Gefühlschaos

Hallo ihr Lieben,

nachdem unsere Tochter letztes Jahr bei der Geburt völlig unerwartet verstorben ist, erwarten wir in wenigen Wochen unseren Regenbogen. Auf der einen Seite freuen wir uns unglaublich auf unser zweites Mädchen, gleichzeitig sind die Trauer und der Schmerz über unser Sternenkind aktuell wieder so präsent wie schon lange nicht mehr. Ich hab so Angst, dass auf den letzten Metern noch etwas schief geht. Obwohl ich nur an das Gute glauben möchte, bleibt immer so ein letzter Zweifel. Manchmal hab ich ein richtig schlechtes Gewissen unserem Baby gegenüber. Gibt es hier jemand, der Ähnliches erlebt hat bzw. evtl. bereits schon sein Regenbogenwunder im Arm hält? Auf jeden Fall schon mal danke fürs Zuhören.

Lg Lyafee mit Mila fest im Herzen 🌟❤️ und Regenbogenwunder im Bauch. 🌈

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Liebe Lyafee,
was du durchgemacht hast ist absolut furchtbar und für niemanden wirklich nachzuvollziehen, der es nicht selbst erlebt hat!
Es tut mir wirklich sehr leid!
Deine Ängste und Gefühle kann ich auch verstehen. Hast du mal darüber nachgedacht dir professionelle Hilfe zu holen? Frag doch mal deine Gyn oder Hebamme danach und erzähle Ihnen von deinen Sorgen!
So etwas kann man ja nicht einfach so aus seinen Gedanken verbannen, es ist nur immer leicht gesagt, dass man positiv denken soll. Aber in manchen Situationen kommen die Erinnerungen dann doch wieder hoch!

Ich wünsche dir jedenfalls alles erdenklich Gute für die restliche Schwangerschaft und natürlich auch für die Geburt!

LG Bambi mit Mucki 💙 20+3

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Hallo Lyafee

Dein Verlust tut mur sooo leid. Ich habe meinen Sohn auf die Welt gebracht und er wäre fast gestorben, aber konnte noch grad gerettet werden. Das ist natürlich nicht mit deiner Situation zu vergleichen, aber auch mich hat das Ereignis sehr geprägt. Ich bin jetzt 22+4 und warte nach 3 Sternchen in der FrühSS auch auf unseren Regenbogen. In meinem Fall war ein Herzfehler schuld an dem ganzen Debakel. Deshalb wird das Herz ganz besonders beäugt und nach der Geburt direkt kontrolliert. Vllt gibt es in deinem Fall auch etwas, was getan werden kann? Erzähl auf jeden Fall deine Geschichte, vllt mit dem Bericht aus dem KH von damals?! Dann wird man auch bei dir besonders schauen, mehr kontrollieren, schneller eingreifen.

Die Trauer um euer 1. Kind wird die Liebe zu dem 2. Noch viel stärker machen. Nimm dir also ruhig die Zeit zu trauern. Ein schlechtes Gewissen musst du nicht haben.

Alles Gute dir, es wird alles gut werden.

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Liebe Lyafee,

es tut mir sehr leid 🖤

Meine Situation ist auch nicht mit deiner vergleichbar... Unser erster Sohn verstarb in der 20. Ssw während der Ultraschalluntersuchung. Sein Herz hörte plötzlich einfach auf zu schlagen und die stille Geburt wurde dann eingeleitet.

Unser zweiter Sohn verstarb in der 24. Ssw an einem schweren Herzfehler (der uns während der Schwangerschaft mitgeteilt worden war).

Nun haben wir unseren Regenbogenjungen 🌈 bei uns 🙂

Die ganze Schwangerschaft über war ich angespannt (obwohl sie ziemlich gut verlief).
Zum Ende hin hab ich aber Gott sei Dank auf mein Bauchgefühl gehört und bin freiwillig ins Krankenhaus gefahren, weil ich mich "komisch" fühlte. Dort wurde dann letztendlich das Hellp Syndrom festgestellt und unser Kleiner wurde per Notkaiserschnitt geholt.

Ich kann dir nur empfehlen im Krankenhaus bei der Geburtsplanung dein Gefühlschaos anzusprechen. Das wird man dort nachvollziehen können und berücksichtigen.
Zum Beispiel könntet ihr ausmachen, dass du stationär ins Krankenhaus gehst, falls sich bis ET nichts von alleine tut, um eine bessere Kontrolle zu haben. (Es ist nur ein Beispiel 🙂)

Geht ihr ins selbe Krankenhaus wie letztes Jahr?

