Ich bereue es eingeleitet worden zu sein.

Hallo ihr Lieben,

ich wollte mal meine Gedanken niederschreiben, vielleicht findet sich ja der ein oder andere mit der ähnlichen Situation.

Letzte Woche an Et+8 wurde ich eingeleitet. Mein Würmchen wurde bis 4kg geschätzt und da ich relativ schmal bin wollten wir nicht mehr so lange warten. Der Muttermund Befund, fingerkuppendurchlässig, war seit zwei Wochen unverändert und alle möglichen Hausmittelchen hatten keinen Effekt gezeigt.

Wir haben erst versucht mechanisch mit einem Ballonkatheter einzuleiten, jedoch hat dieser einen starken Dauerschmerz ausgelöst, sodass ich den relativ schnell entfernen musste. Am nächsten Tag haben wir mit Angusta angefangen einzuleiten. Die Wirkung trat auch relativ schnell ein und die Wehen steigerten sich auch schnell sodass wir die letzte Dosis sogar weggelassen haben. Gegen Abend waren die Wehen so stark, dass wir im Kreissaal bleiben konnten und ich die Wehen schon ordentlich veratmen musste. Muttermund jedoch weiterhin eher unverändert, vielleicht minimal aufgegangen.

Dann begann der Wehensturm und ich hätte nie mit diesem Ausmaß an Schmerzen in so kurzer Zeit gerechnet, trotz Lachgas, verschiedener Medikamente, die Schmerzen wurden für mich nicht mehr aushaltbar. Der Muttermund weiterhin unverändert trotz dass das Köpfchen extremen Druck dagegen ausübte.
Die Hebamme und die Gynäkologin versuchten mich zu überreden es weiter auszuhalten und eine PDA zu nehmen.
Jedoch war ich zu dem Zeitpunkt mental nicht mehr in der Lage auch nur eine Wehe weiter diese Schmerzen zu ertragen und habe nur noch den Kaiserschnitt gewollt. Da die Ärzte zu dem Zeitpunkt noch bei einer anderen Sectio beschäftigt waren, konnte ich die letzten Minuten nur noch mit Wehenhemmer aushalten.

Letztendlich habe ich den Kaiserschnitt bekommen und es geht uns allen gesundheitlich gut, jedoch bleiben die Worte der Hebamme in meinem Kopf zurück. Sie meinte ich solle anstatt des Kaiserschnitts die PDA wählen, ich würde es sonst vielleicht bereuen.

Ja ich bereue es irgendwie, dass ich nicht mehr die Kraft hatte die PDA in Anspruch genommen zu haben. Ich habe mich sehr auf die Geburtserfahrung gefreut, ich bin ein sehr tapferer Mensch und habe auch im Vorfeld die Schmerzen nicht gescheut.
Im inneren weiss ich, dass das alles zweitrangig ist weil wir alle gesund sind und es gut überstanden haben, wer weiß was passiert wäre wenn ich den anderen Weg gegangen wäre.

Aber trotzdem bin ich traurig über die fehlende Erfahrung und ob ich jemals wieder diese Chance bekommen kann.

Bearbeitet von Kastanie..
1

Ich hatte nach einer Einleitung zwar eine „natürliche“ Geburt aber ehrlich gesagt war das jetzt keine Erfahrung die ich nochmal brauche 😃
Wenn du mich fragst hast du also nichts verpasst. Ich habe zum Ende hin sogar gesagt, dass ich alle Frauen verstehe, die sich für einen Kaiserschnitt entscheiden.
Egal wie das Kind auf die Welt kommt: Man ist als Mutter mit einer der beiden Variante nicht besser oder schlechter als Mütter die die andere Variante gewählt haben/wählen mussten 😉

2

Hätte, hätte, Fahrradkette! Ich finde es immer saublöd, anderen zu sagen, was sie bereuen werden. Woher zum Teufel will die Hebamme das wissen?
Vielleicht hatte es auch seinen Grund, weshalb deine Geburt weder von selbst begonnen noch durch Einleitung sich irgendwas am Muttermund getan hat. Vielleicht hättest du weitere XX Stunden mit Wehen verbracht und am Ende wär es dann trotzdem ein Kaiserschnitt oder eine vaginale Geburt mit Komplikationen geworden. Ginge es dir dann besser?
Vielleicht sollten wir Mal aufhören, so zu tun, als ob jedes Baby ohne Probleme vaginal geboren werden kann. Dann müssten sich Mütter wie du auch keine Vorwürfe machen, dass sie es nicht "geschafft" haben.

3

Falls es dich beruhigt. Ich wurde nicht Eingeleitet, so vorab! Aber nachdem ich bei Kind 1 in die Wanne bin, bekam ich ein Wehensturm. Ich wollte nie eine PDA, da wollte ich sie. Bekam sie, ging schnell und lag so tief das ich nach wenigen Minuten gelähmte Beine hatte und ins Liegen gefesselt. Da ich KEINE Schmerzen mehr hatte und erst wieder den Druck der Presswehen mitbekam... hab ich null zur Geburt beigetragen außer das ich ein Gefäß war aus das irgendwann das Kind von alleine herauspurzelt.

