Argumente vaginale Geburt / Kaiserschnitt

Hallo

Die Vorgeschichte: in 2018 hatte ich einen Kaiserschnitt (1. Kind) da das Kind auf 4.5 kg über 1 Woche vor Termin geschätzt wurde.

Ich bin wieder schwanger (28+6) und möchte es dieses mal gerne auf natürlichem Wege probieren.

Mein Mann und ich sind da sehr unterschiedlicher Meinungen, aber uns ist beiden klar : am Ende geht's um meinen Körper also habe ich das letzte Wort.

Nichtsdestotrotz würde ich gerne ein paar Erfahrungsberichte von euch hören.

Die Hauptargumente von meinem Mann, weshalb er lieber einen Kaiserschnitt nochmal hätte:

- das Kind ist weniger traumatisiert, da es sich nicht durch den Geburtskanal pressen muss. Unser erstes Kind war als Baby sehr pflegeleicht, hat kaum geweint und schlief sehr früh die Nacht durch. Mein Mann denkt, dass es vielleicht auch an die Geburtsmethode liegen könnte.

- weniger Gefahr, dass das Kind "stecken bleibt". Ich bin eine kleine Person und habe bis Mitte meiner 20er an Vaginismus gelitten (also starke Verkrampfungen in der Vagina) und natürlich hat er Angst, dass eine solche Verkrampfung während der Geburt auftreten könnte.

- er meint, es wäre weniger schmerzhaft, da einem die Wehen, das Pressen und die Folgen von Rissen im Intimbereich erspart bleiben.


Ich bin insbesondere mit dem letzten Punkt nicht ganz einverstanden, da die Bauch- und Narbenschmerzen nach meinem Kaiserschnitt unbeschreiblich stark waren. Der Anästhesist hatte damals sogar die Spinalanesthesie nicht setzen können (traf mehrmals die Wirbel, statt den Zwischenraum) und daher wurde es zu einer Vollnarkose, was auch körperlich belastend war.

Aber ich kann ja nicht behaupten, dass es schmerzhafter als eine natürliche Geburt ist, da ich nicht mal weiß wie sich Wehen anfühlen :/

Arzt und Hebamme sind der Meinung, dass anatomisch nichts gegen eine natürliche Geburt spricht.

Wie war es bei euch?

Danke im Voraus :)

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Dass Kinder nach einer natürlichen Geburt traumatisiert sind, halte ich für Unfug. Dann wären ja fast alle Kinder dieser Welt traumatisiert.

Es gibt auch für die Kinder durchaus Nachteile beim Kaiserschnitt. Sie werden geholt bevor sie eventuell bereit sind, es gibt manchmal Schwierigkeiten mit dem Atmen, Stillen und sie bekommen weniger Mikrobiom ab.

Ich würde mich da auf handfeste medizinische Faktoren beschränken. Letztendlich musst du aufwägen welche Faktoren für dich bei und nach Geburt relevant sind.

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Also ich habe 6 Kinder spontan ohne PDA etc geboren und keins meiner Kinder war traumatisiert.
Ich glaube nicht, dass ein Kind auf dem natürlichen Geburtsweg ( ohne Komplikationen) traumatisiert wird. Es ist das normalste auf der Welt.
Bei der normalen Geburt hast Du Geburtsschmerzen, beim Kaiserschnitt halt hinterher. Ich kann da nicht mitreden bisher, aber alle meine Freundinnen die beides erlebt haben, fanden die Schmerzen vom Kaiserschnitt schlimmer.

