Zukünftige Pflegeeltern haben gelogen...

Wir kennen eine Familie, die ein Pflegekind aufnehmen möchte und dabei vor dem Jugendamt einige Details nicht erwähnt hat, dazuerfunden oder verändert hat um die Chancen zu erhöhen. Die Eltern stehen da offen zu ihrem "kleinen tuning" wie sie es nennen.

Zusammenfassend ist es nämlich so, dass keiner der Eltern seinen Job aufgeben wird und das Pflegekind dann hin und her gereicht werden wird. Beide sind mit ihrer leiblichen tochter im Umgang sehr liebevoll, aber beruflich will keiner irgendwas verpassen. Daher ist die kleine jetzt schon ganztags im Kindergarten und viel bei den Nachbarn. Die Mutter hatte schon zwei Nervenzusammenbruch aufgrund des hohen stresslevels.

Die Eltern sind absolut überzeugt davon, dass sie das packen. Sie wollten immer zwei Kinder. Sie reden dauernd davon, dass alles sehr anstrengend wird, reden sogar von Panik. Aber sie wollen es durchziehen.

Und jetzt soll bald das Kennenlernen mit einem 14 Monate alten kleinkind stattfinden.
Merkt das Jugendamt da nichts? Kann das sein? Werden so dringend Pflegeeltern gesucht? Oder sind die zwei einfach trotz der angespannten Lage geeignet?

1

Hallo,

möglicher Weise möchten die potentiellen Pflegeeltern sich mit der Betreuung des Kindes ja abwechseln? Also zeitversetzt arbeiten, damit zumindest einer von beiden zu Hause sein kann?

Selbst das wäre allerdings nicht optimal, da ein Pflegekind vor allem anfangs sehr viel Verlässlichkeit und (eigentlich) auch EINE Haupt-Bezugsperson braucht. Der jeweils andere Elternteil sollte zunächst begleiten und unterstützen und sich nicht mit der/dem Partner/in "die Klinke in die Hand geben".

Ein Pflegekind kann man auch nicht "mal eben" innerhalb von zwei, drei Tagen- am besten ganztags- im Kindergarten eingewöhnen. Und bei Bedarf am besten noch drei Mal pro Woche von Dritten abholen/betreuen lassen. So einem Kind ein Zuhause zu geben, erfordert insgesamt sehr viel Zeit und Geduld. Ein ohnehin schon hohes Stress-Level ist da kontraproduktiv.

Allerdings gibt es eine verlässliche, regelmäßige Beratung von Pflegefamilien. Diese Termine finden im Haushalt der Familie statt und spätestens, wenn sie immer erst nach 17 Uhr möglich wären, alle Familienmitglieder ständig "gehetzt" wirken würden und das Pflegekind völlig "neben der Spur" würde auffallen, dass eben NICHT ein Elternteil in den ersten Monaten mit dem Kind zu Hause ist. Dann wäre es jedoch quasi schon "in den Brunnen gefallen", daher muss tatsächlich im Vorfeld feststehen, welcher Elternteil (ggf. auf unbestimmte Zeit) im Job pausieren wird.

Andernfalls würde man BEIDEN Kindern nicht gerecht- die potentiellen Pflegeeltern sollten sich selbst zunächst die Frage beantworten, was sie beide so vehement daran zu hindern scheint, ihren Job für so ein "Herzenskind" hinten anzustellen. Bzw. was sie benötigen, um das selbstverständlich zu tun. In so einem Kontext MUSS man "mit offenen Karten spielen", sonst ist das Ganze zum Scheitern verurteilt und die Leidtragenden sind die Kinder. Für ein Pflegekind, das ohnehin schon einen "Rucksack" mitbringt, wäre das fatal...

... eine solche Haltung/Moral passt gar nicht als Grundlage, um Pflegefamilie zu sein. Je nachdem, wie gut Ihr die Familie kennt bzw. wie Euer Verhältnis ist, könntet Ihr das vielleicht- sachlich und neutral- mit ihnen besprechen?

Viele Grüße!

2

Danke für deine ausführliche Einschätzung!

3

Hallo,
kennst Du die Familie so gut um über sie zu urteilen?

PE werden ausgebildet und begleitet. Die PE werden bei so einem kleinen Kind daheim bleiben müssen - sei denn das Kind besucht schon eine Kita.
Mein Sohn ist Samstag eingezogen und ist ab Dienstag in die Kita gegangen.
Wenn das Kind schon eine Einrichtung besucht, wird es dort nicht rausgerissen. ABER es darf am Anfang nicht so viele Stunden arbeiten.

Naja und lügen werden SIe nicht könnten. Am Anfang sind sehr viele Termine beim JA und evlt auch später bei Pädagogen, Ärzten etc. Die müssen wahrgenommen werden und da wird ja gemerkt ob jemand wirklich daheim ist oder arbeiten muss.
Das JA kommt regelmäßig nach Hause, aber ca 5-6 Jahren sind die Kinder beim HPG dabei und müssen erzählen wie es daheim abläuft.
Es werden jährliche Ziele festgelegt und diese werden auch kontrolliert ob alles erfolgt ist.

Treffen mit den LE Eltern regelmäßig

Und auch während des kennenlernes beobachtet das JA ganz genau und die PE können noch sagen das es nicht passt

etc... ich denke Du hast irgendwas gehört und weißt nicht so recht worüber die redest.

4

Danke für deine Einschätzung!

Nur mit dem Teil, dass ich die Familie nicht gut kennen würde, liegst du LEIDER völlig falsch. Es sind langjährige Freunde, wir gehen mit ihnen in den Urlaub, haben gemeinsame Hobbys etc. Ich wünschte, ich würde den Fall nur vom Hören kennen. Dann ginge es mir deutlich besser und ich würde mir keine Gedanken darüber machen.

Ich habe die Familie aber inzwischen schon direkt drauf angesprochen. Sie verstehen meine Bedenken und teilen sie sogar auch, aber der Wunsch nach einem Kind ist einfach zu groß... Sie werden es durchziehen und hoffen, dass es irgendwie klappt. Aber mir geht's jetzt besser, seitdem es auf dem Tisch ist.

5

Dein letzter Satz ist übrigens auch nicht besser...
Du hast nämlich irgendwas gelesen und weißt auch nicht, was genau los ist.

weiteren Kommentar laden
7

Nicht böse gemeint, aber wenn du keine Kindeswohlgefährdung siehst, dann würde ich mich da raushalten oder es ganz in Ruhe mit dem Paar besprechen. Auch enge Freunde oder Familie können diese schwierigen Prozesse eben nicht 100% einschätzen. Vieles bespricht man eben nur mit Partnerin/Partner und dann den entsprechenden SachbearbeiterInnen.