Hallo zusammen,
meine Frage richtet sich an diejenigen, die durch Eizellspende oder Adoption (bei Babyalter) Eltern wurden. Ein Teil des Charakters und der Interessen wird auch vererbt, Optik sowieso. Spürt ihr Eltern, dass das Kind genetisch mit euch nichts gemeinsam hat? Vor allem bei älteren Kindern kann es vielleicht auffallen: Anderer Charakter, andere Interessen usw. Adoptierte Kinder berichten ja oft, dass sie sich irgendwie fremd in der Familie fühlten, auch zu Zeiten, wo sie von der Adoption noch nichts wussten. Ich frage mich, ob es Eltern umgekehrt genauso geht?
Warum es mich interessiert: Es könnte eine Option sein, falls es mit der Schwangerschaft nicht klappt. Aber das Thema, dass das Kind nicht mit mir verwandt wäre, beschäftigt mich doch etwas.
Spürt man, wenn man mit seinem Kind genetisch nichts gemeinsam hat?
Sehr schwierige Frage.
man spürt es nicht, muss man auch nicht, man weiss es ja.
dazu kommt noch, dass man ja keinen Vergleich hat, wie es mit leiblichen Kindern wäre.
mein Gefühl allerdings sagt nee, glaub ich nicht. Mir wird immer gesagt, mein Sohn wird genau wie ich... naja, die Gene könnens ja nicht sein....
Ich habe den Vergleich, weil ich sowohl leibliche als auch adoptierte Kinder habe.
Manchmal ist es so, dass meine adoptierte Tochter mir ähnlicher ist als meine leibliche Tochter 😉
Ich bin mit meiner Mutter und meinem Vater aufgewachsen. Ich dachte immer, ich wäre das Ebenbild meiner Mutter. Mein Vater war bzw. Ist toll, hat jahrelang sich für uns Kinder aufgefordert, ist ein toller Papa. Trotzdem habe ich mit 18 einen DNA-Test gemacht. Ich mochte meinen Vater und meine Familie väterlicherseits, ich kann nicht negatives sagen, aber sie waren eben anders. Es war einfach "fremd" im Gegensatz zu meiner Mutter.
Tja, und ich war das Produkt einer Affäre meiner Mutter.
Ich habe dann meinen leiblichen Vater kennengelernt und festgestellt, dass ich nicht nur ein Ebenbild meiner Mutter, sondern auch meines Vaters bin. Es war der Wahnsinn, wie viele Ähnlichkeiten (nur nur beim Aussehen und Charakter, sondern auch so Spleens) wir hatten. Ich fühlte mich ich "sofort" verbunden und überhaupt nicht fremd. Was ganz komisch war - schließlich hatte ich den Mann und meine Großeltern, Tanten etc. ja vorher noch nie gesehen. Vermutlich fallen einem diese Eigenarten ja überhaupt nicht auf, wenn man die Person nicht erst als Erwachsener kennenlernt. Aber wie gesagt - wir waren uns vom Aussehen her total ähnlich, vom Charakter her total ähnlich. Auch andere Dinge, die nie jemand in meiner Familie verstanden hat waren exakt gleich, sowas wie Lieblingsessen, Lieblingsserien, Sportart, selbst gleiche Kleidungsstücke und Lieblingsmarken hatten wir.
Mein Vater, der nicht mein leiblicher Vater ist, hat gesagt er hat nie "gespürt" dass ich nicht das leiblichen Kind bin, ich war immer seine Tochter.
Und mein leiblicher Vater hat zwar viele Ähnlichkeiten mit mir und ich verstehe mich mit ihm super - eine Vaterfigur wird er aber nie sein, mein Vater ist mein Vater, weil er sich nunmal immer um mich gekümmert hat etc., selbst wenn ich gewisse Dinge einfach "fremd" empfinde.
Ich denke Traumatas und Bindungsabbrüche sind da ein ganz anderes Thema, aber diese leiblich/nicht leiblich ist zwar ein Unterschied, aber kein Grund nicht zu adoptieren meiner Meinung nach.
Ich habe mir dazu vor der Adoption auch Gedanken gemacht. Seit ich meine Tochter zum ersten Mal im Arm hielt? Nie wieder.
Uns beschäftigt natürlich, wie wir ihr ihre Geschichte erklären, wie sie später evtl. darauf reagiert und umgeht etc. Aber was da biologisch "fehlt"? Nein, das hat nie wieder eine Rolle gespielt.
Ich kann nicht direkt mitreden, aber zum Beispiel bei meinen Stiefkindern merke ich dass je älter sie werden desto mehr, dass wir keine genetische Verwandschaft haben. Obwohl ich sie schon von Kleinauf kenne. Sie haben aber sehr viel charakterlich von Ihrem Vater, (kein Kontakt mehr zur Mutter, deshalb kann ich die andere Seite nicht beurteilen).
