Hallo zusammen,
mein Mann und ich würden eigentlich gerne ein Kind adoptieren, warten aber nun bereits seit 16 Monaten auf einen Termin für ein Erstgespräch bei unserem Jugendamt.
Als ich anrief wurde mir ans Herz gelegt, doch mal über Aufnahme eines Pflegekindes in Dauerpflege nachzudenken. Dort seien die Chancsen viel höher, und wir seien ja auch nicht mehr die Jüngsten (bei unserer ersten Anfrage waren wir noch 38 und 40 Jahre alt, inzwischen eben 39 und 42... man wird ja nicht jünger) und die Chancen auf ein Pflegekind seien viel höher, da der Bedarf an Pflegeeltern höher sei.
Wärend ich im Herbst noch darüber nachgedacht hatte, ob das vielleicht eine Option für uns sei, sehe ich das ganze aktuell wieder skeptischer. Vom Bauchgefühl her ist das doch was ganz anderes - man unterstützt ja eben eine Familie, dadurch dass man das Kind großzieht, aber rechtlich sind es eben nicht deine Kinder. Ich stelle mir immer vor, wie Andere sagen "dass ist ja toll, dass ihr euch so sozial engagiert und euch um so schwierige Kinder kümmert" oder fragen "wie lange bleibt der Kleine denn bei euch?". Sind Oma und Opa dann Oma und Opa?
Irgendwie fühlt sich das alles ganz anders an, so ungeklärt von den Beziehungen her, so, als würde man nicht wirklich zusammen gehören.
Da wir von der Adioptionsstelle daruf hingewiesen wurden, werden wir jetzt einen Beratungstermin bei der Pflegestelle wahrnehmen. Aber irgendwie bin ich mir damit eben sehr unsicher. Mein Mann auch, aber aus anderen Gründen.
Zum einen ärgert es mich einfach, dass die bei der Adioptionsstelle so lange mit allem brauchen. Ich habe von noch niemandem gehört, der eine ähnliche Erfahrung gemacht hat. Und ich fühle mich ein bisschen unter Druck gesetzt, nach dem Motto "in dem Alter haben Sie eh keine Chance auf Adoption" - nur weil die sonst nicht genug Pflegeeltern bekommen (wobei, wörtlich so gesagt hat das eben niemand - war ja auch nur kurz am Telefon). Außerdem wären die dann eines der nervigen Paare, die immernoch auf einen Erstgesprächstermin warten, endlich los.
Außerdem finde ich, dass Pflege etwas ganz anderes ist. Und ein Pfelegekind als "Ersatz" für ein Adoptionskind, oder ggf. sogar mit Hoffnung auf spätere Adoption aufzunehmen, das wäre ja auch alles andere als fair dem Kind und den Eltern gegenüber. Für ein gutes Pflegeverhältnis ist es doch gerade wichtig, dass ich das Kind in dieser Situation vorbehaltlos und erwartungslos unterstütze.
Gleichzeitig denke ich, wenn wir uns in ein paar Monaten vielleicht doch vorstellen können, ein Pfelegekind anzunehmen - eben nicht als Ersatz, sondern ganz ehrlich (im Herbst ging es mir mit der Frage ja auch noch anders), dann ist es gut, wenn wir schonmal bei der Pflegestelle waren.
Was meint ihr dazu?
Ist unter euch vielleicht jemand, der ursprünglich mal adoptieren wollte, sich dann für Dauerpflege entschieden hat und damit gute oder schlechte oder sonst welche Erfahrungen gemacht hat?
Ich möchte einfach keinem Kind irgendwelche halbgaren Entscheidungen zumuten.
Jemand hier, der sich statt Adoption für Dauerpflege entschieden hat?
Hey Lyrissa,
das ist ja wirklich großer Mist, was da bei Eurem JA schieflsuft. Ihr hattet also noch nicht mal das Erstgespräch, wisst also eige noch gar nix zur Vorgehensweise von eurem JA und auch nicht, ob der Weg überhaupt was für euch ist, wartet aber trotzdem schon länger als manch erfolgreiche Bewerber? Das tut mir echt leid.
Wir mussten damals etwa 4 Wochen aufs Erstgespräch warten, haben uns danach aber erstmal dagegen entschieden.
