Ich bin die leibliche Mama - Ein Erfahrungsbericht

Guten Morgen zusammen,

ich wende mich an Euch, weil ich mich gerne auch als leibliche Mama gerne austauschen möchte.
Meine Geschichte ist sehr komplex, ich versuche mich kurz zu fassen.

Meine Zwillinge kamen im Juli 2020 zur Welt. Sie waren Frühchen in der 27 SSW. Wir waren lange im Krankenhaus.
Ich bin suchtkrank (Alkohol). Bevor ihr urteilt, nein, in der Schwangerschaft habe ich nicht getrunken, nur kurz bevor der Test positiv war, ich war mega überfordert, da es mit dem Vater nicht fest war.
Für mich waren es aber nachdem ich es erfahren habe absolute Wunschkinder.
Ich bin immer offen mit der Erkrankung umgegangen und da ich alleinerziehend bin, wurde mir damals im Krankenhaus geraten mich ans Jugendamt zu wenden, damit ich entsprechende Hilfe erhalte.

Leider muss ich durch meine Erfahrungen sagen, dass das Jugendamt nicht hilft, sondern nur sanktioniert.

Meine Söhne leben zur Zeit in einer Bereitschaftspflegefamilie. Das. Verhältnis ist gut, ich weiß, dass es ihnen gut geht, die Familie ist sehr kompetent und sie machen das schon viele Jahre.

Nun habe ich am Dienstag ein Gerichtsverfahren.
Das Jugendamt hat den Antrag gestellt, mir aufgrund der Erkrankung das Sorgerecht zu entziehen.

Ich bin trotz allem eine liebende Mutter und ich habe selbst schon soviel mitgemacht.

Ich habe Angst, dass meine Söhne mich vergessen oder hassen, weil ich sie im. Stich gelassen habe.

Aber ich bin krank und kann mich nicht richtig um sie kümmern.

Ich bin berufstätig und lebe mein Leben so gut es geht, aber manchmal ist es alles nur surreal.
Dazu die Stigmatisierung und der soziale Druck...

Vielleicht möchte mich jemand etwas fragen oder etwas dazu sagen.

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Hallo,

bist Du mit einer Dauerpflege einverstanden? Dann bestünde ja nicht die Notwendigkeit, das Sorgerecht zu entziehen.

Beide Mamas meiner Pflegekinder schaffen es nicht, ihre Kinder großzuziehen.

Aber beide sind weiterhin auch die Mamas. Unsere Große sieht ihre leibliche Mama alle drei Wochen und im Laufe der Jahre hat sich ein gutes Verhältnis entwickelt. Wir sind beide Mama und haben beide das Wohl "unserer " Tochter im Fokus. Wenn ich eine Unterschrift brauche bekomme ich die ohne wenn und aber da sie weiß, dass ich mich gut um ihr Kind kümmere und es genauso liebe wie meine leiblichen Kinder.

Unsere kleine Dauerpflegetochter sieht ihre Mutter nur viermal im Jahr, da diese weggezogen ist. Aber sie bekommt regelmäßig Fotos und Videos von mir und ich berichte, was es im Moment gibt.

Du lässt Deine Söhne nicht im Stich. Du gibst ihnen die Möglichkeit, behütet und geliebt aufzuwachsen.

Die Stigmatisierung und den sozialen Druck kann ich verstehen, das finde ich auch sehr schwierig. Die Akzeptanz, dass die Kinder ihr Zuhause bei uns gefunden haben und nicht einfach nach Jahren wieder rausgerissen werden dürfen und sollen haben wir von den leiblichen Mamas. Aber diese müssen das immer wieder in ihrem Freundeskreis erklären und es kennen sich sehr wenige Menschen damit aus, was ein erneuter Bindungsabbruch für die Kinder bedeuten würde.

Für die Entwicklung unserer Pflegekinder ist es sehr wichtig, dass sie ihre Wurzeln kennen. Und sie wissen auch, dass sie beide Mamas (und einmal auch beide Papas) lieben dürfen, ohne dass es der anderen wehtut. Es ist schon so schwer genug aufgrund ihrer Erfahrungen in den ersten Jahren, den Bindungsabbrüchen usw. Es ist aber genauso wichtig für sie zu wissen, dass sie hier bei uns in ihrer sozialen Familie groß werden dürfen und es hierüber keine Unsicherheiten oder Ziehen am Kind gibt.

Eine der berührendsten Erfahrungen war für mich als die leibliche Mama unserer Großen mich in den Arm nahm und sich bei mir bedankte, dass ich mich so gut um die Kleine kümmere und sie so viel Liebe erfahren darf. Das hat mich echt umgehauen.

Natürlich gibt es auch schlechtere Phasen, aber auch da muss man durch und das Kind im Fokus behalten.

Liebe Grüße
Delenn

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Zuerst mal: ich finde es unglaublich mutig, Dich hier zu "outen".
Darf ich fragen, warum Du keinen -ggf stationären - Entzug machst?

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Gib Dich und Deine Kinder nicht auf! Hole Dir einen Anwalt, dem du vertraust. Ist das Sorgerecht weg, siehst Du Deine Kinder vermutlich nicht mehr… irgendwann wird dein Leben einfacher ohne Alkohol, den Weg kannst auch Du schaffen.

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Hey!

Mit dem Thema Sorgerecht kenne ich mich nicht aus. Hast du einen Anwalt?
Ansonsten: "Bevor ihr urteilt, nein, in der Schwangerschaft habe ich nicht getrunken."

Damit hast du sehr viel Stärke für die Kinder bewiesen und ihnen so den Grundstein für ein tolles Leben ermöglicht. Das sollte auch gesagt werden. Sie werden, wenn sie älter sind, erkennen, dass du eine Menge guter Entscheidungen für sie getroffen hast. Keinen Alkohol zu trinken wird dir nicht leicht gefallen sein- und auch die Kinder in Pflegefamilien zu geben, ist eine verantwortungsbewusste Entscheidung.

Liebe Grüße
Schoko

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Ich denke das Jugendamt möchte dir das Sorgerecht entziehen, WEIL du noch trinkst?! Der erste Schritt wäre nun, dich in Behandlung/Therapie zu begeben und trocken zu werden und vorallem zu bleiben - du hast das ja während der SS geschafft und ich bin deshalb optimistisch, dass es dir auch dauerhaft gelingt wenn du damit deine Kinder bei dir behalten kannst.