Vorurteil und Klischees über Adoptivkinder

Starte hierzu mal ein neues Thema:

Klischee: Adoptivkind=Problemkind

Ja, das Klischee kann ich bestätigen, zu 100% !

Ich selbst wurde direkt nach der Geburt adoptiert und quasi vom ersten Tag an als Adoptivkind und zudem auch gleich als Problemkind erzogen !

Meine Identität war es von Anfang an, ein Problemkind zu sein ! Und das quasi bei klarem Verstand. Ich sagte sogar im Alter von 4 Jahren schon immer selbst, dass ich bestimmte Dinge halt nicht so gut könnte wie andere Kinder, da ich ja adoptiert sei und die Unfähigkeiten in meinen Genen hätte. Ok, ich wusste nicht gleich, was Gene sind, aber ich hörte das Wort ja jeden Tag :)
Deshalb probierte ich vieles auch erst gar nicht, da ich ja davon ausging, dass ich es gar nicht können konnte.
Meine Eltern glaubten jedenfalls fest, ein Problemkind zu haben und die sogenannten Probleme wurden schnell zum Lebensmittelpunkt. Wo keine Probleme waren mussten dann halt schnell welche her und es wurde so lange gedreht und getrickst, bis mir wieder was als Makel angehängt werden konnte oder eine Schandtat unterstellt werden konnte.

Die Leute im Umfeld erkannten das System recht schnell und hatten somit einen idealen Sündenbock gefunden. Wie lebten in einem sehr schwachen Umfeld, viele Leute hatten finazielle, familiäre oder gesellschaftliche Schwierigkeiten. Und da kommt ja dann so ein Adoptivkind ohne Rückendeckung seiner Eltern ganz gelegen:
Dem Adoptivkind kann man dann jegliche Schuld in die Schuhe schieben, es ist immer der Schuldige, wirklich grundsätzlich immer !
Auch lässt sich so ein Adoptivkind auch gut als "Aufwerter" der Gesellschaft benutzen: Dadurch, dass man es schlecht macht, wertet man sich selbst oder seine leiblichen, mit wirklichen, nachweisbaren Problemen behafteten Kinder doch wunderbar auf ! ;)

Besonders witzig fand ich den Satz vom Jugendamt, den Lehrern, den Ärzten etc., dass bei einer Adoption ja quasi der Frust vorprogrammiert sei, da es ja aufgrund seiner genetisch schlechteren Ausstattung die Anforderungen der Adoptiveltern nicht erfüllen könne.
Zunächst einmal verstehe ich diesen Ansatz: Ich glaube, man wollte mit dieser Sichtweise die Adoptiveltern, die ja sicherlich aufgrund ihrer Kinderlosigkeit oder Unfruchtbarkeit sehr gelitten haben, damit ein wenig trösten und aufheitern.

Aber was soll man davon halten, wenn die Adoptiveltern selbst nur auf der Hauptschule waren, ihr Adoptivkind das Gymnasium absolviert hat und die Adoptiveltern dann immer noch glauben, ihr Kind hätte 'schulische Probleme' und sich dann mit anderen Eltern, deren leibliche Kinder z.B. die Schule nicht geschafft haben und z.B. auch schon eine Drogen-Laufbahn hinter sich haben, arrogant über das "Problem-Adoptivkind" unterhalten ? #kratz

Versteht ihr was ich meine ?

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Also ich persönlich finde es schrecklich, dass du solche Erfahrungen gemacht hast. Wenn alles so stattfand, dann wären Jugendamt, Adoptiveltern und alle anderen absolut ungeeignet.

Ich kenne ein paar Personen die adoptiert wurden und inzwischen Erwachsen sind.
Nein, ein Adoptivkind ist kein Problemkind. Von den meisten Menschen wurden sie genauso geschätzt wie leibliche Kinder. Es gibt nur wenige blöde Ausnahmen.

Wess deine Adoptiveltern so von dir gesprochen haben (deine Gene sind nicht so gut, aufgrund der Gene kannst du es nicht,...) dann sind diese Menschen Abschaum

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Es tut mir im Herzen weh, wenn du wirklich SO! aufwachsen musstest.
Ich bin selber Adoptivmama.
Wir lieben unser Kind so sehr dass es schon manchmal weh tut.
Auch auf die Gefahr hin ; dass sich das jetzt kitschig anhört.
In meinem Herzen explodierte förmlich ein Feuerwerk , als wir ihn das erste Mal in seinem Bettchen liegen sahen.
Es war Liebe auf den ersten Blick und er ist neben unserem leiblichen Sohn unser größtes Geschenk.
Wir ermutigen ihn jeden Tag etwas Neues zu versuchen , sich selber auszuprobieren und begleiten ihn dabei die Welt zu entdecken.
Wir werden ihn auch dabei unterstützen wenn er später seine Herkunftseltern kennenlernen möchte.
Er wird trotzdem immer unser Sohn sein und hat dann im besten Fall noch zwei weitere Menschen in seinem Leben dazu gewonnen.
Niemals kämen wir als Eltern, oder gar unsere Familie darauf ihm einen „ Problem Stempel „ aufs Auge zu drücken.

