Schwangerschaft verschweigen - ich halte diese Vorwürfe sonst nicht aus.

Hallo Mädels,

vielleicht hat irgendeine von euch ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir ein paar Tipps geben. Ich bin 37, verheiratet, habe schon eine 3-jährige Tochter und wir wohnen in einer Eigentumswohnung in einem 4-Genertionen-Haus. Das ist alles die Familie meines Mannes: Schwiegermutter und Schwieger-Großeltern. Diese Familie ist genauso paranoid und pessimistisch wie meine eigene, weil ich Epilepsie habe. Schon beim 1. Kind sprach jeder vom Weltuntergang und dass dieses Kind wegen meiner Medikamente behindert werden würde und dass ich das mit meiner Krankheit sowieso nicht schaffe und komplett überfordert wäre usw. "Das kannst du nicht" "Lass das bloß sein" "Wie konntest du das nur machen?" Es war kaum erträglich, meine Schwiegermutter hat sich damals heulend in ihre Wohnung eingeschlossen, als ich gesagt habe, dass ich schwanger bin.

All diese Panik ist umsonst, denn natürlich habe ich vorher alles mit den Ärzten abgeklärt, mit meinem Neurologen genauso wie mit der Frauenärztin und es sprach damals nichts gegen eine SS und heute auch nicht, mein Kind ist kerngesund und mir ging es auch gut und ich versorge es bis jetzt alleine. Aber die Meinung der Ärzte wird ausgeblendet und stattdessen das eigene Horrorbild zusammengebastelt.

Mein Mann und ich haben uns für ein 2. Kind entschieden und ich bin jetzt in der 7. Woche schwanger und morgen bei der Frauenärztin und dann beim Neurologen. Ich will niemand was davon sagen, weil das nichts außer Stress und Vorwürfe für mich bedeutet und endlose Schwarzmalerei.

Auch mein Mann hat darunter gelitten und ist der gleichen Meinung wie ich: Solange die Anderen nichts bemerken, habe ich meine Ruhe und das ist besser für mich.

Gut, dass es jetzt kälter wird, da kann man mit weiten Pullis gut kaschieren.

Wie lang ich das machen werde, weiß ich nicht und wie lange es zu verbergen ist, weiß ich auch nicht.

Habt ihr Tipps für mich, wie ich es später mal sagen kann (Zeitpunkt, Situation, Art und Weise, Handlung)? Denn irgendwann wird es nicht mehr zu verbergen sein.

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Hallo,

das hört sich anstrengend an. Ich würde tatsächlich noch ein wenig abwarten und die Ruhe genießen. Dann wie schon vorgeschlagen ein Treffen mit allen organisieren und deinen Mann die "schöne Nachricht" überbringen lassen. Dabei immer positiv formulieren. Maximal würde ich anmerken, dass sie sich bitte keine Sorgen machen sollen, weil alles mit den verschiedenen Ärzten abgesprochen ist und keiner Bedenken hat. Da würde ich mir einen passenden Satz zurechtlegen, den ich dann immer wiederhole, bis sie merken, dass die Familie da nix zu melden hat und du darüber nicht weiter diskutieren wirst. Also so was sagen wie "Gertrud, es ist sehr nett, dass du dir um meine Gesundheit so Gedanken machst. Aber wie gesagt, es ist alles medizinisch geklärt und darüber brauchen wir nicht weiter sprechen. Wollen wir nächstes Frühjahr rote oder gelbe Blumen in den Vorgarten setzen?" Wenn dann kommt: "Aber Stern126, wie konntest du nur, was wird aus deinem ersten Kind, wenn das nächste krank ist, ohje ohje..." sagst du einfach: "Lila? Meinst du wirklich? Ich denke, das würde sich mit den Blumentöpfen von Oma Inge beißen. Ich wäre wirklich für rot. Ja, rote Blumen kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich muss mir das unbedingt in den Kalender eintragen, damit ich die beste Zeit zum Blumenzwiebeln setzen nicht verpasse." Und dann ggf. den Raum verlassen, wenn es nicht aufhört oder die Sprüche zu sehr unter die Gürtellinie gehen.

