Mama sein überfordert mich... Keine Freude

Hallo zusammen,

für manche muss dieser Text mit Sicherheit fürchterlich klingen aber ich hoffe auf ein bisschen Verständnis oder Mamas denen es ähnlich geht...

Unsere Tochter ist 6 Wochen alt und ich bin an vielen Tagen einfach nur traurig. Kurz als Hintergrundinformationen: Mein Mann und ich hatten einen starken Kinderwunsch. Ich habe ende letzten Jahres meine Schwester beim sterben begleitet und zwei Tage nach ihrem Tod hatte ich dann plötzlich den positiven Test in der Hand. Von Freude war da erstmal garnicht zu sprechen und es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich gedanklich damit befassen konnte, dass wir wirklich ein Kind erwarten. Die Geburt war für mich auch mehr als traumatisch, obwohl viele mit sicherheit sagen, sei doch froh: Es dauerte letztendlich nur zwei Stunden aber somit hatte ich kaum Möglichkeit mich drauf vorzubereiten noch konnte man mir Schmerzmittel geben. Nun ist sie da und ich empfinde so oft keine Freude. Ich bin ständig am weinen. Denke viel an meine Schwester wenn ich die Kleine sehe und wünsche mir manchmal die Zeit zurück wo sie noch nicht da war. Das klingt so hart und ich fühle mich unfassbar schlecht bei dem Gedanken 😭 Aber gefühlt kommt alles hoch... Die Bilder von meiner Schwester beim sterben, die Geburt, dann habe ich unfassbar Angst davor wenn meine eigenen Eltern sterben und mein Mann und ich müssen uns auch noch einspielen. Was oft zu Streitereien führt. Ich möchte einfach mal wissen, ob es Mamas gibt, denen es ähnlich ging oder geht. Dazu kommt, dass es mit dem Stillen erst nicht so geklappt hat. Wir mussten zufüttern, ich auch noch abpumpen etc... Schlafmangel kommt auch dazu, das ist klar aber aktuell sehe ich mich nur als Roboter, der das Kind an die Brust hängen muss und die Windeln wechselt. Wann fängt das Mama sein mit Freude denn wirklich an ? Ich schäme mich für diese Gedanken, die ich manchmal habe... dann guckt mich die Kleine an und sie kann ja am wenigsten dafür... Mein Mann versucht mir natürlich Freiräume zu schaffen, da bin ich ihm auch dankbar. Aber wenn ich dann mal draußen bin, habe ich manchmal garkeine Lust mehr rein zu gehen, weil dann alles wieder von vorne anfängt...

Vielleicht gibt es ja ein paar ganz gute Tipps oder Ratschläge....

Liebe Grüße

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Ist doch völlig verständlich wie es dir geht, dafür brauchst du dich nicht schämen.

In deinem Leben ist in letzter Zeit so viel passiert - so viele Gefühle, dazu das Hormonchaos der Schwangerschaft, die Überforderung und Verzweiflung in manchen Situationen mit Baby. (JEDER kennt diese Situationen, die Sorgen, den Schlafmangel - die gibt es auch beim 5. Baby noch - nur hat man da einfach Gewissheit "es wird besser" ^^)

Ich würde dir professionelle Trauerunterstützung raten, sprich auch ruhig mal mit deiner Hebamme zwecks Wochenbettdepression - auch wenns keine ist - an welche Stellen man sich wenden kann.
auch bei Familienberatungsstellen (einfach mal googeln) wird einem gut geholfen was man selbst unternehmen kann.

Sprich darüber wie es dir geht, hole dir auch Unterstützung von außen/Familie (in Absprache mit deinem Mann).
Und wenn es für dich einfacher/erträglicher ist nicht zu stillen, dann macht das! - deinem Kind wird es trotzdem an nichts fehlen!

Fange an zu trauern - das ist schwer wenn man sich 24/7 um die Bedürfnisse eines Neugeborenen und nicht um seine eigenen kümmern darf.

