Frage an Adoptiveltern: Kontaktaufnahme durch leibliche Mutter erwünscht?

Hallo ihr Lieben,

kurz zu meiner Situation:

Ich habe am vergangenen Montag vertraulich einen kleinen Jungen entbunden. Seitdem vergeht eigentlich kein Augenblick, in dem ich nicht an ihn denke. Die Entscheidung zur vertraulichen Geburt fiel nicht, weil ich keine Kinder mag oder aus einer Laune heraus, sondern weil ich rational weiß, dass ich nicht in der Lage bin einem Kind das Leben zu ermöglichen, das ihm meiner Meinung nach zusteht. Jetzt nicht und (traurigerweise) auch in Zukunft nicht. Ich weiß also, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und dass ich mich nicht umentscheiden werde. Unabhängig davon was meine irrationale und emotionsgeladene Seite denkt.

Gestern habe ich erfahren, dass der kleine Schatz vermittelt wurde und dass seine Eltern ihn heute aus dem Krankenhaus abholen können. Das erleichtert mich ungemein und macht mich sehr glücklich. Seitdem liegt mir allerdings auch etwas auf der Seele, was ich nicht beiseite schieben kann.

Ich wünsche dem Kleinen alles Glück und alles Liebe dieser Welt. Gleiches gilt für die Adoptiveltern, für die ich eine unfassbare Dankbarkeit empfinde. Nun habe ich hier und auch in anderen Foren Erfahrungsberichte gelesen, in denen sich die leiblichen Mütter kurz nach der Geburt umentschieden haben und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm das für die betroffenen Adoptiveltern gewesen sein muss. Ich würde den Eltern so gern ermöglichen, auch die erste Zeit mit ihrem Kind (denn für mich ist es ihr Kind seit sie sich entschieden haben, seine Eltern sein zu wollen) vollauf zu genießen, ohne die drohende Angst im Nacken zu haben, sie könnten den Kleinen doch wieder verlieren.

Darum meine Frage: Liebe Adoptiveltern, hätte es euch in der ersten Zeit, in der ja alles rechtlich noch in der Schwebe hängt, geholfen wenn die leibliche Mutter euch in einem Brief ihre Beweggründe und ihre Entschlossenheit mitgeteilt hätte? Oder war es für euch vielleicht sogar einfacher, euch vorzustellen, die leibliche Mutter habe überhaupt kein Interesse an dem Kind und wie es mit ihm weitergeht?

Ich bin sehr zwiegespalten und möchte keine Grenzen überschreiten, die den Eltern diese erste Zeit dann vielleicht noch zusätzlich erschweren.

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Hallo,

ich kenne mich mit einer vertraulichen Geburt nicht aus. Wie erhälst Du denn jetzt Informationen zu den Adoptiveltern? Ich kenne nur den Weg über das Jugendamt. Ich finde Deine Idee sehr schön und ich finde es auch wichtig für jedes Kind zu wissen, dass es von der leiblichen Mutter geliebt wurde, auch wenn es bei anderen Eltern aufwächst. Daher würde ich es tatsächlich machen.

Liebe Grüße
Delenn

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Hallo Delenn,

eine vertrauliche Geburt läuft über ein selbstgewähltes Pseudonym. Meine persönlichen Daten wurden nur ein einziges Mal von meiner Beraterin der Schwangerschaftsberatung aufgenommen und werden in einem versiegelten Umschlag an das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben übermittelt. Dort kann das Kind mit 16 Jahren diese Daten einsehen und sich mit mir in Verbindung setzen, sofern es das wünscht. Ansonsten gibt es keinen Nachweis, der mich mit der Schwangerschaft, der Geburt oder der Adoption in Verbindung bringt.

Die Briefe an das Kind und/oder die Adoptiveltern würde meine Beraterin weiterleiten.

