Hallo,
meine Frau hat vor knapp 7 Wochen entbunden und die Erinnerung ist bei mir noch frisch. Als Erzeuger habe ich sie in den schwierigen Stunden der Entbindung natürlich begleitet und nach Kräften unterstützt.
Dennoch fühlte ich mich etwas hilflos, weil ich das Gefühl hatte, daß meine Frau den Urgewalten einer Geburt willenlos ausgeliefert ist.
Meine Frau und ich haben vor und nach der Geburt über das Erlebte gesprochen. Meine Frau konnte sich nicht vorstellen unter der Geburt
laut zu schreien, als es soweit mußte meine Frau auch so lautschreien, wie
viele andere. Die Hebi meinte noch, wenn es hilft, soll sie alles rauslassen.
Und viele Frauen schreien unter der Entbindung.
Ich habe meine Frau noch nie so emotional gesehen und als unsere Tochter da "unten rausglitt" hat meine Frau noch mal einen ordentlichen Schrei losgelassen.
Die Hebi sagte, daß in dem Moment die gesamte Anspannung der Geburt sich in einem Schlag mit einem "emotionalen" Schrei löst.
Der Durchtritt selbst wäre nicht mehr so schmerzhaft, eher ein Ziehen und Brennen, ist es in vielen Fällen eine Art "Befreiungsschrei".
Manche Frauen würden auch nur kurz mal richtig laut werden, nämlich
dann wenn das Baby kommt, andere schreien schon in den Eröffnungswehen.
Für mich war die Geburt eine absolute Grenzerfahrung, weil ich hilflos mit zusehen mußte, wie meine Frau jede Wehe und letztlich den Durchtritt des Köpfchen laut verarbeitete.
Meine Frau hat mich danach mal gefragt, ob sie wirklich sehr laut war.
Sie sagt, daß man in dem Moment der Entbindung so mit Hormonen vollgepumpt ist, daß man das eigene Verhalten nicht mehr bewußt kontrollieren kann und der Körper einen schreien läßt.
Erst später setzt wieder bewußt der Verstand ein und es einem etwas
unangenehm so "laut" bei der Entbindung zu werden.
Habt Ihr auch die gesamte Geburt als absolute Grenzerfahrung gesehen?
Wart Ihr auch "laut" geworden ohne es vorher wirklich gewollt zu haben
und war es im Nachhinein auch unangenehm, weil soo "laut" wolltet Ihr nicht werden?
An die Zweit- und Drittgebärenden, ist denn jede Geburt eine emotionale Grenzerfahrung?
Würde mich über viele Meinungen freuen.
Vielleicht kann man sich auch per PN austauschen?
Grenzerfahrungen im Kreißsaal - Wie war es bei euch?
Also erst einmal kann ich wohl sagen, dass jede Geburt einzigartig ist. Ich erwarte jetzt gerade mein drittes Kind und bin froh, dass mein Mann mir zur Seite steht.
Auch wir haben nach jeder Geburt über das dort erlebte gesprochen. Das finde ich auch wichtig, da es ja wirklich eine "emotionale Grenzerfahrung" für beide Partner ist.
Bei der ersten Geburt hatte mein Mann auch Schwierigkeiten nur zusehen zu können, und mir nicht die Schmerzen nehmen zu können. Er stand teilweise ziemlich hilflos neben mir, hielt Händchen, tupfte meine Stirn mit nem kühlen Waschlappen ab und verstand zu der Zeit nicht, dass genau das, was er da tat, genau richtig war. Er war bei mir - das war das, was ich wollte.
Bei der zweiten Geburt half er dann tatkräftig mit. Ich habe auf der Seite liegend entbunden und mein Mann hielt mein linkes Bein nach oben, während die Hebamme unseren zweiten Sohn begrüßte. Er war schon froh, dass er mir diesmal besser helfen konnte - allerdings war diese Geburt längst nicht so lang und so schmerzhaft wie die erste.