Sowas macht mir ein bisschen Sorgen. Ich finde es schön, wenn man sich in seinen Kindern auch ein bisschen wiedererkennen kann. Entweder optisch, oder charakterlich, oder Interessen…
Also bei unserem Jugendamt wird man daher auf ein Kind gematched, wenn eben viele Ähnlichkeiten zwischen der leiblichen Mutter und der Adoptiveltern bestehen. Unser Sohn ist für sein Alter eher klein und wir sind sehr groß, dennoch sagen alle er sehe uns sehr ähnlich. In unserem Fall sind die Einstellungen und Charaktereigenschaften zwischen der leiblichen Mutter und mir so ähnlich, das es zum Match kam.
Ich empfinde an meinem Kind nichts fremdes. Die Genetik spielt bei Charakter und Denkweisen eine untergeordnete Rolle. Viel mehr entwickelt sich ein Kind doch durch Vorbilder, Umfeld und eben Nachahmung. Unser Sohn benutzt Gesten, die er bei uns gesehen hat, auch Redewendungen übernimmt er. Da wir eher zurückgezogen leben und mit weniger guten Freunden auskommen, ist das bei ihm auch so.
Ich finde es extrem wichtig dem Kind seine Geschichte von Anfang an zu erklären und ihm immer zu sagen, dass es richtig ist, so wie es ist. Meiner Meinung nach kann und wird es sich dann nicht fremd fühlen. Ich bin zu meinen Geschwistern auch grundverschieden und wir sind genetisch verwandt, dennoch war ich immer anders als sie, in Charakter und Denkweisen.
Natürlich ist es normal Dinge zu bedenken und bei Unwissenheit auch eine Unsicherheit zu verspüren. Ich frage mich nur, ob eine Adoption dann der richtige Weg sein wird. Adoptivkinder brauchen mehr als alle anderen Kinder Eltern, die sie bedingungslos und ohne Vorbehalte annehmen und lieben. Ob man das bei solchen Ängsten schon zu Beginn kann, ist fraglich. Es kommen auch schwierige Phasen mit Kindern, wenn man sich dann immer fragt, ob das Kind jetzt wegen seiner Genetik so ist, fände ich das sehr traurig fürs Kind.
Ich hoffe du verstehst meine Worte nicht als Kritik, sondern als Denkanstoß.
Adoption ist eine Herzensangelegenheit und sollte ohne Vorbehalte sein.
Alles alles Gute für euren Weg 🙏
Wir haben Zwillinge aus einer Embryonenspende. Meine Mutter, die darüber bescheid weiß hat Mal gesagt, der eine käme optisch nach ihr, der andere nach meinem Vater. 🤣
Einer der Zwillinge verhält sich wie mein Dad, der andere ist von Charakter her genau wie ich.
Ich weiß, dass meine Kinder nicht mit uns verwandt sind, aber da ich keinen Vergleich dazu habe, wie es mit einem leiblichen Kind wäre, weiß ich auch nicht,ob es da einen Unterschied in der "Quält" gibt.
Mein großer Sohn sieht null aus wie ich und der Charakter ist nun auch keine Kopie von meinem. Tatsächlich erkenne ich mich gar nicht in ihm wieder. Er ist aber definitive zu 100% mein leiblicher Sohn. Und Einfluss auf meine Liebe zu ihm hat das nichtmal im Ansatz. Kinder sind eigene kleine Menschen, auch bei leiblichen muss man sich nicht unbedingt Wiedererkennen.
An deiner Stelle würde ich eben genau überlegen (das tust du ja) ob Adoption wirklich richtig für dich ist. Ich habe die Einstellung, dass alles so kommt wie es soll. D.h wenn ich ein Kind adoptieren sollte, dann gehört es genauso zu mir wie meine leiblichen Kinder. Es kam nur auf einem anderen Weg zu mir. Es wäre MEIN Kind, dass einen schwereren Weg zu mir/nachhause hatte. Wenn du aber Zweifel hast überlege es dir gut. Ich kenne Adoption/ Pflege nur über bekannte aber es ist nicht einfach manchmal. Kinder können eben echt blöd, gemein und unausstehlich provozierend sein und wenn man dann immer im hi zerklopf hat „es ist nicht meins“ dann könnte das schwierig für alle werden…
Ich weiß nicht, ob dir meine Antwort hilft, versuch ist es wert.
Kind 1 Pflegekind kam mit 12 Jahren zu uns
Kind 2 (ohne Hilfe gezeugt) ist uns Eltern mit dem Charakter, Interessen und Aussehen total ähnlich.
Kind 2 (ohne Hilfe gezeugt) ist ganz anders, sieht uns Eltern nicht ähnlich, hat einen ganz anderen Charakter als wir, Interessen liegen Welten dazwischen.
Kind 4 Pflegekind kam mit 13 Monaten zu uns...
Wir lieben alle 4 Kinder gleich