Baby (nicht) lieben?

Hallo zusammen,

ich weiß gar nicht, was ich nun erwarte. Vielleicht hat jemand Tipps oder kann gut Zureden.

Ich habe vor einer Woche entbunden, die Geburt war sehr traumatisch. Meinem Baby geht es super, mir leider nicht.
Ich hab seitdem öfter den Gedanken, warum ich das Baby denn überhaupt bekommen habe. Das große Kind ist gerade ständig enttäuscht, muss zurückstecken und macht das verhältnismäßig super, aber es tut mir so unendlich leid.
Die Geburt war so, dass es wirklich kritisch um mich stand und ich verteufel mich dafür zu denken, dass das Baby schuld ist, aber manchmal kommt genau dieser Gedanke.

Ich hab absolute Panik, mit dem Baby alleine zu sein. Mein Mann muss immer in der Nähe sein. Ich kann die Bedürfnisse nicht lesen, wenn es schreit breche ich in Tränen aus und kann mir nicht helfen. Wenn es mal schläft und auf meinem Bauch liegt bin ich aber unfassbar glücklich über dieses kleine Wunder.
Am liebsten würde ich es aber trotzdem bei seinem Papa lassen und mich nur um mein großes Kind kümmern.

Mein Mann muss bald wieder arbeiten gehen und wir haben leider niemanden, der uns helfen kann.

Habt ihr Tipps?

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Vor fast genau 25 Monaten habe ich unser 4. Kind entbunden. Die Geburt endete in einer sekundären Sectio, was ja eigentlich nicht so tragisch sein sollte, leider wurde dabei unsauber gearbeitet und ich landete mit einer Sepsis auf der Intensivstation. Meinem Mann sagte man, er solle nicht damit rechnen, dass ich wieder herauskomme. Es war alles sehr düster und beklemmend. Die meiste Zeit, machte ich mir darüber Gedanken, wie sich unsere anderen Kinder dem Baby gegenüber verhalten würden, wenn ich sterbe. Dann fragte ich mich, (wir waren fast eine Woche voneinander getrennt) ob ich ihn lieben würde, weil wir keinerlei Zeit für Bonding hatten. All jene Gedanken, die man hat, wenn man alleine ist und zuviel Zeit hat.
Zumindest das war kein Problem, sobald ich ihn wieder hatte, war alles an Liebe da, wie ich es von den anderen kannte, aber allgegenwärtig war das Gefühl versagt zu haben. Meine Familie in Trauer und Verzweiflung gestürzt zu haben. Meine Kinder hatten wahnsinnige Angst und ich war daran Schuld, nur weil ich es nicht schaffte, dieses Kind normal auf die Welt zu bringen.

Um wieder in die Spur zu kommen, habe ich eine Expertin für Geburtstraumata aufgesucht und über mehrere Monate hinweg, dieses Erlebnis aufgearbeitet. Ich hatte Angst, dass sonst ein normales Leben gar nicht möglich gewesen wäre, weil ich ständig in dunkle Abgründe gerutscht bin, die immer schwerer zu verlassen waren.

Das möchte ich dir auch empfehlen. Es braucht Zeit, es ist Arbeit, aber es lohnt sich. Ich arbeitete selber in diesem Bereich und das Schwerste war, mir gegenüber einzugestehen, dass ich alleine diese Situation nicht lösen konnte.
Schon darüber zu sprechen kann helfen.

Viel Glück. #blume

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Hast du eine Hebamme? Sprich mit ihr darüber! Zur Not auch mit deiner Frauenärztin! Die sind für sowas da.

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Deine Worte lesen sich wirklich dramatisch.
Es tut mir wahnsinnig leid, dass du in so einer Situation bist.

Bitte suche schnell das Gespräch mit Fachleuten.
Hast du eine hebamme?
Ansonsten dein Gyn oder auch dein Hausarzt.
Schau bitte, ob es in deiner nähe eine Hilfe Möglichkeit für Frauen mit solch traumatischen Erfahrungen gemacht haben, gibt. Selbsthilfegrupoen, Vereine etc.
Du bist nicht alleine. Leider machen zu viele Frauen in unserem Land traumatische Geburtserfahrungen.
Es gibt nichts, wofür du dich schämen musst.

Ich hatte nach der Geburt eine Wochenbettdepression, war damals aber schon on psychartrischer und psychologischer Behandlung.

Bitte erkundige dich nach ersten Hilfen. Auch da gibt es Vereine, die Familien nach solchen Erfahrungen erstmal unterstützen.

Ich wünsche dir und euch, dass du diese Erfahrung verarbeiten kannst. Alles Gute

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Die Geburt ist grade mal eine Woche her, du bist noch mitten im Hormonchaos.
Als mein 1. Sohn vor über 20 Jahren geboren wurde, war es auch ein hektischer Not-KS unter Vollnarkose.
Als ich wach wurde, lag er bereits fertig angezogen im Arm meines Mannes und diese Szene kam mir völlig unwirklich vor. Als hätten sie meinem Mann eine Spielzeugpuppe in den Arm gedrückt.
Ich wollte ihn nicht halten, nicht anlegen, nichts. Ich wollte nur meine Ruhe haben und ließ ihn so oft wie möglich im Schwesternzimmer. Nach 3 Tagen habe ich ihn überhaupt das erste Mal angelegt zum stillen. Aber dann irgendwann in der Nacht bin ich zum Stillen gewackelt, wir guckten uns verpennt an und zack war da Liebe.
Allerdings habe ich mich noch ziemlich lange schwer getan mit meiner neuen Rolle und habe die ersten 3 Wochen quasi jeden Tag geheult. Da konnte mir niemand helfen, keine Hebamme, kein Mann, nix. Es war alles schwarz--ich habe meinen Sohn pflichtbewusst versorgt, mit ihm gespielt, aber ich hatte wenig Spaß an der Sache.
Es wurde besser, aber erst langsam. Alles alles Gute!!!