Alles Gute!
mavikelebek

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Das mit den Blumenzwiebeln ist echt klasse, daaaaanke!!!!

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Generell kann man mit solchen krassen Themenwechseln die Leute ziemlich schnell ruhig stellen. „Danke für deine Sorge, die ist aber unbegründet. Ach übrigens, wusstest du, dass nächste Woche beim Aldi Kaffee im Angebot ist?“ also einfach solche komplett gegensätzlichen Themen anschneiden und dann dabei bleiben 👍🏻

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Hallo,

also ohne dir und deiner Familie und Schwiegerfamilie zu nahe treten zu wollen, glaube ich das es "den richtigen Moment" nicht geben wird. Sagst du es jetzt bzw nach der 12. Woche kommen vermutlich die schon bekannten Vorwürfe auch wenn das lebende Beispiel (deine Tochter) das Gegenteil beweist, da ja scheinbar nicht mal Expertenmeinungen wichtig sind.

Sagst du es später kommen entweder die gleichen Vorwürfe oder aber Sie sagen sowas wie "warum habt ihr es so spät gesagt, etc...

3. Varinate wäre, wenn sie es durch 3. erfahren (ausversehen durch Freunde oder durch Ingeborg, die zufällig beim gleich Gyn ist). Das wäre für mich der worst case, weil ihr dann in Erklräungsnot kommt.

Aber ich glaube ihr könnt das ganze nur gemeinsam durchstehen. Ich würde (ohne jetzt zu wissen, ob das bei euch so gehen würde) mir mit meinem Partner einen Zeitpunkt vereinbaren, dann ein Treffen organisieren und es allen selbstbewusst sagen. Auch gleich, dass man keine Tipps benötigt, alles mit den Ärzten abgeklärt ist und man jetzt hofft, eine schöne Schwangerschaft zu genießen. Ja das ist schwer, das ist mir bewusst. Ich hatte nur die "leichten" Vorwürfe, dass man ja nicht mehr als ein Kind in die Welt setzten sollte (ohne Vorerkrankung meinerseits). Und auch hier musste ich immer wieder betonen, dass wir das so machen, wie wir es für richtig halten. Dabei höflich zu bleiben ist das schwerste, finde ich. Irgendwann hat es dann gefruchtet und die Schwiegerfamilie hat aufgehört zu nörgeln.

Im Zweifel würde ich den Kontakt weitesgehend reduzieren. Ihr habt ja eure eigenen vier Wände, ihr müsst ja nicht zu Oma und Opa gehen. Und wenn doch, geht ihr wieder, wenn es euch zu bunt wird. Macht so deutlich, dass es die anderen nichts angeht. Vielleicht bringt das mehr Ruhe rein. Mehr kann man glaube ich da nicht hoffen.

Ich hoffe tortzdem eure Familie kann sich irgendwann freuen und ihr könnt die Schwangerschaft mehr genießen, als die letzte. Ich wünsche euch alles Gute.

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Ich bin in der 14. SSW und hab's noch nicht erzählt.
Der Grund ist, dass ich mir auch die Sprüche nicht anhören möchte.
Meine Ausrede ist aktuell noch, dass wir aufs Labor warten vom Ersttrimesterscreening (nipt-test).

In Wahrheit hab ich null bedenken dass was ist, wenn ich mich wohl fühlen würde dann hätte ich es schon erzählt.

Vielleicht ziehe ich es nochmal 2 Wochen und sag dann der Test war nicht auswertbar, das wollten wir noch abwarten. Dann ist es aber wahrscheinlich eine Lüge (ich hab das Ergebnis noch nicht aber meistens klappt es ja).
Da überlege ich noch.

Allerdings ist es auch meine 2. SS und ein kleines Bäuchlein sehe ich schon, ich weiß nicht wie lange ich das noch vertuscht bekomme.

