Liebe Forengemeinde:
viele Angehörige stehen vor großen Problemen mit der Pflege ihrer Angehörigen (alte Eltern, behinderte Kinder etc.). Kuckt mal hier rein:
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/pflegende-angehoerige-trifft-corona-besonders-hart,Ruvb6Id
Ich pflege meinen Sohn mit frühkindlichen Autismus zusammen mit meinem Mann. Er ist zur Zeit zur Hause und ich gehe normalerweise arbeiten, hab aber jetzt 2 Wochen Urlaub und gehe dann in Rufbereitschaft. Die Betreuung des Familienentlastenden Dienstes und die private engagierte Betreuung (unser Betreuer ist allerdings schon Ende 60, wäre unverantwortlich ihn für die Entlastung zu nehmen und der Sport für unseren Jüngsten ist eh auf Eis gelegt) ist weggebrochen. Schule ist auch nicht. Jeder Tag ist hier eine Herausforderung. Mein Mann spannt ihn immer bei der Gartenarbeit ein und ich mache fast jeden Tag kilometerlange Spaziergänge, damit er ausgepowert ist. Und ab und zu passt unser Großer auf. Der muss sich auch allerdings auf seine Fachhochschulabschlussprüfung konzentrieren Lagerkoller gibt es zum Glück nicht. Aber Zeit für uns haben wir kaum als Paar, aber gut das ist ja eher ein Luxusproblem. Unser jüngster geht auch relativ spät ins Bett, nicht vor 22 Uhr. Aber das Wichtigste ist, er schläft durch bis 9 Uhr.
Meistens gehe ich alleine einkaufen bzw. unser großer Sohn fährt dann nochmal los, um die Sachen zu holen, die ich nicht bekommen habe.
Und ich muss demnächst damit rechnen, dass unsere Muki-Kur für mich und meinen Autisten im Mai in Wasser fällt. Wir sollen beide Therapien bekommen. Bei meinem Jüngsten hatte ich eigentlich auf das soziale Kompetenztraining gesetzt bevor es mit der Autismustherapie wieder losgeht. Und ich wollte einfach nur mal einen Perspektivwechsel.
Über die Kurzzeitpflege meines Jüngsten möchte ich im Oktober noch nicht nachdenken.
Vielleicht jammere ich im Moment auch Zuviel. Aber von Corona habe ich langsam die Nase voll. Entlastung können wir im Moment vergessen, weil aus verständlichen Gründen so etwas auch nicht angedacht ist wegen der Ansteckungsgefahr.
Wie sieht es denn bei euch aus? Ist bei euch durch Corona Entlastung weggebrochen? Wenn bei euch z.B sonst der Pflegedienst kommt, ist der jetzt auch entfallen? Es haben ja auch noch Tagespflege für Senioren dicht, wie macht ihr das? Ich bin auf eure Antworten gespannt.
LG Hinzwife
Situation pflegender Angehöriger bei Corona
Tja, that's life!
Wie soll man das schon machen? So gut man eben kann. Ich bin alleinerziehend mit 2 Kindern. Mein Sohn ist fast 12 atypischer Autist, Pflegegrad 3, GdB 100, G, B und H, sonst ganztags auf der Förderschule für Geistige Entwicklung mit Schulassistenz, meine Tochter ist fast 14 und verfügt dagegen über keine Spezialeffekte. Ich bin systemrelevant (juhuu) und hauptsächlich im Home Office. Meine Tochter wird online beschult, meinen Sohn sollte ich bis einschließlich gestern zumindest zur Arbeit anhalten. Dann bin ich plötzlich Vollzeithausfrau und Köchin. Ich geh auf dem Zahnfleisch und bin froh, wenn nächste Woche ein paar Papatage sind, die ich dann voll und ganz in meine liegen gebliebene Arbeit stecken kann und muss. Ein zweischneidiges Schwert. Unterstützung ist naturgemäß keine mehr da und die Entlastungsperspektiven wiw Urlaube sind in weite Ferne gerückt.
Und dennoch oder gleichzeitig oder gerade deshalb: Ich bin glücklich, weil wir so viel Zeit miteinander haben, weil wir es uns schön machen, weil es uns gut geht, weil wir zusammen sind, keiner krank oder gefährdet ist. Weil wir spielen, lachen und Quatsch machen, Fahrrad fahren und spazieren gehen. Ich bin dankbar, weil ich jetzt virtuell regelmäßig Kaffeeklatsch habe und meinen Freundinnen viel näher bin als jemals zuvor. Dankbar, weil alle zuhause bleiben und das meinen Eltern hoffentlich das Leben retten wird. Dankbar, weil mein Job nicht in Gefahr ist und ich keine Existenznot habe.
Es sind ein paar Wochen oder Monate und ich werde einen Weg dadurch finden, wie wir hoffentlich alle. Die Frau, die mich groß gezogen hat, war von 1901 und hat 2 Weltkriege überlebt. Sie hat abends vor dem Schlafen gehen gern ewig meine Sommersprossen gezählt, als wäre das das wichtigste auf der Welt. Ich finde, das sagt viel über große und kleine Perspektiven.
Liebe Grüße und viel Kraft
die Landmaus
Liebe Landmaus,
eigentlich bin ich froh, dass ich erstmal zu Hause bin. Diese ganze Fahrerei mit dem ÖPNV bei Corona ging mir echt zuletzt auf den Keks. Ich bin froh, dass ich meine Familie um mich scharen kann. Wir sind gesund und das ist das Wichtigste im Moment. Und machen uns hier eine schöne Zeit. Mein Jüngster brauch zum Glück nicht viel. Er ist in seiner eigenen Welt glücklich und zeigt uns, wenn er bei uns sein möchte. Ich telefoniere jetzt etwas mehr, schreibe WhatsApp. Wenn ich abends im Bett bin und nicht zu müde, dann lese ich noch.
Ich denke, du und andere werden es überleben. Und es werden hoffentlich auch bessere Zeiten kommen. Und ich danke dir für deine aufbauenden Worte.
LG Hinzwife
Ich bin pflegedienstleitung in der ambulanten Pflege.. wir betreuen unsere Kunden ganz normal weiter. Entsprechende Hygienemaßnahmen werden berücksichtigt.
Da könntest du in deiner region nachfragen ob ambulante Dienste noch Kapazitäten haben!
Ich brauche in dem Sinne keinen Pflegedienst, sondern einen sogenannten Familienentlastenden Dienst, der mit unserem Sohn etwas macht oder unternimmt. Und da gab es vor Corona schon wenig Kapazitäten. Zumindestens in der Einzelbetreuung. Kleingruppenbetreuung war immer weniger das Problem, die fielen zwar manchmal aus. Das lag einfach an dem normalen "Pflegenotstand" den wir seit Jahren kennen. Und jetzt verschärft sich das nochmals. Für die Einzelbetreuung hatte ich ja jemanden privat engagiert über die Nachbarschaftshilfe. Nur die haben jetzt bei Corona umgestellt auf Einkaufen und zur Apotheke fahren für die Senioren. Die bringen keinen Hilfebedürftigen mehr zum Arzt oder leisten denen Gesellschaft wegen der Ansteckungsgefahr. Kann ich auch verstehen.
LG Hinzwife
Wir bieten ja auch Betreuung an. Nicht nur waschen was immer alle denken..
Wir haben Kunden mit denen wir spazieren gehen..Spiele spielen etc. Das ist dann immer einzelbtreuung- außer es ist ein Ehepaar und beide möchten diese Leistung beziehen