Hallo ihr Lieben,
Wir bekommen im Februar unser erstes Kind. Wenn man im Freundeskreis mit Eltern über Geburten spricht, bekommt man natürlich von den Frauen eine ausführliche Beschreibung des ganzen Leids. Beziehungsweise beschreiben die Frauen die Geburt meist als ein Wechselbad aus unerträglichen Schmerzen und den schönsten Stunden ihres Lebens. Soweit kann ich mir das als Frau auch lebhaft vorstellen, ohne jedoch natürlich genau zu wissen, was auf mich zukommt.
Fragt man die Männer, so beschreiben sie die Geburt eigentlich allesamt als traumatisch. Sie fühlen sich machtlos, hilflos, schauen der Frau beim Leiden zu, werden die ganze Zeit angemeckert und herumkommandiert oder bekommen ihre Gliedmaßen zerquetscht, aber müssen das still ertragen, weil die Frau ja die Arbeit macht. Wenn sie darüber sprechen, werden sie meist auch von der Frau dann abgebügelt , weil sie ja nun den einfacheren Part hatten und nicht jammern dürfen. Aber ist das tatsächlich so? Klar hat die Frau den deutlich schmerzhafteren Part, aber auch für den Mann ändert sich in diesen Stunden alles und irgendwie legen diese Stunden ja den Grundstein für die gemeinsame Elternschaft.
Nun war ich noch nie in der Situation, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich während der Geburt andere Sorgen habe, als dem Partner die Zeit möglichst angenehm zu gestalten , aber kann man im Vorfeld etwas dazu beitragen, die Geburt für beide "angenehm" zu machen?
Für Frauen gibt es zahlreiche Ratgeber, wie die Geburt selbstbestimmt und harmonisch verlaufen kann. Gibt es soetwas auch für Männer? Kann man im Vorfeld Absprachen treffen, die es auch dem Mann ermöglichen, eine möglichst schöne Geburt zu erleben?
Kann man mit dem Mann Dinge vereinbaren bzw. Ihn irgendwie so einbinden, dass er sich nicht hilflos fühlt, sondern das Gefühl hat, seinen Teil dazu beizutragen?
Alles jetzt mal abgesehen vom normalen Geburtsvorbereitungskurs. Den hatten die Männer in meinem Umfeld auch und haben sich trotzdem nicht vorbereitet gefühlt.
(Wie) kann man den Mann auf die Geburt vorbereiten?
Meinem Mann hat der Austausch mit anderen Vätern geholfen, was die so von der Geburt ihrer Kinder erzählt haben.
Meine Hebamme hat zudem beim Geburtsvorbereitungskurs einen Partnerabend angeboten, bei dem den Männern gezeigt wurde, wie sie vllt. unterstützen können und danach waren die werdenden Papas noch auf ein Bierchen, das war glaub ich auch nicht schlecht 😉
Ansonsten: Redet miteinander. Wichtig war mir, dass mein Partner weiß, egal was ich sage oder tue; es ist nicht böse gemeint sondern der Situation geschuldet. So kam es dann auch. Der Ärmste hat sich nach Kräften bemüht, mir irgendwie zu helfen, wollte mich massieren, beim atmen anleiten etc. wie halt im Kurs gelernt, ich war aber einfach nur genervt, wollte meine Ruhe, nicht angefasst werden und habe ihm das auch (nicht besonders freundlich) gesagt 😬 Heute lachen wir drüber, ich bin trotzdem unendlich froh dass er dabei war, und er wusste, es ist nichts persönliches sondern einfach den Schmerzen geschuldet. Dass zu wissen und sich dadurch nicht gekränkt zu fühlen ist glaub ich schon die halbe Miete.
Ansonsten hat mein Mann noch das Papa-Handbuch (ich glaube von GU?) gelesen und fand es auch ganz informativ und nützlich
Mein Mann ist froh, dass ich ihm einmal erklärt hab, was bei einer Geburt passiert, dass es sein kann, dass ich schreie wie am Spieß, motze etc. (also wirklich ICH, kein Buch oder sowas) und dass wir darüber gesprochen haben, was ich mir wünsche, aber auch was er sich wünscht.
Er meinte, er dachte zwischenzeitlich, dass ich sterbe und hat sich dann daran erinnert, was ich ihm gesagt habe, und das hat ihn beruhigt.
Ich wünsche euch eine ganz schöne Geburt! 🍀🎉❤️
Ich glaube so wie man sich als Frau nicht vorbereiten kann.. kann man das auch als Mann nicht..