Gut ist doch auch, dass du Freude empfindest über deinen Zwerg!
vielleicht kommt es dir "zu wenig" vor weil die erste zeit mit Baby einfach total verklärt wird - kaum eine Mutter spricht über die Anstrengung, die Zweifel - kaum einer sagt (außerhalb von urbia) wie anstrengend es tatsächlich ist, sich plötzlich um einen winzigen Menschen zu kümmern den man noch gar nicht kennt - die kommen ja nicht mit Bedienungsanleitung auf die Welt. Es wird mehr Freude - und es wir auch wieder Phasen geben wo es anstrengender wird und du noch weniger Freude als jetzt emfpindest - nichts davon sagt etwas über die Liebe oder Bindung zu deinem Kind aus!

Alles Gute dir!

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Für deine Gefühle und Gedanken musst du dich keineswegs schlecht fühlen. Ich habe mir sehr oft mein Leben vor dem Kind zurück gewünscht, ich glaube das tun sehr viele Mamas. Das Leben ist ein komplett anderes, mit maximaler Fremdbestimmung. Egal wie oft Menschen mit Kindern einem das sagen, man hört es irgendwie nicht so wirklich und vorstellen kann man es sich eben auch erst, wenn die Kleinen dann da sind. Ich liebe meine Kinder über alles, und trotzdem sage ich ehrlich, dass das Mama sein der härteste Job überhaupt ist.

Wegen dem Verlust deiner Schwester und den anderen Ängsten und Sorgen, wäre sicherlich externe Hilfe angebracht. Hast du einen Hausarzt an den du dich wenden kannst?

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Ach ja und wirklich schön würde es bei uns so ab zwei Jahren. Wobei es allgemein mit Baby schon deutlich früher einfacher wurde, da musst du jetzt nicht zwei Jahre warten 😃. Aber als er zwei war, war er dann einfach in einem Alter wo man viel mit ihm unternehmen konnte und er konnte einem dann auch einfach sagen was ihn ärgert oder was los ist. Das hat vieles vereinfacht.

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Vielen Dank, das gibt mir etwas Mut, dass es anderen auch so erging... Ich war in der Schwangerschaft bei einer Trauerbewältigung und hatte auch gedacht, dass ich es so ganz gut verarbeitet hätte. Aber seit der Geburt ist es vermehrt wieder da und ich verbinde die Kleine oft mit meiner Schwester.

Denke das ich auf jeden Fall nochmal eine Therapie in Anspruch nehmen muss.

Vielen Dank für deine Antwort😘

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Hey, das kenne ich zu gut. Ausser den Verlust deiner Schwester, der mir sehr leid tut, ging es uns genauso.

Ich habe viel geweint, wir haben viel gestritten, ich saß oft an dieser Abpump-Maschine wie eine Milchkuh, an ablegen war nicht zu denken, gefühlt habe ich nichts richtig gemacht....
Wir sind jetzt Woche 13 und ich kann dir sagen, es wird mit einem mal wesentlich besser 🥰
Auf einmal geht alles so schnell. Sie schauen dich an, heben den Kopf, lächeln zurück und sind einfach nachsichtig mit einem. Du hast nicht mehr das Gefühl dass es ein Baby ist, sondern auf einmal gehört es ganz selbstverständlich zur Familie und du erkennst einen ganz eigenen Chatakter.
Und wer weiß, vielleicht hat dir deine Schwester das Baby aus dem Himmel geschickt 🥰

Halte durch, du machst das super 🥰

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Genau, Milchkuh trifft es perfekt... Ich bin halt auch so unfassbar sensibel. Das nervt mich selber total :( Wenn mein Mann mir was sagt, dann seh ich vieles als Angriff weil ich auch denke, ich kann nichts richtig machen. Das stört ihn dann natürlich auch :( Ich will auch so garnicht sein aber es kommt dann einfach. Und wenn ich dann als Mutter einfach mal sage und denke wir machen jetzt bestimmte Dinge so und so. Schlechter kann es nicht werden und es dann nicht klappt, sieht er es als Bestätigung das er recht hatte und dann fühle ich mich nochmal schlechter und als Versagerin, die nicht weiß was ihr eigenes Kind braucht :(

Aber wenn ich das hier alles lese, gibt mir das trotzdem sehr viel Mut, das es irgendwann besser sein wird.

Danke dir für deine Antwort !

