Hallo ihr Lieben,
ich habe ein trauriges Thema ... von meinem besten Freund die Schwester liegt im Sterben. Sie hat Krebs im Endstadium und ist alleinerziehend. Sie hat eine Tochter von 14 Jahren. Sie versucht zu klären wo ihre Tochter hin kann wenn das schlimmste eintritt. Und ist dabei schon sehr, sehr verzweifelt, weil sie niemanden findet ...
Mein bester Freund fühlt sich dem nicht gewachsen. Er selber war an Krebs erkrankt und hat Anfang des Jahres eine Chemo beendet und ist psychisch sehr angeschlagen.
Ich versuche zu helfen wo ich kann. Ich stehe ihm sehr nahe, aber seine Schwester und die Tochter kenne ich kaum. Da er aus Angst die Probleme (Regeln der Umstände) bei seiner Schwester nicht angeht, habe ich jetzt die Rolle der Sterbebegleitung übernommen ... ich möchte gerne helfen. Kann mir auch vorstellen, die Familie weit gehend zu unterstützen ... aber ich stelle mir auch viele Fragen dazu!
Ich bin selber alleinerziehend und lebe mit meiner Tochter zusammen. Meine Söhne leben bei ihrem Vater in einem anderen Bundesland. Wir haben einen guten und soweit es geht regelmäßigen Umgang ... Soweit zu mir, relativ stabile Verhältnisse...
- Was passiert wenn ich bereit wäre das Kind bei mir aufzunehmen?
- Meine Wohnung ist etwas ungünstig geschnitten, aber ich denke das lässt sich lösen und sollte das kleinste Problem sein!
- Ich arbeite VZ
- Wie traumatisiert ist das Kind?
- Wie sehr ist es "normale Strukturen" nicht mehr gewöhnt weil ihre Mama durch die Erkrankung ihr ein geregeltes Leben in den letzten Jahren nicht mehr geben konnte?
- Schulische Leistungen müssten aufgeholt werden etc.
- Wäre der Wohnortwechsel gut oder schlecht?
- Bin ich einfach zu naiv????
Ich habe dieses Angebot noch nicht unterbreitet, da ich zunächst reiflich darüber nachdenken muss, bevor ich diesen Schritt gehe. Mir ist bewusst, dass ich eine riesen Verantwortung übernehmen würde. Aber ich tue mich auch schwer dieses Kind einfach "im Stich" zu lassen und eine Wohngruppe für Jugendliche .... ich habe am eigenen Leib gesehen was da zum Teil für Jugendliche sind ... da kommt sie unter Umständen noch mehr auf die schiefe Bahn!
Vielen Dank für`s Lesen ...
Kind nach Tod der Mutter bei mir aufnehmen?
Hallo,
ich finde es toll, dass du dir Gedanken machst und helfen möchtest.
Und ich finde es auch gut, dass du dir das gut überlegen möchtest, es ist ja keine leichte Aufgabe.
Was ich allerdings schwierig finde: Du schreibst, du kennst weder die Mutter noch das Mädchen näher. Ein Mädchen in dem Alter aufzunehmen, wird nicht so einfach sein, vor allem, wenn du sie kaum kennst bzw. auch sie dich.
Hallo, danke für deine Antwort. Genau das ist mein Problem. Ich stehe den beiden natürlich nicht so nahe wie meinem besten Freund. Und dennoch macht mich die Situation so betroffen, dass ich denke, ich möchte helfen.
Ich bin sicher nicht perfekt, aber bei meiner Tochter und mir läuft es ganz gut. Ich bin sicher auch kein naiver Weltverbesserer und ein traumatisierter Teenager ist sicher auch nicht meine Wunschvorstellung ...
Am liebsten wäre mir, ich könnte meinen besten Freund stärken und überzeugen seine Nichte aufzunehmen! Und ihn dabei unterstützen. Aber bevor die Kleine in ein betreutes Wohnen geht (ich habe da leider nur schlechte Erfahrungen gemacht) würde ich mich tatsächlich anbieten wollen. Auch um seiner Schwester diese große Sorge zunehmen und ihr, wenn es denn geht, ein friedliches Sterben zu ermöglichen... und auch das Mädchen soll wissen wie es für sie weiter geht und nicht nur mit Angst und Unsicherheit in die Zukunft sehen! Es ist schrecklich genug die Mama zu verlieren.