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Hallo,

Such dir unbedingt professionelle Hilfe.
Sprich deine Hebamme oder Frauenärztin an. Deine Gefühle sind normal und auch nicht ungewöhnlich nach traumatischen Geburt.

Das Problem ist aber, dass die Umwelt oft wenig konstruktiv mit der Situation umgeht.

Ich bin quasi vom Fach und versuche da zunehmend aufzuklären.
Es gibt auch Selbsthilfegruppen.

Ganz aktuell gibt es einen Zeit Podcast der dir vielleicht weiterhilft. Die geben in den Shownotes auch Kontakte weiter.
"Ist das normal" heißt der Podcast und die Folge "der schlimmste Satz nach der Geburt: Hauptsache, alles ist gut gegangen".

Der ist auch kostenlos.

Du wirst es verarbeiten können! Aber vermutlich nicht allein.

Alles Gute

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Hört sich nach Wochenbettdepression an. Vielleicht sogar eine Posttraumatische Belastungsstörung, da die Geburt ja sehr schwierig war.

Wende dich bitte an deinen Gyn und deine Hebamme. Evtl gibt es auch in deiner Geburtsklinik oder einer anderen in deiner Nähe einen psychologischen Dienst oder passende Ansprechpartner.

Sehr gut ist auch die Internetseite von 'Schatten und Licht e.V.'. Sie befasst sich genau mit dieser Thematik und dort gibt es auch ein Forum in dem du dich mit anderen, denen es gleich oder ähnlich geht, austauschen kannst.

Alles Gute

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Sprich bitte ganz dringend und schnell mit deiner Hebamme darüber. Falls du keine hast, ruf deine Frauenärztin an, gleich am Montag.

Das klingt schon nach möglicher (Wochenbett)Depression, da solltest du schnell professionelle Hilfe bekommen.

Es ist nicht schlimm so zu fühlen und es gibt viele Frauen, denen es so geht. Wichtig ist jetzt, Hilfe in Anspruch zu nehmen!

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Hallo,
oje, da habt ihr zwei aber einen holprigen Start. Also erstmal ist es wichtig, dass du dich traust zu sagen, was du erkennst/fühlst. Und dann ist es wichtig, dass du dir Hilfe holst. Nicht weil das was du berichtest ultra krank und einzigartig klingt...sondern, weil einfach das Wochenbette, diese große Umstellung (sozial, emotional, hormonell), der Schlafmangel, stress und bei dir noch dazu eine erst kürzlich erlebte traumatische Erfahrung einfach seeehr viel sind und es wichtig ist, dass du Hilfe bekommst. In dem Sinne, dass bei so einem Batzen an Belastung auch wirklcih etwas langfristiges/chronisches an Problemen herauskommen kann. Und das sollte verhindert werden. Nicht, dsas du wirklich krank wirst.

Also...du kannst mit deiner Frauenärztin, oder Hebamme sprechen. Du kannst bei der koordinationsstelle Frühe Hilfen anrufen. Entweder um von ihnen Hilfe in Form von Gesprächen und einer Familienhebamme zu bekommen, oder um nach Adressen zu fragen.
Bei mir in der Nähe gibts z.B. das koberger Zentrum..da gibts spezielle beratung und auch Gruppen usw. für Frauen mit traumatischen Geburtserfahrungen. Es gibt zudem eine Mutter Kind Tagesstation..da gehen Frauen mit ihrem Baby hin. es wird sich um die Mutter gekümmert (Diagnostik, Gespräche) und um das Kind und es gibt Gruppenangebote und Mutter Kind Angebote. Es würde also das traumatische EReingnis mit dir bearbeitet und du würdest an der Bindungsgruppe teilnehmen...also man würde dir helfen beim Bindungsaufbau.

Es gibt tolle Angebote. Die koordinationsstelle Frühe Hilfen kennt meist alle Adressen im Umland. Diese Angebote sind überall vertreten, denn überall gibt es Frauen mit solchen Problemen. Manchmal gibts ein bisschen Wartezeit (nicht so wie bei Therapeuten keine Angst)...auch das zeigt...DU BIST NICHT ALLEINE....es geht vielen wie dir.

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Danke ihr lieben für eure Worte.

Ich finde es tatsächlich schwierig, irgendwo angemessene Hilfe zu finden.
Wichtig für mich wäre gerade, nicht alleine zu sein mit dem Baby, aber wie organisiert man denn sowas, wenn alle um einen herum arbeiten und keine Zeit haben?

Ich glaube tatsächlich auch, dass es in Richtung Wochenbettdepression geht und hoffe, dass ich da schnell wieder raus komme. Ich habe zum Glück eine super liebe Hebamme, die zuhört und sich einsetzt.

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Hallo ,

frag bei deinem Gyn oder Krankenkasse auch nach einer Haushaltshilfe.
Das kann dir verordnet werden wenn dein Mann wieder arbeitet. Die helfen dir auch mit den Kindern nicht nur putzen und kochen.
Sonst fällt mir noch wellcome ein. Da kommt im ersten Babyjahr ehrenamtliche ein bis zweimal die Woche. Einfach Mal googeln... Bei uns gibt's das über das hauszder Familie.
Oder beim Jugendamt nachfragen wegen einer Familienhebamme.

Es gibt schon viel Hilfe man muss nur erst rausfinden wo...

Sprich aber auf jeden Fall mit Hebamme und oder Frauenarzt um eine Wochbeztdepression abklären zu lassen.

Alles Gute für euch!

Ganz liebe Grüße
Oskarin