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Es ist wirklich sehr wichtig, dass ihr über sowas redet. Mein Mann hat mir mal eindringlich erklärt, dass eigentlich alles was er sagt, kein Angriff ist noch dass er einen Hintergedanken dabei hatte (wir Frauen vermuten ja oft etwas, so wie "Wie meinst du das jetzt?!"). Männer sind aber sehr straight, sie meinen was sie sagen, nicht mehr und nicht weniger. Kein Hintergedanke, keine Andeutung oder so.
Dein Mann wird nicht Recht haben wollen, sondern er will dir wirklich nur helfen. Am Ende ist es auch völlig egal, welche Idee am besten funktioniert. Nächste Woche funktioniert sie nicht mehr und ihr müsst euch wieder eine neue Lösung einfallen lassen :-)

Ganz wichtig ist auch: lass deinen Mann machen ohne zu viel zu kritisieren/überwachen oder ständig Ratschläge geben. Er muss(!) seine eigenen Erfahrungen machen und er wird einiges auch völlig anders machen als du. Aber dem Baby wird es trotzdem gut gehen.
Das war ein Rat, den ich oft gelesen und gehört habe. Tatsächlich nicht ganz leicht umzusetzen. Ich erwische mich immer noch manchmal mit dem Gedanken, jetzt schon wieder irgendwas zu ihm zu sagen. Ich lasse es aber und gehe weg.

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Bei mir wird es erst jetzt wo die Kleine 12 Wochen alt ist etwas besser.
Man kann viel mehr mit Ihr machen, muss nicht ständig den Kopf festhalten und man hat sich so langsam kennengelernt und weiß was Sache ist.
Die Zeit die Sie jetzt wach ist, kann man mit Spielen verbringen und sie lernt gefühlt jeden Tag neue Sachen. Vorher lang Sie ja eher nur rum und man wusste nicht, was man machen soll.

Die erste Zeit war ganz furchtbar für mich, weil Sie ein absolutes Schreibaby war und egal was man gemacht hat, es wurde nur gebrüllt. Das war super anstrengend und man war Zuhause irgendwie gefangen, weil man überall doof angeschaut wurde oder man hat an jeder Ecke dumme Kommentare bekommen.

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Hey...
fühl Dich erstmal gedrückt!
Ich war auch schwanger mit unserem Sohn als mein jüngerer Bruder mit 26 Jahren
nach einem Autounfall erst im Koma lag, mehrfach operiert wurde und dann verstarb!
Allerdings war er schon lange sehr krank so das Ich- so schlimm es sich anhört für Ihn irgendwo als Erlösung empfand!
Somit kam Ich einigermaßen klar!


Ich würde Dir aber raten psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen für das Thema Trauerbewältigung!

Du scheinst immer noch sehr darunter zu leiden!

Ich kenne nur an manchen Tagen das Gefühl überfordert zu sein mit unseren beiden Kindern,
aber das Glücksgefühl und die schönen Momente überwiegen immer!

Natürlich verändert nichts das eigene Leben mehr als ein Kind!
Bei Dir kam nun der Tod der Schwester mit dazu- also völlig anders als zuvor.
Es ist verständlich das einem alles mal zu viel wird.

Ihr als Eltern werdet Euch einspielen- gebt Euch mehr Zeit.
Das kann paar Monate dauern!
Habt Ihr denn familiäre oder freundschaftliche Unterstützung?

Ihr schafft das!
Alles Liebe!

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Liebe L.B,

Es tut mir leid, dass du deine Schwester verloren hast und deine Schwangerschaft nicht genießen konntest. Deine Gefühle sind auch ohne so einen schlimmen Verlust normal. Zumindest mir ging es mit meinem Sohn damals ähnlich. Ich habe mich soooo fremdbestimmt gefühlt, hatte das Gefühl, dass ich nie wieder entspannt das Haus verlassen oder Freunde treffen werde. Das Stillen hat auch nicht geklappt, ich habe zugefüttert und zusätzlich abgepumpt, was mich total gestresst hat. Ich hatte auch furchtbar schlechtes Gewissen, dass ich meinen Sohn nicht vollstillen kann. Mein Mann konnte meine Gefühle und das ganze Hormonenchaos nicht nachvollziehen, was zu vielen Konflikten geführt hat. Ich habe meinen Sohn über alles geliebt, aber ich habe mich wie noch nie richtig verloren gefühlt und hatte richtig Angst, wie ich das Mamasein hinkriegen soll.