Tut mir leid ... ich werde selber schnell emotional bei diesem Thema und versuche doch alles gut zu überlegen und nicht planlos irgendwas loszutreten...
Hallo Conny,
da sind mega viele Fragen offen.
Ich würde mich in meiner Antwort mal auf die organisatorischen/ rechtlich wichtigen Dinge begrenzen:
- Gibt es einen Vater mit Sorgerecht? Dann wäre das Thema evtl. schon vom Tisch. Alleinerziehend heißt ja nicht "unbefleckte Empfängnis". Selbst wenn der Vater aktuell kein Sorgerecht hat, wäre er beim Tod der Mutter sicher trotzdem erstmal Ansprechpartner (für das Jugendamt).
- Andere Familie - vielleicht ja Großeltern, Tanten usw., die Interesse an der Aufnahme haben?
- Nach dem Tod der Mutter wird es jemanden geben, der das Sorgerecht hat. Entweder ist das der Vater. Oder das Jugendamt wird beim Familiengericht eine Vormundschaft anregen für das Mädchen. Der Vormund hat dann vielleicht auch eigene Vorstellungen zur Unterbringung. Du hast Recht, im Normalfall, wenn keiner da ist, läuft es auf stationäre Unterbringung in einer Wohngruppe hinaus.
- So, jetzt zu dir. Falls du dich dafür entscheidest, dich anzubieten und der Sorgerechtsinhaber das auch gut findet, dann wird es vermutlich darauf hinauslaufen, dass du dich als Pflegemutter abprüfen lassen musst durch das Jugendamt. (Ohne enge Verwandtschaft oder Hilfe zur Erziehung ist das bei Aufnahme eines Kindes für einen Zeitraum von mehr als 8 Wochen so vorgeschrieben.) In solchen Konstellationen, wo es plötzlich ganz schnell geht, weil jemand verstirbt oder abtaucht, läuft das auch nach Aufnahme des Kindes. - Abprüfung heißt dann Gespräche zu dir und deiner Lebenssituation und Erziehungsvorstellungen, auch mit deiner Tochter, Hausbesuch, erweitertes Führungszeugnis, ärztliches Attest, Nachweis von Einkommen, evtl sogar ein Pflegeelternseminar. Das handhaben die Jugendämter auch ein wenig unterschiedlich. - Es gibt zwei Arten von "Pflege". Entweder die nach §44 SGB VIII Damit erhältst du eine Pflegeerlaubnis. Das Kind wohnt bei dir und fertig. - Dann gibt es aber auch die Hilfe zur Erziehung, das Pflegeverhältnis nach §§ 27, 33 SGB VIII - Das Jugendamt bleibt fallführend für euch verantwortlich und es gibt ca. jährlich ein Hilfeplangespräch und auch Pflegegeld (zusammengesetzt aus Sachkosten und einer Entschädigung für den Erziehungsaufwand).
Und: So oder so, wenn das Mädchen bei dir wohnt, kannst du Kindergeld beantragen.
Wie gesagt, so weit erst einmal zu diesen Sachen, weil es ja sicher auch "ordentlich" über die Bühne gehen soll. Die Sachen mit den finanziellen Aspekten habe ich zum Schluss mit rein genommen, weil es ja schon eine zusätzliche Belastung ist.
Und nun, genug Gedankenfutter....
Liebe Grüße
Marguerite87
Hallo, danke für die ausführliche Antwort.
Du hast recht, ich werde noch sehr viele Fragen klären müssen...
Soweit ich weiß gibt es keinen Vater. Die Mutter hat das Kind von Anfang an alleine groß gezogen. Ob irgendwo ein Vater "auf dem Papier" existiert, muss geklärt werden. Auch ob er dann jetzt Interesse an ihr hat.