Obwohl ich anatomisch genau erklären kann wie eine Geburt vor sich geht, und noch viel gelesen hab, kann man sich das doch nicht vorstellen..
Mein Freund dem ich viel erklärt hab etc. War trotzdem komplett von den Socken. War definitiv ein Trauma. Er hat den Geburtsvorgang wohl 1:1 unseren kinderlosen Nachbarn erzählt 😅 waren nun mal die ersten die zum gratulieren da waren 🙈🤷♀️
Was dem Gatten half: er hätte jederzeit gehen können. Ohne Diskussionen. Ansonsten...er ist Biologe. Theoretisch war er perfekt vorbereitet 😁
Ich kenne ehrlich gesagt keinen Mann, der von seiner Frau hinterher abgebügelt wurde. Der Mann einer Freundin musste währenddessen weinen, als sie am Ende vor Schmerzen dachte zu sterben - das hat nie jemand von uns komisch gefunden oder irgendwie lächerlich gemacht. Genau so wie sich die Reaktionen der Frau nicht voraussagen lassen, ist es bei Männern. Man hat das eben alles noch nie gemacht.
Unsere Hebamme hat im Geburtsvorbereitungskurs gesagt, dass sie noch nie, in 20 Jahren im Job, einen Mann hatte, der gehen musste. Das A und O ist eine gute Vorbereitung im Sinne von "Wissen". Uns hat das beiden sehr geholfen, dass wir die Abläufe zusammen erklärt bekommen haben, alle noch so dummen Fragen stellen konnten und die möglichen Instrumente befingern durften Man wusste also, was grob auf einen zukommt. Aber so wirklich vereinbaren, was der Mann dann tun soll, kann man eigentlich nicht - weil man keine Ahnung hat, was man dann will und braucht. Und weil letztlich jede Geburt anders ist.
Wir hatten über verschiedene Dinge gesprochen, z.B. "Nabelschnur durchschneiden, ja oder nein" und anderes, wo man sich vorher klar werden muss, ob man es will. Und ansonsten muss man vielleicht als Mann von Anfang an die Haltung haben, dass "dabei sein und tun, was einem von Frau / Hebamme / Arzt gesagt wird und ggf. die Stimme der Frau sein, wenn etwas gegen ihren Willen gemacht werden soll" das ist, was man beiträgt. Mehr geht kaum. Man sollte es nicht im Vorfeld so aufladen, denn dann hat man zu hohe Erwartungen, denke ich.
Angenehm war es für uns beide dadurch, dass wir viel wussten und uns im Klaren waren, dass das eine Ausnahmesituation wird - meine miese Stimmung währenddessen hat meinen Mann also eher amüsiert (im Sinne von "habe es genau so erwartet") als vergrault
Wie sollte man es ihm denn angenehm machen?
Meiner durfte den kotzbeutel halten und ich bin mir sicher, dass er auch was abbekommen hat. Dann hat ja noch die PDA nachgelassen und ich habe geweint, weil ich dachte, ich bekomme keine Schmerzmittel mehr - ohne die, ich mich ja übergeben musste..
Außerdem ist er gerade aus dem Bad gekommen, als die Hebamme die Plazenta hochgehalten hat, um sie mir zu zeigen 😅😅.
Ansonsten habe ich auf Grund der PDA auch viel geschlafen und er hat gesnackt, auf seinem handy gedaddelt und sich mit der hebamme unterhalten. Er würde es, glaube ich, nicht unbedingt als traumatisch beschreiben. 🤷♀️
Laut der hebamme im GVK Kurs haben wir Frauen den Segen des Vergessens, die Männer nicht. Als Frau ist häufig die Erinnerung sehr verschwommen, Männer wissen es halt leider noch sehr genau 😅
Bei mir im Freundeskreis habe ich andere Erfahrungen gemacht. Die Männer, inklusive meiner, waren meist sehr happy, dabei sein zu dürfen und haben es als aufregendes, gemeinsames Erlebnis wahrgenommen. Es war ihnen wichtig, für die Partnerin da zu sein, das war eben ein Moment in dem es mal nur um eine Person ging. Keiner würde was ändern wollen und die Grundeinstellung ist eher, dass sie froh waren, in diesem schweren Moment an der Seite der Partnerin zu stehen. Wenn der Mann das Gefühl hat, nichts machen zu können, macht er was falsch. Gemeinsame Atemübungen, daran denken, dass die Frau regelmäßig trinkt, Hände massieren, rücken streicheln, sinnloses Zeug reden zum ablenken (mein Mann hat fiktiv den ersten gemeinsamen Urlaub mit Baby geplant 😃), kuschelsocken bereit halten. Dafür sorgen, dass die Wünsche der Frau durchgesetzt werden (ganz wichtig, du hast in dem Moment andere Probleme!). Es gibt da so vieles, überlegt doch gemeinsam vorab, was er da für dich machen kann, ob es bestimmte Dinge gibt, die es dir leichter machen. Dann hat er eine Aufgabe und nimmt aktiv teil. Wichtig war aus meiner Sicht, dass der Mann schonungslos weiß, was auf ihn zukommt, in unseren Vorbereitungskurs wurden tatsächlich Fotos und Videos gezeigt. Mein bester Freund ist nach der Geburt sogar in Tränen ausgebrochen, weil er so überwältigt war :) und natürlich kannst du dahingehend beitragen, dass du ihn nicht beschimpfst bei der Geburt 😃 die Männer, die dabei waren haben deutlich mehr Respekt vor der Geburt, als die anderen 😃
vielleicht hilft es auch, vorher über bestimmte Dinge zu sprechen, wie, was passiert, wenn ein notkaiserschnitt notwendig wird, wie läuft das ab, was bedeutet ein geweiteter Muttermund, willst du eine pda etc. Je mehr der Partner von den Vorgängen weiß, desto sicherer ist er auch.