Die dritte Geburt habe ich vor auf dem Geburtshocker zu schaffen. Auch da wird mich mein Mann aktiv unterstützen müssen. Wir haben zusammen an einem GVK teilgenommen und die Hebamme hat uns gezeigt, wie der Partner helfen kann. Das fanden wir beide einfach klasse. Aber wir werden uns eh überraschen lassen müssen, denn man kann ja nie sagen, ob man unter der Geburt wirklich so entbindet, wie man es mal vorhatte.
Zu dem "laut werden": Ich selber bin eigentlich jemand, der schon im alltäglichen Leben als laut gilt. Und daher nahm ich auch an, dass ich im Kreißssal das gesamte Krankenhaus zusammenbrüllen würde.
Ich habe zeitgleich mit einer anderen Frau entbunden und wir haben uns auch gegenseitig gehört. Sie schrie während der eigentlichen Geburtsphase und sie erzählte mir später, dass sie mich bewundert hätte, da ich so leise gewesen sei ?! Ich hatte das anders in Erinnerung. Ich war fest der Meinung, dass ich richtig laut geschrieen habe. Aber mein Mann bestätigte, dass ich zwar laut tönte in allen Phasen der Wehentätigkeit, aber richtig geschrieen hätte ich nicht.
Jetzt bin ich mal gespannt, wie ich die nächste Geburt lautstärketechnisch verarbeiten werde. Es ist mir egal, wer mich wie hört. Ich entbinde dort meine Maus und wenn ich schreien sollte, dann ist das so...
liebe Grüße
Andrea (noch vier Tage bis ET)
Geburt erlebt jede/r anders.
Immer, egal, die wievielte es ist. Es ist immer etwas WUNDERbares dabei, anders als bei den Geburten vorher, aufregend, spannend , neu und doch bekannt....
Ich warte auf mein viertes Kind.
Ich habe bei keiner Geburt bisher geschrieen. Laut geatmet und gestöhnt wohl, schreien(so meine Hebamme bei der ersten Geburt) verschwendet Energie.
Ich blieb lange aufrecht(Ball sitzend, stehend), was mir mit Hilfe der Schwerkraft viel Zeit ersparte(5h, 5h, 2h - demnächst?).
Ich erinnere mich, dass ich im Krankenhaus ähnlich hilflose Gedankengänge vom Vater der Kinder hörte(ich selbst war zus ehr mit mir beschäftigt).
Bei meiner letzten Geburt blieb ich zu Hause und konnte mich völlig auf das Geburtsgeschehen einlassen(in MEINEM Tempo, MEINER Lautstärke, ohne Reinreden, nur FÜHLEN) und hatte selbst nie das Gefühl der Hilflosigkeit. Auf Nachfrage bekam ich genau diese Rückmeldung auch von meinem Partner: er musste mich vor nix schützen(Ärzte und unerwünschte Medikamente/ Schnitte,PDA etc.), konnte einfach nur DA sein, ohne etwas TUN zu müssen - Geburt ist nun mal MEINE Sache.
Im Moment der eigentlichen Geburt habe ich weder ihn noch sonst jemanden wahrgenommen, da war ich nur bei mir, in mir, beim Baby, mit dem Kind auf dem Weg.....
Unsere Nachbarn haben nichts gehört von dem Geschehen(ich war nicht extra leise, wir wohnen im Neubau und Sohn kam im Bad in der Wanne zur Welt). Waren alle ziemlich verblüfft, dass er schon da ist.
Demnächst steht wieder eine Hausgeburt an - es wird sicher anders, aufregend und eine weitere WUNDERbare Grenzerfahrung.
Ich wünsche Dir und Deiner Frau den Mut, diese Grenzerfahrung gemeinsam wieder zu erleben(laut oder leise, völlig egal!).
Alles Liebe,
Weib
Hallo,
bei mir war es auch so, dass mir während der Geburt alles egal war. Man macht sich vorher so viele Gedanken darüber, ob und wie laut man schreit, ob vielleicht irgendwo was mit raus kommt, was man eigentlich NIE jemand anderen sehen lassen möchte, und so weiter...
Auch die Erinnerung hinterher an das ganze Geburtsgeschehen ist mehr wie an einen Traum. Mir selber kam es gar nicht so lange vor, wie es eigentlich war.
Für mich war jede Geburt etwas besonderes. Die letzte war bisher für mich die schönste.
LG Sabrina