Extrem starke Baby Blues - wann geht es mir besser?

Hallo zusammen,
vor 5 Tagen habe ich meine Tochter zur Welt gebracht, mein erstes Kind. Sie ist ein absolutes Wunschkind und die Geburt lief insgesamt sehr gut, nicht traumatisch oder so.
Seit dem zweiten Tag nach der Geburt haben mich die Baby Blues sowas von hart erwischt. Ich bin permanent am heulen und denke die ganze Zeit, dass ich mein altes Leben überhaupt nicht genug gewertschätzt habe. Mein Mann und ich haben und hatten eine so extrem enge Beziehung, die mein Leben auch vorher schon absolut erfüllt hat. Jetzt können wir natürlich nicht mehr so spontan und locker miteinander Zeit verbringen wie vorher, weil die Kleine einfach im Fokus steht so kurz nach der Geburt.

Ich habe schon kurz fast bereut, dass wir uns für Kind(er) entschieden haben. Ich fühle mich so grausam wegen dieses abscheulichen Gedanken. Während ich immer drei Kinder wollte, sind wir uns nun ziemlich sicher, dass es bei einem Kind bleibt.

Mein Mann hat es natürlich nicht so schlimm wie ich, aber ich denke auch er hat eine Art Baby Blues, denn auch er hat diese Angst davor, dass wir unsere Nähe und besondere Beziehung verlieren und muss zwischendurch weinen. Ich möchte einfach nur, dass es uns wieder gut geht. Ich habe so sorge, dass sich das alles nie wieder ändert.

Hat hier jemand ähnliche Gefühle nach der Geburt empfunden? Und was hat dagegen geholfen - wie lange hat es angehalten?

Liebe Grüße

Bearbeitet von Mel-95
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Liebe Mel,

Ich kann sehr genau nachempfinden, was du gerade fühlst, denn mir ging es genauso. Der Unterschied: Ich habe das niemandem außer meinem Mann (und auch da nur in Teilen) erzählt und mich nach außen glücklich gegeben. Ein großer Fehler, wie ich jetzt weiß.

Denn wenn dieser Zustand anhält, ist es eben kein Baby Blues mehr: Man spricht von einer postpartalen Depression. Es hat nichts, überhaupt nichts damit zu tun, dass du dein Kind nicht irgendwann sehr lieben kannst und wirst.

Im Moment kennt ihr euch noch nicht, euer Baby ist „ein fremder Mensch“. Diese Glückseligkeit direkt nach Geburt mag es geben, ist aber längst nicht die Regel.

Wie es weiter geht? Sprich unbedingt ehrlich mit deiner Hebamme, deinem/ deiner Gyn, Hausärztin oder auch mit dir vertrauten Personen. Falls es wirklich eine postpartale Depression ist, ist es wichtig, diese zu erkennen und gut möglich, zu behandeln. Ich habe das leider nicht gemacht, und so war das erste halbe Jahr nicht sonderlich schön, ehrlich gesagt.

Noch dazu kommt: die Freiheiten, für dich, für euch als Paar, die kommen wieder! Es dauert ein paar Monate, bis man sich einen halben Tag zusammen nehmen kann, aber schon in den nächsten Wochen kann vielleicht jemand mit eurer Tochter ein wenig spazieren gehen, ihr bestellt Pizza und schaut einen Film zusammen. Das lässt sich (meistens) alles organisieren- und das wird sich finden. Nur um deine (seelische) Gesundheit solltest du dich baldmöglichst kümmern. Es ist kein (!) zeichen von schwäche, sondern eine tolle Leistung, dass du dir Hilfe suchst.

Ich wünsche dir und euch von Herzen alles Gute. Du bist nicht alleine. Nimm Hilfe an, nutzt alle Ressourcen, die ihr habt.
LG Blaubeere

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Danke für deine Worte. Dass es sich zur Depression weiterentwickeln könnte, ist auch eine große Sorge für mich

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Es ist „eigentlich“ kein großes Problem, wenn es eine postpartale Depression ist- natürlich abgesehen von deinem Leidensdruck.
Sie ist wirklich sehr sehr gut behandelbar, und entdeckt und therapiert keine so große Einschränkung mehr.

Abseits davon: das geht vorbei, und man gewöhnt sich einfach an die urplötzlich entstandene, krasse Umstellung und Verantwortung, die man mit der Geburt von einem Kind plötzlich hat.
Für uns was es heftig, wir wollten danach auch keine weiteren Kinder mehr, allerdings kam jetzt unser K2- du siehst, das kann sich auch wieder ändern.

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Hallo, ich hatte das sehr ähnlich circa 3 Monate dann war es so als wäre es nie anders gewesen... Man muss sich einfach bisschen mehr Zeit geben, nach 20-40 Jahren als eigenständiger Mensch auf einmal Mutter zu sein ist eine Riesen Umstellung. Das dauert und ist ganz normal das da jeder bisschen anders reagiert. Für mich war die Verantwortung am Anfang so erdrückend das ich nachts Panikattacken bekommen habe. Ich bin dann mit Baby zu einer Therapeutin gegangen (hatte keine Postpartale Depression einfach nur Anpassungsschwierigkeiten)

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Bekommt man denn da wegen der akutheit schneller einen Termin beim Therapeuten?