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Hallo,

wir warten gerade noch und ich wollte dir nur sagen das ich deine Gedanken so süß und toll finde❤️
Wir sind beide sehr offen und könnten uns auch einen Kontakt mit der LM gut vorstellen.
Schreib ihnen ruhig einen Brief sie sind dir genauso dankbar wie du Ihnen!

Dir alles Liebe

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Danke für deine liebe Antwort!

Ich wünsche euch auch alles Liebe und hoffe sehr, dass ihr nicht mehr lang warten müsst :)

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Hallo, ich möchte dir da gerne auch einen Tag dazu geben.
Kurz zu mir - ich bin selbst adoptiert.
War auch inkognito Adoption.

Ich finde deine Idee mit dem Brief total klasse. Ich würde es an deiner Stelle tun.
Auch grade für das kleine 👶.
Diesen kann es ja später , wenn es alt genug ist sich selbst durchlesen und dann auch spüren, dass du es geliebt hast. Es aber eben nicht konntest. Auch für das Kind besser zu verkraften, wie ich finde.

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Hallo,
ich würde es auch machen und vielleicht sowohl den Eltern als auch eurem Kind einen Brief schreiben, den sie ihm aushändigen können, wenn er so weit ist.
Ich bin selbst adoptiert und meine (Adoptiveltern) haben über die Umstände bescheid gewusst.

Alles Liebe

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Hallo

Was für eine verantwortungsvolle Entscheidung!
Wir Adoptiveltern müssen immer unterscheiden zwischen eigenen Bedürfnissen bzw Ängsten und Bedürfnissen der Kinder.
Für das Kind ist es immer schön etwas über die Umstände zu erfahren und zu wissen, dass sie nicht "einfach so " abgegeben wurden.
Ich habe es als Mutter ganz toll empfunden!

Liebe Grüße

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Vielen Dank für deine liebe Antwort :)

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Hi. Unsere Tochter kam auch vertraulich auf die Welt und wir wissen über die Mutter wirklich nur sehr wenig, aber sie hat anonym einen Fragebogen ausgefüllt und u.a. ein paar spärliche Angaben zu Ihren Beweggründen gemacht. Mittlerweile habe ich diese notiert und in eine Schachtel gelegt, für unsere Tochter, wenn sie sie wissen will. Ich finde das auch in meiner Rolle so wichtig: ein paar kleine Antworten auf die Fragen unserer Tochter zu haben. Und ganz viel Dankbarkeit dafür, dass die Mutter sich auf ihre Art so bemüht hat.
Wir haben also ihren Namen behalten und ich schreibe der Mutter jedes Jahr einen Brief, der kommt auch in die Schachtel. Vielleicht will sie ihn in 14 Jahren lesen, wer weiß.

Die Mutter weiß über uns laut Jugendamt gar nichts, obwohl sie wohl nachgefragt hat. Nur, dass sie nach ihren Wünschen vermittelt wurde. Ich hoffe, dass sie deinen Brief weiterleiten, trotz vertraulicher Geburt. Wahrscheinlich würden sie ihn nur vorlesen. Aber das ist ja auch schon was. Ich finds schön!

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Hallo Mariamia912,

vielen Dank für deine liebe Antwort.

Einen Fragebogen habe ich nicht ausgefüllt. Ich wurde nur im Krankenhaus nach meiner eigenen und meiner familiären gesundheitlichen Vorgeschichte befragt. Informationen zu den Adoptiveltern habe ich auch keine (und bekäme sie auch nicht, wenn ich danach fragen würde). Das ist ein sehr seltsames Gefühl für mich, weil es mich auf der einen Seite natürlich schon interessieren würde, wie und wo der Kleine aufwächst, ich mich aber ja ganz bewusst für diese Situation entschieden habe, in der mir diese Informationen nicht zustehen. Ich versuche einfach nicht zuviel darüber nachzudenken (und rational weiß ich ja auch, dass es ihm an nichts fehlen wird und er bei seinen Adoptiveltern sehr viel besser aufgehoben sein wird als bei mir).

