Meine Geschichte...auch wenn ich nicht schwanger bin!

Rückblende...
Ca. 1986 Ein kleines sechsjähriges Mädchen zu ihrer Mutter: " Mami, ich will nie heiraten und braucht man ein Papa zum Baby?" Die Mutter: " Das ist ok Püppi, selbst ein Baby ohne Papa bekommt man groß." Und lachte insgeheim über ihr kleines Mädchen. ( da erinnert sich meine Mutter noch heute dran)
Eine andere Rückblende...
Ca. Anfang 2011 Ein nach außen scheinbar glückliches Paar wacht an einem Samstag Morgen nebeneinander auf.
Der Mann dreht sich zur Frau und sagt zu ihr:"Ich hasse dich!" Die Worte brauchen eine Weile um bei der Frau anzukommen, aber sie kann sie nicht richtig greifen, kommen nicht richtig an...sie steht auf und sagt:"Ich gehe Brötchen holen."
Sie ist abgestumpft, hat resigniert,versucht nur noch alles richtig zu machen. Hat selbst eine Vollzeitstelle und kümmert sich nebenbei noch um alles andere,versucht ihren Mann unter allen Umständen glücklich zu machen, so wird das noch über ein Jahr gehen...
"Deine Titten sind zu klein" Dein Arsch zu flach" "Was will ich überhaupt mit dir" "Schwanger wirst du auch nicht" Du bist zu dumm..." In seinen Augen war sie für alles zu dumm. "Warum bist du nicht ans Handy gegangen, du Schlampe betrügst mich " Wenn du mich je verlässt, dann schlag ich deinen Kater tot,bevor du ihn mitnehmen kannst" (Sie liebte ihren Kater,er war immer da). Eifersucht,Unterstellungen, Drohungen, das war ihr Alltag und keiner wusste es. So ging es fast drei Jahre.
Sie wünschte sich schon lange ein Kind, war auch bei Urbia angemeldet, hibbelte,träumte und wünschte sich sehnlichst endlich auch einen positiven Test zu haben. Aber es klappte einfach in keinem Zyklus. (Viel später erfuhr sie,dass es an ihm lag)
Irgendwann wurde der Druck immer größer und sie dachte sich, ja warum denn nicht, er unterstellt es mir doch sowieso...sie begann eine Affäre,wollte sich nur wieder angenommen und gemocht fühlen. Sie wollte überhaupt wieder fühlen...das tat sie und an einem Morgen,nach einer Nacht mit ihrer Affäre stand sie unter der Dusche und da war ein Gedanke " Ich bin schwanger" lange hatte sie nicht mehr so sehr gelacht...ihr Alltag ging weiter. Aber manchmal sollte man auf sein Bauchgefühl hören, sie war tatsächlich schwanger, wie sich ein paar Wochen später rausgestellt hat. Mein Gott wie glücklich sie war,plötzlich war da ein Grund sich zu freuen,zu kämpfen, Entscheidungen zu treffen...sie wusste es war nicht von ihrem Freund, es war ihr egal. Manche würden sie dafür verurteilen,auch das war ihr egal...sie lebte wieder. Sie hörte sofort auf zu rauchen,sie trank keinen Kaffee mehr. Sie war so glücklich...ihr Freund glaubte ihr erst die Schwangerschaft,als sie den Mutterpass bekam,er wollte glaubten,dass es sein Kind war,also war es auch sein Kind. Es war ihr egal...der wirklich Vater sollte erst viel später davon erfahren. Sie traf die Entscheidung,dass sie die ersten drei Monate abwarten wollte,dann wollte sie ihren Freund verlassen, ihre Familie war schon eingeweiht. Die machten ihr keine Vorwürfe,dass sie nie etwas gesagt ist,wie es wirklich in ihrer Beziehung war. Ihre Mutter weinte für sie,ihre Schwester war entsetzt,ihr Vater war schon ein paar Jahre zuvor an Krebs gestorben,sonst hätte er nie zugelassen,dass sie wieder zurückgeht. Jeden Tag sagte sie sich,bald kann ich gehen,ich muss nicht mehr lange warten...sie sprach viel mit ihrem Baby,sie achtete mehr auf sich,kam zur Ruhe,sie wusste die nächsten Monate werden schwer. Sie war glücklich,so glücklich.
Mittlerweile war 2012