Dann muss ich mir ein paar Antworten zurecht legen, ich weiß ja was da kommt.

Das solltest du auch tun. Sowas wie:
- Gott sei Dank sind wir schon erwachsen und können selbst entscheiden
- es ist alles ärztlich abgesprochen, ihr braucht euch keine Sorgen machen

Mehrgenerationenhaus kann funktionieren, muss aber nicht. Wenn in anderen Situationen auch Übergriffigkeiten stattfinden, müsst ihr euch überlegen ob dieses Wohnmodell das richtige für euch ist. Meistens haben diese Menschen ja zu allem möglichen eine Meinung und müssen diese einem aufdrängen.

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Danke, ja das werde ich tun mit Antworten zurechtlegen. Ich möchte dann die richtigen Antworten parat haben, danke für den Tipp!
Und ja, es ist nicht immer einfach hier, die ganz Alten sind schon ziemlich krank, 81 und 85, der Opa hat Krebs im Endstadium und dies ist eine große Belastung für ihn und auch den Rest der Familie der hilflos zuschauen muss, weil Blutsturz, mehrmals Notarzt, Krankenhaus, Chemo, Sauerstoffgerät usw.

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Aber hat denn deine Schwiegerfamilie nun nicht gesehen und gelernt, dass es keinen negativen Einfluss auf dein Kind hatte/haben wird? Warum würden sie denn jetzt mit dem gleichen Zeug wieder anfangen?

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Weil sie der Meinung sind, dass ich einfach nur sehr viel Glück hatte und das auch anders hätte ausgehen können. Meine eigene Familie ist übrigens genauso, die machen das schon mein ganzes Leben lang mit mir: "Das kannst du nicht" "Das schaffst du nicht"
Dabei wissen sie noch nicht mal, welche Medikamente nehme...
Aber sie wissen natürlich alles besser.

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Das klingt absolut unfair wie du es schilderst. Ehrlich gesagt hört es sich auch so an als sei das Mehrgenerationenhaus nicht die optimale Wohnform für euch. Würde mir überlegen, ob ich da nicht lieber etwas mehr Abstand zu hätte.

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Welche Medis nimmst du denn? Warst du mal in einem Epilepsiezentrum, um die Medikamente ggf. noch optimaler anzupassen an die Schwangerschaft?

Ich würde hier einfach einfach mit Fakten argumentieren. So ein Besuch beim Epilepsiezentrum würde da definitiv für sich sprechen. Bethel führt solche Beratungen ambulant durch.

Hast du vor der Schwangerschaft bereits Folsäure genommen? Überwacht dein Neurologe dein Blutbild auch hinsichtlich auftretender Mangelerscheinungen, weil durch die Medis irgendwelche Spurenelemente nicht aufgenommen werden können? Bitte weise deinen Neurologen nochmal darauf hin. Fast alle Antiepileptika haben den Effekt, dass die Aufnahme eines oder mehrerer Spurenelemente unterbinden oder erschweren. Die meisten Neurologen haben davon aber noch nie etwas gehört. Normalerweise hast du Anspruch auf die Verordnung (rosa Rezept) der entsprechenden Spurenelemente, wenn das Antiepileptikum die Aufnahme deutlich erschwert oder verhindert und du so einen Mangel hast.
Die pauschalen Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere sind wahrscheinlich nicht wirklich für dich gemacht.

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Ich war lange Zeit in Behandlung im Epilepsiezentrum Kehl-Kork. Früher stationär, dann ambulant. Seit ich zu meinem Mann gezogen bin, bin ich in der Uniklinik Erlangen und ambulant bei einem Arzt, der Neurologe und Epileptologe ist.

Das mit der hochdosierten Folsäure haben mir die Ärzte gesagt, ich habe schon 6 Monate vor dem ersten ÜZ 5 mg am Tag genommen, um die Speicher aufzufüllen.

Meine Medikamente sind Keppra (Levetiracetam) und Luminal (Phenobarbital).