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Ich denke, du hast recht, es ist dein Körper. Das solltest du also entscheiden und nicht dein Mann.
Ich hatte 2019 eine sekundäre Sectio, also einen Kaiserschnitt nach vielen Stunden Wehen (Muttermund war komplett offen).
Argument Nr 1 kann ich definitiv den Wind aus den Segeln nehmen. Unser Kind war als Baby ein extrem schlechter Schläfer und alles andere als pflegeleicht. Aber gut, sie steckte ja auch schon im Geburtskanal (fest). Man hört jedoch eher, dass ein Kaiserschnitt für das Kind traumatisierend sein kann. Ich habe mal gesagt, es soll sein, wie nachts aus dem Schlaf gerissen und in einen kalten Pool geworfen zu werden. Mag aber auch übertrieben sein. In jedem Fall finde ich Argument 1 nicht als schlagkräftig. Bei mir kann Hinzu, dass ich immer das Gefühl hatte, dass die ganze Kaiserschnittgeburt traumatisch für meine Tochter war, konnte nicht sofort bonden und habe sie erst nach ca 1 h gesehen :-( War aber auch ein Notkaiserschnitt in der 37. SSW.

Zu Argument 2 kann ich nichts sagen.

Argument 3 stimme ich zu. Ich fand die Wehen deutlich(!!) schlimmer als den KS und dessen Nachwirkungen. Aber das war bei dir ja anders und wird wohl von jedem unterschiedlich empfunden. Und ich denke auch, dass man bei einer natürlichen Geburt auch ziemliche Nachwirkungen haben kann.

Ich jedenfalls tendiere nach der Erfahrung vom letzten Mal dazu, dieses mal direkt einen KS zu machen, u.a. auch da es bei mir auch an anatomischen Gegebenheiten gelegen haben kann und ich auf keinen Fall nochmal Wehen und dann in letzter Minute KS möchte.

Letztendlich ist es aber so: wenn du eine natürliche Geburt mit einem natürlichen Geburterlebnis möchtest, würde ich das auf jeden Fall durchsetzen. Ist ja klar, dass die Männer den KS besser finden, ist halt für sie viel viel stressfreien planbarer und läuft alles schön sauber ab.

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Ich schließe mich an. Eigentlich heißt es, das KS Kinder eher traumatisiert sind. Die Spontangeburt bereitet das Kind wohl auf das Leben außerhalb langsamer vor, es ist anstrengend, aber eben auch wichtig. Wasser wird aus der Lunge rausgequetscht, darum weniger Atemprobleme danach. Mikrobiom wurde auch angesprochen. Manche Kliniken machen das nach KS dann künstlich.

Es heißt, das Risiko ist bei der Spontangeburt eher beim Kind, beim KS eher bei der Mutter.

Ich hatte beides (Spontangeburt und KS). Ich fand KS schmerztechnisch sehr viel schlimmer (halt die Tage / Wochen danach), hatte allerdings keine äußeren Risse. Bei der Spontangeburt hat man auch keinen Spaß, aber es ist zeitlich überschaubar, und danach war zumindest ich durch mit allem, was unangenehm ist. Natürlich kann man Pech haben und fiese Risse o.ä. haben, die einen im schlimmsten Fall auch länger verfolgen.

Für den KS sprechen m.M. nach
- fortgeschrittenes Alter der Mutter (schwächerer Beckenboden)
- erwartete Makrosomie des Babys / BEL / Sternengucker
- sonstige Auffälligkeiten, wie plazenta bipartita
- sehr gut planbar, auch was die Risiken / Folgen angeht (keine Risse)

Für die Spontangeburt:
- "gesünder" fürs Baby
- meist ist man danach wieder total fit und kann das Baby direkt alleine versorgen
- wenn alles halbwegs glatt geht, keine wochenlangen Schmerzen, keine Schmerzmittel nach Geburt
- leichterer Stillstart
- aufgrund des Makrobioms evtl. bessere Darmflora beim Baby, darum weniger Probleme mit Koliken, etc

Ich finde, man kann nicht eindeutig so oder so antworten. Beides hat Risiken. Beides hat Vor- und Nachteile.

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Ich hatte Sectios und eine spontane Geburt. Die Sectios waren keine Wunschsectios. Die erste Sectio wegen Geburtsstilstand, die zweite Geburt war spontan, die dritte eine Notsectio. Danach durfte ich wegen zwei Sectios nicht mehr spontan gebären.

