Auslandsadoption trotz leiblichen Sohns und keiner KiWu-Probleme? Erfahrung Adoption 4+ Jähriger?

Hallo,

kurz zur Ausgangssituation. Mein Mann (32) und ich (27) sind seit 2017 Eltern und werden im nächsten Jahr in unser Eigenheim ziehen mit viel Platz. Wir lieben es Eltern zu sein und möchten im Optimalfall insgesamt gerne 2-3 Kinder. Unser Sohn kam damals etwas früher als ursprünglich gedacht aber das war eigentlich nebensächlich, da wir dank einer falschen Prognose meiner FA annahmen, dass ich ohne "Hilfe" nie Kinder bekommen könnte.
Wir hatten ursprünglich den Wunsch gehabt keinen zu hohen Altersunterschied zwischen den Kindern zu haben.. naja, das hatte dann das Nachsehen aber durch viele Gespräche mit anderen Müttern, ist das auch kein wirkliches Problem für uns.

Wir möchten gerne in etwa 3-4 Jahren wieder ein Kind bekommen. Dadurch dass mein Sohn etwas früher kam, hat sich mein Studium verzögert und ich möchte gerne erst noch ein paar Jahre als Lehrerin arbeiten.

Nachdem wir schwanger wurden, hatten wir keinen Gedanken mehr an Adoption verschwendet aber durch einen Zufall sind wir wieder auf das Thema gekommen. Jetzt fragen wir uns ob es vielleicht besser wäre zu adoptieren? Tendenziell würden wir ein Kind zwischen 0-5 Jahren zu uns nehmen, je nach entsprechender Vergangenheit auch mit einem älteren Geschwisterkind. Da sich bereits viele Eltern in Deutschland für ein Kind aus dem Inland interessieren und die Kinder hier schnell vermittelt werden können, dachten wir an eine Adoption aus dem Ausland. Allerdings möchten wir das Kind / die Kinder gerne vollständig in unsere Familie aufnehmen, auch rechtlich etc., weshalb wir mindestens eine "starke" bzw. eine Volladoption in Erwägung ziehen würden. Auf den Seiten des Bundesministeriums für Justiz finden sich auch entsprechend viele Informationen.

Unsere Befürchtung ist allerdings: Sieht es in der Realität auch so aus? Ist es wirklich wahrscheinlich, dass wir noch ein Kind oder sogar zwei aufnehmen können oder ist das realitätsfern mit einem leiblichen Sohn?
Gibt es jemand mit Erfahrung, der auch ein älteres Kind adoptiert hat 4+?

Liebe Grüße

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Hallo
Was ist denn eine starke bzw eine Volladoption? Ich habe adoptiert und kenne diese Begriffe gar nicht.
Normalerweise bekommt man nie älterer Geschwister zur Adoption
Es wird auf eine natürliche Altersafolge geachtet.
Alles Gute Euch!

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Eine Volladoption ist eine Adoption, die das Kind auch rechtlich mit den leiblichen Kindern gleichstellt. Das betrifft zwar auch Pflichten aber vor allem die Rechte bezüglich der Verwandtschaftsverhältnisse oder der Erbschaft. Das Kind muss auch nicht herangezogen werden und plötzlich die Eltern des Heimatlandes unterstützen / für sie aufkommen, wenn es sie noch nie gesehen hat oder es nicht möchte. Es besteht kein Zwang und liegt dann lediglich in der Bereitschaft des Kindes.

Zu einer starken Adoption bestehen viele Parallelen, das Heimatland stimmt rechtlich zu, dass die Eltern-Kind-Verbindung zu den leiblichen Eltern gelöst wird also keine Pflichten mehr erzwungen werden können. Gleichzeitig wird festgestellt, dass die Annahme des Kindes auch im Ausland einer leiblichen Eltern-Kind-Beziehung gleich steht. Das ausländische Recht bleibt jedoch anwendbar.

Bei einer schwachen Adoption oder einer unvollständigen Adoption bestehen weiterhin Erbrechte etc., was natürlich erst mal toll klingt aber wenn die Kinder tatsächlich aus keinen guten Verhältnissen kommen, bringt das natürlich auch Einschränkungen für das Kind mit sich.

