Krankenhaus Minimalversorgung wegen Corona

Hallo, ich möchte Mal eure Erfahrungen abfragen:

Ich habe nun schon öfters kritische Beiträge im TV geschaut und auch hier im Forum gelesen, dass Patienten nicht mehr wie gewohnt behandelt werden, da die KH auf Minimalversorgung runterfahren und alles möglichst für Covid-19 Patienten freihalten.
Gestern sah ich einen Beitrag, wo eine Krebs-Patientin eine Termin-Absage bekommen hatte, wo untersucht werden sollte, ob die Therapie zuvor erfolgreich war. Es wurde gesagt, dass Krebs nun mal nachrangig behandelt wird.

Bei uns selbst war meine Mutti vor 2 Wochen beim HNO-Arzt, der Verdacht auf Zungenkrebs hatte und eine Biopsie nahelegte. Diese müsste im KH durchgeführt werden. Dort wird aber jetzt kaum was gemacht "Kommen Sie also in 2 Wochen erstmal nochmal zur Kontrolle." Meine Mutti wollte eh nicht ins KH, da sie Angst hat, sich dort erst recht mit Corona zu infizieren.

In der Charité wurde wohl ermahnt, dass die Leute Vorboten von Herzinfarkt und Schlaganfällen Ernst nehmen sollen. Die Zahl der Behandelten wäre seit Beginn des Ganzen erschreckend zurück gegangen.

Da kommt bei mir die Frage auf, wie viele Leute denn sterben oder nachhaltig geschädigt werden, nur um KH-Kapazitäten freizuhalten bzw. aus Angst sich zu infizieren??? In unserem Bundesland ist mit Sicherheit noch kein Chaos in den Kliniken. Trotzdem ist alles runter gefahren.

Was habt ihr selbst oder in eurer Verwandtschaft dergleichen erlebt?

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Der Vater von meiner Schwägerin hatte im letzten Jahr oft und viel Wasser in der Lunge... jetzt hatte er Ruhe... vor einer Woche wieder.... und liegt seit dem im Krankenhaus...

LG

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Kann ich so nicht nachempfinden.
Arbeite im KH als Schwester und bei uns laufen die wichtigen Untersuchungen ganz normal weiter. Aber alles, was wirklich nicht wichtig ist, wird verschoben.
Aber Diagnostik zwecks Krebs etc läuft definitiv weiter.

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Ich arbeite in einer großen Universitätssklinik auf der Intensivsation. Bei uns müssen 50% der Betten für Covid Patienten freigehalten werden.
Patienten werden schneller verlegt und es läuft nur Notfallprogramm.
Wir wissen einfach nicht was uns erwartet. Die ersten zwei Aufnahmeststationen für Covid Patienten sind jetzt rappelvoll mit beatmeten, wir sind die nächsten. Es ist eine extrem angespannte, komische Situation, weil niemand weiß, wann wieviele Patienten in welchem Zustand auch immer kommen.

Es mag sich für außenstehende Betroffene vllt befremdlich anhören, aber zum einen ist für elektive Patienten das Risiko an Covid zu erkranken in der Klinik höher und zum anderen wird bei einem Maßenanfall jede Hand zur Versorgung der Patienten gebraucht.

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Bei uns sind 2 periphere Stationen voll und 13 Intensivbetten (von 18).
Es wird jetzt zusätzlich eine periphere Station eingerichtet und weitere 8 Intensivplätze.
Der erste Patient ist am Wochenanfang bereits verstorben 😥😣
Es ist mega angespannt, da die Ärzte auch den "Knall" jetzt erst erwarten. Man geht jeden Tag mit einem mulmigen Gefühl zur Arbeit... Sehr befremdlich alles.
Ich wünsche uns allen viel Kraft 🍀💪
(Arbeite auch auf der Intensiv).

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Genau sowas meine ich. Es werden andere Patienten von ITS schneller verlegt, um 50% der Betten freizuhalten, NICHT da die Plätze voll belegt sind und sonst keiner mehr aufgenommen werden kann. Diese Patienten haben früher ja sicher auch nicht grundlos auf ITS gelegen...nun müssen 50% FREIgehalten werden.
Die Fallzahlen steigen doch exponentiell, in der Hinsicht ist es doch ein klein wenig vorausschaubar.