Jedenfalls Komplikationen und am Ende Saugglocke (was nach Einsatz von der PDA gehäuft vorkommt). Glaub mir hätte ich die Chance auf nen KS bekommen ich wäre heute nicht traumatisiert. Denn mental war ich auf ein KS bei Komplikationen vorbereiten und auch fein mit der Option in meinem Kopf... über die Saugglocke hab ich nie nachgedacht oder mich mit den Folgen beschäftigt. Ich wusste das die PDA nicht ohne ist und Komplikationen fördert/erhöht. Daher wollte ich die nicht... und dann doch und ich bereue DAS zu tiefst... ich hätte beim Wehensturm auch besser nach nem KS schreien sollen. Im Nachhinein ist man schlauer. Wehensturm bedeutet das Kind bekommt kaum oder schlecht Sauerstoff... mein Sohn hat nen Hirnschaden davon getragen und ich wurde durch die Saugglocke lange zum Krüppel gemacht. Weshalb ich das Teil nur noch verhasst Krüppelmacher nenne. Nach KS hat man viel 2-3 Wochen Schmerzen die alltäglich präsent sind (so wird es jedenfalls von allen beschrieben die einen hatten und die ich nenne). Ich hatte schon 3 Wochen Wundschmerzen, 8 Wochen nur auf Kissen sitzen und über ein Jahr war der Versuch von Sex vergleichbar als wenn dir ne klinge eingeführt wird und du zweigeteilt wirst. DAS ist die Welt nach Geburtsverletzungen.

Glaub mir du hast alles richtig gemacht. Ihr seid wohl auf und das was dich beschäftigt ist der Spruch der Hebamme... sei froh das es nicht mehr ist womit du hadern musst.

4

Ach Mensch....ich werde zunehmend sauer, wenn ich solche Beiträge lese. Nicht auf dich bzw. die anderen Frauen, die sowas schreiben, sondern auf das Bild, was rund um Geburten in unserer Gesellschaft erzeugt wird und auf Hebammen, die das in einer so heiklen Situation auch noch verstärken....
Ich hab 3 Kinder...einmal vaginal ohne Einleitung, einmal vaginal mit Einleitung und einmal geplanter Kaiserschnitt. Ganz ehrlich: das einzige was ich jemals wieder machen würde, wäre der KS. Die vaginalen Geburten waren der Horror und sind es in meinem Kopf immernoch, obwohl die 2. Geburt nun schon fast 3 Jahre und die erste sogar 7 Jahre her ist. Ich habe da keine positiven Erinnerungen dran, denn nicht bei jedem klappt es, dass man die Schmerzen vergisst, den ersten Moment mit dem Baby genießen kann usw. Ich habe keine richtige Erinnerung an besagten ersten Moment, weil ich noch zu sehr von den Schmerzen überwältigt war. Das alles war beim KS anders. Ich könnte also eigentlich sagen, dass ich es bereue vaginale Geburten gehabt zu haben, aber es ist wie es ist....jede Geburtserfahrung ist anders, aber jede IST eine Geburtserfahrung egal ob KS oder vaginal und egal ob Einleitung oder spontan oder mit oder ohne vorherigem Blasensprung.
Das einzige Problem ist, dass in unsrer Gesellschaft vermittelt wird, dass nur eine vaginale Geburt eine Geburt wäre.

5

Ich hatte bei meinem Sohn eine sekundäre Sectio, und obwohl ich im ersten Moment froh war, dass es uns beiden gut ging, habe ich drei Jahre lang damit gehadert. Mir fehlte das Geburtserlebnis. Es war alles anders gekommen, als ich es gedacht hatte. Ich versteh was deine Hebamme meinte, und ich glaube du verstehst es auch. Es ist recht häufig, dass Frauen sich nach sekundären Kaiserschnitten so fühlen. Das hatte deine Hebamme gemeint und ich glaube das kann nur jemand verstehen, der in der selben Situation war.
Ich wurde erst wirklich mit dem ganzen versöhnt, als ich im April meine Tochter vaginal entbunden hatte. Ich hatte einen natürlichen Wehensturm (kranke Sch*** 🙈), und trotz dass ich unbedingt keine PDA mehr wollte, habe ich nach einer gebettelt. Das ist wirklich nicht zum aushalten! Das du ein sofortiges Ende haben wolltest, ist absolut nachvollziehbar.
Die Karten sind bei deiner nächsten Schwangerschaft neu gemischt. Ich kann dir wenn es soweit ist, das Buch „Meine Wunschgeburt - Selbstbestimmt gebären nach Kaiserschnitt“ empfehlen. Bis dahin, genieße dein Baby in vollen Zügen! ♥️

6

Ich danke euch allen für Erfahrungen und Gedanken, die ihr mir geschildert habt. Das hilft wirklich sehr nochmal einen anderen Blick dafür zu bekommen und damit Frieden zu schließen.

7

Du hast auf dein Bauchgefühl gehört und dich durch die Hebamme nicht verunsichern lassen. Ich glaube ja, dass man schon weiß was jetzt richtig ist und bei dir war es der Kaiserschnitt. Du hattest dadurch eine gute Geburt und es geht euch gut, wer weiß, wie es bei der vaginalen Geburt ausgegangen wäre.
Vertrau auf dein Gefühl, dass der Kaiserschnitt das richtige war.
Herzlichen Glückwunsch zu deinem Baby ❣️