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Ich hab das privat bezahlt daher sehr schnell einen Termin bekommen..
Gib dir ein bisschen Zeit, alles ein Prozess und alles neu da ist es normal verunsichert zu sein.

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Hey,

mir ging es im September nach der Geburt unseres Wunschkindes sehr ähnlich. Habe super viel geweint und unserer alten Beziehung hinterhergertrauert. Ich war generell einfach sehr traurig und habe mich deswegen wirklich schlecht gefühlt. Ich habe aber nie negative Gefühle gegenüber meinem Baby gehabt oder das Gefühl ich könnte es nicht richtig lieben (glaube das ist ein wichtiger Unterschied zur Wochenbettdepression). Sondern habe mich einfach nur geschämt, dass ich das Wochenbett mit meinem Baby nicht richtig genießen kann, sondern ständig nur traurig bin.
Mein Mann und ich haben in der Zeit viel über die neuen Lebensumstände und Veränderungen gesprochen und jede freie Sekunde miteinander verbracht.
Und dann wurde es nach ca. 1,5/2 Wochen immer besser. Ich habe nicht mehr jeden Tag geweint, es ging langsam bergauf. Kurze Zeit später verschwand die Traurigkeit und ich konnte unsere kleine Familie und unsere neue, viel innigere Beziehung endlich richtig genießen. Der kleine Mann ist jetzt 3 Monate alt und wir sind überglücklich, auch in unserer Beziehung.
Mir hat es in der Zeit geholfen draußen zu sein, wieder unter Leute zu gehen oder einfach kleine Dinge zu machen, wie zu DM zu fahren. Natürlich alles mit Baby. Einfach einen neuen Alltag zu gestalten. Und abends kleine Dates mit meinem Mann zu planen, zB gemeinsam baden, was leckeres zu essen holen, Film schauen etc. Ich glaube nach ca 3-4 Wochen war der Spuck dann endlich vorbei :)
In der Regel sind die Hebammen bei so etwas große Hilfen. Wenn du eine Hebamme hast, kannst du sie auch einfach mal darauf ansprechen.

Liebe Grüße und viel Kraft, das geht vorbei ☺️

Bearbeitet von Marly
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Danke, das tut total gut zu lesen. Ich hoffe sehr, dass es bei mir auch verschwindet und ich bald genießen kann, dass wir eine Familie gegründet haben. Für mich ist das härteste definitiv die Sorge, die innige Beziehung zu meinem Mann zu verlieren. Ich liebe ihn so sehr, dass es beinah weh tut.

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Ich hatte das Gefühl auch, habe mich dann total an ihn geklammert und wirklich wie von ihm abhängig gefühlt. Aber das hat sich alles reguliert :-)

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Ich bin auf irgendeine Art und Weise froh das zu lesen, weil es mir einfach zu 100% auch so geht. Und mein Sohn ist schon ein Monat alt. Keiner redet darüber aber ich schon , ich hab das alles unterschätzt . Ich war von niemanden abhängig und hatte eine Routine , die leider jetzt weg gefallen ist und meine Sicherheit damit auch. Meine Hebamme meinte das ist noch alles Wochenbett und dauert halt. Ich hoffe sie hat recht . Ich hab viel Angst und eine innere Unruhe . Dir alles gute .

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Oh Mann. Ja meine Hebamme sieht es zurzeit auch noch als „normal“ an, wenn auch als eine ziemlich starke Ausprägung des Baby Blues bei mir. Aber sie hat zumindest ein sehr offenes Ohr dafür.
Ich wünsch dir, dass es ganz bald verfliegt und wenn nicht, dass du dann zügig Hilfe findest! 🫶🏾

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5 Tage nach Geburt würde ich das noch als normalen Baby Blues ansehen. Euer Leben steht Kopf und ihr müsst euch erst mal an die neue Situation gewöhnen und als Familie finden. Das braucht einfach Zeit...

Es kann sich allerdings durchaus zu einer Wochenbettdepression entwickeln. Hier sind die ersten Ansprechpartner dein FA und deine Hebamme. Keine Scheu, daß kommt öfter vor als man annimmt, es redet nur niemand gerne darüber.
Ansonsten findest du auch in diesem speziellen Forum Ausstausch und Hilfe von anderen Betroffenen

https://www.schatten-und-licht.de/

Alles Gute

Bearbeitet von strubbelsternchen
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Ich erkenne mich in deinem Text total wieder.
Nach der Geburt von unserem Sohn ging es mir exakt gleich.
Ich habe in sofort geliebt (mich aber immer wieder in dem Gedanken verloren, ob das genug Liebe ist, die ich empfinde) und mir gleichzeitig die Frage gestellt, wie wir unserer Beziehung „das nur antun konnten“.
Bei mir war es wochenlang ein schlimmer Zustand und da meine Hebamme mich trotz mehrerer offener Gespräche nicht ernst genommen hat, habe ich mir Hilfe in einer Depressions-Akutsprechstunde geholt.
Das ist nichts wofür man sich schämen muss, denn man kann nichts für seine Gedanken und Gefühle.
Ich kann dir versichern, dass ihr euch an euer neues Leben gewöhnt und es sich schön anfühlen wird, eine Familie zu sein ❤️
Holt euch auf jeden Fall Hilfe, wenn ihr es nicht ganz allein schafft ☺️