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Ich kenne zwei Leute deren Krebstherapie pausiert wurde. Ein anderer liegt auf der Intensivstation, nachdem alle Notrufzentralen anscheinend darauf geschult sind, bei grippeähnlichen Symptomen nur in Verbindung mit Atemnot aktiv zu reagieren. Nach 10 Tagen hohem Fieber und miserablen Allgemeinzustand musste er letztendlich in den künstlichen Tiefschlaf versetzt werden und wurde übrigens positiv getestet - bis zuletzt ohne Atemnot! Eine Verwandte irrte eine Stunde in der Gegend herum, bis sie endlich einen Allgemeinmediziner fand, der geöffnet hatte und dieser ihr eine Nierenentzündung diagnostiziert hat. Einer Bekannten mit Zwillingen wurde das Organscreening abgesagt.

Zumindest dass die Ärzte reihenweise schließen wurde politischerseits kritisiert. Trotzdem rennt einiges schief. Dazu muss man sagen, dass wir uns noch nie in einer solchen Lage befanden und auch die Menschen im Gesundheitswesen verunsichert und überfordert sind. Klare Richtlinien gibt es keine und ich befürchte, die Erfahrungsberichte aus anderen Ländern sind bei uns nicht so umsetzbar. Einen guten/besseren Plan werden wir erst für die nächste Krise haben.

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Bei mir gab oder gibt es seit Dienstag (Ultraschall) Verdacht auf Brustkrebs.

Ich hab morgen einen Termin im Krankenhaus. Das finde ich schnell. Hab Mittwoch früh angerufen.

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Ich hoffe für dich, dass sich das nicht bestätigt. Alles Gute!

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Danke!

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Hier in der Uniklinik genauso. Mein Sohn hätte einen Termin zur Krebsnachsorge gehabt.
Der Termin wurde abgesagt, keine Ahnung, wann da in Zukunft was kontrolliert wird. Noch eine Sorge mehr...

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Hallo,
Ich arbeite in einer Hausarztpraxis und finde es dort auch erschreckend, wie viel weniger los ist als „normal“. Klar, sinnvoll ist es auch dort den Andrang und damit das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Vieles fällt verzichtbar weg - Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen für Bagatellen, so manches Schülerattest und die vielen Erkrankungen, die auch ohne unser Zutun von selber schnell wieder besser sind. Aber mir macht Bauchschmerzen, dass eben auch Patienten nicht kommen, die eigentlich gesehen werden müssten. Die Bauchschmerzen, die doch eine Blinddarmentzündung sind, die Routineuntersuchung bei der eine Krebserkrankung auffällig wird, das dicke Bein mit Thrombose, aus der sich gerade noch keine Lungenembolie entwickelt hat. Der fiebrige Husten, der kein Corona ist, aber eine bakterielle Lungenentzündung. Das alles lässt sich nicht am Telefon feststellen. Aber viele dieser Patienten meiden verständlicherweise unsere Praxis im Moment...

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Hättet ihr denn die Kapazitäten, da flexibel mit umzugehen? Zum Beispiel Telefonprechstunde (mit Arzt) zu einem bestimmten Zeitpunkt und festen Zeiten für Nicht-Coronafälle.
Hier behandelt ein Arzt zu bestimmten Zeiten die Coronapatienten bei Frischluft und zu festen Zeiten symptomlose Patienten einzeln. Wartezimmer gibt es nicht mehr, nur Termine.
Die Patienten bekommen alle einfache Op-Masken oder werden gebeten, selbstgemachte zu tragen. Das beruhigt die Patienten zumindest etwas.

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....im Kinderkrankenhaus wurde ein Kind an einem WE mit Kopfschmerzen abgewiesen (Corona Vorrang). Soll bis Montag warten und zum Kinderarzt. Leider war das Kind da bereits an einer Hirnblutung verstorben.
Klingt unglaublich, war aber so - bin immer noch fassungslos und weiß nicht wie ich das einordnen soll. Ich bin einfach nur dankbar, dass es keins meiner eigenen Kinder war und hoffe, zeitnah keinen Arzt zu brauchen...

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Oh Gott, das ist wirklich tragisch:-(

Eigentlich müsste man das auch zu den Corona Todesfällen zählen, wenn hier der Virus auch nur passiv beteiligt war.
vielleicht rüttelt das auch noch die letzten "mir doch egal, eh nur ein Grippevirus" endlich auf!

