Ungeplanter Kaiserschnitt/Notkaiserschnitt - wie kommt ihr damit klar

Hallo ihr Lieben,

wer von euch hatte kurzfristig einen ungeplanten Kaiserschnitt nach schon eingesetzten Wehen oder einen Notkaiserschnitt? Wie verkraftet ihr das? Seht ihr das ganz easy oder habt ihr damit zu kämpfen? Und wie lange hat es euch noch beschäftigt?

Ich hatte vor ca. 2 Wochen nach Einleitung, 20h Wehen und Geburtsstillstand einen Kaiserschnitt und mir kommen deswegen noch oft die Tränen.
Ich weiß dass es das beste für meine Kleine war (Herztöne wurden immer schlechter) und auch für mich (war 2x ohnmächtig), aber irgendwie bin ich total enttäuscht.

Nächste Woche habe ich einen Termin bei der Cranio-Sacral Therapie für mich und die Kleine, ich hoffe dass ich es dann besser verarbeiten kann. Ob es der Kleinen damit schlecht geht, weiß ich nicht. Sie weint/schreit öfters, aber das ist mit 2 Wochen wahrscheinlich normal?

LG,
Krissi

1

Hallo liebe Crissi,

laß Dich erstmal ganz fest drücken. Es ist völlig normal, dass Du sehr traurig darüber bist, was passiert ist. Und auch der Satz "hauptsache Dein Kind ist gesund" ist wahrscheinlich ein oft gehörter, aber schwacher Trost.

Es braucht erstmal ein bisschen Zeit, das zu verarbeiten. Und manchmal ist es egal, ob der Kaiserschnitt geplant (wie bei mir) oder ungeplant gewesen ist.

Wenn Du kannst, dann schreib einen Geburtsbericht. Schreib da alles hinhein, was Dir zur Geburt einfällt. Auch warum eingeleitet werden musste. Leider ist es ja so, dass eingeleitete Geburten statistisch gesehen häufiger einen Kaiserschnitt nach sich ziehen. Es geht den Kindern damit öfter schlecht oder es kommt zu einem Geburtsstillstand.

Es gibt auch einige ganz gute Bücher, die Dir vielleicht helfen können. Da wären zu nennen: "Emotionale Narben aus Schwangerschaft und Geburt auflösen" von Brigitte Meissner oder falls Du mehr in die Ursachenforschung für Deinen Kaiserschnitt einsteigen magst und vielleicht auch daran denkst, wie es beim nächsten Kind sein könnte: "Meine Wunschgeburt" von Ute Taschner und Kathrin Scheck.

Wichtig ist am Ende, dass Du das Erlebte für Dich akzeptieren kannst, irgendwann. Verdrängen lieber nicht, denn dann kommt alles in der nächsten Schwangerschaft wieder hoch.

lieber Gruß
Lisabell

9

Danke für deine lieben Worte! Ob ich nochmal schwanger werden will, weiß ich leider nicht. Verdrängen will ich auf gar keinen Fall. Nächste Woche gehe ich zur Cranio Sacral Therapie und hoffe dass es was bringt.
Danke auch für die Buchtips, werde gleich mal danach schauen.

2

Hallo Krissi,
#liebdrueck

ich kann Dich sehr gut verstehen!

Ich hatte vor drei Jahren bei meinem Sohn auch einen Not KS nach drei Tagen Einleitung und hab lange darunter gelitten.
Mir hat geholfen mit meiner Hebamme darüber zu reden. Die meisten anderen mit denen ich geredet habe konnten meine Gefühle nicht verstehen.

Hab das Buch "KS Narbe an Körper und Seele" gelesen und fand es auch ganz gut und es gibt hier eine KS Gruppe.
Ganz schlimm wurde es als ich jetzt wieder Schwanger war, ich hab oft geweint wenn ich an die Geburt gedacht habe.
Leider kann ich Dir keine besseren Tips geben. Du brauchst einfach Zeit und rede so viel wie möglich darüber (mit Leuten die Dich verstehen)
Ganz liebe Grüße

8

Danke für deine lieben Worte. Das Buch werde ich auf jeden Fall holen.

Ob ich nochmal schwanger werden will, weiß ich nach dem Erlebnis leider nicht. :-(

3

Mein Geburtsbericht, wenn du lesen magst, ist über meine VK einzulesen.
Ich habe schlechte Tage, an denen denke ich viel nach, auch nachts, dann spielt man alles immer wieder durch.
Dann gibt es Tage, da denke ich, dass es mir fast egal ist und die Erinnerung verschwimmt.
Den Geburtsbericht zu schreiben hat mir geholfen, auch mit meiner Hebi drüber zu sprechen, ich glaub den Rest macht die Zeit.
Wenn mein Kleiner mich anlächelt verschwindet auch immer ein Stück Traurigkeit...