Gerade aus den von dir genannten Gründen vermitteln die Jugendämter in unserer Region keine Pflegekinder an kinderlose Paare. Ein Pflegekind ist einfach ne ganz andere Sache als ein Adoptivkind. Dass dir das von Seiten der Adoptionsvermittlerin aufgedrängt wird, macht sie in meinen Augen nicht gerade kompetenter (bin selbst Sozialpädagogin).
Nichtsdestotrotz würde ich mich wohl bei eurer Pflegevermittlung kümmern. So kannst du die Zeit nun endlich etwas nutzen und sei es nur, um diesen Weg komplett aus den Gedanken streichen zu können. Allein das hilft schon, als wenn da ein noch so kleines Fragezeichen irgendwo im Hinterkopf herumschwirrt.
Alles Gute euch!
Hallo,
ja, wir haben uns umentschieden. Auch für uns war die Wahrscheinlichkeit ein Kind zu adoptieren eher gering.
Ihr seid nun "schon" um die 40. Das Verfahren dauert unterschiedlich lang, aber bei uns hat es ca 9 Monate gedauert. Das heißt, selbst wenn es jetzt losginge wärt ihr dann schon Ü40 und dann sind die Chancen tatsächlich eher gering. Das ist nicht immer so, aber doch meistens. Vielleicht ist das der Grund, warum ihr so vertröstet werdet. Obwohl ich es extrem unprofessionell finde euch so hinzuhalten....
Wir hatten folgendes überlegt. Wir wollten gerne mit einem Kind zusammen leben. Es aufwachsen sehen etc. Das geht bei einem Pflegekind genauso wie bei einem Adoptivkind.
Wir haben dem JA gegenüber sehr genau geäußert, was wir uns vorstellen. Auch, dass wir gerne ein Kind aufnehmen würden, bei dem sich die Sachbearbeiterin gut vorstellen kann, dass es in einer Adoption endet. Und sie haben tatsächlich Wort gehalten. Es sieht alles danach aus, als könnten wir unsere Maus bald adoptieren.
Wenn man genauere Vorstellungen hat, dauert es natürlich meist etwas länger bis man ein Kind aufnehmen kann. Aber die Wahrscheinlichkeit dass es klappt ist doch deutlich höher als bei Adoption. Wir haben ca wieder neun Monate gewartet. Unser Pflegekind war da schon einige Monate alt und mir fehlen die ersten Monate schon sehr. Das ist bei einem Adoptivkind oft anders. Sie kommen ja meist direkt aus dem Krankenhaus.
Ansonsten leben wir ganz normal als Familie zusammen. Es gibt keine Kontakte zu der Herkunftsfamilie und sehr wenige Termine mit dem Jugendamt. Diese sind aber immer sehr nett und wir erfahren viel über die leibliche Mutter, was unserem Pflegekind sicher Mal sehr helfen wird. Im Alltag merken wir es also fast gar nicht, dass es "nur" ein Pflegeverhältnis ist. Es gibt auch garantiert keine Rückführung. Sowas können die Mitarbeiter schon sehr gut einschätzen. Gerade wenn die leiblichen Eltern schon länger im Hilfesystem bekannt sind.
Bestimmt habt ihr noch ganz viele andere Ängste. Wenn du magst, kannst du mich gerne anschreiben. Hier oder auch als private Nachricht. Dann kann ich deine Fragen bestimmt noch konkreter beantworten.
Die Leute fragen übrigens schon ab und zu, ob das Kind wieder zurück muss. Aber das stört mich nicht so sehr. Die Großeltern fühlen sich ganz normal als Opa und Oma und auch sonst werden wir gar nicht anders wahrgenommen als als "normale" Familie. Inzwischen gibt es so viele unterschiedliche Lebensformen, da sind wir keine Exoten.
Zusammenfassend muss ich sagen, war es genau die richtige Entscheidung. Aber klar, es kann auch anders laufen. Bei Adoption aber übrigens auch. Z.B. hat man keine Garantie, dass das Kind keine schweren Schädigungen durch Alkohol o.ä. in der Schwangerschaft hat. Die Mutter kann sich umentscheiden etc. Es ist einfach ein Abenteuer und auch ein gewisses Risiko.