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Hallo liebe Lena,

Ich kann es so verstehen, dass deine Entscheidung, eine vertrauliche geburt zu wählen nicht gleichzusetzen ist mit der Blackbox, keine Infos über das Wohlergehen deines Kindes zu bekommen. Ich fand das auch sehr hart, dass sie nicht ein paar Infos über uns an die mutter gegeben haben. Ja, die jugendämter gehen im Detail leider sehr unterschiedlich vor. Gerade, wenn es den Fragebogen nicht gab, dann finde ich deine Idee mit dem Brief wunderbar. Ich hab die Mutter aber auch nie als Gefahr für uns gesehen, da überwiegt die Dankbarkeit und Bewunderung für diesen Schritt. Ich hoffe sehr, dass sie keine Angst vor uns hat, wir bewerten da gar nichts.
Bei uns sind 1,5 Jahre rum und wir durften sie jetzt adoptieren. Wir wurden jetzt vom Jugendamt gefragt, ob wir bereit sind, die Adoption einseitig zu öffnen, falls die Mutter sich wieder meldet. Da geht's um Bilder, Briefe, Infos etc. - Wir haben zugestimmt.

Wenn du also weiterhin das Bedürfnis hast, ein bisschen teilhaben zu wollen, dann geht das ggf. Auch nach der Adoption. Das ist dann eigentlich unabhängig von deiner Entscheidung mit der vertraulichen Geburt, dann entscheiden die Adoptiveltern ob sie sozusagen ohne Gegenleistung bereit sind, Infos zu teilen. Keine Ahnung, ob das bei euch auch so ist. Wenn es dich aber beschäftigt, dann frage nach.

Liebe Grüße Maria

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Liebe Lena,
Erst einmal möchte ich dir Danke sagen, dass es solche Menschen wie dich gibt.
Auch wir durften vor fast zwei Jahren unseren kleinen Sonnenschein aus dem Krankenhaus holen.
Ich als Herzmama finde es wunderbar, wenn du diesen Brief verfassen würdest. Die acht Wochen fand ich persönlich nicht als schlimm, weil man alles ausgeblendet hat. Leider bekommen dies aber nicht alle Herzfamilien hin. Und in der ersten Zeit ist es sehr wichtig eine ganz enge Verbindung aufzubauen.
Wir haben das Glück das unsere Bauchmama zwei Briefe geschrieben hat. Diese bleiben ungeöffnet in der Schatztruhe bis der Zwerg sie allein öffnen möchte.
LG und viel Kraft

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Das kommt immer ein bisschen auf die Umstände an. Wenn alles relativ sicher ist gehen die 8 Wochen sicher besser Rum, als wenn man jeden Tag drum bangen muss 🙈

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Hallo emma85,

auch dir vielen Dank für deinen lieben Kommentar :)

Das ist auch der Gedanke, der mir die meiste Zeit durch den Kopf geht, dass es wichtig ist, in der ersten Zeit eine enge Verbindung zum Kind aufzubauen.

Ich habe den Kleinen nach der Geburt nicht gesehen und nicht im Arm gehalten. Die Angst, ihn dann nicht wieder hergeben zu können war zu groß. Aber ich hab seinen ersten Schrei gehört und werde das wohl mein Leben lang nicht vergessen. Es gibt so viele Dinge, die in der ersten Zeit direkt nach der Geburt passieren und die, denke ich, sehr schön und wichtig für die Eltern-Kind-Bindung sind. Dass seine Adoptiveltern diese Dinge nicht erleben konnten, die für leibliche Eltern so normal und selbstverständlich sind, tut mir unendlich leid. Darum möchte ich, dass sie wenigstens die erste Zeit des Zusammenseins vollauf genießen könne, ohne Angst haben zu müssen, es könnte jederzeit wieder vorbei sein.

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Liebe Lena,

auch ich bin Mama eines Adoptivkindes, welches vertraulich entbunden wurde.
Ich finde es herzergreifend wie realistisch und verantwortungsvoll du deine eigene Situation einschätzt.
Zudem finde ich deine Gedanken bezüglich der Zeit der Adoptionspflege wundervoll.