Die spontane Geburt würde ich grundsätzlich einer Sectio vorziehen.
Vorteile einer Spontan- Geburt:
(+) die Schmerzen danach sind im Vergleich zur Sectio gering
(+) Keine Narbe und dadurch Gefahr bei weiteren Schwangerschaften
(+) Babies profitieren von Presswehen und sollen weniger Atemprobleme haben als die mit Sectios
(+) Das Baby gleich auf dem Bauch zu spüren, ist unbeschreiblich toll. Bei der Sectio musst du noch eine halbe Stunde warten, da du noch genäht wirst.
(+) Du kannst nach der Geburt aufstehen und bist beweglicher beim Stillen.
(+) Du darfst auch mehr tragen als nach einer Sectio.

Vorteile einer Sectio:
(+) planbar
(+) Weniger Geburtsschmerzen während der Geburt (Narkose)

Eine Sectio ist eine Operation und hat auch Risiken.
Eine spontane Geburt hat ebenfalls Risiken.

Bezüglich der Verkrampfung frage deinen Frauenarzt und den in der Geburtsklinik danach.

Meine Kinder sind alle pflegeleicht. Durchgeschlafen haben alle erst mit 8/9 Monaten. Zwischendurch müssten sie gestillt werden und schliefen danach weiter.
Einen Unterschied wegen der Geburtsmethode kann ich bei uns nicht feststellen.

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Hallo,
Mein erstes Kind kam vaginal mit einigen Geburtskomplikationen (wer hat die nicht ? :) ) gesund zur Welt.
Er war super pflegeleicht.
Ich denke nicht, daß generell der Geburtsweg am Wesen was ändert.

Wie eine meiner Vorredner schon sagte, hör auf die medizinische Einschätzung, welche Geburt es werden soll.

Vg

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Nur ganz kurz da keine Zeit: ich hatte 30 Stunden Wehen und einen Kaiserschnitt und würde mich nie im Leben nochmal zu einer natürlichen Geburt zwingen lassen, eher mir selbst den Bauch aufschneiden lassen. Natürlich war der KS danach nicht super angenehm, aber kein Vergleuch zu den Wehen. Ich habe für mich persönlich noch deutlich mehr Argumente die für einen Kaiserschnitt sprechen und so ziemlich keines, was für eine vaginale Geburt spricht. Wenn du dich aber mit vaginaler Geburt wohler fühlst, würde ich das auf jeden Fall machen, egal was dein Mann sagt. DU musst am Ende mit der Entscheidung leben.

