Wochenbettdepression - Kampf verloren 😔

Ich muss meine Gefühle grade einfach loswerden.

Mein Kleiner ist jetzt 6 Monate alt. Vor etwa drei Monaten fing es an, dass es bergab ging. Nächtliches Weinen, Appetitlosigkeit. Das Gefühl mein Mann liebe mich nicht. Mein Mann ist eh an allem schuld...

Wir waren auf Elternzeitreise. Rational betrachtet war es wunderschön. Irrational sage ich jedem der mich fragt wie es war, dass ich froh bin wieder zu Hause zu sein.

Ich hatte einige Tage komplette Aussetzer. Konnte nichts mehr, nicht mal mehr aufstehen zum pinkeln, nicht mal mehr einen Schluck Wasser aus der Flasche nehmen, die direkt neben mir stand.

Seit mein Mann und ich uns "entschieden" haben, es Wochenbettdepression zu nennen, geht es etwas besser. Zumindest erträgt er mich jetzt, wenn so eine Welle über mich schwappt, statt mich auch noch anzugreifen.

Bald arbeite ich wieder, Teilzeit. Einerseits echt schade, andererseits freue ich mich riesig. Auf die Ablenkung, auf den Alltag, der endlich wieder einkehrt, auf meine Kollegen, die ich echt gerne mag.

Heute war ich beim Arzt. Zum ersten Mal seit der Erkenntnis, dass es mir nicht gut geht, dass mein Verhalten nicht ich bin. Da wir außer Landes waren, nun eben zum ersten Mal.

Ich habe ihm alles geschildert. Habe ihm auch von der Hoffnung berichtet, dass es durch den Alltag vielleicht besser wird.

Er hat mir ein paar Fragen gestellt, z.b. wie die Nächte sind.

Und dann hat er mir Sertralin verschrieben.

Er kennt mich seit vielen Jahren. Hat mich auch vor langer Zeit schon mal davon abgehalten, Antidepressiva zu nehmen, die ein anderer Arzt leichtfertig verschrieben hatte.

Und jetzt verschreibt er mir welche.

Reden (Psychotherapie) hilft da nichts, Wochenbettdepression sei eine Hirnsache, sagt er. So fühlt es sich auch an.

Ich vertraue diesem Arzt voll und ganz, kenne ihn wie gesagt schon viele Jahre. Ohne ihn gäbe es meinen Sohn nicht.

Wir haben das schönste Leben, ausreichend Geld (wenn auch nicht reich), ausreichend Freizeit, das tollste, aufmerksamste Baby der Welt, Haus, Garten, Auto.

Gestern erst waren wir im Schwimmbad, an gemeinsamer Zeit mangelt es also auch nicht.

Und trotzdem geht es mir so, dass ich diesen Mist nehmen muss 😔

Ich habe immer gesagt, nie und nimmer nehm ich Psychopharmaka. Ich bin in einer Familie groß geworden.... Ach, ich wills gar nicht berichten.

Für mich fühlt sich das grade einfach nur als Niederlage an. Ich hab gegen die Depression verloren und muss mir jetzt helfen lassen 😔

Sorry fürs Auskotzen. Es musste jetzt einfach raus. Rational betrachtet weiß ich ja, dass das Blödsinn ist, dass es "nur" Hormone sind, die mich aus der Bahn gekegelt haben, dass es wieder besser wird, jetzt mit dem Zeug sowieso.

Aber heute ist es einfach eine Niederlage.

1

Niederlage?
Der Kampf hat doch grad erst begonnen und du warst nicht so leichtsinnig und kämpfst diesen Kampf ohne Hilfe, das ist doch gut so.

Du warst stark und mutig dir Hilfe zu holen, das ist niemals eine Niederlage. Du hast nur Anlauf genommen, dein Leben im Sonnenschein mit deiner tollen Familie liegt vor dir und du kannst endlich darauf zu laufen.
Mach weiter so, du Kämpferin

2

Ich hatte tatsächlich vor, es alleine zu schaffen.

Wir haben so vieles durchgemacht. Endometriose, jahrelange Kinderwunschbehandlung. Einige schwere Entscheidungen in Sachen Job, Beruf, Finanzen.

Und nie nie nie war ich auf Psychopharmaka angewiesen. Alles hab ich easy weggesteckt.

Und jetzt, wo doch eigentlich alles perfekt ist, gehts nicht mehr ohne 😔

Danke für deine lieben Worte. Im Moment ist bei mir im Kopf grade einfach Gewitter.

3

Manchmal braucht der Körper Unterstützung und manchmal eben auch der Geist.

Es ist alles temporär und es ist völlig in Ordnung zu sagen, dass jetzt eben zu viel ist.

Wenn du organische Probleme hast, ist es doch auch verständlich, dass man Medikamente nimmt.
Blutdrucksenker fürs Herz zum Beispiel.
Und jetzt braucht eben dein Gehirn ein paar Medikamente, das ist völlig in Ordnung.

4

Es ist doch keine Schande sich Unterstützung zu holen.

Du kannst für deinen Zustand Grade nichts und eine Depression ist kein Kinderspiel.

Sehe es Mal so , die Depression ist ein Beinbruch. Die Medikamente sind deine Krücken,die dir auf dem Weg der Genesung helfen sollen. Sobald der "Bruch" einigermaßen geheilt ist, kannst du anfangen ohne Krücken zu laufen und kannst bald wieder Marathon laufen 😄

Dafür braucht es aber seine Zeit und deine Mitarbeit.
Eventuell hilft eine Therapie doch zusätzlich.
Hatte auch eine Wochenbett Depression und da hat mir es sehr geholfen jemanden Neutralen zum Reden zu haben .


Alles gute dir. Du schaffst das !🍀

5

Du hast den Kampf nicht verloren und kämpfst ihn grade. Den Kampf gegen den Krebs verliert man doch auch nicht, weil man Chemo bekommt, sondern wenn nichts mehr hilft und der Krebs nicht mehr geheilt werden kann.
Du lebst und du kämpfst, um die Depression zu besiegen. Dein Geist ist krank und so wie ein kranker Körper, braucht auch ein kranker Geist, Medikamente.
Sich Hilfe zu suchen, ist nicht leicht. Es erfordert Mut und Stärke.
Alles Gute!

6

Es ist eine Erkrankung und für die meisten Erkrankungen braucht man Zeit und Therapie, Therapie beinhaltet meist Medikamente.
Nutz die Chance, der Anfang ist gemacht, Antidepressiva sind doch keine Schande sondern ein Gewinn!

7

Liebe SandAmMeer,
Du hast den Kampf gegen die Depression nicht verloren, sondern gerade erst aufgenommen! Ich finde es prima, dass du dir Hilfe gesucht hast und nun entsprechende Medikamente einnimmt!
Bei einer schweren Entzündung hat man auch nicht versagt, wenn man Antibiotika einnimmt!!

Du hast von deinem langen kiwu -weg geschrieben, wahrscheinlich waren deine Akkus nun einfach schon ziemlichlich leer.

Bei einer Sache bin ich nämlich ganz anderer Meinung als dein Arzt. Du solltest dir dringend auch zusätzliche psychotherapeutische Unterstützung suchen. Meist gehen gerade bei wochenbettdepressionen selbstzweifel und scgam/schuldgrfühle einher und das vermag meist ein Medikament nicht alleine zu lösen. Vermutlich kommst du mit usätzlicher psychotherapeutische Unterstützung schneller aus deinem tief ziemlich sicher reduziert es ein mögliches rückfallrisiko.

Alles Gute für deinen weiteren Weg-!!!