Senkung macht mich psychisch fertig

Achtung lang, danke dennoch an alle, die sich die Mühe machen und lesen!

Hallo zusammen,
mein erstes Kind kam im März 2022 per sekundärer Sectio zur Welt, damals hatte die Einleitung massive Wehenstürme verursacht, die aber keine Auswirkungen auf den Muttermund hatten. Nach vier Tagen habe ich abgebrochen und einen Kaiserschnitt verlangt.
Die Schmerzen danach waren grausam, aber nach drei Wochen war das gröbste überstanden und ich hatte danach keine Probleme mehr.

Vor neun Wochen wurde nun mein zweites Kind geboren, dieses Mal auf normalem Wege.
Die Geburt war heftig. Nach einem Blasensprung habe ich 24h keine eigenen Wehen bekommen, wurde daraufhin sanft eingeleitet und habe darauf Wehen bekommen, nach weiteren 19h war meine Tochter dann geboren. Sie kam als Sternengucker mit über 4kg per Saugglocke zur Welt, ich hatte einen Dammschnitt und einen Scheidenriss.

Im ersten Moment war ich froh einem Kaiserschnitt ausgekommen zu sein, ich war auch während der gesamten Ss überzeugt auf gar keinen Fall nochmal einen KS haben zu wollen.

Jetzt das große Aber: bereits zwei Wochen nach der Entbindung hat sich bei mir ein ganz ekelhaftes Fremdkörper- und Druckgefühl in der Vagina bemerkbar gemacht, außerdem fühlte ich einen komischen Ball an der Scheidenöffnung.
Laut meiner Gyn und Hebamme ist es eine Senkung der vorderen Scheidenwand, die Blase hat sich gesenkt, laut eigener Recherche ist es wahrscheinlich eine Senkung von Grad 2.
Mit guter Rückbildung und Physio sollte das kein Problem sein, dass es wieder weg geht, meinten beide unabhängig voneinander. Ich stille außerdem noch, nach dem Abstillen irgendwann kann ich auch auf Besserung hoffen hieß es.
Außerdem war mein Schließmuskel vier Wochen lang wie gelähmt, ich hatte starkes Stuhlschmieren und hab unkontrolliert gepupst. Das hat sich zum Glück wieder gebessert, auch wenn der Schließmuskel schwächer ist als vor der Geburt.
Harninkontinent bin ich im Übrigen nicht!

Ich glaube aber da irgendwie nicht dran, dass das besser werden soll. Ich hab mich auch leider schon ziemlich reingesteigert, konzentriere mich viel zu stark auf meine Beschwerden, und bin unendlich traurig über den Zustand aktuell. Habe auch viel zu viel nachgelesen und jetzt massiv Angst, dass es etwas unwiederbringlich kaputt ist am Beckenboden.

Mir geht es psychisch unglaublich schlecht. Ich bereue es jede Minute, dass ich so verbissen gegen einen Kaiserschnitt war. Ich hab ja den direkten Vergleich, mir ging es nach dem KS bei weitem besser (trotz der heftigen Schmerzen) und wahrscheinlich würde es mir auch dieses Mal jetzt schon viel besser gehen (rede ich mir zumindest ein, ob ich nochmal das Glück einer so guten Heilungsphase gehabt hätte weiß ich ja nicht)
Aber im Moment denke ich mir, wieso hab ich das Thema nicht an mich heran gelassen, mehr über Risiken vaginaler Entbindungen gelesen, usw 😓
Meinen Mädchen gegenüber habe ich ein so schlechtes Gewissen, weil ich mir viele Pausen nehme, viel liege und meine Traurigkeit auch nicht so gut verstecken kann. Ab Montag arbeitet mein Partner wieder, habe Angst davor alles alleine stemmen zu müssen und vor allem "alleine" mit meinen Gedanken zu sein und ihn nicht als Ansprechpartner hier zu haben.

Ich mache aktuell einen Online Rückbildungskurs, den mir eine Physio empfohlen hat, bei der ich bereits zum Beckenboden CheckUp war.
In 14 Tagen habe ich einen Termin im Beckenbodenzentrum in München, außerdem ab Montag regelmäßig Physio in einer Praxis, die nach dem Tanzberger Konzept arbeitet. Im September startet der Rückbildungskurs in der Praxis meiner Hebamme.

Nun meine Fragen
Wem ging es ähnlich wie mir und wurde es tatsächlich besser? (Bitte keine negativen Berichte, ich bin eh schon so durch mit den Nerven bzw hab ich zu viel negatives gelesen)
Was habt ihr gemacht, dass es besser wurde?
Hat sich die Senkung zurück gebildet oder haben sich lediglich die Beschwerden gebessert?
Wer hatte KEINEN Pessar und hatte doch eine Besserung? (Kann mir das Tragen eines Pessars aktuell nicht vorstellen)

Ich bin noch keine 30 und will nicht mein ganzes Leben ab sofort mit gesenkten Organen verbringen müssen ...😓

Lieben Dank wenn ihr bis hier hin gelesen habt!
Liebe Grüße!