Macht euch nicht verrückt, packt was zu essen und trinken ein und erlebt das gemeinsame Abenteuer und unterstützt euch. Immerhin gibt es die schönste Belohnung überhaupt 🤗
Alles Gute!
Also bei meiner ersten Geburt bildete ich mir ein ich müsste meinen Mann dabei haben
Im Endeffekt fokussierte ich mich viel zu sehr darauf was ER tun könnte um es mir angenehmer zu machen aber er nicht so hinbekam weiblich wollte und wurde sauer auf ihn
War nur energieraubend.. wobei es dann zum KS kam und da war ich doch sehr froh ihn als seelische Unterstützung bei mir zu haben
Bei meiner nächsten Geburt 18 Monate später konnte er nicht mit da wir niemanden für die große hatten und siehe da - es wurde eine ruhige angenehme Spontangeburt bei der ich mich völlig auf mich konzentrierte
Es war wirklich ein Traum
Bei der nächsten Geburt 16 Monate später durfte ich wieder spontan und alleine entbinden - mein Mann durfte sich das alles auf MEINEN Wunsch hin ersparen
Ich empfand ihn mehr als störend da er so nervös und hilflos war
Er wollte bei der ersten Geburt schon nicht dabei sein aus Furcht mich unter den Schmerzen zu sehen, doch ich meinte er MUSS mitkommen - ich bräuchte ihn ja
Wir Frauen nehmen Männer und ihre Bedenken nicht ernst genug, deshalb finde ich es toll dass du dir ernsthaft darüber Gedanken machst wie es deinem Mann ergehen könnte
Ich denke mittlerweile eine Geburt ist schon doch Frauensache eine Freundin oder Mama weiß vll eher was man braucht, wie man helfen kann
Aber das ist Ansichtssache
Ich finde das immer schwierig, dieses "Frauen nehmen die Bedenken der Männer nicht ernst genug". Es ist doch für beide eine absolute Ausnahmesituation, auch die Frau hat einen Haufen Bedenken, Sorgen, Ängste, aber eben keine Wahl. Für mich wäre das echt seltsam gewesen, wenn mein Mann in der Stunde der Not bewusst nicht dabei gewesen wäre. Es sagt doch auch keine Frau "Sorry, aber ich ertrage es leider nicht, meinen Mann nach dem Unfall / einer schweren OP so hilflos auf der Intensivstation zu sehen oder sich bei der Reha mit Schmerzen quälend, vielleicht könnte seine Mutter kommen...?" - das würde doch niemand machen, oder?
In guten wie in schlechten Zeiten, und eine Geburt ist eben stundenlang erstmal eher ne schlechte Zeit, bevor sie gut wird
Wir hatten einen gemeinsamen Geburtsvorbereitungskurs und ich werde dir gern im Dezember verraten, ob er bezüglich deiner Frage nützlich war.
Jedenfalls weiß mein Mann nun genau Bescheid, was seine Aufgaben sind, wie wichtig diese sind und nimmt diese bereits jetzt schon sehr ernst. Er freut sich auf die Geburt und darauf, mich dabei aktiv zu unterstützen. Er weiß auch, dass er selbst für sein eigenes Wohl sorgen muss, damit meine Gedanken komplett bei mir bleiben ☺️
Hoffen wir mal, dass wir das Gelernte auch so toll umsetzen können, wenn es soweit ist 🙈