Danke für die Info mit den Spurenelementen, das werde ich überprüfen lassen.

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Ich war stationär in Kleinwachau und später ambulant in Bethel. Aber ich hatte/habe die absolut allerschlimmsten Medis, die man gegen Epilepsie in der Schwangerschaft nehmen kann - Valproat, sehr hoch dosiert und dann auch nicht als Monotherapie, sondern in Kombi mit Topiramat. Meine Kids hatten keine Chance gesund zur Welt zu kommen.

Aber Keppra ist doch nun wirklich neben Lamotrigin das Medikament 1. Wahl. Besser geht es doch nicht. Und Luminal, naja … ich denke hier wissen dein Neurologe, dein Gyn und du selbst am Besten, auf was man da alles achten muss.
Natürlich ist es immer besser gesund zu sein, aber du hast doch gute Medikamente und es wäre sehr viel schlimmer, während der Schwangerschaft oder gar unter der Geburt einen Anfall zu provozieren. Dein Kind kann nur durch dich leben. Dein Kind kann es ohne dich nicht geben … egal wie.

Ich hatte jedenfalls 2 tolle Schwangerschaften und 2 tolle Geburten. Beide Kinder wurden spontan entbunden nach Einleitung. Das Krankenhaus hat sehr darauf geachtet, dass die Geburt nicht zu lange ging, wegen der Epilepsie. Meine Jungs waren beide nach knapp 2 Stunden da.
Laß dir deine Schwangerschaft nicht vermiesen. Du tust doch schon alles, was du kannst.

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Ich würde gar nichts sagen und warten bis sie es sehen. Sie werden es dir schon genug versauen.
Also ehrlich. Welches Recht haben die denn?

Ich würde wie gesagt, nichts sagen, bis sie dich/euch ansprechen. Und dann würde ich komplett ehrlich sein, warum sie es nicht erfahren haben: "ihr habt mir die 1. SS schon schlecht geredet, die 2. Wollte ich genießen ohne mir eure Vorwürfe anhören zu müssen. Ihr seid nicht begeistert, dass weiß ich, deswegen werdet ihr auch daran nicht teilnehmen, damit es mir gut geht! Denn mit euren Vorwürfen stresst ihr mich und mein Kind!!"

Dafür musst du aber sehr stark sein. Allerdings wird es den Gegenwind sowie so geben 🤷‍♀️

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Du hast in deiner ersten SS echt üble Erfahrungen gemacht und ich kann verstehen, wenn du es deshalb so spät wie möglich erzählen möchtest. Allerdings ist die Situation ja nun anders - ihr habt bereits ein gesundes Kind und spätestens jetzt sieht die Familie ja, dass du durchaus ein gesundes Kind austragen und es auch versorgen kannst. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Familie deine SS nun doch etwas anders, vorallem entspannter sieht.

An deiner Stelle würde ich vielleicht die ersten 3 Monate der SS abwarten (solte man ja sowieso immer) und es ihnen danach ganz normal mitteilen. Ich würde es möglichst unvoreingenommen und sichtlich fröhlich und glücklich mitteilen - sowas wirkt nämlich sehr oft ansteckend und nicht wenige "trauen" sich dann nicht mehr total negativ zu reden ;-)

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Wir wohnten auch in einem Haus mit Schwiegereltern und 2 Brüder in einem Haus. Alles war getrennt. Wir mussten, damit wir unser Leben leben können ausziehen. Die Schwiegermutter musste sich überall einmischen. Durchwühlte sogar unseren Müll, etc. Mein Mann und ich waren fertig, es gab soviel Vorfälle, dass wir da einfach raus mussten.
Natürlich waren alle stinksauer weil wir - wie kann man nur so sein- ausgezogen sind.
Wir führen jetzt unsere Leben wie wir wollen, ohne dass uns andere dreinreden und alles besser wissen.
War die Beste Entscheidung.

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Ausziehen
Die Familie ist übergriffig und wird auch so bleiben.