus genommen werden, man diese also nur für einen Zeitraum bei sich hat? In welchem Alter bekommt man ein Pflegekind? Kann man hinsichtlich des Alters Wünsche äußern? Wir sind jetzt 35/36, ist das schon zu alt? Wie habt ihr das beruflich geregelt bei einem Pflegekind? Kann man genauso in Elternzeit gehen? Wie oft habt ihr Kontakt zu den leiblichen Eltern? Kommen diese auch nach Hause zu uns oder trifft man sich auf neutralem Boden?
Ich weiß sehr viele Fragen, aber wir würden uns sehr über eure Erfahrungen freuen :)
LG
Erfahrungen Adoption/Pflegekind
Hallo, Versuche Mal kurz zu antworten. Es gibt verschiedene Pflegeformen. Bereitschaft kurz und Dauerpflege. Dauerpflege ist bis zur Volljährigkeit angedacht, aber eine Rückführung ist nie zu 100 Prozent ausgeschlossen. Die LE haben das Recht zu klagen bzw immer wieder prüfen zu lassen. Besuchskontakte sollten nicht bei euch zu Hause stattfinden, da habt ihr das Recht nein zu sagen. Ja, ihr könnt Alter etc angeben. In der Regel müsst ihr vorher auch Seminare mitmachen, die sind ganz wichtig. Elternzeit kannst du 3 Jahre nehmen, aber es gibt kein Elterngeld. Vieles werdet ihr bei den Seminaren erfahren. Und nein, zu alt seid ihr definitiv nicht. Schau Mal bei moses-online da gibt es viel informatives. Lg
HI beffy,,
danke, dass du dir die Zeit genommen hast mir zu antworten. Das scheint doch alles ganz schön kompliziert zu sein. Wir müssen uns da jetzt mal in Ruhe rein arbeiten und informieren.
Bist du eine Pflegemama? Momentan habe ich immer so auf und ab`s einerseits kann ich mir vorstellen zu adoptieren, andererseits wünschen wir uns noch so sehr ein eigenes Kind und ich denke dieser Gedanke sollte wohl erst abgeschlossen sein...
LG
Hallo else1984,
grundsätzlich müsst ihr euch zunächst Gedanken darüber machen, was ihr wollt. Adoption ist von den Voraussetzungen und rechtlichen Auswirkungen her etwas völlig anderes als Vollzeitpflege. Bei ersterem wird rechtlich ein neues Eltern-Kind-Verhältnis begründet, mit allen Rechten und Pflichten, bei letzterem seid ihr strenggenommen "Leistungserbringer" im Rahmen der "Hilfe zur Erziehung", die im Kinder- und Jugendhilfegesetz geregelt ist. Es besteht keinerlei verwandtschaftliche Beziehung zueinander, somit auch keine gegenseitige Unterhaltspflicht und auch die gesetzliche Erbfolge gilt hier nicht. Pflegeeltern sind nicht automatisch sorgeberechtigt, so können sie in “Angelegenheiten des täglichen Lebens” entscheiden, zum Beispiel Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt wahrnehmen, aber in “Angelegenheiten von erheblicher Bedeutung”, beispielsweise das Kind impfen zu lassen, entscheidet der Inhaber der elterlichen Sorge; generell ist es jedoch möglich, dass Pflegeeltern die Vormundschaft oder Pflegschaft für ihr Pflegekind beantragen können, beziehungsweise die sorgeberechtigten leiblichen Eltern die elterliche Sorge auf die Pflegeeltern übertragen. Bei einem Adoptivkind hat das Jugendamt die Amtsvormundschaft inne bis nach einer angemessenen “Probezeit”, gemäß dem Bürgerlichen Gesetzbuch, die Adoption ausgesprochen wird. Eine Adoption kann nur wegen schwerer Kindeswohlgefährdung aufgehoben werden, nicht aber im Interesse der Adoptiveltern. Kinder, denen die Unterbringung in einer Pflegefamilie eine “dauerhaft angelegte Lebensform” bieten soll, werden sicherlich nicht immer rückgeführt. Pauschal kann man diese Frage allerdings nicht beantworten, da es in jedem Fall auch auf die individuelle Arbeitsweise des jeweiligen Jugendamtes ankommt. In der Regel spielt die Zeit für die Pflegefamilie, da eine Rückführung im Laufe der Jahre immer unwahrscheinlicher wird, gerade dann, wenn den leiblichen Eltern die elterliche Sorge entzogen worden ist. Zudem haben Pflegeeltern das Recht einen “Antrag auf Verbleib” zu stellen, sollte vor dem Familiengericht ein Ansinnen auf Rückführung verhandelt werden. Ihr könnt in Bezug auf ein Adoptiv- oder Pflegekind Wünsche äußern, zum Alter, dem Geschlecht, der Nationalität und möglichen Beeinträchtigungen. Diese könnt ihr im Rahmen eurer Bewerbung im Fragebogen angeben. Hier beispielhaft der Basisbogen für Pflege- und Adoptionsbewerber des Bayerischen Landesjugendamtes: https://www.blja.bayern.de/imperia/md/content/blvf/bayerlandesjugendamt/basisbogen_2018.pdf. Ein