Verhalten älterer Mitmenschen

Hallo,

ich habe eben mit meiner Oma telefoniert, 83, 2 Lungenentzündungen pro Jahr, gesundheitlich eher angeschlagen.

„Ich war gestern mit meinen Freundinnen im Restaurant zum Mittagessen, morgen hab ich einen Friseurtermin und am Mittwoch ist Fußpflege bei der Kosmetikerin. Und Freitag im Gesangsverein haben wir uns halt alle bißchen weiter auseinander gesetzt und gut“.

Ich sitze mit meiner Tochter daheim, verzichte so gut es geht auf soziale Kontakte und hoffe dass meine Generation temporär ihren Spaß-Lifestyle ändert und dann höre ich grad von meiner Oma, wegen der und der Risikogruppe wir den ganzen Spaß mit Kita/Schulen zu etc. machen dass sie lebt wie je zuvor und nur paar Stühle verrückt in der Gesangstunde...

Ich weiß nicht recht was ich davon halten soll... übertreibe ich? Oder ist das echt -sorry- saudummes verhalten? Ich hab Respekt vor meiner Oma, ihre Lebenserfahrung ist für mich immer ein wichtiger Punkt und ja, sie hat krieg überlebt und „weiß es vielleicht besser“ weil das nicht das erste mal in ihrem Leben ist in der sie so eine Katastrophe durchlebt... aber... rechtfertigt das, dass wir jüngeren uns so bemühen um zu verhindern dass zu viele kranke nicht behandelt werden können und gerade diese turnen rum wie eh und je?

Bin auf eure Meinungen gespannt...

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Die wissen schon, was Sache ist. Meine Omma ist mit 88 auch total entspannt. Sie stirbt lieber, weil sie einen glücklichen Tag mit ihren Urenkeln hat statt einsam und alleine an Herzversagen oder so.
Sie sagt ganz klar, die Erde sei eh zu voll und wir haben unsere Umwelt genug geschändet. Jetzt holt sich die Erde eben was zurück. Überbevölkerung wird bekämpft und der schockierende Zustand der Erde verbessert sich massiv. Die Medizin hat sie so alt gemacht, was nie natürlich war für die Menschen. Sie hat ihr Leben gelebt.
Ich schätze meine 88jährige Großmutter für so viel Realismus und wenn sie ihre Enkel und Urenkel sehen möchte, dann backe ich ihren Lieblingskuchen und tue ihr den Gefallen.
Ich muss keine Frau bevormunden, die 88 Jahre lang ihre Frau gestanden hat.

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Aber es geht doch gar nicht um sie allein? Und wenn sie erkrankt? Nimmt sie einem anderen Patienten, der vielleicht erst 60 ist und gerne noch 20 Jahre hätte, den Platz im Krankenhaus weg?! Dass sie sterben „will“ weil es ihr egal ist weil sie ja die Enkelin noch um sich hatte interessiert die Ärzte dann auch nicht...

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Glaubst du ernsthaft, sie würde dann ins Krankenhaus gehen? Die ist so störrisch, sie würde keinem einen Platz wegnehmen und in aller Seelenruhe mit ihrer Erkältung Zuhause sterben.

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Hallo,

kann es vielleicht sein, dass sie einfach nicht wirklich verstanden hat, dass eine Ansteckung bei ihr sehr gefährlich werden könnte?

Wir mussten unseren Eltern auch erst mal erklären, worum es überhaupt geht. Sie dachten, wenn sie sich anstecken, haben sie eben eine "Erkältung". Aber dass das durchaus schlimmere Verläufe annehmen kann, hatten sie gar nicht auf dem Schirm.

Sprich mit deiner Oma Klartext, damit sie weiß, welches Risiko sie mit ihrem regen Sozialleben eingeht!

Liebe Grüße

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Das ist ihr klar... Antwort war: na 107 werde ich ja eh nicht mehr... da fehlen mir leider leider die Worte

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Vielleicht kannst du ihr noch mal verdeutlichen, dass es hier nicht "nur" um ihre eigene Gesundheit geht, sondern auch um die Gesundheit ihrer Mitmenschen.

