Geburtstrauma…eventueller Trigger

Hallo,

ich hoffe ich bin hier richtig und eventuell hat hier jemand einen Rat für mich.

2020 habe ich mein erstes Kind per Notkaiserschnitt in der 34.SSW entbunden. Es war sehr traumatisch weil es sehr plötzlich von einem Moment auf den anderen so kam und ich wegen Corona auch leider alleine war. Damals habe ich mir immer damit geholfen, dass es notwendig war, weil ansonsten dem Baby was passiert wäre und es so einfach das beste für das Kind war. Wegen der Narkose und schwerer Kreislaufprobleme konnte ich das Kind (da auf Neo) erst einige Stunden später sehen. Das Kind hat sich einfach super entwickelt und mehr als aufgeholt. 2021 sind wir das Thema Geschwisterkind angegangen unter Behandlung eines Risikoschwangerschaftsspezialisten. Dank diesem haben wir es bis 37+0 geschafft und es wurde ein geplanten KS angesetzt wegen diverser Komplikationen. Ich hab mich schnell damit abgefunden nie normal entbinden zu können und hab mich gefreut dieses Mal wenigstens den ersten Schrei des Babys zu hören.
Leider war es aber so, dass die Spinale nicht gewirkt hat, und ich wieder in Vollnarkose gelegt werden musste. Wieder hab ich den ersten Schrei verpasst und wieder durfte mein Mann nicht mit in den Op(wenigstens war er dieses Mal vor Ort). Das Baby ist gesund und munter, das heißt wir haben zwei tolle gesunde Kinder und ich weiß dass das mehr ist als viele andere haben, aber diese „Geburten“ lassen mich nicht los, es triggert mich sehr und macht mich unendlich traurig. Wenn ich daran denke kommen mir immer die Tränen und ich weiß nicht wie ich das verarbeiten kann. Vielleicht ist es auch etwas übertrieben, aber ich empfinde einfach so. Ging es jemandem ähnlich? Was konntet ihr dagegen tun? Liebe Grüße

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Hallo,

Nein, es ist gar nicht übertrieben. Diese Art von Geburten machen mit einem etwas, das frisst sich richtig in die Seele....
Meine Geschichte ist ähnlich und trotzdem anders. Habe 2020 im 1.Lockdown ebenfalls mein 1.Kind per Notsectio in Vollnarkose bekommen, habe vor der Sectio viele Interventionen gehabt, Geburtsgewalt erlebt und bin bis heute davon traumatisiert.
Vor nichtmal 2 Wochen hab ich dann mein 2.Kind bekommen, leider in sekundärer Sectio.
Ich wollte gerne eine Vollnarkose, aber man hat mich überredet eine Spinale zu machen, die leider sehr schwierig war und es kurz Komplikationen gab, wo ich dachte zu sterben.
Die zweite Geburt hat mich trotz allem nicht retraumatisiert, aber ich habe daran zu knabbern, wie es geendet ist und dass ich diese furchtbare Angst hatte meine Kinder zurückzulassen.
Vor der zweiten Geburt habe ich beim Hilfetelefon für schwierige Geburten angerufen und das hat mir unglaublich gut getan, um nicht in völlige Panik zu verfallen. Da werde ich auch nochmal anrufen, um auch diese Geburt "loswerden" zu können. Kann ich dir wirklich empfehlen, ist anonym und kostenlos.
Ich habe mir vorgenommen, wenn ich merke dass es nicht besser wird eine Traumatherapie zu machen, vielleicht wäre das auch eine Option für dich?

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Hallo,

mir ging es ähnlich. Ich hatte zwar eine Spontangeburt, aber mein Sohn musste fast 4 Wochen auf die Intensivstation (obwohl ET + 4) Später bekam ich dann noch eine Wochenbettdepression.

Ich musste die Geburt auch in einer Therapie aufarbeiten.

Sollte ich nochmal schwanger werden, möchte ich auf jeden Fall einen geplanten Kaiserschnitt.

Liebe Grüße

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Auch ich sage, du übertreibst ganz und gar nicht. Auch ich habe eine traumatische Geburt erlebt (Einleitung, Wehenstürme über Stunden, sekundäre Sectio) und mir ging es viele Monate nicht gut damit.
Ich war dann für mehrere Sitzungen bei einer Psychologin, die sich auf Geburt und Geburtstrauma spezialisiert hat. Ich kannte sie schon aus einem Kurs in der Schwangerschaft, das hat mir geholfen mich relativ schnell auf ihre Hilfe einzulassen. Leider musste ich die Kosten selbst tragen, da sie noch in ihrer Psychotherapeuten-Weiterbildung ist. Es war mir aber in dem Fall wert, da ich so sehr schnell einen Termin bekommen habe und eben jemanden hatte den ich schon kannte und die spezialisiert ist.
Suche dir auf jeden Fall jemanden zum Reden, ob Hilfetelefon, Psychologe oder privat. Es hilft, du bist weder allein mit dieser Situation, noch musst du das alleine für dich verarbeiten.

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Mir ging es nach der ersten, sehr schlimmen Geburt (ebenfalls Notsectio) sehr ähnlich. Ich konnte monatelang nicht darüber reden, ohne in Tränen auszubrechen. Was mir sehr geholfen hat, war das Gespräch mit der Ärztin in der Klinik, wo wir wirklich alles durchgegangen sind, und anschließend viele Gespräche mit der Hebamme. Wenn sich dadurch bei dir keine Besserung einstellt, würde ich auf jeden Fall einen Psychologen aufsuchen, der Erfahrung in dem Bereich hat. Man muss sich da nicht schämen, es ist eine traumatische Erfahrung gewesen, viele Hoffnungen wurden enttäuscht und wenn die zweite Geburt dann auch noch danebengeht, obwohl sie durch gute Planung die erste etwas hätte wettmachen können, ist das furchtbar. Meine Resectio konnte mich mit der wirklich grauenvollen ersten Geburt etwas versöhnen, aber ich hatte riesige Angst davor, dass etwas schiefgeht - dann wäre es mir sicher so wie dir gegangen. Deswegen such dir wirklich Hilfe, niemand muss das alleine verarbeiten oder ewig hoffen, dass es besser wird. Es ist ja alles verlorene Zeit, je länger man wartet.

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Vielleicht kann ich dir zu einer etwas anderen Sichtweise verhelfen, vielleicht ist es ein Trost.
Ich selbst habe zwei Hausgeburten gehabt, man würde wohl sagen ziemliche Traumgeburten. Das Resultat dieser Geburten war jedoch ein völlig zerstörter Beckenboden bei mir. Ich habe nach der zweiten Geburt über 1 Jahr kaum laufen können wegen komplexer Muskel- und Nervenschäden, mittlerweile bin ich operiert, aber sowas wie rennen wird mein Körper wohl nie wieder mitmachen. Glaube mir, über so etwas leidet die ganze Familie. Und es ist nicht so selten. Was glaubst du wie sehr ich die Kaiserschnitt Mütter beneide, deren Intimzone noch intakt ist? Ich hänge dir mal einen interessanten Link an:
https://geburtsrisiken.de/