Ich hoffe ich habe es richtig erklärt. Nochmal zum Nachlesen gibt es die Aspekte aber auch auf einem PDF der BfJ, wo aufgeführt wird welche Staaten welchen Adoptionsmöglichkeiten zustimmen also z.B. schwache Adoption, Volladoption oder starke.

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Kleiner Nachtrag: klar warum solltet ihr nicht trotz leiblichen Kind u ohne Kinderwunschprobleme adoptieren dürfen.
Alles Gute auf eurem Weg!

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Hi!
Zunächst einmal, ich weiß nicht, ob eure Recherchen schon so weit sind: Auslandsadoptionen kosten enorm viel Geld (~30.000). Die Adoptionsagenturen handhaben es so, dass man Mitglied der Agentur wird und zu den Kosten der Adoption dauerhaft monatlich ein Beitrag (ich glaube es waren 100€?) gezahlt wird. Andernfalls wären die Adoptionskosten noch höher. So tragen die Mitglieder die Adoptionen zum Teil gegenseitig. Mein Mann und ich hatten auch den Wunsch, ein Kind aus dem Ausland zu adoptieren. Allerdings stehen die Chancen dort keinesfalls besser als im Inland, denn es wird zunächst immer versucht, eine geeignete Familie für das Kind in seinem Heimatland zu finden. Außerdem wird meistens vorausgesetzt, dass man vor der Adoption über längere Zeit das Heimatland des Kindes kennenlernt. Um und bei 6 Wochen plus vorher ca. 3 Wochen waren dabei für meinen Mann und mich aufgrund unserer Bleibe und beruflichen Situation in DE leider nicht zu bewältigen. Schlussendlich rückte eine Auslandsadoption aufgrund der Hohen Kosten für uns leider in weite Ferne.

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Das tut mir sehr leid für euch! Ich hoffe ihr konntet trotzdem eine Lösung finden mit der ihr euch wohlfühlt?

Ja genau. Bis auf die monatliche Rate wissen wir bereits davon und haben uns da auch schon erkundigt. Je nach Agentur gibt es auch ein paar Möglichkeiten die Auslandsaufenthalte zu splitten, falls den Thread noch andere Personen lesen, die sich über Auslandsadoption erkundigen wollen.
Ich muss dir aber zustimmen, in jedem Fall muss man finanzielle und zeitliche Möglichkeiten dafür besitzen und die haben leider viele nicht. Auch das mit der Familie im Heimatland stimmt soweit, einen guten Überblick kann ich dabei allen empfehlen, die die Agenturen besuchen, die vom BfJ empfohlen werden. Ich finde es zwar etwas befremdlich, dass dort auch Zeitpunkte angekündigt werden, wie lange das Verfahren dauern kann aber auf manchen wird dabei auch erklärt, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Auslandsadoption gelingt und ob in manchen Ländern deswegen hauptsächlich nur Kinder adoptiert werden können, die körperliche oder geistige Beeinträchtigungen haben. Mal ganz davon abgesehen, dass jeder der eine Adoption in Erwägung zieht, damit recht rechnen muss, dass auch Kinder "mit reiner Weste" in Wahrheit Traumata haben, die behandelt werden müssen.

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Ich persönlich finde eure theoretische Planung leider ein bisschen leichtfertig.

Das Thema Adoption ist sensibel und will wohl vorbereitet sein. Eine gewisse Wartezeit ist für alle Seiten sinnvoll. Und der Grund, dass es im Ausland schneller geht, den halte ich ehrlich gesagt für den schlechtesten Grund sich für eine Auslandsadoption zu entscheiden, sowohl für das Anliegen einer Adoption überhaupt als auch für das Kind und alle Beteiligten.

Natürlich gibt es auch im Ausland seriöse Vermittlungen, aber bitte bitte informiert euch mehr über den so gut wie immer als seriöse Vermittlungen getarnten Kinderhandel. Das ist ein Markt.