Aber dann eines Morgens wachte sie auf und wusste irgendwas ist nicht in Ordnung, es begann eine Odyssee an Ärzten und ein paar Tage später stand fest, Missed Abort in der 13. Woche. Eine Ausschabung war erforderlich und innerlich starb sie...sie weinte nicht,sie hörte sich die Vorwürfe ihres Freundes an "Du bist Schuld,du hast mein Kind umgebracht" und sie weinte noch immer nicht,zeigte kaum Reaktion,aber innerlich hat sie geschrien,keiner hat es gehört. Sie war wie Tod,ein paar Wochen nach der AS rief sie morgens bei Ihrer Mutter an"Hol mich" dann rief sie den besten Freund ihres Freundes an:" Wenn er nach Hause kommt,werd ich nicht mehr da sein. Sag ihm das."
Mit zwei Taschen zog sie zu ihrer Mutter,alles war schwarz,alles leblos. Stundenlang saß sie einfach nur da und starrte ins Leere,sie verlor ihre Arbeit,es war ihr egal. Sie hatte Affären,es war ihr egal,sie traf sich mit ihrem Ex, er sagte zu ihr "du bist ne scheiß Freundin,aber wirst ne gute Mutter sein und du bist die einzige die je von mir schwanger geworden ist" so fest wollte er glauben,dass es sein Kind war. Sie ließ dich darauf ein,sie.fühlte nichts. Sie hatte finanzielle Probleme,es war ihr egal. Und irgendwann kam der Gedanke,ich möchte sterben, sie konnte nicht mehr schlafen,weil sie Angst vor dem neuen Tag hatte...und ihre Famile musste zuschauen. So ging es über Monate...sie starb immer mehr. Dann kam der Tag an dem sie wusste,entweder bring ich mich wirklich um oder ich kämpfe,woher sie die Kraft hatte zu kämpfen,keine Ahnung,aber sie fing an zu kämpfen. Sie ließ sich auf eine geschlossene Psychiatrie einweisen,es überkam sie eine plötzlich Ruhe. Sie bekam Medikamente,sie machte eine monatelange stationäre Therapie,dann ambulant. Sie leistete Abbitte beim wirklichen Vater ihres Kindes,er meldete sich nie wieder bei ihr,heute ist er verheiratet und Vater. Sie brach sämtliche alten Kontakte ab, sie meldete sich wohnungslos bekam durch eine gemeinnützige Organisation eine Bleibe und mit 33 begann ihr neues Leben. Sie fing komplett von vorne an,sie war ganz unten und es gab nur den Weg nach oben. Sie kämpfte,sie lernte Gefühle neu,irgendwann eine eigene Wohnung,mehr Sicherheit,eine neue Ausbildung,neue Freunde,sie bekam ihre Finanzen wieder in den Griff und irgendwann tat alles nicht mehr so weh,irgendwann lachte sie wieder und irgendwann verschwand der traurige Ausdruck aus ihren Augen. Sie schloss damit ab nie ein Kind zu bekommen,ging nie wieder eine Beziehung ein, alles was zu eng wurde lehnte sie ab, ab und zu mal ein Date,vielleicht mehr...Sie war zufrieden. Sie schaute anderen zu wie sie Kinder bekamen und ist eine tolle Tante für ihren Sonnenschein. So vergingen die Jahre...
Gegenwart ( vor ca. Einer Woche)
Ein Kennenlernen,ein Date,viel Alkohol und Sex...ohne Verhütung. Ein Abschied mit wenig Worten...ein paar Stunden später,Kaffee am Morgen,ein zufälliger Blick auf den Kalender,eine zu spät gestellte letzte Frage per WA "nimmst du eigentlich die Pille oder so"...eine Frau die ihren Zyklus gut kennt und der annähernd so genau wie ein Uhrwerk ist. Und plötzlich ist alles anders als sonst...ein bisschen rechnen,eine Nachfrage bei Urbia. Und gänzlich andere PMS als in all den Jahren davor...ob schwanger oder nicht steht noch nicht fest...
Heute
Ja so waren die letzten Jahre meines Lebens und jetzt mit 39. Jahren weiß ich zu was ich alles in der Lage bin und das es sich immer lohnt zu kämpfen,egal was passieren wird. Viele Entscheidungen werden nicht richtig gewesen sein,für manches wird es Menschen geben die mich verurteilen werden und auch schon verurteilt haben.
Aber ist es nicht genau das, was das Leben lebenswert macht,wir sind was wir sind und keiner braucht dafür die Erlaubnis der anderen. Egal was passieren wird,ich weiß das ich es schaffe...

Entschuldigung das es doch so viel geworden ist,normalerweise muss ich mich nicht so mitteilen,aber das Bedürfnis dazu war riesig,ich sag ja,diesen Zyklus ist alles anders.

Und jedem hier wünsche ich,dass er glücklich wird,egal was passiert und welche Entscheidungen ihr trefft, wirklich jeder ist gut so wie er ist. Lasst euch niemals was anderes erzählen.
Greeneyes