Adoptivkind ist leiblichen Kindern gleichgestellt, was bedeutet, dass ihr - mit Ausnahme von Mutterschaftsleistungen- Elterngeld, Kindergeld und Elternzeit beantragen könnt. Für ein Pflegekind erhaltet ihr von der wirtschaftlichen Jugendhilfe ein nach Altersstufen gestaffeltes Pflegegeld, das sich aus einem Beitrag für Unterhalt und Ernährung des Kindes, sowie einer Aufwandsentschädigung für die Pflege- und Erziehungsleistung der Pflegeeltern zusammensetzt. Außerdem habt ihr auch in diesem Fall Anspruch auf Elternzeit, nicht aber auf Elterngeld, und auch nur anteilig auf Kindergeld, da dieses mit dem Pflegegeld verrechnet wird. Übrigens haben auch Säuglinge in Adoptiv- und Pflegefamilien ein Anrecht auf Hebammenleistungen, da das Kind anspruchsberechtigt ist. Bei einer Adoption haben die leiblichen Eltern kein Recht auf Umgang, dieser ist in geöffneten Adoptionsformen ein freiwilliges Zugeständnis der Adoptiveltern. Bei Pflegekindern sind Häufigkeit und Dauer der Besuchskontakte gerichtlich festgelegt und erfolgen meist auf neutralem Boden, zum Beispiel im Jugendamt oder auf einem Spielplatz. In keinem Fall seid ihr verpflichtet den leiblichen Eltern Zutritt zu eurer Behausung zu gewähren, es gilt die Unverletzlichkeit der Wohnung.
Ich hoffe ich konnte weiterhelfen, auch wenn meine Antwort nun sehr lang geworden ist.
Wie auch immer ihr euch entscheidet, geht noch einmal in euch und informiert euch ausführlich. Als Informationsquellen kann ich das Portal https://www.moses-online.de wärmstens empfehlen, ebenso das Forum https://www.pflegeeltern.de und das Lexikon von pflegeelternnetz.de: http://pflegeelternnetz.de/lexicon/index.php/Lexicon/. Es gibt zu der Thematik auch viele gute Bücher, als Beispiel von Monika Nienstedt und Arnim Westermann oder auch von Irmela Widmann oder Dr. Bettina Bonus.
Liebe Grüße zurück, und alles Gute für euren weiteren Weg, wie auch immer dieser aussehen mag
HI bellgriffin,
danke für deine ausführliche Antwort. Das hilft mir echt weiter..diese ganzen Seiten kannte ich noch gar nicht. Wir werden uns jetzt mal in Ruhe einlesen, um zu sehen, ob das was für uns ist. Diese Entscheidung sollte ja wohl überlegt sein. Darf ich fragen, ob ihr adoptiert habt bzw. Pflegeeltern seid?
LG
Guten Morgen else1984,
bitte, gern geschehen. Ja, diese Entscheidung ist lebensverändernd, zwei ganz besondere Arten von Elternschaft. Ich finde es gut, dass ihr gewillt seid euch eingehend zu informieren, Chancen und Risiken beider Familienformen abzuwägen. Aufklärung ist besser als Abschreckung, aber auch besser als alles durch die rosarote Brille zu sehen. Informierte Menschen sind mündige Menschen, die selbstbewusst und realistisch ihre Interessen vertreten können. Und nein, ich selbst bin weder Adoptiv- noch Pflegemutter. Wundere Dich bitte nicht über den vielleicht etwas rauen Umgangston und die manchmal wenig Mut machenden Beiträge auf pflegeeltern.de, das ist nicht böse gemeint, sondern entspringt negativen Erfahrungen der Foristen mit dem Adoptions- und Pflegekinderwesen. Gerade deshalb ist es so wichtig auch diese unbequemen Meinungen zu überdenken.
Noch ein Praxistipp: die Adoptions- und Pflegekindervermittlung ist nicht bundesweit einheitlich geregelt, das bedeutet, jedes Jugendamt arbeitet nach eigenen Richtlinien. Um etwas zu der Auswahl-, Vermittlungs- und Rückführungspraxis in eurer Region zu erfahren, lohnt es sich örtliche Stammtische, Gesprächskreise oder Gruppen von Adoptiv- und Pflegeeltern zu besuchen, auch Interessenten sind dort willkommen. Adressen findet man im Internet oder dem Lokalteil der Zeitung.
Ich wünsche euch ein frohes Osterfest und viel Spaß beim Stöbern
Hast ja schon einige Antworten erhalten. Wir haben eine Erziehungsstelle und bevor wir uns dafür entschieden haben, haben wir uns mit anderen Pflegeeltern in Verbindung gesetzt. Haben uns mit der Familie sehr viel über Vor/Nachteile, was es alles mit sich bringt... unterhalten. Man muss immer bedenken, dass die Kinder immer einen kleinen/großen Rucksack mitbringen. Viele Dinge kommen erst im Laufe der Jahre raus z.B Entwicklungsverzögerung, FASD...
Der Hinweis mit dem Rucksack ist wichtig. Er trifft aber genauso auf Adoptivkinder zu.