Bei uns in der Familie ist eher das Gegenteil der Fall .
Er ist einfach immer der Sonnenschein und genießt von seinen Omas und Opas oftmals sogar etwas mehr Aufmerksamkeit als sein kleiner Bruder oder seine Cousins und Cousinen.
Aber das wird sich sicher etwas ausgleichen , sobald unser Mini etwas mehr mitmischen kann .
Ich bin für meine Kinder , die auf zwei völlig unterschiedlichen Wegen zu uns kamen auf ewig dankbar, werde beide stets bestmöglich auf ihrem Lebensweg unterstützen und Sie immer lieben.

Kein Kind , egal ob adoptiert oder nicht sollte mit dem Gefühl aufwachsen für alles und jeden der Sündenbock zu sein.
Noch schlimmer finde ich aber zu lesen das du anscheinend niemals Wertschätzung erfahren hast , dich niemand in den Dingen bestärkt/ gelobt hat die du sehr gut kannst, die dich liebenswert machen.
Und das du anscheinend nie in deinen Schwächen ( die ja nun mal jeder von uns irgendwo hat) gefördert und unterstützen wurdest.
Die Erfahrungen die du machen musstest sind schrecklich und tun mir sehr leid.

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Ich kann mich sonni nur anschließen. Zum einen tut es nur furchtbar leid, was Du erlebt hast.
Ich selber bin Adoptivmama eines sechsjährigen Mädchens und wir lieben sie über alles. Da sie in unserer Familie die erste ihrer Generation ist und zudem alle sich für uns einfach gefreut haben, dass es auf diesem Weg geklappt hat wird sie auch in der Familie geliebt und ich sehe zu dem Cousin und der Cousine, die folgten keinen Unterschied. Vielleicht wird es noch zu Schwierigkeiten kommen, wenn sie sich gezielter mit ihrer Herkunft auseinander setzt, ich habe allerdings eher Sorge, wie wir sie da unterstützen können, da sie eine anonyme Geburt war und wir dementsprechend kaum was wissen. Ich glaube aber, dass Adoptivkinder kein "schlechteres Genmaterial" haben, sie haben aber vielleicht ihre Geschichte, die zu bestimmten Problemen führen kann, aber nicht muss. Wenn ich mir unsere Tochter angucke glaube ich zum Beispiel, dass sie eine ganz tolle Bauchmama hat 🥰

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Ehrlich gesagt nein. Ich bin auch gleich nach der Geburt adoptiert worden und ich kenne sowas überhaupt nicht.

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Wie würdet ihr folgendes Verhalten interpretieren:

Das Adoptivkind ist mittlerweile Mitte 30. Von Anfang an war es mit zahlreichen Problemen und Defiziten behaftet, da es ja adoptiert war und daher auch schlechte Gene hatte.

Man sagte den Adoptivkindern, dass man sie bewundere, welcher Herausforderung sie sich stellen würden, so ein Kind zu adoptieren, denn die Probleme und Enttäuschungen seien ja nun vorprogrammiert.

Und so kam es dann auch. Die Probleme des Adoptivkindes überschatteten den Alltag. Im Wesentlichen bestanden die Probleme darin, dass sich das Adoptivkind ja alles gefallen ließ. konkret falsch gemacht hatte es eigentlich nie etwas......

Und dann die schulischen Probleme: Nein, welcher Frust und welche Enttäuschungen bei den armen Adoptiveltern. Aber das war ja vorherzusehen.
Ok, eigentlich etwas unlogisch, denn die Adoptiveltern selbst waren auf der Hauptschule, ihr Problemkind hatte zumindest ohne weiteres das Gymnasium beendet. Aber nun gut .....
Es mussten Betreuer und Lehrer her, um das Adoptivkind ja im weiteren Leben zu betreuen. Und wie macht man das ? Nun ja, ganz einfach: Man sucht sich Leute, die die letzten Jahre arbeitslos und verschuldet waren und stellt diese zunächst als Putzfrau an. Im Laufe der Zeit gewinnt die Putzfrau dann jedoch Narrenfreiheit und kann über die Wohnung, das Privateigentum, die persönlichen Unterlagen des Adoptivkindes frei walten und verfügen. Das Gehalt steigt und steigt. Ausbildung: Keine. Schule: Sonderschule
Aber nun gut ....

Im Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich genau das gleiche Spiel - immer. Adoptivkind ist das Problem, das dankbar sein soll, wenn teils mehrfach geschiedene, beruflich erfolglose und verschuldete Menschen überhaupt mit ihm reden und sich überhaupt um ihn 'kümmern'.
Die Adoptiveltern genießen es, täglich getröstet, getätschelt und gelobt zu werden, was sie doch für tolle Leute sind und welches Pech sie doch mit ihrem Adoptivkind haben.

Wie seht ihr das ?

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Deim Post ist zwar schon etwas her aber habe ihn gerade gelesen, und mir kommen die Tränen.
Ich dachte immer wenn Eltern keine Kinder bekommen können und es dann endlich schaffen eines zu adoptieren, das sie dieses dann noch viel mehr lieben..
Wenn der Wunsch nach einem Kind so groß ist das man adoptiert,... dann sollte man doch meinen das man dieses kind dann unendlich liebt,.. wie ein eigenes...
Eine gute Freundin von mir war ein Heim und Pflegekinder und ihr ging es da ganz genau so.. Sie sagte mal, die wollten sie nur wegen des Geldes..

Es tut mir so leid das dir sowas passiert ist.
Ich hoffe sehr das du dich von all dem erholt hast ❤
Fühl dich gedrückt ❤