Und insbesondere da, wo es schnell zum Wunschkind gehen soll, gibt's auch schwarze Schafe, die von den Papieren her sogar sauber rein gewaschen sein mögen. Nichts desto trotz, es passiert immer wieder, dass besonders in ärmeren Ländern, zumeist die Mütter in Not sind und einfach keine freie Wahl haben. Kinder werden teilweise von einem höher gestellten Familienmitglied hinter dem Rücken der oft schlechter gestellten und schlechter gebildeten Elternteile hinterrücks zur Adoption frei gegeben. Viele arme Schweine, die ihre Kinder nie weg geben wollten, sehen ihre Kinder nie wieder und leiden ein Leben lang. Und auch für das Kind, sollte es ihm eines Tages gelingen seine Wurzeln zurückzuverfolgen, ist das schlimm. Ganz zu schweigen von den zumeist europäischen oder US Paaren, die eigentlich mit den besten Absichten am Ende zu Handlangern fragwürdiger Praktiken mutieren.

Es gibt sicher viele und wahrscheinlich auch mehr positive Beispiele, aber ob beide Eltern wirklich freiwillig ihr Kind abgeben, ob das Kind nicht nur für reiche Paare zum große traurige Augen machen vor Ort gekarrt wird, um für die Familie ein Zubrot zu verdienen und unter welchen Bedingungen das Kind bisher lebt und mit welchen gesundheitlichen Problemen, die mitunter gut versteckt werden, es zu kämpfen hat oder ob das Kind relevante Geschwister oder Familienangehörige hat, die eigentlich untrennbar sind, aber dennoch nicht zusammen vermittelt werden z.B bei
Mehrlingen, dass alles lässt sich nicht durch eine Schnellschussadoption weil's gerade so schön zum Alter der eigenen Kinder passt, erfahren. Dazu sollte man mehrere längere Aufenthalte einplanen und sich die Zeit nehmen einmal zu viel nachzuhaken als einmal zu wenig. Es gilt nicht überall der Standard wie hier und schon der hier ist mitunter verbesserungswürdig und die legale Überführung nach Deutschland ist mitunter nervenaufreibend, teilweise aufgrund von Ungereimtheiten für manche Regionen unterbunden.

Ich bin nicht prinzipiell dagegen, für viele Kinder ist das auch eine große Chance, aber ich habe ein bisschen Bauchschmerzen, weil mir solche Gedanken bei euch bisher laut diesem Post fehlen und die eher so in die Richtung zu gehen scheinen: Wo bekomme ich jetzt noch schnell ein Kind her damit mein Wunschaltersabstand mit meiner Wunschanzahl gehalten werden kann. Diese Motivation würde ich hinterfragen. Wenn ihr dann stichhaltigere Gründe findet, warum es ein Kind aus einem anderen Kulturkreis sein soll, dann wünsche ich euch natürlich viel Erfolg und dem betreffenden Kind alles Glück der Welt.

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Ja, also die TE muss sich ja auch nicht vor uns rechtfertigen bzw ihre Begründungen darlegen...
Übrigens werden auch in Deutschland Geschwister und Zwillinge getrennt, wenn eine gemeinsame Vermittlung nicht möglich ist.
Viele Organisationen im Ausland arbeiten sauber, da muss man sich natürlich genau informieren.
Wenn Ausland, dann müsst ihr euch auf ein Land festlegen und schon auch begründen warum gerade dieses Land.
Die Begründung, dass es schneller geht ist sicher nicht die beste, aber hey - Jetzt lassen wir alle mal die Kirche im Dorf - vollkommen nachvollziehbar.

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Vielen Dank für die Antwort, ich habe im Anschluss auch direkt erst mal meinen Text nochmal gelesen und glaube, dass er tatsächlich missverständlich zu verstehen ist, da ich aus deiner Antwort vieles herauslese, was ich genauso sehe.

