Hört auf euer Bauchgefühl - krank im Wochenbett / Divertikulitis

*langer Text*

Hallo ihr Lieben 🫶🏻

Ich möchte mit meinem Post keine Unruhe stiften, aber etwas aufmerksam machen, damit sich andere Frauen vielleicht nicht so leicht unterbuttern lassen wie ich damals.

Ich hätte mir gerne so einen Post gewünscht als ich vor einigen Wochen das Internet durchforstet habe, also vielleicht hilft es ja zukünftig irgendwem eines Tages.

Ende September habe ich mein erstes Baby spontan geboren. Die Presswehen gingen vielleicht 20-30min und empfand ich damals als angenehm, weil man mitmachen konnte und es voranging. Ich hatte drei kleine Scheidenrisse, aber mehr zum Glück nicht.

Etwa eine Woche nach der Geburt hatte ich links in der Leiste auf Höhe des linken Eierstocks einen Schmerz. Ich dachte, dass es eine Zyste sei. Da ich wegen meines stockenden Wochenfluss‘ sowieso nochmal in die Klinik musste zur Nachkontrolle sprach ich den Schmerz an.
Die Ärztin schüttelte den Kopf und belächelte mich. So schnell bilden sich nach der Geburt keine Zysten. Sie machte aber auch keinen Ultraschall und damit war das Thema für sie erledigt.

Meine Hebamme sagte, dass der Schmerz alles oder nichts sein könnte. Für sie klang es aber nach normalen Schmerzen, die man im Wochenbett durch die Rückbildung haben kann.

Die Schmerzen links im Unterbauch wurden aber immer mehr und fühlten sich nicht an wie etwas, dass sich zurückbildete. Meine Hebamme vertröstete mich also weiter, dass es dazu gehörte, aber nach drei Wochen schickte sie mich dann zur Frauenärztin. Es war quasi einen Monat nach der Geburt meines Babys.
Meine Hebamme meinte, dass sich ja nun evtl doch eine Zyste am Eierstock gebildet haben könnte. Schließlich hatte ich den Schmerz seit drei Wochen und er wurde immer stärker.

Beim Frauenarzt dann aber die Ernüchterung nach dem vaginalen Ultraschall = es gab keine Zyste zu sehen. Alles war wunderbar. Nur der Schmerz war da. Meine Frauenärztin sagte, dass es vielleicht auch psychosomatisch sein könnte und ob ich die Geburt evtl als traumatisch erlebt habe… um ehrlich zu sein zweifelte ich an dem Punkt echt an mir selbst. Der Schmerz war da - keine Einbildung.

Nach dem Frauenarzt Termin war ich wieder zuhause und die Schmerzen nahmen mit jedem weiteren Tag zu. Als ich an einem Punkt war an dem ich nicht mal mehr mein Baby tragen konnte ging es in die Notaufnahme. Dort wurde ich weg geschickt und an die Frauenklinik verwiesen. Schließlich ist die Geburt erst 4 1/2 Wochen her gewesen und man war sich sicher, dass es etwas gynäkologisches sein musste, weil der Schmerz auf Höhe des Eierstocks war.
Ich erklärte in der Notaufnahme, dass gynäkologisch alles in Ordnung ist - schließlich war ich wenige Tage vorher erst bei meiner Frauenärztin zur Abklärung gewesen. Aber man schickte mich dennoch aus der Notaufnahme weg und rüber in die Frauenklinik.

Dort gab es erneut einen unauffälligen vaginalen Ultraschall. Auch die Nieren waren unauffällig. Allerdings war meine Urinprobe auffällig - die Leukozyten waren stark erhöht und es war somit klar, dass ich irgendeine Entzündung hatte. In der Frauenklinik sagte mir man dann, dass sich da wohl eine Blasenentzündung anbahnt. Daher der Schmerz und die Leukozyten Erhöhung. Ich fühlte mich absolut nicht ernst genommen. Zumal ich wusste wie eine Blasenentzündung sich anfühlte, war ich einfach nur gekränkt, dass keiner weiter nach der Ursache des Schmerzes suchte. In der Notaufnahme und der Frauenklinik tat man es also als gynäkologisches Problem ab. Blut hatte man mir nicht abgenommen…

Wieder ein paar Tage später ging ich zum Hausarzt. Die Schmerzen waren so stark, dass ich kaum noch gerade laufen konnte. Mein Hausarzt fiel aus allen Wolken und verstand nicht warum ich mit solchen Schmerzen zu ihm kam. Aber ich wusste nicht wohin sonst. Die Notaufnahme hatte mich ja weg geschickt.
Mein Hausarzt schickte mich ebenfalls weg - das wäre außerhalb seiner Liga. Ich solle wieder in die Notaufnahme.