Viele Grüße
Mit 39 und 42 habt ihr doch gar keine Chance auf eine Adoption, hat man euch das nicht gesagt?
bei einem Pflegekind reden wir eher nicht über Säuglinge, sondern über Kinder mit sehr negativen Erfahrungen. Es muss einem bewusst sein, auch bei Dauerpflege, dass Eltern ihr Kind immer zurückbekommen können!
und das immer nur bis 18 geht, alle Kosten darüber müsst ihr selbst tragen
Meine mal gelesen zu haben das nicht überall das gemeinsame Alter höchstens 80 ergeben darf.
Die Jugendämter handhaben das sicher unterschiedlich, je nachdem wie viele Bewerberpaare es gibt. Es gibt aber keine gesetzliche Regelung, dass 40 eine Grenze für irgendwas ist! Der Abstand zum Kind sollte in einem natürlichen Verhältnis stehen, das ist alles.
Bei uns im Landkreis werden häufig Kinder im Säuglings- oder zumindest Kleinkind unter 1 jahr an Pflegeeltern gegeben, das kommt ja sehr auf den Fall an und kann man bei der Bewerbung klar formulieren. Unser Jugendamt hat gesagt: 95% der Kinder gehen, wenn sie dann mal in dauerpflege sind, nicht mehr zurück zu den Eltern. Oft verwechseln die Leute bei ihren Stories Dauer- und Bereitschaftspflege. Bei letzterem gehen einige wieder zurück, ist ja auch nur vorübergehend gedacht.
Hallo.
Wir haben uns ursprünglich für Adoption beworben. Sind aber dann auf Pflege umgeschwenkt.
Einfach weil unser Ansinnen war, einem Kind ein zuhause zu geben . Eine Familie zu sein.
Ein jedes Adokind findet ein schönes zuhause.
Ein Pflegekind braucht Glück, ein zuhause zu finden. Hier gehen alle ab 2 in Einrichtungen.
Wir haben ein leibliches Kind und unser Herz groß. Ein Pflegekind fühlte sich für uns richtig an.
Und das ist der Punkt. Es muss sich richtig anfühlen! Man muss bereit dazu sein.
Wir haben das Sorgerecht. Kein Umgang.
Es ist uns aber völlig klar das unser Kind eine andere Frau geboren hat. Sie hat ihm das Leben geschenkt.
Unser Pflegekind hat seine LM auf seinem Nachtisch stehen. Er ist nicht ohne Grund ein Pflegekind aber er soll seine leibliche Mama im Herzen tragen.
Hallo zusammen,
heute hatten wir nun den Termin bei der Pflegestelle. Wir hatten ein sehr gutes Gespräch mit zwei Mitarbeiterinnen dort. WIr konnten bereist viele Fragen stellen und wurden gut auch über die Gegebenheiten vor Ort informiert. Insgesamt ist auch der Bedarf an Pflegefamilien in den letzten zwei Jahren zurückgegangen. Welche Kinder (alter, familiäre Hintergründe etc.) in Pflegefamilien vermittelt werden, ist sehr unterschiedlich. In manchem Jahr sind es nur sehr kleine Kinder, in anderen Jahren nur Kinder Anfang Grundschulalter - sehr verschieden eben. Und auch die Erfahrungen mit den unterschiedlichen Situationen sind sehr unterschiedlich.
Für uns heißt es jetzt erstmal, dass wir im Herbst an einem Kurs teilnehmen werden, der wäre dann auch ein Teil der notwendigen Qualifikation. Dort würden wir uns nochmal zusammen mit anderen Paaren mit verschiedenen Themen auseinandersetzen.
Danach müssten wir uns dann entscheiden, ob dieser Weg was für uns wäre, oder ob wir doch lieber adoptieren möchten.
Gere schwirrt mir noch der Kopf von dem Gespräch eben... bestimmt werde ich in den nächsten Wochen hier nochmal vermehrt Fragen stellen um zu schauen, ob das ein Weg für uns wäre.
Euch allen an dieser Stelle nochmal vielen Dank für eure Beiträge!
Hallo,
Wir sind ein Paar, welches von Adoption zu Dauerpflege gewechselt hat. Für uns immer noch eine der besten Entscheidungen in unserem Leben.