Mein Sohn feiert nächste Woche seinen ersten Geburtstag und er gibt mir so viel Liebe, Freude, lustige Momente und noch viel mehr und ich könnte mir ein Leben ohne ihn überhaupt nicht vorstellen. Er macht mich überglücklich und der Alltag hat sich gut eingespielt. Klar, ist es Immer noch anders als vor dem Kind, man muss sich ganz anders organisieren, ganz anders denken und man hat Sorgen und Ängste, die man sich früher nicht vorstellen konnte. Ich freue mich aber riesig auf alles, was uns noch erwartet. Ich muss sagen, ich bin aber auch nicht gerne Babymama und genieße die Zeit mit dem Kleinen viel mehr, je mehr er kann und versteht.

Du bist mit deinen Gefühlen nicht alleine. Gib euch Zeit, diese riesige Umstellung zu verarbeiten.

Alles Gute für euch,
Krissi

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Ganz lieben Dank für deine Worte! Mir gibt das sehr viel Kraft und Mut, dass es anderen Mamas auch erstmal so erging und es aber besser wird...

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Lass dich mal feste drücken.
Du hast echt eine Menge erlebt und das in einer sehr kurzen Zeit. Das muss ja erst einmal verarbeitet werden.
Deine Gedanken sind überhaupt nicht seltsam und ich möchte behaupten das jede neu Mama schon so gefühlt hat.
Woe du, hatten auch wir einen langen Kinderwunsch und dann war der kleine Mann da und alles was ich immer geglaubt habe, trat überhaupt nicht ein und ich fühlte mich schlecht.
Wenn es zu dunkel ist such dir bitte Hilfe, vielleicht brauchst du für die Wintersaison medikamentöse Unterstützung. Das ist ja wirklich völlig in Ordnung!
Ansonsten möchte ich dir sagen, dass so eine Liebe zwischen Mama und Kind wächst, es kommt jeden Tag was dazu und die Interaktion, das Lachen wird eine Menge verändern.
Alles Gute für dich

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Vielen vielen Dank für deine Antwort! Ich bin froh, dass es anderen Mamas ähnlich geht oder ging und das es Hoffnung gibt, dass es besser wird :)
Ja, ich überlege auch nocjmal eine Trauerbewältigungstherapie in Angriff zu nehmen. Hatte das Anfang des Jahres schon gemacht, aber anscheinend habe ich es wirklich noch nicht komplett überwunden :(

Liebe Grüße

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Sei nicht so hart zu dir selber. Dein Kind ist erst 6 Wochen alt.
Meiner wird bald ein halbes Jahr und vor ein paar Wochen hatte ich erst den Moment wonnig dachte, dass ich es wirklich mag Mama zu sein und es auch mehr genießen kann. Man muss erst einmal in diesem neuen Leben ankommen. Wenn man sieht, dass das Kind gut wächst und man mehr mit ihm agieren kann, war das für mich sehr hilfreich.

Und zum Thema Stillen. Mach das so lange du es kannst und willst. Aber wenn du merkst es wird dir zu viel ist die Flasche auch eine Option und dann kann dir dein Partner auch helfen. Ich will es nur erwähnt haben. Du musst dich auch um dich kümmern langfristig, weil dein Kind dich gesund benötigt. Wenn du unbedingt stillen willst, mache das weiter. Ich will nichts einreden, aber auch sagen, dass bevor man psychisch ganz unter geht, manchmal das auch schon helfen kann, aber vorher alle anderen Möglichkeiten ausloten.
Und sprich mit deiner Hebamme darüber. Die sind dafür da auch sowas aufzufangen.

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Erst einmal tut es mir sehr leid, was dir passiert ist mit deiner Schwester und dass deine Geburt ein traumatisches Erlebnis war.
Ich mache es jetzt aber kurz: für mich klingt das nach einer postpartalen Depression, quasi trotz des Todes deiner Schwester. Ich rate dir dringend, dir eine Therapeutin zu suchen, am besten eine, die auf PPD spezialisiert ist. Zögere es nicht heraus dir diese Hilfe zu holen, auch wenn es evt. Überwindung kostet. Ich weiss, wovon ich spreche. Ich wünsche dir alles Gute! Du schaffst das❤️