Hallo ihr Lieben
Wir versuchen seit 3 Jahren erfolglos ein Kind zu kriegen (2 Abgänge). Nun beschäftige ich mich langsam mit dem Gedanken um eine mögliche Adoption. Wir stehen aber noch völlig am Anfang. Wir wohnen in der Schweiz. Hat jemand Erfahrung wie ich hier vorgehen soll? Es hat so viele Informationen im Internet dass ich schon gar nicht mehr weiss wo mir der Kopf steht.
Ich freue mich auf eure Antworten.
Liebe Grüsse
Ich möchte ein Kind adoptieren, aber wie?
Guten Morgen,
bevor ihr euch Hals über Kopf in das Prozedere einer Adoption stürzt, mein Rat an euch: Macht euch Gedanken, warum ihr überhaupt adoptieren wollt. Geht es euch nur darum, den unerfüllten Kinderwunsch anderweitig zu substituieren, könnte euch eine Enttäuschung drohen. Ein Adoptivkind ist kein Ersatz für ein eigenes Kind und darf es auch niemals sein. Für ein Adoptivkind entscheidet man sich um seiner selbst willen, und nicht, weil es mit einem eigenen Kind eben nicht geklappt hat.
Als nächstes: Geht in euch und überlegt gemeinsam, ob ihr euren Wunsch nach einem eigenen Kind vollständig abgelegt habt oder ob ihr insgeheim hofft, dass es irgendwann (auch während der Wartezeit auf ein Adoptivkind) doch noch klappt. Jugendämter reagieren darauf häufig sehr verschnupft und erwarten, dass man das Thema reflektiert und abgelegt hat, ehe man sich bewirbt.
Dann: Beschafft euch Informationen. Gute Fachbücher, um euch einzulesen, sind nie verkehrt. Lest nicht nur über die guten, sondern auch über die weniger guten Seiten einer Adoption. Macht euch bewusst, dass vor euch ein Weg liegt, der unter Umständen noch steiniger und schmerzvoller ist als der, den ihr schon zurückgelegt habt.
Wenn ihr euch danach immer noch sicher seid, dass die Adoption euer Weg ist, wendet euch an euer lokales Jugendamt (ich weiß nicht, wie die CH hier aufgestellt ist) und informiert euch über das konkrete Prozedere. Einfach anrufen ist oft der erste Türöffner - habt hier keine Berührungsängste, seid interessiert und stellt eure Fragen, die Sachbearbeiter sind auch nur Menschen. Vermutlich läd man euch zu einem Gesprächstermin ein und fordert erste Unterlagen an. Hier ist die bereits durchlaufene Selbstreflexion Gold wert - es kommt meist schlecht rüber, wenn man bei den ersten Motivationsfragen schon anfängt zu stocken und zu stammeln.
Ich wünsche euch alles Gute und viel Glück!
Hey
Vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. 🤗 Aus diesem Grund habe ich geschrieben dass wir erst am Anfang stehen und uns erst Gedanken machen müssen. Das kann locker 1-2 Jahre dauern. Wir sind uns bewusst, dass dies eine grosse Entscheidung ist. Selbstverständlich geht es um das Wohl des Kindes, das steht für uns an oberster Stelle. Ich würde aber lügen wenn ich sagen würde dass wir den Schritt nicht auch machen weil es für ein eigenes Kind nicht klappt. Finde ich jetzt auch kein so schlimmer Grund solange das Wohl des Kindes an oberster stelle ist. Wir wollen auch erst an Informationsveranstaltungen, mir war aber nicht klar ob wir erst übers Jugendamt oder eine Adoptionsvetmittlungsstelle gehen müssen.
Der Post hier habe ich gemacht um ev Erfahrungsberichte zu sammeln da in der Schweiz immer alles etwas komplizierter ist 😂🙈
Liebe Grüsse
Pia
Na klar, ich wollte ja auch nicht belehrend klingen - aber manchmal hat man da einfach falsche Vorstellungen, die einem später das Leben schwer machen
Unsere Sachbearbeiterin um Jugendamt erzählte mir am Telefon, dass die meisten nach einem gescheiterten Kinderwunsch zu ihr kommen. Das ist also ein völlig legitimer Grund für eine Adoption.