Ich kann dir sagen ; JA ! Schreibe den Herzeltern einen Brief.
Ich glaube es könnte für alle beteiligten hilfreich sein.
Du kannst dir einiges von der Seele schreiben was dich aktuell beschäftigt und die anderen Eltern erhalten wertvolle Informationen die sie später an dein / euer Kind weitergeben können.
Vllt schreibst du auch einfach zwei Briefe.
Noch einen weiteren , der nur an dein Kind gerichtet ist.
Ich als Herzmama hätte mir das damals sehr für mein Kind gewünscht.
Die Zeit ( fast 1 Jahr ) bis zu dem Gerichtstermin war schon sehr nervenaufreibend, aber wir haben unser Kind , durch die drohende Ungewissheit nicht weniger geliebt, obwohl wir wussten das die Bauchmutter sich in einer voran gegangen Schwangerschaft schon einmal umentschieden hatte und es zu einer Rückführung kam.
Diese Tatsache haben wir irgendwie erfolgreich verdrängt.

Und noch etwas möchte ich dir sagen ;

Ich habe oft den Eindruck das sich Mütter , die ihre Kinder zur Adoption frei geben dafür schämen, Angst vor einer Verurteilung haben und aus diesen Gründen die Schwangerschaft vor ihrem Umfeld verheimlichen.

Um diesen Schritt zu gehen, sich selber so zu reflektieren, zu akzeptieren das man dem Kind kein Leben bieten kann, was man sich für dieses wünscht , dazu gehört enorm viel Stärke.
Ihr alle seid wunderbare starke Frauen und habt meine größten Respekt verdient und vor allem meine lebenslange Dankbarkeit.
Ich bin Dankbar für mein wundervolles Kind und möchte ihr dieses Gefühl auch immer mitgeben.
Ich möchte das Sie ebenfalls eine Dankbarkeit für die weitsichtige Denkweise ihrer Bauchmama empfindet.
Wer weiß wie sonst ihre Zukunft verlaufen wäre.
Es wird in den kommenden Jahren bei ihr sicher auch immer wieder Gefühle des Unverständnis oder gar Wut aufkommen, das ist völlig legitim.
Die Frage nach dem WARUM?! wird Adoptivkinder wohl immer begleiten und wir Adoptiveltern können viele Fragen nach ihrer Herkunft nicht beantworten, wir können sie bei ihrer Identitätsfindung lediglich so gut es geht begleiten und unterstützen.

Dafür kann die von dir gewählte Kontaktaufnahme sicherlich sehr hilfreich sein.
Ich wünsche dir von Herzen das du für dich den richtigen Weg findest und wünsche dir das du künftig einen Weg findest deinen Seelenfrieden mit der getroffenen Entscheidung zu erlangen.

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Hallo.

Ich finde das schön!

Wir würden auch in Zukunft kontakt zur Mama wünschen.
Nichts muss, alles kann.

Vergessen sollte man nie, das kind HAT eine leibliche Mama, sie hat ihm das leben geschenkt und das Kind sollte seine leibliche Mama immer im Herzen tragen.
Natürlich hat es einen anderen Lebensmittelpunkt und die Adoptivelteltern sind Mama und Papa, dennoch würde ich wollen, das ein "draht" besteht.

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Wir sind keinr Adoptiveltern, aber Pflegeeltern von einem Kind ohne Mutter. Die leibliche Mama hat die Kleine gleich nach der Geburt zur Pflege abgegeben und leider ist sie vor zwei Jahren verstorben. Wir haben nichts von der Mutter, nur paar Screenshots von FB😭. Ich finde es wirklich sehr schade, dass wir der Kleinen nicht von ihren Eltern erzählen können.
Deine Idee mit dem Brief ist mega toll und mach es wirklich. Vielleicht gibst Du uns auch ein Update 😉