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Guten Morgen.

Das ist ein sehr tragischer Fall.

Ich weiß nicht mehr in welchen Kontext, aber genau über sowas habe ich mit unserem Kinderarzt schon gesprochen. Er schilderte einen ähnlichen Fall unabhängig von Corona.

Selbst wenn das Kind behandelt worden wäre, wäre vermutlich keine Hirnblutung vermutet, also kein MRT(?) veranlasst worden. Das Kind wäre also vermutlich ohne spezielle Untersuchung geblieben und dennoch verstorben.

Wir hatten einen ähnlichen Fall mal dienstlich, als zwei Polizeibeamte mal sehr umsichtig mit einer stark alkoholisierten Person umgingen, anstatt ihn einfach schnell abzuarbeiten. Sein Zustand im Gewahrsam änderte sich plötzlich und er wurde ärztlich vorgestellt. Es wurde auch eine Blutung im Kopf festgestellt und er konnte gerettet werden. Zu Hause im Bett wäre er verstorben. Laut Doc im KH Bett vermutlich ebenfalls. Dort wird nicht 30minütig kontrolliert, wie im Gegensatz dazu im Gewahrsam. Aber das war einfach riesiges Glück.

Mein Beileid für die Familie.

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"Was habt ihr selbst oder in eurer Verwandtschaft dergleichen erlebt? "

Mein KH Termin wurde abgesagt.

Und?

Ich habe mehrere Monate auf den Termin gewartet.
Es hat viele Umwege gebraucht, bis mein Facharzt und mein Hausarzt das KH dazu bringen konnten, mir überhaupt einen Termin zu geben!

Das war schon Wochen vor Corona.
Kein Geld, kein Interesse.

Auf andere Facharzttermine warte ich seit Monaten und warte noch ein paar Monate.


Einige Ärzte sagten mir, ich solle mir das Geld für Untersuchungen sparen.
Kassenleistung, aber es war ihnen zu teuer.
Sichtdiagnose: Sie sind jung, Sie sind dünn - Sie können nicht krank sein.

Vor Corona!

Das gesparte Geld 30 Euro für ein Bluttest nützt mir nix. Es kam zur AU.
Ärzte tappen im Dunkeln, weil nach Monaten nicht mehr klar ist: was ist die eigentliche Ursache, was sind Folgeerscheinungen.

Na ja, bis zu den Facharztterminen in einigen Monaten (die ich vor Corona ausgemacht habe), wird die Kurve schon abgeflacht sein.


Mein Vorteil ist, dass chronische Patienten ohne Erkältungssymtome weiterhin behandelt werden, Termine zeitgezielter statt finden und Ärzte wieder mehr zu hören und hinhören. Bloß kein Risiko übersehen.

Dass ich einen neuen Facharzttermin (neue) Richtung erst Ende des Jahres bekommen werde, ist mir klar.
Das würde ich aber auch ohne Corona einplanen.

"Witzig" fand ich ja schon vor Corona so Aussagen von der Krankenkasse wie: Sie haben einen gesetzlichen Anspruch auf einen Termin innerhalb von 4 Wochen
und alle gezogenen Register um an einen solchen ranzukommen, mit Dringlichkeit und Terminservice und Bürokratie und selbst telefonierenden Ärzten: frühenstens in 3 Monaten. Da haben Sie noch Glück. Eigentlich müssten Sie länger warten, aber wegen der Dringlichkeit und weil gerade was frei geworden ist......

Mein erster Satz bei Telefonanrufen (sofern ich denn durchkomme):
- ich bin KEIN Neupatient - sofern es denn stimmt.


Es gibt durchaus sehr gute Ärzte!
Es hat nur mehrere Monate gedauert, sie zu finden UND über Empfehlungen dort auch einen Termin zu bekommen.

Corona macht es nur öffentlich. Da hoffe ich wirklich auf ein Umdenken.

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Ja, ich auch, und ein bisschen Umdenken gibt es Gott sei Dank auch schon.

Mittlerweile stellt sich heraus, wieviel unnötige Bürokratie unser Gesundheitssystem durchzieht, und wie viel schneller eigentlich alles gehen könnte, wenn man da mal gründlich entstauben würde.

Wünsche dir noch alles Gute#klee

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Danke :-)