Hallo Mama's
Es steht ja eigentlich schon oben. Aber, wie geht es euch damit? Macht ihr euch auch solche Vorwürfe?
Ich kann nicht loslassen. Obwohl mein Sohn bald 7 Monate alt ist, schmerzt mich unsere Erfahrung so sehr, dass ich manchmal das Gefühl habe, zu ersticken. Und das trotz Therapie. Habt ihr Tipps für mich? Wann, wenn, wurde es bei euch besser?
Liebe Grüße
Depression aufgrund von fehlerhafter Betreuung unter/nach der Geburt und im Wochenbett
Huhu,
erst einmal fühl dich fest gedrückt.♥️
Ehrlich gesagt kann ich mich ein wenig in deiner Erzählung wieder finden.
Ich habe im Dezember 20 meinen Großen entbunden. Es war eine komplikationslose, wenn auch für mich ziemlich anstrengende Schwangerschaft. Ich hatte schon während der SS sehr stark mit den Hormonen zu kämpfen und sehr viele (teils täglich mehrmals) Heulkrämpfe, wegen jedem pups. Ich habe mir aber über die Geburt selber keine großen Gedanken gemachte, dachte mir das klappt schon und habe auf meinen Körper vertraut. Naja dann war ET+10 und ich musste eingeleitet werden. Die Einleitung dauerte insgesamt 5 Tage. Drei davon mit nicht muttermundswirksamen Wehen. Von dritten auf den vierten Tag vorzeitiger Blasensprung und trotzdem tat sich Nix. An Tag 5 dann der Wehentropf und mich hat’s dann fast zerrissen vor Schmerz, Wehensturm. Ich war von den Tagen davor schon gebeutelt und hatte am Tag der Geburt schon keine Kraft mehr. Mit der PDA ging es dann und auch relativ zügig.
Laut KH und Arzt eine komplikationslose, spontane Geburt. Nicht aber für mich. Dazu kamen die Umstände unter Corona. Durfte das KH nicht verlassen, durfte außer zur Medikamentengabe und den CTGs nicht aus dem Zimmer. Hätte ich kein Familienzimmer mit meinem Mann gehabt hätte ich das nicht durchgehalten. Die junge Assistenzärztin hat mehrere Zugänge falsch gelegt, so dass mit mir Medikamente unter die Haut gelaufen sind. Ich kam zerstochen heim. Der Zugang der PDA wurde mir erst am übernächsten Tag gezogen. An mir wurde in der Pressphase der Kristellergriff angewandt, ohne es vorher zu kommunizieren. Unser Sohn hat die ersten beiden Tage durch gebrüllt, ich wusste nicht wie und wie oft ich ihn anlegen sollte, mir hat auch keine Schwester wirklich geholfen. Zu dem Zeitpunkt war die Station auch rappelvoll. Ich wollte nach 2 Tagen schnell nach Hause und dann ging es richtig los. Stillprobleme, zerkaute Brustwarzen, Heulkrämpfe und das Gefühl ich bin im falschen Film. Unser Sohn nur am brüllen, Tag und Nacht. Ich sah meinen Sohn an und spürte nix. Es war mir alles zu viel, da war nur tiefe Traurigkeit und der Drang weg zu laufen. Ich bin dann auch in eine Gesprächstheapie. Ich habe mich im Stich gelassen gefühlt, von meinem Körper der nicht funktioniert hat, von dem Personal im KH. Und hatte ein so unfassbar schlechtes Gewissen meinem Kind gegenüber, weil ich nichts fühlte. Natürlich wusste ich dass ich mich um ihn kümmern muss, aber da war keine Bindung. Es hat fast ein Jahr gedauert bis ich damit klar kam. Dann war die Liebe da und bis heute ist sie das Größte, was ich je gespürt habe. Mit der Geburt habe ich mich auch irgendwann ausgesöhnt, das hat aber noch was gedauert. Es war nicht schön, nein sogar das anstrengendere Jahr meines Lebens, aber ich bin so dankbar um dieses große Geschenk, was mir gemacht wurde. Erst 2 Jahre nach der Geburt konnte ich mich mit dem Gedanken anfreunden nochmal Mama zu werden. HEUTE ist unser 2. Sohn 8 Tage alt. Ich habe mir im Vorfeld eine Beleghebamme gesucht, die mich vor und während der Geburt voll begleitet hat. Ich konnte all meine Sorgen, Ängste kommunizieren und sie hat mich mental begleitet. Mein Körper wollte zwar auch bei dieser Geburt wieder nicht richtig funktionieren, aber ich habe mich trotzdem gut aufgehoben gefühlt und konnte mit der ersten Geburt Frieden schließen.
Glaube mir, es wird alles gut werden. Aber es braucht Zeit, viel Zeit! Und die musst du dir geben. Ich würde nicht einfach sagen mach einen Haken dran. Denn dann kommt es irgendwann wieder hoch. Vllt hilf es dir einen Brief zu schreiben, wo alles drin steht und diesen z.b. per Flaschenpost abzuschicken.