Bei uns gab es unterschiedliche Gründe.
1. Adoption geht ja zuerst immer über das Heimatjugendamt und dort war uns schlichtweg die Sachbearbeiten extrem unsympathisch und wir konnten uns nicht vorstellen so lang und intensiv mit ihr zusammen zu arbeiten. Bei Dauerfluge kann man sich an jedes x beliebige JGA oder freuen Träger wenden (muss bei Umgängen oder so natürlich noch fahrbar und praktikabel sein, aber man hat eine deutlich größere Auswahl)
2. Wie wahrscheinlich bei fast allen Kinderwunschpaaren war die Wahrscheinlichkeit ein Kind aufnehmen zu können DER treibende Faktor uns überhaupt mit Dauerpflege zu beschäftigen
3. Wie auch vorher schon mal geschrieben wurde kommen auf ein Adoptivkind viele mit Sicherheit sehr gute Familien, die dem Kind ein tolles zuhause schenken würden. Bei Pflegekindern ist es leider immer noch so, dass viele in einer Einrichtung enden, weil es einfach nicht genug geeignete Familien gibt.
4. Wir hatten noch nicht vollständig mit dem Wunsch nach einem leiblichen Kind abgeschlossen und wollten dies auch so offen kommunizieren. Für uns schließt das eine nicht das andere aus und somit waren wir bei Adoption eh raus.
Letztendlich hat uns aber der Wochendkurs zum Thema Pflege und auch die Gespräche mit anderen Pflegefamilien in unserer Entscheidung bestärkt und uns diesen Schritt gehen lassen.
Unser Sohn war fast 2 als er zu uns gekommen ist und es gibt unregelmäßige Umgänge mit den leiblichen Eltern. Angst dass er wieder zurückgeführt werden könnte habe ich mittlerweile nicht mehr und eine begründete Angst gab es auch noch nie. Die Sachbearbeiter kennen die Familien ofz schon jahrelang und können die Lage sehr gut abschätzen.
Wir haben mittlerweile noch eine leibliche Tochter und bis auf das Wissen und das Gefühl einer eigenen Schwangerschaft unterscheiden sich meine Gefühle den beiden gegenüber in kleinster Weise. Ich liebe meinen Sohn über alles und da macht es für mich keinen Unterschied, ob er genetisch auch mit mir verbunden ist. Die Umgänge mit den leiblichen Eltern sehe ich als großen Pluspunkt. Ich glaube so kommt er deutlich weniger schnell in eine Identitätskrise als ein adoptiertes Kind, dass sich zu den leiblichen Eltern nichts vorstellen kann.
Auch in meiner weiteren Familie wird mein Sohn als vollwertiges Familenmitglied angesehen. Er ist Enkel so wie die anderen auch.
Dass er ein Pflegekind ist, hat er ja auch nicht auf der Stirn stehen und ich binde es auch nicht jedem auf die Nase. Somit werde ich von Personen mit denen ich nicht darüber sprechen möchte auch nicht darauf angesprochen. Beim Kinderturnen oder so zum Beispiel wusste das glaub ich niemand. Sogar jetzt im Kindergarten gerät das immer wieder in Vergessenheit und wenn es ein Erzieherwechsel gab, dann wurde die Info zum Beispiel auch nie mit übergeben. Er ist mittlerweile 5 Jahre und auch für ihn ist das auch nichts Besonderes.
Für uns als Familie war es wie gesagt die beste Entscheidung unseres Lebens und uns hätte nichts Besseres als unser Sohn passieren können. Ich möchte aber auch nicht verschweigen, dass immer alles glatt läuft. Es ist zum Beispiel erst im Laufe des letzten Jahres rausgekommen, dass unser Sohn FAS hat (hatten wir zum Beispiel eigentlich ausgeschlossen) und das bringt uns als Familie schon des Öfteren an unsere Grenzen.
Die Entscheidung für ein Pflegekind ist eine Entscheidung fürs Leben und sollte nicht nur aus dem Wunsch „endlich und möglichst schnell“ ein Kind haben zu wollen entscheiden werden.
Ich bin mir sicher, dass das Seminar euch viel bringen wird uns ihr danach besser entscheiden könnt.