Ansonsten hast du alles getan, was du kannst.
Du kannst sie ja nicht Zuhause festbinden.🤷‍♀️

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Klar ist das super dumm, aber meine Oma (76, aber keine Vorwrkrankungen) ist ganz genauso. Ich hab ihr hundertmal erklärt, wieso das wichtig ist (zumal ich auch hochschwanger bin), aber sie sagt nur, wenn sie sich mit Freunden trifft „die haben alle nichts“ 🤦🏻‍♀️ Heute Morgen hat sie gesagt, sie bleibt den ganzen Tag in ihrem Garten (soweit, so gut), aber sie muss unbedingt noch Umzug Baumarkt und Blumenerde kaufen 🤬 Regt mich total auf.

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Ich bin da gerade auch ziemlich entäuscht und desillusioniert. Frage mich immer, warum die Menschen ihrer Regierung das Denken überlassen.
Habe den Eindruck, mit der Schulschließung wiegen sich einige in Sicherheit und klopfen sich auf die Schulter, was hier doch alles gemacht wird.
Und dazu kommen jetzt neue Virologen und was weiß ich wer aus den Löchern, die suggerieren, dass alles doch nicht so schlimm wird. Dabei haben wir es doch nun wirklich gesehen, was passiert, wenn man nicht konsequent ist. Aber man macht sich gerne vor, dass in Deurschland alles anders sein wird, weil es noch so wenige Todesfälle gibt. Dazu ist das Wetter noch so schön, da passt kein Virus ins Gesamtbild.

In GB müssen alle ab 70 vermutlich in Isolation. Vielleicht wäre das ja sinnvoller, wer weiß.

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Ich weiß genau was du meinst 🤨 macht mich echt sauer. Wir krämpeln unser ganzen Leben um, um die ältere Generation zu schützen und die setzten sich bei schönem Wetter alle in die Eisdiele und plaudern. War gestern echt entsetzt als ich das im vorbei fahren gesehen habe. Ob die alle keine Lust mehr haben zu leben oder einfach die Gefahr nicht sehen, keine Ahnung 🤷‍♀️

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Vielleicht ein Ansatzpunkt: Sie hat schon so viel überlebt, sie ist schon in einem höheren Alter, sie denkt wahrscheinlich schon länger und öfter über den Tod als du denkst. Ich glaube sie möchte ihr Leben einfach genießen, insbesondere weil sie sich bewusst ist, dass es keine Ewigkeit mehr dauert. Es gibt sicher die, die Angst vor Corona haben! Es gibt aber auch die, die Angst haben ihre letzten Tage in Quarantäne zu leben und dann an etwas anderes sterben.

Durch meinen Verzicht erwarte ich mir aber auch keine Dankbarkeit. Mittlerweile ist schon ziemlich deutlich, wer Risikogruppe ist und was die Maßnahmen bewirken sollen. Trotzdessen hebelt Covid-19 nicht plötzlich die Mündigkeit aller Alten und/oder Vorerkrankten aus.

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Man kann niemanden retten, der nicht gerettet werden will. Sehe ich genau so. Aber Vorsicht, gleich kommt der Shitstorm.

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Ich erwarte auch keine Dankbarkeit.. aber ich fühl mich echt etwas verarscht wenn ich sehe was wir für ein Bohei haben mit Kinderbetreuung etc. und sie macht weiter wie bisher... wenn alle Menschen aus der Risikogruppe, die sich am Ende angesteckt haben, nicht ins Krankenhaus gehen und wertvolle Plätze wegnehmen: so what? Aber sich erst permanent ins Risiko zu begeben um dann doch im Krankenhaus das große bereuen anzufangen (jetzt mal bösartig zuende gedacht): das fände ich echt mies...

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Natürlich ist es unverantwortlich und ich bin mir sehr sicher, dass deine Oma genau weiß, was Sache ist.

So wie du erzählst, kann ich mir vorstellen, dass sie ihr Leben einfach noch genießen möchte, so irrsinnig dass für andere klingen mag. Sie ist 88 und ist möglicherweise einfach glücklich darüber, Dinge wie Friseur, Essen gehen etc noch selbstständig tun zu können. Und möchte sich das nicht nehmen lassen, so lange es geht. Ja, der Virus ist für sie gefährlich und möglicherweise auch tödlich, sie selbst ist aber auch grundsätzlich nicht mehr die Jüngste und denkt sich im Stillen "auf die letzten Tage genieße ich sie, wer weiß was morgen ist".