Weitere Familie im Sinne von Oma, Opa und Tanten, Onkel mütterlicherseits gibt es nicht, außer meinem besten Freund und seinem Bruder. Mein bester Freund traut es sich nicht zu da er ebenfalls durch den Krebs nicht ganz gesund ist und sein jüngerer Bruder scheidet auf Grund einer psychischen Erkrankung aus.
Ich bin selber etwas hin und hergerissen, eben weil ich ihm näher stehe als ihr. Man müsste die verbleibende Zeit nutzen um eine Verbindung aufzubauen... wenn es den gewünscht ist. Ich denke die Tochter hat ein Alter wo man sie fragen sollte und wenn sie gleich sagt, sie kann sich das mit mir nicht vorstellen, brauche ich über weitere Schritte nicht nachdenken...
Aktuell ist ihre Mutter aber schlicht weg am Verzweifeln, weil ihr die Zeit weg läuft und sie nicht weiß wo ihr Kind hinsoll! Und natürlich möchte sie, dass es bestmöglich untergebracht wird!
Das andere alles diese formalen Voraussetzungen sind nochmal eine ganz andere Hürde, da ich wie oben schon geschrieben sicher nicht die Wunsch-Pflegemutter eines JA wäre, da ich alleinerziehend bin und berufstätig etc.
Sollten wir aber übereinkommen, dass es eine Möglichkeit für das Kind wäre bei mir zu bleiben, hoffe ich das wir durch gemeinsame Gespräche beim JA etwas bewegen können, zumal die Tochter schon eine Jugendliche ist und die Zeit wo sie minderjährig ist, überschaubar ist.
Versteh mich nicht falsch, mir ist klar, dass meine Verantwortung nicht an ihrem 18 Geburtstag endet! Aber sie ist halt auch keine 3 Jährige mehr die ich erst noch in einer Kita unter bringen muss ...
Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit sie aufzunehmen und die Hilfe zur Erziehung zu beantragen... ich habe selber viele Fragezeichen!!!
Meine Wunschvorstellung wäre aber tatsächlich meinen besten Freund soweit zu stärken, dass er sich zu traut sie zu nehmen! und sie dann weiter zu begleiten und zu unterstützen. Da er aber wahnsinnige Angst hat erneut zu erkranken, will er ihr nicht noch einmal eine Bezugsperson mit Krebserkrankung "antun". Es ist aus unserer Sicht irrational... aber es sitzt wahnsinnig tief in ihm drine!!!
Montag werden wir zu dritt ein Gespräch führen, er, seine Schwester und ich. Über ihre Tochter, ihren Tod, ihre Beerdigung ... er kann es alleine nicht und ich bin seine Stütze. Wünscht mir Kraft und die richtigen Worte zur richtigen Zeit!
Vielen Dank für alle Ratschläge (ich hoffe dass ich sie nicht brauche )
Conny
Eine befreundete Familie (als ich klein war) mit 3 Töchtern hat den Kind einer Alleinerziehende Cousine aufgenommen, die ebenfalls an Krebs verstorben ist. Ich glaube, der Junge muss um die 11-12 gewesen sein. Es wäre noch eine Familie in Frage gekommen, aber auf Nachfrage wollte er zu unseren Freunden.
Der erste Schritt ist mit Mutter und Tochter reden, wenn du dir das vorstellen könntest. Sollten sie das wollen, dann lässt sich den Rest sicherlich klären.
Hallo Conny,
ich bin über deinen Eintrag gestolpert - weiss nicht, ob das überhaupt noch aktuell ist, aber wollte mich einfach mal melden. Ich wurde selbst mit 13 aufgenommen, nachdem meine Mutter an Krebs gestorben war (war allerdings 1984, also ist eine Weile her, aber ich denke, es sind die gleichen Problematiken, die noch am Werk sind). Ich fand es schwierig, dass niemand in der Umgebung wirklich verstanden hat, was man in der Situation eigentlich braucht, und habe mich seitdem viel mit dem Thema beschäftigt. Falls Du mit jemandem austauschen möchtest, der eine ähnliche Situation schon erlebt hat, würde es mich freuen, da zur Verfügung zu stehen.
Liebe Grüße,
Simone