Wenn es unabhängige Adoptionsvermittlungsstellen bei euch gibt, könnt ihr euch auch durchaus parallel informieren. Wir wollten uns eigentlich auch noch (neben dem Jugendamt) beim Sozialdienst Katholischer Frauen bewerben, aber die machen seit kurzem in unserer Region keine Adoptionsverfahren mehr.
Wie gesagt, informiert euch am besten direkt telefonisch. Eventuell gibt es sogar von Kanton zu Kanton Unterschiede, so wie in den Bundesländern hier in D.
Zuerst einmal, finde ich es gut, dass Du dich damit befasst. Und ich denke, es kann auch der richtige Weg für euch sein. Es hängt aber sehr viel davon ab, wie schonungslos ihr euch in das Thema rein arbeitet. Die meisten Menschen machen sich die Illusion, dass diese Kinder leibliche ersetzen können oder dass die Adoptiveltern die Wurzeln des Kindes ersetzen. So ist es aber nicht und nach allem was ich weiß, ist es das Beste der Adoption möglichst früh ihren Raum zu geben und möglichst selbstverständlich über die Adoptionsgeschichte mit dem Kind zu sprechen.
Das setzt voraus, dass ihr mit euch diesbezüglich im Reinen sein müsst. Paare die krampfhaft auf Aber-wir-ersetzen-deine-Familie machen und ein großes Geheimnis oder Tabu draus machen, können das eben nicht. Und meist fliegt ihnen die große Lebenslüge in Pubertät und Erwachsenenalter um die Ohren.
Die richtige innere Haltung dazu ist.... unbezahlbar.
Außerdem solltest Du dich stärker als bei einem leiblichen Kind mit dem Punkt Behinderung auseinander setzen. Natürlich kann es auch bei eigenen Kindern zu einer Behinderung kommen, aber hier weißt Du ja zumindest wie Du schwanger warst, dass Du z.B. keinen Alkohol getrunken hast, oder Drogen genommen hast, dass du dich vernünftig ernährt hast. Leider weiß man die Bauchgeschichte von zur Adoption freigegebener Kinder nicht so lückenlos, wodurch grundsätzlich eine größere Gefahr besteht, dass das Kind im Laufe seines Lebens Schädigungen zeigt, die auf sowas zurückzuführen sind aber bei den ersten U-Untersuchungen vielleicht noch nicht auffielen. Gerade sowas wie das FAS Syndrom kann tückisch sein. Eine Adoption ist eine lebenslange Entscheidung. Ein Pflegschaft abzubrechen, weil esis das eigene Leben an die Grenzen jedlicher Belastbarkeit bringt, ist zwar scheiße aber manchmal ein Weg. Aber bei einer Adoption? ....da wird es knifflig.
Ihr solltet da auf jeden Fall informiert und wachsam sein. Und genau für euch definieren, was ihr leisten könnt, wollt, bereit seid zu leisten und wo eure Grenzen liegen.
Vielen Dank 😊 Genau das sehe ich wie du, es ist eine lebenslange Entscheidung und dass soll gut überlegt sein. Schlussendlich müssen mein Partner und ich zu 100% überzeugt sein und da haben wir noch nicht gross darüber geredet. Wir sind in der Überlegungs-Phase wo wir beide für uns überhaupt einmal Gedanken machen ob dies überhaupt in Frage kommt. Erst dann werden wir weiter schauen. Ich nehme mir auch die Zeit mich zu informieren. Aber es braucht etwas Mut die ersten Schritte zu machen.
Liebe Grüsse 🌸
Liebe Pia-ch,
In der Schweiz läuft es etwas andest ab als in Deutschland. Ich bin aus der Schweiz und habe 1 Pflegekind und 1 Adoptivkind. Ich lese hier viel mit und beschäftige mich seit über 10 Jahren mit dem Thema Kinderwunsch. Ein langer Weg, wie hier schon einige beschreiben. 😊Aber auch ein Weg der einem wachsen lässt und der einem stark macht. Was man auch braucht, wenn man Adoptiv oder Pflegekinder aufnehmen möchte. Wenn du möchtest können wir uns gerne privat austauschen.
LG Bena💕