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Hallo,
wie gut ich Eure Überlegungen nachvollziehen kann.
Ich hatte mir in der Jugend das Steißbein gebrochen und aufgrund schlechter Betreuung während der Geburt brach es erneut. Da der kleine nicht tiefer rutschen konnte, dehnte sich der Damm nicht und riss enorm bis zum Schließmuskel. Die Heilung dauerte definitiv länger als mancher KS, weshalb für mich damals klar war, wenn’s ein zweites gibt, dann nur per Ks.
Und dann saß ich da, fast sieben Jahre später zum Geburtsgespräch mit dem Arzt in der Klinik (wegen Schwangerschaftsdiabetes) und der Arzt meinte, aufgrund der damaligen recht heftigen Geburtsverletzung komme für ihn nur ein KS bei 37+0 in frage. Wahrscheinlich bricht das Steißbein erneut, müsste danach operiert werden und ich hätte auf ewig schmerzen. Ebenso wäre es sehr wahrscheinlich, dass der Schließmuskel wieder schaden nimmt und ich auf ewig stuhlinkontinent sei. Danach saß ich heulend zuhause und mir war klar, ich will keinen KS. Ich will nicht, dass man mein Baby rausschneidet, ich will die Geburt mit ihm zusammen schaffen. Ich sprach mit meiner nachsorgehebamme und meiner FÄ und suchte das Krankenhaus auf, in dem ich den Großen schon bekommen hatte und in das ich nicht mehr gehen wollte. Die machen aber auch Geburten aus BEL, sind also „risikofreudiger“. Der Arzt dort war super lieb, sprach mir mut zu für eine natürliche Geburt, schätzte das Baby aber recht schwer.
Meine FÄ bekam später ebenfalls ein recht hohes schätzgewicht mit über 4 kg und schickte mich zur Einleitung. An ET+3 wurde ich eingeleitet, zu unser aller Überraschung war er ein paar Stunden später da. Vollkommen reif, fast 4,3 kg und 56 cm, 990 Gramm mehr als sein Bruder damals und ich hatte lediglich einen Dammriss 1. Grades, ging 12 Stunden später wieder heim und war drei Tage später wieder spazieren. Ich bin übrigens auch ein zierliches Persönchen mit 162 cm auf gut 55 kg vor der SS.
Ich bin soooo dankbar, dass ich mich für eine natürliche Geburt entschieden habe.
Der Große war - und ist - recht anstrengend, sein kleiner Bruder ist viel entspannter. Ich bin überzeugt, dass der große kein Geburtstrauma hat, sondern eben einfach so ist. Das ist sein Charakter.
Hör mal in dich rein, besprecht eure sorgen und Ängste mit der Nachsorgehebamme und auch beim Gespräch in der Klinik und entscheidet dann. Der Arzt in der Klinik, in der ich letztendlich entbunden habe, meinte, wenn ich unter der Geburt das Gefühl habe, dass etwas nicht nach Plan läuft/das Kind wieder nicht tiefer rutschen könne, könne jederzeit ein KS gemacht werden. Ich bin also mit einem super guten Gefühl in die Geburt gegangen. Hatte während der Geburt aber nicht einmal das Gefühl, dass etwas nicht gut läuft.
Du wirst dich richtig entscheiden.
Schönen Sonntag noch und alles gute 🍀

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Kaiserschnitt kann bei mir notwendig sein, ist noch nicht klar. Ich möchte ihn eigentlich nicht. Bei der 1. Geburt habe ich vaginal entbunden. Ja, die Wehen waren sehr schmerzhaft, aber mit PDA gut auszuhalten. Als unser Sohn draußen war, waren alle Schmerzen weg. Ich hatte einen Dammschnitt, aber schmerzhaft war er nicht. Lediglich die Narbe hat anfangs beim Sitzen gedrückt, aber nach dem Ziehen der Fäden war es gut. Ja, der Beckenboden musste wieder fit werden, aber auch eine Schwangerschaft belastet diesen sehr und kann ihm nachhaltig schaden.
Babys, die per Kaiserschnitt geboren wurden, haben öfter Anpassungsschwierigkeiten. Der Weg durch den Geburtskanal stärkt zudem das Immunsystem. Unser Sohn steckte mit den Schultern fest, nur kurz, aber immerhin. Trotzdem war er unglaublich pflegeleicht und ruhig. Mein Bauch war nach einem Tag flach, die Rückbildung der Gebärmutter ging sehr schnell. FreundInnen mit Kaiserschnitt hatten oft noch lange einen Bauch. Die Schmerzen nach dem Kaiserschnitt sind nicht zu unterschätzen und manche sind sehr eingeschränkt, was die Versorgung des Babys angeht.
Ich würde die natürliche Geburt wählen.

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Ich kann noch nicht viel zu den Thema beisteuern, da ich nur eine vaginale Geburt hatte.
Kurz aber hier zum Thema Bauch: mein Bauch ist 5 Monate nach der Spontangeburt immer noch so präsent wie zwei Wochen nach der Geburt. Also das kann leider auch bei einer vaginalen Geburt ein Problem sein :-(

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Das der Bauch bleibt, kann ich nicht bestätigen. Ca 2 Wochen nach meinen Kaiserschnitt hat man mir die Schwangerschaft nicht mehr angesehen und der Bauch war weg. Ich denke das kommt auf die Person an 🙂