Pflegekind bewerbung etc. Erfolgsberichte?

Hallo ihr lieben,

Wir überlegen seit längerem uns für ein Pflegekind zu bewerben, wir haben beide keine Kinder unsere Tochter haben wir bei einer frühen Geburt verloren.

Wie liefen die Verfahren bei euch ab? Wie sind die Kriterien? Was musstet ihr alles offen legen? Was bedeutet es muss genug Wohnraum gegeben sein? Wir wohnen zur Miete in einer Dachgeschoss Wohnung ein zimmer ist frei und würde dann für das Kind fertig gemacht werden. Und wie hoch muss das Einkommen des Partners sein der weiterhin vollzeit arbeiten geht, gibt es da genaue Staffelungen?

Ich weiss fragen über fragen, aber wir wollen falls wir als Bewerber in Frage kommen dem Kind die besten Voraussetzungen bieten die uns möglich sind.

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Hallo!

Erstmal tut es mir leid mit dem Verlust eurer Tochter.

Wir hatten damals eine 3 Zimmer Wohnung. Ein Raum war im Obergeschoss und 30qm groß mit Erker.
Im Erker hatten wir unser Bett und den Rest hat mein Sohn bewohnt.
Unten hatte meine Tochter ihr Zimmer.

Wir hätten mit dem Wohnraum 2 Pflegekinder bekommen. Sie wären beide zu meinem Sohn gezogen.
Wir haben dann aber doch nur eins aufgenommen.

Einkommen mussten wir nur nachweisen in dem wir eine Summe in den Antrag geschrieben haben. Keine einkommensnachweise.
Mein Mann hatte zu dem Zeitpunkt zw 2000-2200 je nach Schicht.
Man muss so viel verdienen das man sein eigenes Leben finanzieren kann ohne auf das Pflegegeld für ein Kind angewiesen zu sein.
Und das tut ihr ja sicher bis jetzt 😉

Vom erstgespräch bis zum Einzug hat es bei uns 8 Wochen gedauert. Dazwischen war aber auch noch Weihnachten und Silvester.
Ging recht flott, da es verwandschaftspflege war.

Lg Janine

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Danke für deine Nachricht, das hört sich ja alles sehr einfach an, kann man sich kaum vorstellen..

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Kann niemand weitere Infos dazu geben?

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Hallo,

wir haben einen Informationsabend beim Jugendamt besucht. Dort wurden schon einige Sachen erklärt:
Eigenes Zimmer muss vorhanden sein
Finanziell muss sich die Familie selber unterhalten können (keine Zuschüsse vom Amt)
Bereitschaft und auch finanzielle Möglichkeit, dass einer mindestens ein Jahr nach Aufnahme vom Pflegekind zuhause bleiben kann (hier zählt dann natürlich das Pflegegeld mit dazu, da man ja kein Elterngeld bekommt)
Es wurde viel Wert darauf gelegt, dass eine gute Zusammenarbeit mit den Herkunftseltern möglich sein muss (regelmäßige Besuchskontakte, wertschätzendes Verhalten)

Wir bekamen einen ausführlichen Bewerberfragebogen, mussten unsere Einkünfte, Wünsche, Erziehungsvorstellungen, usw. offen darlegen.
Ebenso ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis und einen ausführlichen Lebensbericht und ein ärztliches Gesundheitszeugnis.

Es folgten zwei Hausbesuche (hier wurde in jeden Raum geschaut) und ein ausführliches Gespräch mit unseren Söhnen.

Dann besuchten wir noch ein Vorbereitungsseminar, ich glaube es waren vier Abende a 4 Stunden und 2 Samstage mit je 8 Stunden.

Anschließend noch ein Gespräch mit dem Jugendamt und der Psychologin, die das Seminar begleitet hat.

Das dauerte alles so ca. ein halbes Jahr bis 8 Monate.

Wir hatten zwei Monate Wartezeit und haben dann in die Anbahnung mit unserer PT (damals 2) gestartet. Heute ist sie schon über 4,5 Jahre bei uns und unser absoluter Sonnenschein.

Liebe Grüße
Delenn

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Hallo Wunder,

der Verlust eurer Tochter tut mir aufrichtig leid!

Du hast ja bereits einige Hinweise, Erfahrungen und Gedankenanstöße hier und in einem anderen Forum erhalten und einen Einblick erhalten, wie unterschiedlich die verschiedenen Ämter arbeiten.