10

Vielen Dank für deinen Geburtsbericht, ich sehe einige Ähnlichkeiten. Noch konnte ich mich nicht überwinden meinen zu schreiben, werde ich aber auf jeden Fall in Angriff nehmen.

Ich wünsche dir alles Gute für die weitere Zeit mit deinem Kleinen.

4

Liebe Krissi,

wie bei allem kommt es ja immer auf die eigene Einstellung an wie gut/schlecht man soetwas verkraftet.
Meine persönliche Meinung ist, dass jedes Gefühl nach so einem Eingriff seine Berechtigung hat und man diesem auch nachgehen sollte.
Schwierig wird es erst dann, wenn sich alle Gedanken nur noch um dieses Thema drehen und man keinen Abschluss findet.
Aber es ist bei Dir ja erst soooo wahnsinnig kurz her, dann kommen noch die Hormone dazu die Dein Körper erstmal wieder durchschleusen muss, Deine Tochter ist noch winzig, etc, vom Babyblues mal ganz zu schweigen.
Du hast Zeit alles zu verarbeiten!!!
Hilfe dabei hast Du Dir gleich gesucht, das ist doch der richtige Weg. Manchmal merkt man schnell wenn man etwas nicht ganz allein schafft und dann ist es besser wenn man sich gleich nach einem Rettungsring umsieht!

Ich habe an meinem so genannten Not-KS (es war in Wirklichkeit keiner, das weiß ich heute zum Glück) nicht sehr zu knabbern gehabt. Klar fand ich es nicht toll, aber ich bin recht "hart im Nehmen" was solche Dinge angeht und war so selig mit meinem Kind, dass alles so gut verheilte und sonst alles wunderbar klappte, dass es mich psychisch nicht sonderlich mitgenommen hat.

Was allerdings ziemlich schnell einsetzte war das Gefühl, dass der KS nicht nötig gewesen wäre.
Diesem Gefühl bin ich dann nachgegangen, habe viel über Kaiserschnitte und die steigenden Kaiserschnittraten gelesen, hier sehr viele Erfahrungsberichte verfolgt etc.
Inzwischen steht die Geburt meines zweiten Kindes bevor, dementsprechend kam dieses Thema natürlich wieder auf den Tisch.
Ganz früh schon habe ich entschieden in einer anderen Klinik zu entbinden, mit einer Beleghebamme, noch bevor alles überhaupt irgendwie besonders weit war.

Schon nach dem ersten Gespräch mit meiner neuen Hebamme hatte ich die Bestätigung: Der KS bei meinem Sohn war nicht nötig. Das Krankenhaus hat ihn "verschuldet" bzw. nichts getan um ihn zu verhindern.
Sie hat sich die Geburt genau beschreiben lassen und die Untersuchungswerte meines Sohnes (die ja im Mutterpass stehen) nach seiner Geburt angesehen.
Bei mir steht drin "Geburtsstillstand in der Austreibungsphase mit pathologischem CTG"
Ich war ganze 60 Minuten im Kreißsaal bevor sie mich in den OP gebracht haben (soviel zum Thema Geburtsstillstand), dort hat man mich bei vollem Bewusstsein für die OP fertig gemacht, Katheder, Infusionen, Blutabnahme, Rasieren, Papiere unterschreiben, Wehenhemmer verabreichen (soviel zum Thema Notkaiserschnitt, inzwischen weiß ich dass eine Frau bei einem Not-KS in einer normalen Klinik innerhalb von zwei Minuten in Narkose ist)

Mein Sohn hatte Apgar-Werte von 9/10/10 und einen fantastischen PH Wert in der Nabelschnur (das ist bei einem vorausgegangenen pathologischen CTG nicht möglich)

Diese Informationen sind nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern reine Fakten.
Unter der Geburt habe ich darum gebeten, aufrecht bleiben und mich bewegen zu dürfen aber man hat mich an ein CTG geschnallt und mir gesagt ich müsse mich hinlegen und pressen (ich hatte keine Presswehen!!!!).

Als Erstgebärene ist man einfach dumm und denkt sich, dass die ja wissen was die machen und man da Vertrauen haben muss.

Bei mir endete das in einem Kaiserschnitt.

Ich bin psychisch heil aus der Sache rausgekommen, aber ich bin manchmal sehr wütend und über alle Maßen enttäuscht dass man mich einfach so aufgeschnitten hat.