Ich möchte es nicht gut heißen, nicht falsch verstehen. Aber ist das, was ich mir vorstellen kann, was im Kopf deiner Oma vorgeht.

Dieser Virus führt in den Pflege- und Altenheimen zu Einsamkeit. Viele alte Menschen dürfen auf ihre letzten Tage (überspitzt gesagt) keinen bis kaum Besuch bekommen. Das macht diese Menschen zusätzlich traurig. Und bei aller Vorsorge, ich bin nur Laie, ich weiß nicht ob diese Form der Isolation so die Richtige ist. Es mag diese Menschen vor dem Virus schützen, aber manche alte Menschen, die ihre Familien, ihren einzigen Halt und Lichtblick, nicht mehr sehen, gehen ein. Sie vereinsamen. Und das stelle ich mir furchtbar vor.

Wir jungen Leute kommen ein paar Wochen ohne Kontakte aus. In der Regel haben wir unsere Familie um uns herum und haben uns. Können sprechen, lachen, Zeit verbringen. Zeit, die vorher nicht da war. Wir sind nicht allein. Das ist ein großer Unterschied.

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Du sprichst da einen wichtigen Punkt an. Was die Psyche, auch in dem Alter, ausmacht, ist gravierend. Es ist möglich, dass es manchen durch die Isolation plötzlich wesentlich schlechter geht.
In Österreich dürfen zumindest Palliativstationen weiterhin Besuch empfangen.

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Danke für deine Antwort.

Ich bewundere grundsätzlich ihre „wird alles schon“ Einstellung und sie ist auch mein Vorbild was Optimismus angeht.

Was mich nervt ist der Appell an alle: bleibt daheim um die alten und kranken zu schützen. Ich finde die Einschränkungen auch kacke und ich mache es zum Wohl ua einer Frau die gar keinen Wert offenbar auf Schutz legt. Das ist für mich ist der Punkt der mich beim Denken in Kreisen drehen lässt....

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Naja, irgendwie verstehe ich sie schon - ich hocke jetzt zu Hause, alle Kontakte gestrichen, auch im Job da Home-Office, und das Ende ist nicht absehbar (ich persönlich gehe von mindestens vier Wochen aus). Lustig ist das nicht, aber NOTWENDIG.

Wenn es so weiter geht, dann wird sie früher oder später keine andere Wahl haben, und zwar dann wenn Deutschland seine meiner Meinung nach viel zu laxe Politik aufgibt und ebenfalls deutliche Schließungen und Verbote ausspricht.

Ja, ich wollte auch zum Friseur, in den Sportkurs, Freunde treffen, ins Konzert... Alles gestrichen...

LG

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Ich war gestern mit meinen Freundinnen im Restaurant zum Mittagessen, morgen hab ich einen Friseurtermin und am Mittwoch ist Fußpflege bei der Kosmetikerin. Und Freitag im Gesangsverein haben wir uns halt alle bißchen weiter auseinander gesetzt und gut“.

Ich sitze mit meiner Tochter daheim, verzichte so gut es geht auf soziale Kontakte



Aha,wo bitte verzichtest Du?

Ich würde mir weniger Gedanken um die Oma machen, die ich auch nicht mehr besuchen würde.
Wir versorgen die Großeltern selbstverständlich,gehen aber nicht mehr rein.

Aber du gehst zu deiner Familie rein die du durch deine Kontakte gefährdest!

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Hä? Ich verzichte zb darauf arbeiten zu gehen, lasse meine kinderlosen Kollegen meinen Kram auffangen, meine Mutter (Anfang 50) kommt vier Wochen lang zu uns jeden freien Nachmittag den sie hat um mein Kind zu betreuen damit ich arbeiten kann. Mein Mann geht auf Kurzarbeit damit wir den Rest abgedeckt kriegen. Ich sitze daheim, Treffe weder Freunde noch gehen wir zum turnen und sonst wohin. Wo genau ist das kein Verzicht?

Und wo gehe ich zu meiner Familie rein? Bis auf meine Mutter, meinen Bruder (der lange krank war, nicht einkaufen konnte und jetzt morgen jemandem mit Auto braucht um einen Laden zu finden dass er zumindest wieder Lebensmittel daheim hat!) sehen wir niemanden...