Ich möchte dich auf einen Aspekt aufmerksam machen, der bisher glaube ich nicht erwähnt wurde. Uns hat "damals" eine bekannte Pflegemutter darauf hingewiesen, dass die zu betreuenden Fallzahlen in den JA oft sehr sehr hoch seien, im Gegensatz zu so manchem freien Träger....

Wir haben uns dann weiter erkundigt und festgestellt, dass bei uns in NRW das Konzept "Westfälische Pflegefamilie” für uns das passende sein könnte. Nach dem ersten Telefonat begannen wir mit dem Bewerbungsverfahren, was bei uns über (habe ich vergessen?!) 5-7 Eins-zu-Eins (eher zwei:zwei) Gespräche lief.

Da wir leibliche Kinder haben, hatten wir mehrere Hausbesuche, bei denen die Sachbearbeiterinnen auch mit unseren Kindern gesprochen haben.
Das potentielle Kinderzimmer war da übrigens noch belegt.
Wir mussten uns relativ nackt machen, Einkommensbeleg und Gesundheitszeugnis, Bildungsweg und Traumata...

Neun Monate nach dem ersten Telefonat zog unsere kleine Maus ein! Übrigens trotz des fertigen Kinderzimmers in unser Schlafzimmer.

Unsere Sachbearbeiterin betreut nur 10 Familien und ist jederzeit für uns erreichbar. Bei Jugendamt betreut man hier 100-150 Fälle. Den Amtsvormund im Jugendamt erreiche ich so gut wie nie, auf Telefonate und Mails wird erst Wochen später reagiert.
Deshalb bin ich so dankbar über den freien Träger und unsere Sachbearbeiterin, die jederzeit für uns da ist und sich für uns einsetzt, Anträge stellt usw.
Ihre Ansprechpartner im Jugendamt wechseln so häufig, dass ich mir die Namen nicht mehr merken kann.
Dass dennoch "deren" Meinung und Einschätzung deutlich mehr wiegt als meine, das finde ich unglaublich schwer auszuhalten manchmal. Aber so ist das System.
Deshalb von meiner Seite her ein klares Pro freier Träger! Wir werden einmal im Monat besucht, die SA kennt das Kind und uns also deutlich besser als das JA, so dass sie uns im Gespräch mit dem Amt immer großartig unterstützt. Sie hat so manchen "Unfug" vom Amt (erster Besuchskontakt kurz nach Einzug, verhindert ein Ankommen des Kindes) verhindert.

Wenn ihr den schweren Verlust weiter bearbeitet habt und kein aktiver Kinder wunsch mehr besteht, dann nur Mut! Es werden liebevolle, krisenerprobte Pflegeeltern gesucht!

Es wünscht euch alles Gute,
Hase

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Hallo,

unsere Pflegetochter ist jetzt 5.

Es sollte ein eigenes Zimmer für das Kind vorhanden sein. Wenn ihr ein Baby aufnehmt, reicht auch übergangsweise eine Ecke mit Bett. Die sind da nicht so. Andere Dinge zählen mehr - je nach Jugendamt natürlich.

Dein Mann sollte so viel verdienen, dass du für das Kind da sein kannst. Ansonsten müsstest du ein älteres Kind nehmen, welches schon in den Kiga gehen kann. Ich hatte eine Alleinstehende bei meinem Seminar, die hat das so gemacht. Man sollte halt nicht von dem Pflegegeld leben. Das Geld ist für Kleidung Unterkunft Essen, für das Kind gedacht und nur ein geringer Teil ist eine Aufwandsentschädigung sozusagen.

Ruft einfach beim Jugendamt an. Die sind total nett und freuen sich. Das ist ja ganz unverbindlich. Die freuen sich über Bewerber. Ihr könnt immer noch nein sagen. Die brauchen euch ja.

Das Kind könnt ihr euch aussuchen. Das hört sich blöd an, aber ihr sollt es ja annehmen und deshalb ist es wichtig, dass es euch gefällt. Ihr könnt Wünsche angeben, Alter, Geschlecht, Religion, ob ihr eins aus Inzucht oder von Drogenabhängigen nehmen würdet. Müsst ihr aber alles nicht.

Falls du spezielle Fragen hast, kannst du gerne fragen.

Ich finde es ist eine tolle Sache und ich bin froh, dass unsere Tochter bei uns ist.

Lg