Ich hoffe sehr auf eine komplikationslose Geburt bei meiner Tochter und meine neue Hebamme macht mir große Hoffnung dass es gelingen wird.
Natürlich wird das Risiko einer Ruptur an der alten Narbe nicht ausgeklammert, soviel ist klar. Und natürlich habe ich hier auch schon von Frauen gelesen, die eine Ruptur hatten oder denen eine Ruptur vorausgesagt wurde und die sich deshalb für einen weiteren KS entschieden haben/sich entscheiden mussten.
Erschreckend fand ich aber in diesem Zusammenhang auch, dass diese Narbenvermessungen, die manche Ärzte durchführen, in der Regel überhaupt nichts über ein erhöhtes Rupturrisiko aussagen. #schock

Ich bin froh, dass ich nicht um so eine Vermessung gebeten habe, denn ich habe geglaubt, dass könne mir bei einer Entscheidungsfindung helfen.

Letztlich bin ich nun medizinisch in guten Händen. Sollte es Komplikationen unter der Geburt geben wird ein KS gemacht. Mein KH ist darauf vorbereitet.

Ein Kaiserschnitt ist keine erstrebenswerte Sache, es ist nicht schön damit zu leben und seinen Umgang zu finden.
Er macht einen aber nicht zu einem Versager oder einer schlechteren Mutter!!!! Das darfst Du Dir bloß nicht einreden!!!
Du hattest 20 Stunden lang Wehen, Du warst am Ende einfach total erschöpft, dass muss heute keine Frau mehr aushalten... und auch kein Kind.

GLG und alles Gute
malinwell mit Bruno (17Monate) und Babymädchen (31.SSW)

13

Danke für deinen langen Beitrag. Den Geburtsbericht wollte ich auch schon anfordern, trau mich aber nicht so richtig.

Im Kreißsaal konnte ich nur so entscheiden, mir wurde nur gesagt, die Herztöne gehen immer weiter runter. Aus Angst um die kleine Maus, habe ich natürlich sofort zugestimmt. Aktuell denke ich, dass ich auf keinen Fall nochmal schwanger werden will und sowas nochmal mitmachen muss. Mal sehen, was die Zeit bringt.

5

Ich hatte noch keinen Kaiserschnitt, möchte aber gern etwas zu diesem Thema loswerden.

Ich kann schon irgendwie nachvollziehen das man so vielen Schmerzen und Arbeit enttäuscht ist, das man es nicht selbst zu Ende bringen durfte. Aber das Gefühl des Versagens das dann oft geschildert wird, kann ich garnicht verstehen. Die Entstehung eines Kindes ist so ein großes Wunder. Selbst das schwanger werden ist garnicht so leicht, schwanger bleiben auch nicht immer und am Ende dieses langen Weges kommt der Moment an dem die Mama all ihre Kräfte aufbieten muss um das Kind auf den Weg nach Draussen zu bringen.

Du hast so viel durchgemacht! Du hast so gekämpft, Schmerzen durchlitten und all deine Kräfte aufgeboten. Vor einem Notkaiserschnitt steht meist eine seeeeehr langwierige und schmerzhafte Geburt. Ich meine, selbst eine natürliche Geburt die ganz glatt läuft, ist anstrengend und schmerzhaft. Aber sich so lange so zu quälen.....

Ich habe allerhöchsten Respekt vor Frauen die das hinter sich haben. Seid ihr denn kein bisschen stolz auf euch?!

Ich höre oft das sich die betroffenen Frauen bei einem KS nach so einer langen Quälerei irgendwie betrogen fühlen. Aber das worauf es wirklich ankommt, habt ihr am Ende doch bekommen. Euer Kind.

Ich weiß, ich hab gut reden.

11

Irgendwo hast du schon recht. Es ist halt so enttäuschend. Ich habe in meiner Schwangerschaft zu bewußt gelebt wie nie. Habe Yoga gemacht, den Vorbereitungskurs, mich viel mit der Geburt auseinandergesetzt aber in keinster Weise an einen Kaiserschnitt gedacht. Und dann wurde plötzlich alles abgebrochen und ich musste zustimmen, da es um die Gesundheit meiner Maus ging. Im Nachhinen denkt man sich dann nur, wofür das alles? Warum ich?

14

Das tut mir leid :(
So richtig verstehen kann man das wohl doch nur wenn man es selbst erlebt hat.
Es ist schon ungerecht. Frauen bereiten sich intensiv auf das Geburtserlebniss vor und dann wird es ihnen genommen, während andere in der Geburt nichts anderes alsQuälerei sehen und gleich einen Kaiserschnitt wählen.

Trotzdem hoffe ich für jede Frau die darunter leidet, das sie die ganze SAche möglichst gut verarbeiten kann und eine neue Perspektive darauf erhält.