Ich wünsche dir alles Gute für die kommenden Wochen und eine schöne Geburt 🍀

Liebe Grüße
Regenbogen mit ⭐⭐⭐⭐&🌈Bubbel (13 Wochen)

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Vielen Dank für eure lieben Antworten. Wir haben ein total tolles Umfeld mit viel Unterstützung. Auch mit meiner Frauenärztin und Hebamme kann ich super über alles sprechen. Wir werden in einem anderen Krankenhaus entbinden. Dort ist unsere Geschichte bekannt und wir planen dieses Mal auch einen Kaiserschnitt. Heute geht’s uns auch schon besser. Ist echt auch abhängig von der Tagesform. Ich wünsche allen anderen werdenden Mamis alles Gute!

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Liebe Lyafee,

deine Ängste sind absolut nachvollziehbar, auch wenn ich selbst auf keinerlei Erfahrungen zurückgreifen kann. Sehr wohl aber auf solche mit psychischen Extremlagen.

Es gibt keinen Grund, das allein mit dir auszumachen. Denk darüber nach, die einen professionellen Gesprächspartner zu suchen. Es ist zwar schwer, einen Therapieplatz zu bekommen, aber nicht unmöglich. Es gibt psychosoziale Ambulanzen. Deine Krankenkasse sollte da die richtigen Infos haben. Wenn du in diesen zentralen Ambulanzen anrufst, dann vermitteln die einen (übergangsweisen) Therapieplatz, damit du schnell mit jemandem reden kannst.
Je nachdem, wo du wohnst, gibt es vielleicht auch Gesprächskreise, Selbsthilfegruppen oder Trauerhelfer/Seelsorger. Auch Pro Familia ist immer ein guter Ansprechpartner! Einige Therapeuten bieten Online-Gespräche an, so dass du nicht unbedingt in der Nähe wohnen musst.

Das klingt jetzt vielleicht etwas drastisch. Fakt ist aber, dass bei psychischen Schieflagen oft viel zu lange gewartet wird, weil man sie nicht ernst nimmt - man selbst nicht und Fachkräfte auch nicht. Und ich finde dass deine Geschichte und deine jetzige Gefühlslage rechtfertigen, dir professionelle Hilfe zu holen. Wir rennen wegen jeder Kleinigkeit in der Schwangerschaft zum Arzt und werden engmaschig überprüft - zum Teil mehr als wir wollen, aber um die Psyche kümmert sich niemand - und wenn dann werden einem höchst fragwürdige Pillen verschrieben. Die Wirkung von heilsamen Gesprächen wird leider nicht besonders ernst genommen - das ist teuer und braucht Zeit.

Angst und Körper bedingen sich gegenseitig. Auch in der Geburt.
Das sogenannte Angst-Spannungs-Schmerz-Syndrom wurde schon vor über 100 Jahren von einem Arzt erkannt und beschreibt, dass Frauen, die mit weniger Ängsten in eine Geburt gehen, oft weniger Schmerzen und leichtere und kürzere Geburten haben. Schwerere Geburten können sich andererseits auch auf die Gesundheit des Kindes auswirken. Wenn du deinen Ängsten also rechtzeitig selbstbestimmt und reflektiert begegnest und an (und mit) ihnen arbeitest, dann kannst du dir und deinem Kind helfen, entspannter in die Geburt zu gehen und dabei ggf. sogar weniger Risiken zu haben.

Vielleicht überlegst du dir auch, eine Doula mit in den Kreißsaal zu nehmen. Sie ist unter der Geburt eher für deine Psyche und dein Wohlbefinden zuständig, während sich Hebammen und Ärzte ja eher um das körperliche Wohl kümmern. Hier hättest du jemanden, der sich professionell mit Geburten und den dazugehörigen Gefühlslagen auskennt und richtig reagieren kann, der aber in dem Moment nur für dich und deine Gefühle da ist. Ich selbst habe keine Erfahrung damit, habe aber sehr gutes davon von anderen Frauen gehört.

Den ersten Schritt hast du gemacht: du bist dir deiner Gefühle bewusst und wendest dich an dein Umfeld. Mach weiter. Lass dich ernst nehmen. Lass dich nicht abweisen. Geh den Weg, den du brauchst - für dein Kind und für dich!