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Hallo Julchen,

ich habe ebenfalls eine Blasensenkung, die 2018 nach der Geburt von meinem ersten Kind diagnostiziert wurde, da ich ebenfalls ein Fremdkörpergefühl hatte. Ich habe dann mit der Physiotherapie gestartet und das ging über Monate. Danach wurde es deutlich besser. Ich habe aber auch direkt nach der Diagnose mein Leben angepasst. Heißt nichts mehr schweres getragen (keine Einkäufe, kein Maxicosi, noch nicht einmal mehr den Staubsauger, kein Sportübungen wie Squats oder Sit Ups, usw.) Es hat mich emotional sehr mitgenommen und mir ging es ebenfalls ziemlich schlecht. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran und man kann besser damit umgehen.
Leider kam 3 Jahre später aus dem nichts eine Gebärmuttersenkung dazu und das Spiel mit der Physiotherapie ging wieder los. Zudem habe ich einen Würfelpessar bekommen, der mich sehr gut entlastet. Bis heute trage ich den Pessar und ich kann es nur weiterempfehlen.

Ich habe vor 4 Wochen mein 2. Kind natürlich entbunden und ich kann meine Senkubg jetzt wieder deutlich sehen und spüren. Dies war vor der Schwangerschaft nicht mehr der Fall gewesen. Also es wird definitiv besser werden, nur dein Körper braucht einfach seine Zeit.
Für mich heißt es bald wieder Rückbildung, Physiotherapie und Pessar und ich weiß, dass mein Weg schwer wird aber davon lass ich mir nicht meine Lebensfreude nehmen. Auch ich habe schlechte Momente, wenn ich zu sehr mich damit beschäftigte aber ich versuche mich nicht mehr reinzusteigern.

Ich wünsche dir alles Gute!

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Danke fürs Lesen und Antworten bzw Teilen deiner Erfahrungen! ♥️
Herzlichen Glückwunsch zur Geburt deines Babies! 🍀

Du sagst du hast konsequent aufs Heben verzichtet - das tue ich im Moment auch. Hast du es dann auch vermieden dein großes Kind zu tragen, als es schwerer wurde oder ging das immer gut?

Wer hat dir den Pessar verschrieben? Wurde der angepasst?

Du sagst vor der 2. Schwangerschaft konntest du die Senkung nicht mehr sehen und spüren - hatte sie sich denn wieder zurück gebildet oder eben nur keine Probleme mehr verursacht obwohl sie noch da war?

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Vielen lieben Dank! 😊

Die Sekung ist/bleibt da, allerdings war es nicht mehr so ersichtlich. Soweit wie ich weiß, kann sowas nicht komplett verschwinden, sodass man wieder „gesund“ ist. Was sonst auch hilft, ist auf sein Gewicht zu achten. Ich habe 5kg noch abgenommen und das hatte mein Gyn damals anhand der Senkung gesehen.
Der Pessar wird vom Gyn verschrieben und meiner hatte mehrere Größen da gehabt und dann ausgetestet. Während der Periode habe ich meinen nicht getragen aber ansonsten jeden Tag, da ich meisten noch Rückenschmerzen hatte.
Meinen Sohn habe ich nur noch getragen, wenn es nicht anders ging und dann auch nur in einer Trage, da dort das Gewicht besser verteilt wird. Gewickelt wurde auf dem Bett/Boden. Mein Mann hat mich immer sehr unterstützt. Es ist eine große Umstellung, erst recht wenn man alles vorher als selbstverständlich gesehen hat aber leider ist es für den Beckenboden kontraproduktiv. Heute noch geht mir das alles auf die Nerven aber es ist einfach so wichtig, sodass ich mich zurück nehmen muss und Unterstützung annehmen muss, bei schweren Sachen.

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Hallo Julchen, ich habe den gleichen Mist. Ebenfalls Sectio beim ersten Kind, vor 10 Wochen normale Geburt bei Nr 2. ich trainiere seit 3 Wochen und es ist schon besser geworden. Gestern hatte ich den Termin im Beckenbodenzentrum. Die Ärztin rät auch zu Würfel-Pessar (kann ich mir auch noch nicht vorstellen), Elektrotherapie und Physio. Sie war positiv, dass sich das innerhalb eines Jahres zurück bildet. Die Ärztin meinte aber auch, dass ich froh sein könnte, dass nicht noch mehr kaputt gegangen ist und dass es ein Unding ist, dass man nicht aufgeklärt wird. Vor allem eine spontane Geburt nach Kaiserschnitt erhöht das Risiko für Beckenbodenprobleme…

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Danke für deine Antwort!

Das macht mich direkt wütend, wenn man nach Sectio gefährdeter ist als ohne vorangegangene Sectio ... frage mich da, wieso Gyn und Hebamme nichts gesagt haben und ärgere mich einfach noch mehr, dass ich selber zu wenig gelesen habe 😓 ob es etwas an meiner Entscheidung geändert hätte weiß ich natürlich nicht, ich war einfach unglaublich stark auf eine natürliche Entbindung fokussiert...

Was wurde bei deinem Termin im Beckenbodenzentrum sonst noch an Diagnostik gemacht? Hast du einen Ultraschall bekommen oder war es eher ein informativer Termin?
Meine größte Angst ist aktuell, dass etwas abgerissen ist und sich nicht reparieren lässt... 😕

Was wird bei der Elektrotherapie gemacht? Bzw macht man das Zuhause oder muss man dafür zum Arzt?

Ich hoffe sehr, dass es wieder weggeht oder sich zumindest ein annehmbarer Zustand einstellt mit dem man leben kann

Alles Gute für dich! ♥️

Bearbeitet von .julchen.
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Es wurde ein Ultraschall und normale Gyn Untersuchung gemacht. Ich musste auch pressen und Husten. Achso und ich nehme eine vaginale Östrogencreme, das geht trotz Stillen. Ich war auch psychisch am Ende, aber seit ich merke, dass es besser wird, bin ich frohen Mutes (meistens). Ich mache den online Rückbildungskurs von stabile-Mitte.de

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