6

Hier ist mein Geburtsbericht:
http://www.urbia.de/forum/43-geburtsberichte/3678631-marlene-dramatische-geburt-mit-gluecklichem-ende-lang/23713327

Die SOS-Sectio war gestern vor 4 Wochen und mir geht es gut damit!
Auch der Kleinen ist nichts von einem Trauma anzumerken (das war bei unserer Großen damals ganz anders - Zangengeburt).

Habe mich noch im KH mit allen Beteiligten ausgetauscht und auch so viiieeel darüber geredet...

Friss die Trauer nur nicht in Dich herein, sowas geht nie gut. Kannst Du mit Deinem Mann darüber reden?

LG

7

Huhu, ich hatte nach 3 Tagen Einleiten und 5 Stunden Presswehen jede Minute auch ne Notsektion da die Herztöne von meinem Zwerg nur noch bei 70 Lagen und auch kein Ph Wert mehr bestimmt werden könnte.

Ich muss sagen mir gehts Super.
Klar hätte ich die Geburt auch gern spontan zu Ende gemacht aber es beschäftigt mich nicht weiter.
Mein Kind hat kein schaden von getragen und das ist für mich das wichtigste.

LG Sternchen mit klein Finnley :-)

12

Das ist schön. Ich wünschte ich könnte das auch besser verkraften.

15

Hallo,

ich hatte nach 6 Tagen erfolgloser Einleitung (einschließlich 2 Tage Pause) und sehr schmerzhaften Wehen einen ungeplanten KS, der mich gedanklich heute noch beschäftigt. Der Grund war, dass die Herztöne meines Kleinen immer wieder abgefallen sind und die Klinik kein Risiko eingehen wollte. Auch ich überlege mir immer wieder, ob ich der Einleitung nicht hätte zustimmen sollen, da ich dann wahrscheinlich eine vaginale Entbindung gehabt hätte. Im nachhinein war ich wohl recht naiv, da ich nicht wusste, dass Einleitungen das Risiko für Komplikationen bei einer Geburt stark erhöhen. Andererseits wäre ich der Ärztin im Kreissaal am liebsten um den Hals gefallen, als sie sagte, dass ein KS erforderlich sei. Ich war nämlich schon beim Eintreffen in den Kreissaal mit den Nerven so am Ende, dass ich eine vaginale Entbindung vermutlich weder psychisch noch physisch durchgestanden hätte.

Ich bin in dieser Hinsicht leider sehr zwiegespalten: einerseits bin ich froh, dass ich einen KS hatte, andererseits fehlt mir das Geburtserlebnis. An schlechten Tagen fühle ich mich wie eine Versagerin, da ich es nicht geschafft habe, mein Kind wie viele andere Frauen auch normal zu entbinden. Mein Mann kann mich diesbezüglich nicht verstehen und sagt, ich solle froh sein, ein gesundes Kind zu haben. Letztendlich hat er recht, das Wichtigste ist in der Tat, dass das Kind gesund ist.

16

Hi,

meine Tochter wurde auch per (Not-)Kaiserschnitt geholt aber ich muss sagen, dass ich mich deshalb weder schlecht, noch niedergeschlagen oder betrogen gefühlt habe. Bis auf die Schmerzen (die ersten Tage nach der Geburt) ging es mir gut. Denn letztendlich habe ich mein Kind! Egal wie oder durch welchen Geburtsvorgang. Bei mir war das Problem, dass sich der Muttermund nicht öffnen wollte (nur 3 cm), ich aber bereits 9 Std. in den Wehen (eingeleitet) gelegen habe und insgesamt bereits 32 Std. wach war und einfach keine Kraft mehr hatte (Wehen kamen richtig heftig gleich von Anfang an im 2 Min. Takt). Die Herztöne meiner Tochter sackten extrem ab bei jeder Wehe, sodass die Ärzte kurzer Hand entschieden sie per Kaiserschnitt zu holen, weil sie es sonst nicht schaffen würde. Warum sollte es mir jetzt schlecht gehen? Ich habe doch allein durch diese Einwilligung in den Kaiserschnitt, meinem Kind zum Leben verholfen. ;-)

Ich denke man muss manchmal versuchen es einfach auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Denn eigentlich bin ich kein Mensch, der solche Eingriffe ganz "easy" wegsteckt. Beschäftigen tut mich der Kaiserschnitt gar nicht mehr, außer ich blicke auf meine Narbe, aber ansonsten hält mich mein Kind so sehr auf Trapp, dass ich gar keine Zeit habe, über die Nachteile des Not-Kaiserschnittes nachzudenken bzw. mir deshalb ein schlechtes Gewissen zu machen.

Liebe Grüße#winke