Es geht uns keinesfalls darum aus dem Ausland zu adoptieren, weil es leichter, schneller etc. wäre. Natürlich liest man das überall immer wieder und weil ich in letzter Zeit wieder viel recherchiere habe, habe ich vielleicht den ein oder anderen Wortlaut unterbewusst etwas falsch hier angebracht.
Eine Inlandsadoption kam für uns bisher nicht in Frage, weil diese Kinder schon sehr schnell aufgefangen werden / sehr viele wunderbare Eltern bereit stehen um diesen Kindern ein Zuhause zu geben. Die Notwendigkeit als solche scheint uns in anderen Ländern eine größere zu sein, besonders da in den letzten Jahren die Auslandsadoptionen beträchtlich zurückgegangen sind und wir durch Auskünfte (staatlich geprüfter und zertifizierter) Agenturen wissen, dass viele Kinder momentan eben niemanden finden oder nur sehr spät, bis sie aus dem Raster fallen oder andere Lösungen gefunden werden. Das geht wohl nicht nur auf die Pandemiesituation zurück sondern scheint ein Trend zu sein, dass manche Länder "IN" sind und andere nicht oder dass viele ein Inlandskind möchten oder dass es für viele einfach zu teuer und zu anstrengend geworden ist und sie deshalb versuchen über Pflege ein Kind zu bekommen.
Das wollte ich nur kurz richtig stellen. Es geht keineswegs um den Zeitpunkt. Wie ich bereits oben geschrieben habe, war uns nie der Zeitpunkt wichtig, so nach dem Motto "Och so in 5 Jahren anfangen zu probieren und dann 2 Stück im Abstand von 2 Jahren wäre doch nett", ganz pauschal wie es die meisten Eltern sagen. Ich dachte ich bekomme nie Kinder und als unser Sohn dann kam und wir aufgrund unserer Berufs-/Studiumssituation und damit verbundenen finanziellen Einschränkungen nicht sofort wieder "probiert" haben, hätten sich eh mögliche Überlegungen zerschlagen, ein großer Altersunterschied war ja sicher. Unser Gedanke war lediglich, dass es vielleicht für die Kinder schöner wäre und die Agenturen da vielleicht Einschränkungen machen oder es für die Eingewöhnung besser wäre etc., zumindest sind das Gründe die auf den Seiten des Bundes und den von dort vorgegebenen Agenturen aufgeführt werden und uns auch nicht unerheblich interessieren.

Ich kann es nur nochmal betonen: Unsere Gedanken sind vollständig bei dem Kind.

Und was den kulturellen Hintergrund angeht, bin ich ehrlich gesagt etwas erstaunt, dass du das so hier ausbreitest. Denn das ist ein Aspekt mit dem wir uns sehr stark auseinandersetzen und den wir als wichtigen Bestandteil erachten und da nicht einfach so , wie du es hier darstellst, umgehen. Im Gegenteil haben wir uns da bereits erheblich Gedanken drüber gemacht und sind nicht nur "bereit" das zu bewerkstelligen, sondern freuen uns sogar darauf, weil es einen großen Punkt in unserem eigenen Interesse darstellt. Mal ganz davon abgesehen, dass wir irgendwelche Präferenzen oder Sympathien zu einem oder mehreren Ländern hier auch gar nicht darlegen wollten oder es müssen, sondern wir hier einfach über rein organisatorische Fragen debattieren wollten. Das hier ist kein Vorstellungsgespräch bei dem wir persönliche Einstellungen zu dem Thema darlegen wollen, ich habe lediglich die pragmatischen Überlegungen rund um das Thema angerissen.

Vielen Dank für deine Antwort und deine guten Wünsche.

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Dein Beitrag ist schon ein bisschen älter, aber vielleicht ist es ja noch aktuell. Da bei uns im "Adoptionskurs" ein Paar war, wo die Auslandsadoption ein Thema war, hatten die Damen vom Jugendamt extra ein Paar mit Auslandsadoption an einem Abend eingeladen. Das Kind kam mit 4 oder 5 Jahren aus einem russischen Kinderheim nach Deutschland. Die Adoption hatte sich auch noch wegen bürokratischer Hürden um ein Jahr verzögert. Insgesamt hatten die Eltern nicht kürzer gewartet, nur wegen des Alters kam keine Inlandsadoption in Frage. Da du explizit von einem älteren Kind schreibst. Beachte dabei, dass das Kind dann nicht ohne Probleme sein wird. In den Fall hatten die Jahre im russische Kinderheim ihre Spuren hinterlassen und auch musste die deutsche Sprache erst gelernt werden und die adoptiv Eltern sprachen kein Russisch. Nicht ohne Grund werden in Deutschland Kinder in diesem Alter nicht mehr zu Adoption vermittelt.