Und dann war es endlich soweit.
Fünf Wochen nach der Geburt - vier Wochen in denen ich mit den immer stärker werdenden Schmerzen herum gelaufen bin - kam dann in der Notaufnahme endlich die Diagnose Divertikulitis.
Divertikel sind Ausstülpungen in der Dickdarmwand die sich entzünden können durch Stress, zu starkes Pressen beim Stuhlgang oder auch zu ballaststoffarme Ernährung.

Diesmal bestand ich in der Notaufnahme darauf, dass man mich genauer untersuchte und nicht wegschickte. Es wurde Blut abgenommen, Ultraschall und ein CT gemacht.
Ich hatte eine schwere Entzündung im Sigma Bereich des Dickdarms und weil ich solange mit der Entzündung herumlief war bereits das Fett- und Bindegewebe drum herum mit entzündet. Ich lag dann eine Woche in der Klinik und bekam Entzündungshemmer und Antibiose über die Vene. Es war bis zum CT unklar, ob der Darm evtl kurz vor einer Perforation stand.

Mein Baby war die ganze Zeit in der Klinik bei mir, weil ich voll stille.
Die eine Woche Klinikaufenthalt hat mich einfach ausgelaugt. Ich war psychisch und physisch am Ende meiner Kräfte, da ich zusätzlich nur Brühe und Tee bekam. Dann noch die durchzechten Nächte mit schreiendem Baby und dem stillen.
Mein ganzes Wochenbett, von dem ich es mir immer total schön vorgestellt hatte, war geprägt von Schmerzen und Ärzten, die mich nicht ernst nahmen. Das hat mich wohl mehr „traumatisiert“ als die Geburt.

Selbst als die Entzündung dann weg war, tat mir links die Leiste immer noch weh.
Mein Sohn ist nun 12 Wochen alt und ich habe erneut eine Divertikulitis - wieder eine Entzündung im Dickdarm. Keiner weiß warum, aber der Gastroenterologe in der Notaufnahme meinte, dass eventuell die Presswehen unter der Geburt der Auslöser waren. Mein Leben lang hatte ich vorher sowas nicht.

Nun nehme ich erneut Antibiotikum, aber muss zum Glück nicht in die Klinik, weil ich diesmal sofort zum Arzt bin und mich nicht habe wegschicken oder vertrösten lassen.

Also… wenn da draußen jemand ist, der sich krank im Wochenbett fühlt und wenn euch euer Bauchgefühl sagt: irgendetwas stimmt nicht… dann ist das auch so.
Bleibt beharrlich beim Arzt und kämpft darum, dass man euch ordnungsgemäß untersucht und nicht einfach wegschickt, weil es „gynäkologisch sein könnte“.

Bis heute habe ich nun ständig das Gefühl irgendwie an mir zu zweifeln - es fällt mir schwer meinem Instinkt und Bauchgefühl wieder zu vertrauen, weil ich damals so belächelt wurde und man mir sagte, dass der Schmerz normal sei.

Achtet auf euch im Wochenbett und hört immer auf euer Bauchgefühl.❤️

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Hallo Sonnenschein
Danke, dass du deine Geschichte mit allen teilst. Es ist sicher wichtig was du beschreibst. Vielleicht googelt jemand mal und erhält durch dich die Idee nach dem Darm gucken zu lassen.

Es tut mir leid, dass du das erleben musst. Ich hoffe du erholst dich schnell und kannst es zukünftig vielleicht auch über die Ernährung in den Griff bekommen.

Alles Gute dir!

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Hallo,
Ja genau. Ich hoffe, dass das niemand im Wochenbett so durchmachen muss wie ich. Aber sollte zukünftig mal jemand das Internet durchforsten und der Beitrag hier irgendwie helfen können… dann bin ich schon glücklich.

Danke dir! Ich blicke optimistisch ins neue Jahr und hoffe auf das Beste.🍀

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🚨 Ergänzung 🚨

An alle stillenden Frauen: es gibt die Seite Embryotox von er Charité. Viele Ärzte wissen nicht, dass es diese Seite gibt und sind dann unsicher inwiefern sie Medikamente verschreiben können oder sollen.
Man selbst kann sich auf der Embryotox Seite über jedes Medikament informieren und dann im Anschluss mit dem Arzt drüber reden oder zusammen drüber schauen. Nur weil man stillt muss man nicht ohne Medikamente auskommen.

Während meiner Antibiose bekam ich Cefurax250mg und 500mg sowieso Metronidazol400mg.
Vom Metronidazol bekam mein Baby Durchfall und Blähungen, aber wir gaben ihm Mutaflor. Es muss immer Nutzen/Risiko abgewogen werden. Indem Fall war wichtig, dass ich schnell wieder auf die Beine komme und die Langzeitvorteile des stillen überwiegen allemal als eine Woche Durchfall durch Antibiotika.