Hallo,
Du hast schon ganz viele wertvolle Tipps und Quellen genannt bekommen, daher ergänze ich nur noch einen Aspekt :
Falls ihr euch für eine Dauerpflege entscheiden solltet, wäre es tatsächlich wünschenswert, wenn ihr so gut es eben geht mit eurer Kiwu-Zeit und all den damit verbundenen Hoffnungen und Enttäuschungen abgeschlossen habt. Damit ihr dem kleinen Menschlein keine "Altlasten" übertragt, sondern es um seiner selbst Willen annehmen könnt.
Wir haben uns bei unserer Infertilitätsdiagnose und Kiwu-Behandlung zum ersten Mal mit der Thematik auseinander gesetzt. Dann doch leibliche Kinder bekommen. Um nach vielen Jahren nun auch aus einer anderen Motivation heraus als damals unsere PT aufzunehmen. Für uns gehört sie zu unserer Familie wie unsere LK auch, auch emotional ist da für mich kein Unterschied <3. Doch wie genannt bringt ihre Biographie auch Gepäck mit. Was mich tatsächlich richtig nervt ist allerdings das Amt, die ständig wechselnden Zuständigkeiten, keiner kennt unsere Motte bzw nur vom Papier und glaubt dennoch was Wichtiges zu sagen zu haben. Wir leben und lieben 24 Stunden mit ihr, sind nach Aktenlage aber nur Dienstleister. Da arbeite ich noch sehr an einem dickeren Fell.
Früher hätte ich übrigens eine Adoption bevorzugt. Inzwischen habe ich bei mehreren Freunden erlebt, welche Auswirkungen der Rucksack in der Pubertät haben kann...Nun würde ich nur noch eine Erwachsenenadoption in Betracht ziehen...
Alles Gute auf deinem Weg!
hallo, das mit den erfolglosen ICSIS tut mir sehr leid.
mein Mann und Ich sind für ein Adoptivkind angemeldet und ich glaube die wichtigste Frage ist: was sollt ihr. ob Pflege oder Adoptivkind ist dann eher die zweite Frage. wichtig ist zu allererst ob ihr euch vorstellen könnt ein Kind groß zu ziehen, dass du nicht geboren hast und eine zweite Herkunftsfamilie hat. Wenn das der Fall ist, dann kann man sich um die nächsten Themen kümmern.
Wir haben uns für Adoption entschieden. Ich glaube aber das die Trauerphase und Abschiedsphase auch wenn ich mir ganz sicher bin, dass das für uns der richtige Weg ist, trotzdem nicht vergehen wird, solange wir kein Kind haben und auf der Warteliste stehen.
ich wünsche euch alles Gute bei der Entscheidungsfindung
Hallo, ich versuche mal alles in Kürze zusammen zu fassen. Wir können Kinder bekommen, haben auch ein leibliches und haben uns bewusst für ein Pflegekind entschieden. Prinzipiell könnt ihr das Alter des Kindes selbst mitbestimmen oder sogar bestimmen und auch alles andere, denn ihr sollt das Kind ja lieb haben und es soll Euch gefallen. Das hört sich jetzt blöd an, aber ihr sollt es ja gut annehmen und da ist es ja von Vorteil wenn es Euren Wünschen entspricht. Ich hoffe das hört sich jetzt nicht komisch an.
Wenn Du weiter arbeiten willst ist es hier so, dass man Kinder ab dem Kindergartenalter bekommt. Du kannst Elternzeit beantragen, bekommst aber kein Elterngeld. Du bekommst dafür Pflegegeld.
Unsere Tochter sieht ihre Mutter gar nicht und bei den meisten die ich kenne ist es ähnlich. Ich persönlich fände es aber nicht schlimm, denn die leiblichen Eltern gehören zu dem Kind und ich finde nicht, dass man das einfach ignorieren sollte und so tun sollte, als wäre es "mein" Kind. Viele Herkunfseltern können nichts für ihre Situation. Im Alltag fühlt es sich natürlich so an als wäre es "mein" Kind. Da mache ich auch keinen Unterschied zu meinem leiblichen Sohn.
Pflegekinder werden nicht einfach so weggenommen wie es viele Leute gerne erzählen. Bei vielen Herkunftseltern ist es so, dass sie mehrere Kinder haben die weggenommen wurden und das kann das Jugendamt schon im voraus sehen und Eurer Situation anpassen. Unsere Mutter wuchs bsp.weise im Heim auf und hat psychische Probleme die sie auch in Zukunft nicht in den Griff bekommen wird.
Ich finde es ist eine ganz tolle Sache ein Kind aufzunehmen und ihm eine gute Zukunft zu bieten und ich freue mich jeden Tag. Es ist ein kleines Abenteuer. Lg
Ihr seid auf keinen Fall zu alt. Die Herkunftseltern trifft man beim Jugendamt, es sei denn ihr wollt sie bei Euch Zuhause treffen. Da stimmt das JA aber nicht immer zu.
Was ich noch sagen möchte: Die leiblichen Kinder gehen auch irgendwann. Kinder bleiben nur für einen gewissen Zeitraum, sie sind quasi nur geliehen .