Ich drücke Dich und wünsche Dir dass es Dir bald besser geht!
🥹❤️🩹 Dankeschön, dass Du das mit mir teilst.
Es tut mir so unfassbar leid, was Dir passiert ist. Es klingt wirklich schlimm. Du Arme konntest doch gar nicht mehr... Wie konnte man Dich danach auch noch so alleine lassen!? Es war sicher auch für Deinen Sohn schlimm so brutal auf die Welt kommen zu müssen. Mir fehlen gerade auch ein bisschen die Worte... 😔 Ich finde einfach nur schrecklich, was mit uns Frauen und den Babys da veranstaltet wird. Es macht mich so unsagbar traurig.😭
Trotz aller Widrigkeiten habt ihr es geschafft. ❤️🩹🙏Und das klingt wunderschön! Ich finde es bewundernswert, wie Du damit umgehst und beneide Dich nun auch etwas darum. Es macht mir aber auch Mut.😊 Die Sache einfach zu Verdrängen war für mich auch keine Option. Denn, ich hatte Sorge meinem Sohn damit dauerhaft zu schaden, wenn ich das nicht Aufarbeite und Verarbeiten kann.
Danke auch, dass Du mir da zusprichst.
Nun zu dem Erfreulichen! ❤Herzlichen Glückwunsch zu Deinem 2. kleinen Wunder und eine wunderschöne Kuschelzeit mit Mini und großem Bruder! 🥰 Dieses Gefühl ist einfach nur unbeschreiblich!!!
Hallo Enne-Bjoern,
danke für deine lieben Worte!💕
Ja ich denke auch, dass er die ersten Tage/Nächte so viel geweint hat rührt von seiner Geburtsefahrung.
Aus ihm ist ein sehr tolles Kind, mit ganz viel Urvertrauen geworden.
Ich denke auch dass solche Fälle gar nicht so selten sind und viele Frauen diese Erfahrung machen müssen.
Nach der Geburt meines Großen habe ich viel nachgelesen und bin auf einige solcher Erfahrungsberichte gestoßen.
Man wird halt nicht darauf (auf die Geburt selber und die möglichen Abweichungen vom eigenen Plan) vorbereitet. Zu sagen das ist normal und man soll sich nicht anstellen finde ich nicht richtig. Ich empfand es auch als eine Form von „Gewalt“. Das wurde normaler auch erst im Nachhinein klar.
Ich habe mich auch als schlechte Mutter gefühlt, hatte Schuldgefühle.
Obwohl ich es nicht hätte ändern können.
Gut ist, das für sich aufzuarbeiten.
Du bist immer noch die beste Mama für dein Kind und es wird liebevoll aufwachsen und ihm wird es an nichts fehlen. Die Zeit heilt deine seelischen Wunden und irgendwann bist du gut damit. Die Natur hat das gut eingefädelt, sonst wären wir bereits ausgestorben.😅
Ich drücke Dich ganz fest!♥️
Liebe Enne-Bjoern,
ich habe dir schon im Dezember auf eine Frage geantwortet, leider scheint deine Therapie bisher noch nicht so viel geholfen zu haben, wie ich es dir wünschen würde. Das tut mir Leid.
Ich begleite Gespräche über traumatische Geburtsverläufe in meiner Stadt und finde schon, dass du außergewöhnlich stark leidest.
Ist deine Therapeutin auf das Thema Wochenbettdepression spezialisiert? Was sagt sie?
Hallo. Ja, ich weiß. Vielen Dank ❤️🩹. Ja, ich habe sogar 2 Therapeutinnen. Eine "Normale" und eine spezialisiert, auf Traumata und Prä-sowie Perinatale Erfahrungen. Es hilft mir schon. Und ich weiß nun auch, daß meine eigenen Missbrauchserfahrungen getriggert wurden, durch das Verhalten des Personals während und nach der Geburt. Sowie, dass das Thema Schuld und anderes viel aus meinen eigenen Kindheitserfahrungen resultiert. Aber, natürlich kann man auch nicht etwas in wenigen Monaten heilen, dass so tief sitzt. Ich habe bessere und schlechtere Tage... Und brauche daher auch den regelmäßigen Austausch und Anregungen sehr, um es besser verarbeiten zu können.
Das berührt mich gerade sehr, deine Geschichte.
Das klingt jetzt vielleicht mies, ich meine es wirklich nicht gemein aber ich kenne es so, dass es Menschen oft hilft schwere Dinge zu verdauen wenn sie quasi einen Sinn dahinter entdecken.
Vielleicht war es wichtig für dich, dich nochmal mit deiner Vergangenheit sehr intensiv zu beschäftigen.
Du hast erkannt wie du getroggett wurdest. Das ist eine ganz ganz tolle Sache. Zu erkennen dass es einen Triggerpubkt gibt und wo der herkommt.