Hallo ihr Lieben,
seit jetzt 8 Monaten wohnt unsere fünfjährige Pflegetochter bei uns.
Sie ist ein liebes und freundliches Mädchen, das allerdings sehr viel Nähe und Aufmerksamkeit braucht. Ich gebe ihr so viel ich kann, unternehme viel, bastele, lese vor, spiele Rollenspiele, etc. und trotzdem muss ich ja manchmal auch kurz durchsaugen, kochen, oder mal Hausaufgaben mit den Großen kontrollieren.etc.
Zwar beziehe ich sie so viel ein wie möglich, allerdings kann sie sich überhaupt nicht allein beschäftigen, nicht mal fünf Minuten. Das zehrt schon an den Nerven langsam, zumal sie auch beim Spielen sich auf gar nichts einlassen kann und alle fünf Minuten, was anderes möchte.
Kennt das jemand und wenn ja, wie geht ihr damit um? Ich möchte nicht genervt reagieren, aber brauche auch mal Luft zum Atmen...
Liebe Grüße
A.
Pflegetochter braucht ständig Aufmerksamkeit
Hallo, ich kann dem nur zustimmen. Deine Pflegetochter ist einfach unsicher gebunden und sucht auf ihre Weise permanent Kontakt. Dahinter steckt blanke Angst! Unbewusst oder auch bewusst. Angst vor dem Verlassen werden. Bindung braucht Zeit. Mit Eintritt in die Schule und erste Freunde wird es einfacher. Rechne mit weiteren 2 Jahren wo es so weitergeht. Du hast allerdings ein Recht als Mutter zu signalisieren, dass du Auszeiten brauchst. Nimm sie dir auch. Nur so schöpfst du wieder neue Kraft.
Rituale, sehr viele Liebesbekundungen, viele intensive gemeinsame Erlebnisse, viele lustige Spiele und viel gemeinsamer Spaß werden ihr dabei helfen. Ein Kind das einen Beziehungsabbruch erlebt hat ist traumatisiert. Sie braucht sehr viel Präsenz von dir. Aber ein großes Liebespflaster wird ihr helfen mit den Jahren sicherer zu werden.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft auf diesem Weg.
Vielen Dank auch für deine Antwort. Ja, das macht alles Sinn, was du schreibst. Ich denke es braucht halt sehr viel Geduld und Kraft. Ich ärgere mich auch über mich selbst, ich hätte mich für geduldiger gehalten, aber ich habe total unterschätzt wie viel Kraft diese ständige Aufmerksamkeit kosten kann. Obwohl ich ja schon immer auch beruflich mit Kindern zu tun hatte und auch eigene Kinder habe, ist das doch etwas komplett anderes. Sie ist halt auch sehr sprunghaft und kann sich nicht länger als drei Minuten mit einem Spiel etc. beschäftigen oder sich auch mal beim Basteln oder malen oder Rollenspiel auf irgendetwas einlassen. Ich weiß, dass sie nichts dafür kann und es alles Ursachen hat, aber es ist so anstrengend, weil gar keine Interaktion möglich ist. Sie möchte ständig etwas von mir und wenn sie es bekommt, ist es aber auch nicht das richtige und sie sucht was anderes...Also zum Beispiel möchte sie etwas vorgelesen bekommen, mitten im Buch braucht sie dann ein Pflaster, dann was zu trinken, dann was zu essen, dann möchte sie raus, auf den Spielplatz, dort nach fünf Minuten nach Hause... Ich versuche schon auch ein bisschen die Zeiten zu strecken, aber es ist manchmal einfach ein Kampf und ich bin mir gar nicht sicher, ob bei ihr überhaupt irgendetwas an Nähe,Geborgenheit, etc bei ankommt, wenn du verstehst, was ich meine... Sorry, für den langen Text, aber musste mal raus...
Ich verstehe dich nur zu gut. Und wie anstrengend es ist. Ich glaube, das können nur Menschen nachvollziehen, die in der Situation sind. Ich habe im ersten Jahr so oft vor Erschöpfung gedacht, dass ich es mir niemals so anstrengend vorgestellt hätte. Auch unser Kind war bereits 5 Jahre als es zu uns kam. Ich durfte auch keine Sekunde alleine sein. Nie!!! Das ist so heftig und in dem Alter machen sie ja auch keinen Mittagsschlaf. Vielleicht würde euch eine Ergo Therapie helfen. Bei Kindern mit Konzentrationsschwäche besser nur sehr wenig TV, falls sie überhaupt schaut.Ist sie gerne draußen in Bewegung? Dann würde ich das täglich einbinden. Eine tägliche Planungsübersicht von Aktivitäten nach Montessori könnte auch helfen sie auf Aktivitäten vorzubereiten. Wiederkehrende Abläufe geben Sicherheit. Ist sie bereit für Vorschulaktivitäten? Rollenspiele mit Puppen helfen dabei Regeln und Familienleben zu trainieren. Kritik und Anregungen am besten darüber einsetzen. Spiegelung hilft übrigens auch gut. Und ein sehr reduziertes Angebot an Spielzeug ist oft hilfreich, weil es nicht so ablenkt. Ansonsten von Mama zu Mama: such dir Regelmäßig einen kinderfreien Abend mit Freundinnen. Das hilft mir bis heute meine Akkus aufzutanken. Ich hoffe, es waren noch einige Anregungen dabei für euch.